By Published On: 15. November 2018Categories: Gesundheit, Pädagogik, Psychologie

Der psychologische Sammelbegriff „Intelligenz“ ist so gut wie jeder Person geläufig. Obwohl viele verschiedene Definitionen existieren, wird unter dem Begriff Intelligenz im allgemeinen die kognitive Leistungsfähigkeit eines Menschen verstanden, die in Form von vielen verschiedenen Tests gemessen werden kann.[1] Man unterscheidet heutzutage verschiedene Intelligenzarten, insbesondere die sprachlich-linguistische, die logisch-mathematische sowie die bildlich-räumliche Intelligenzen sind wesentliche Bestandteile herkömmlicher Intelligenztests, die zum Ziel haben, einen Intelligenzquotienten, kurz gesagt den IQ zu ermitteln. Jegliche inter- wie auch intrapersonale Intelligenzformen wurden in den klassischen Tests jedoch nicht berücksichtigt.[2]

Das Thema der Emotionalen Intelligenz wurde bereits in den 70er Jahren diskutiert.[3] Definiert werden kann Emotionale Intelligenz als die Fähigkeit, eigene als auch die Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen und darauf in angemessener Weise zu reagieren. Ferner spielt im Bezug darauf die Kommunikation eine wichtige Rolle.[4]
Mittlerweile gibt es verschiedene Modelle zur emotionalen Intelligenz – die einflussreichsten stammen von Salovey und Mayer, Bar-On sowie von dem Psychologen und Journalisten David Goleman[5], der durch sein im Jahre 1995 veröffentlichtes Buch mit dem Namen „Emotionale Intelligenz“ die gleichnamige Thematik populär machte.[6]

Im Folgenden sollen die Modelle von Salovey und Meyer sowie von Goleman erläutert werden, um ein etwas tiefer reichendes Verständnis zu ermöglichen.

Das Konzept der Emotionalen Intelligenz von Salovey und Meyer umfasst zum einen drei konzeptuell verwandte mentale Prozesse:[7]
1. Das Erkennen und der Ausdruck von Emotionen
2. Die Regulation, bzw. Kontrolle
3. Die adaptive, also angepasste Nutzung

Zum anderen definierten die beiden Psychologen vier Aspekte, bzw. Bereiche Emotionaler Intelligenz:[8]
a) Wahrnehmung und Ausdruck von Emotionen – die Fähigkeit Emotionen ausdrücken zu können und in uns selbst sowie bei anderen zu identifizieren, insbesondere über nonverbale Kommunikation[9]
b) Denken mit Emotionen –  anders gesagt die vorhandene Kenntnis über Zusammenhänge zwischen Emotionen und Denken[10]
c) Verstehen und Analysieren von Emotionen – die Fähigkeit Emotionen zu benennen und zu deuten
d) Verwaltung und Regulierung von Emotionen – dies bezieht sich auf die Fähigkeit gegenüber Emotionen offen zu sein, diese als an- oder unangemessen zu bewerten und sie diesbezüglich zu regulieren.[11]

Goleman betrachtet Emotionale Intelligenz als eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Führung und beruflichen Erfolg, da die alleinige fachliche Kompetenz hierfür nicht ausreichend ist – denn seiner Aussage nach sollte man sich die Frage beantworten, was einem ein hoher IQ nützt, wenn man ein emotionaler Trottel ist.[12]
Während seiner Forschungen griff Goleman einige Ideen von Salovey und Mayer auf, ergänzte diese allerdings durch weitere Ideen.[13]
Er erweiterte die Annahme, dass emotionale Intelligenz die Fähigkeiten Empathie- und Einfühlungsvermögen umfasst, um vier weitere Faktoren, die seiner Ansicht nach nicht angeboren, sondern erlernbar sind, und zwar: Selbstbewusstsein, Selbstmotivation, Selbstmanagement und das Engagement in Gruppen.[14]

Andere Forscher kritisieren das Konzept Golemans jedoch, da sie der Annahme sind, dass sich Emotionale Intelligenz zu einem Großteil aus den grundlegenden Persönlichkeitseigenschaften ergibt. Trotz dieser Kritik hat sich das Konzept der Emotionalen Intelligenz durchgesetzt. Viele Unternehmen nutzten das Wissen bereits und versuchen gezielt Bewerber und Führungskräfte mit einer möglichst hohen ausgeprägten Emotionalen Intelligenz einzustellen. Das Ziel besteht darin, ein besseres Arbeitsklima zu schaffen und eine dadurch folgende höhere Produktivität der Mitarbeiter zu erlangen.[15]

Wie kann emotionale Intelligenz gemessen werden?

Im deutschsprachigen Raum wird zu einem großen Teil das sogenannte Emotional Intelligence Inventar (IE4) von Satow verwendet. Dieser Test umfasst verschiedene Aufgaben zur Wahrnehmung zum Wissen und der Kontrolle von Emotionen.
Im englischsprachigen Raum wird oftmals der von Mayer und Salovey begründete MSCEIT Test eingesetzt, der mehr als 100 Aufgaben umfasst, in denen unter anderem Emotionen eingeschätzt werden sollen.
Ebenfalls nennenswert ist der Emotional Competence Inventory (ECI) von Goleman, der im Rahmen eines 360 Grad Feedbacks durchgeführt wird.[16]

Abschließend lässt sich jedoch sagen, dass jegliche Testverfahren zur Messung der Emotionalen Intelligenz das Problem mit sich bringen, dass nicht alle Lösungen als eindeutig richtig oder falsch bewertet werden können, da das subjektive Empfinden verschiedener Personen durchaus unterschiedlich sein kann.[17]

Literaturverzeichnis:

Bosley Irina & Kasten Erich (2018). Emotionale Intelligenz. Berlin: Springer.

Michaela Sit (2012). Sicher, stark & mutig. Freiburg: Kreuz Verlag.

Maltby, J., Day, L. & Macaskill, A. (2011). Differentielle Psychologie, Persönlichkeit und Intelligenz. München: Pearson.

Marc A. Pletzer (2017). Emotionale Intelligenz. Freiburg: Haufe.

Internetquellenverzeichnis:

Emotionale Intelligenz – Lexikon der Psychologie
https://www.psychomeda.de/lexikon/emotionale-intelligenz.html
(Zugriff am 15.01.19)

Beitragsbild:

https://pixabay.com/de/gehirn-herz-gehirn-symbol-3269655/
(Zugriff am 30.01.19)

 

[1] Vgl. Bosley et al. 2018, S. 157f.

[2] Vgl. Bosley et al. 2018, S. 167ff.

[3] Vgl. Maltby et al. 2011, S. 692

[4] Vgl. Pletzer. 2017, S. 14.

[5] Vgl. Maltby et al. 2011, S.692f.

[6] Vgl. https://www.psychomeda.de/lexikon/emotionale-intelligenz.html

[7] Vgl. Bosley et al. 2018, S. 177.

[8] Vgl. Bosley et al. 2018, S. 178.

[9] Vgl. Bosley et al. 2018. 178f.

[10] Vgl. Maltby et al. 2011, S.692.

[11] Vgl. Bosley et al. 2018, S. 179.

[12] Vgl. Bosley et al. 2018, 180f.

[13] Vgl. Maltby et al. 2011, S.692.

[14] Vgl. Sit. 2012, S. k.A.

[15] Vgl. https://www.psychomeda.de/lexikon/emotionale-intelligenz.html

[16] Vgl. Ebenda.

[17] Vgl. Bosley et al. 2018, S. 186.

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