By Published On: 19. April 2024Categories: Digitalisierung, Soziales

Die rasant fortschreitenden Entwicklungen und der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedenen Bereichen unseres Lebens bieten Möglichkeiten, das private und öffentliche Leben, sowie unsere Umwelt zu verbessern. Dies reicht von der Gesundheitsversorgung bis hin zu intelligenten Städten und der Bekämpfung des globalen Klimawandels.
Jedoch bringt dieser Fortschritt auch bedeutende Herausforderungen mit sich. Insbesondere werfen der umfangreiche Einsatz von persönlichen oder sensiblen Daten, die zunehmende Abhängigkeit von Algorithmen für Entscheidungsfindungen sowie die schrittweise Reduzierung menschlicher Aufsicht über automatische Prozesse ethische Fragen auf (Floridi et al., 2019).

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung
  2. Herausforderungen
  3. Lösungsansätze
  4. Zusammenfassung

1. Einführung in digitale Ethik in der KI

Die digitale Ethik in der KI beschäftigt sich mit den moralischen Herausforderungen und Richtlinien, die bei der Entwicklung, Implementierung und Nutzung künstlicher Intelligenz entstehen.  Darunter fallen mehrere Themenbereiche wie beispielsweise Fairness, Transparenz, Datenschutz und die Vermeidung von Schaden.
Um eine digitale Ethik in der KI zu erhalten, gilt es einen Rahmen zu definieren, in dem KI-Systeme zum Wohle der Menschheit und unter Achtung grundlegender ethischer Prinzipien entwickelt und eingesetzt werden können.
Dies umfasst die Erarbeitung von Richtlinien und Standards, die sowohl die technischen Aspekte als auch die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen von KI berücksichtigen.
Die Notwendigkeit einer digitalen Ethik in der KI ergibt sich aus dem tiefgreifenden Einfluss, den diese Technologien auf individuelle und gesellschaftliche Ebenen haben, und dem Bestreben, diesen Einfluss verantwortungsvoll zu gestalten (Kazim & Koshiyama, 2020; Taddeo & Floridi, 2018).

Eine vertrauenswürdige KI sollte grundlegend folgenden Kriterien erfüllen (Hasenbein, 2023, S. 166 – 169):

  • Rechtmäßigkeit: KI sollte alle relevanten Gesetze, Vorschriften und Bestimmungen einhalten, einschließlich der Datenschutzgrundverordnung (DGSVO), Antidiskriminierungsrichtlinien, Richtlinien über Verbraucherschutz sowie Gesundheitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz.
  • Robustheit: KI sollte sowohl technisch als auch sozial robust sein, um Schaden zu vermeiden. Es sollten Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, um unbeabsichtigte negative Auswirkungen zu verhindern.

Das Einhalten ethischer Grundsätze und Werte kann, insbesondere unter der Berücksichtigung verschiedener Kulturen, eine große Herausforderung darstellen. In jedem Fall sollten menschenzentrierte Werte im Vordergrund stehen und die internationalen Menschenrechtsbestimmungen eingehalten werden (Hasenbein, 2023, S. 166 – 169).

2. Herausforderungen der digitalen Ethik in der KI

Vorurteile und Diskriminierung in KI-Systemen sind kritische Probleme, die viele KI-Systeme (vor allem Large-Language-Modelle wie ChatGPT) betreffen. Dazu zählen insbesondere die Voreingenommenheit gegenüber Frauen und Minderheiten und die Verstärkung existierender Vorurteile. Dies geschieht, da KI-Systeme häufig auf Basis historischer Datensätze trainiert werden, welche oft überholte Weltanschauungen beinhalten. Zudem sind Entwicklergruppen, die KI-Systeme erstellen, oft homogen. Dies kann zu einer Verzerrung der Ergebnisse durch das Fehlen vielfältiger Perspektiven führen (Vieweg, 2023, S. 178).

Transparenz in KI-Anwendungen: Transparenz ist essenziell, um Systeme mit nachvollziehbaren Entscheidungsprozesse zu entwickeln und sie letztendlich verantwortlich zu gestalten. Einblicke in die KI sind nötig, um ethische Fragen aufzuwerfen und zu diskutieren. Transparenz fördert nicht nur die Akzeptanz von KI, sondern kann unethisches Verhalten und den Weg dorthin aufdecken, welche dann nachvollzogen und korrigiert werden kann. Da die Entwicklung von KI häufig in Unternehmen stattfindet, leidet Transparenz möglicherweise unter wirtschaftlichen Prioritäten (Floridi et al., 2019; Vieweg, 2023, S. 227).

Datenschutzverletzungen: Die Gefahr von Datenschutzverletzungen und der Missbrauch privater Daten sind ebenfalls kritische Herausforderungen. Die Erfassung und Verarbeitung personenbezogener Daten, einschließlich Benutzerinformationen und Meta- beziehungsweise Hintergrunddaten, sind in KI-Modellen weit verbreitet. Datenschutzstandards und die Transparenz der Verarbeitung personenbezogener Daten sind daher unabdingbar, um die Rechte von Einzelpersonen zu schützen (Conrad, 2017). Zudem sind wirksame und unabhängige Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre notwendig, da sich auf die Zusammenarbeit mit IT-Unternehmen allein nicht verlassen werden kann (Vieweg, 2023, S. 259).

Verantwortung: Ein weiteres Kernproblem ist die Zuweisung von Verantwortung und Haftung für die Handlungen und Entscheidungen von KI-Systemen. Da KI-Systeme autonom, ohne direkte menschliche Kontrolle, handeln können ist es schwierig zu bestimmen, wer (die Entwickler, die Nutzer, die Eigentümer oder die KI selbst) für Fehlentscheidungen oder Schäden verantwortlich ist (Coeckelbergh, 2019).

3. Lösungsansätze für eine ethische KI-Nutzung

Ausrichtung auf Menschenrechte: Jede KI-Technologie sollte die Grundrechte des Menschen respektieren, wie sie in der UN-Menschenrechtserklärung niedergelegt sind. Dies sollte bei jeder KI als Priorität konfiguriert werden (Vieweg, 2023, S. 260-261). Das kann beispielsweise durch die Orientierung an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen erreicht werden, die Mehrwerte auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene verfolgen (Barton & Pöppelbuß, 2022, S. 478).

Qualitätskontrollen: Das ständige Überprüfen und die Sicherstellung, dass die treibenden Komponenten jeder KI-Anwendung so konfiguriert sind, dass sie den beabsichtigten Zweck erfüllen, und der international akzeptierter rechtliche Standards einhalten ist bedeutend für eine fortwährende Ethik in der KI (Vieweg, 2023, S. 263).

Soziale Verantwortung: KI-Technologien sollten das gesellschaftliche Zusammenleben nicht stören, sondern fördern. Dazu gehört die Schaffung von Anreizen für Verbraucher:innen, um verantwortungsbewusst zu handeln, sowie die Förderung der sozialen und ökologischen Verantwortung von Unternehmen (Vieweg, 2023, S. 256-257)

Initiativen: Diskussionen verschiedener Initiativen, die zum Gedeihen einer ethischen KI beitragen, fördern eine ethische Reflexion über KI-Fragen und eine Entwicklung von Standards wie zum Beispiel das RoboLaw in der EU und Datenschutzinitiativen in den USA und Deutschland (Vieweg, 2023, S. 4).

Datenschutzstandards: Datenschutzstandards, wie die DSGVO beziehungsweise die GDPR in der EU, können zur Transparenz und zum Schutz der Daten von Benutzer:innen beitragen (Vieweg, 2023, S. 243).

Aus- und Weiterbildung: Die Bedeutung der Hochschulbildung und der Weiterbildung im Bereich KI ist entscheidend, um den ethischen Umgang mit KI zu verbreiten und weitere ethisch vertretbare Lösungen zu finden (Vieweg, 2023, S. 199-201)

4. Zusammenfassung

Die Digitalisierung und der Einsatz von KI bieten zahlreiche Möglichkeiten, unser Leben zu verbessern. Die damit verbundenen ethischen Herausforderungen dürfen jedoch nicht ignoriert werden. Themen wie Datenschutz, Transparenz, Fairness und Verantwortlichkeit spielen eine zentrale Rolle in der digitalen Ethik. Die Entwicklung von Richtlinien und Standards, die sowohl technische Aspekte als auch soziale, wirtschaftliche und politische Auswirkungen von KI berücksichtigen ist wichtig, um KI schadenfrei zu nutzen. Herausforderungen, die durch Voreingenommenheit, mangelnde Transparenz und Datenschutzverletzungen entstehen, können unter die Achtung der Menschenrechte, durch Qualitätskontrollen, soziale Verantwortung und Bildung gelöst werden.
Im Mittelpunkt sollte stets stehen, dass KI-Technologien das gesellschaftliche Zusammenleben fördern und zum Wohlbefinden der Gesamtgesellschaft beitragen.

Bildverzeichnis

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Literaturverzeichnis

Barton, M.-C., & Pöppelbuß, J. (2022). Prinzipien für die ethische Nutzung künstlicher Intelligenz. HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik, 59(2), 468-481. https://doi.org/10.1365/s40702-022-00850-3

Coeckelbergh, M. (2019). Artificial Intelligence: Some ethical issues and regulatory challenges. Technology and Regulation, 2019, 31-34. https://doi.org/10.26116/techreg.2019.003

Conrad, C. S. (2017). Künstliche Intelligenz — Die Risiken für den Datenschutz. Datenschutz und Datensicherheit – DuD, 41(12), 740-744. https://doi.org/10.1007/s11623-017-0870-4

Floridi, L., Cath, C., & Taddeo, M. (2019). Digital Ethics: Its Nature and Scope. In C. Öhman & D. Watson (Eds.), The 2018 Yearbook of the Digital Ethics Lab (pp. 9-17). Springer International Publishing. https://doi.org/10.1007/978-3-030-17152-0_2

Hasenbein, M. (2023). Mensch und KI in Organisationen: Einfluss und Umsetzung Künstlicher Intelligenz in wirtschaftspsychologischen Anwendungsfeldern (1st 2023. ed.). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66375-2

Kazim, E., & Koshiyama, A. S. (2020). A high-level overview of AI ethics. Patterns, 2. https://doi.org/10.1016/j.patter.2021.100314

Taddeo, M., & Floridi, L. (2018). How AI can be a force for good. Science, 361(6404), 751-752. https://doi.org/10.1126/science.aat5991

Vieweg, S. (Ed.). (2023). KI für das Gute: Künstliche Intelligenz und Ethik. Springer Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-031-22777-6.

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