Tiere hatten schon immer eine besondere Wirkung auf Menschen. In der sozialen Arbeit werden Tiere zunehmend als Beziehungspartner und Vermittler eingesetzt, um Kommunikationsbarrieren zu überwinden und neue Zugänge zu Klient:innen zu schaffen (BSG Bildungsinstitut für Soziales und Gesundheit GmbH). Tiere fungieren dabei als Co-Pädagogen, die durch ihre Präsenz und Interaktion neue Kommunikationswege eröffnen und positive Lernatmosphären schaffen (Reiß, 2024).

Wie?

Empirische Befunde belegen, dass der Kontakt zu Tieren das Selbstvertrauen, die soziale Interaktion und das emotionale Wohlbefinden verbessert. Tiere ermöglichen durch ihre unvoreingenommene und nonverbale Kommunikation einen Zugang, der in rein sprachlich orientierten Settings oft nicht gelingt (Reiß, 2024).  Ihre Wirkung basiert auf interaktionellen und psychosozialen Prozessen (BSG Bildungsinstitut für Soziales und Gesundheit GmbH).

Etwa durch Förderung von:

-emotionaler Beruhigung,

-Empathie und sozialem Verhalten,

-der Reduktion von Stress, Angst und Einsamkeit durch Nähe und körperliche Wärme,

-der Stärkung der Selbstwirksamkeit durch übernommene Verantwortung,

-soziale Förderung durch gemeinsames Handeln,

-motorischer Aktivierung durch Pflege und Bewegung,

-Stärkung der Resilienz durch erlebte Erfolge im Umgang mit dem Tier

sowie die sprachliche und kognitive Anregung durch Interaktion und Beobachtung (Reiß, 2024).

Tiere sind häufig zudem Gesprächsanlässe und schaffen verbindende Erlebnisse (BSG Bildungsinstitut für Soziales und Gesundheit GmbH).

Wo können sie eingesetzt werden?

Dieser Ansatz wird unter dem Begriff „tiergestützte Intervention“ zusammengefasst und findet in verschiedenen Handlungsfeldern Anwendung (BSG Bildungsinstitut für Soziales und Gesundheit GmbH):

-In Kindertagesstätten fördern Tiere Verantwortungsbewusstsein, Mitgefühl und Teamfähigkeit (Reiß, 2024).

-In Schulen ergänzen sie den Unterricht durch erfahrungsbasiertes Lernen und soziale Interaktion (Reiß, 2024).

-In therapeutischen und spezialpädagogischen Einrichtungen unterstützen sie Menschen mit besonderen Bedürfnissen bei der emotionalen Stabilisierung und Bewältigung von Verhaltensauffälligkeiten (Reiß, 2024).

-In Jugendzentren und Freizeitangeboten stärken Tiere Selbstbewusstsein und soziale Integration (Reiß, 2024).

-In der Jugendhilfe unterstützen Hunde Jugendliche mit traumatischen oder belasteten Erfahrungen beim Aufbau von Vertrauen und sozialer Kompetenz (BSG Bildungsinstitut für Soziales und Gesundheit GmbH).

-In der Senior:innenarbeit wirken Tiere aktiv gegen Einsamkeit, steigern Lebensfreude und regen zu Kommunikation und Bewegung an (BSG Bildungsinstitut für Soziales und Gesundheit GmbH).

Welche Tiere sind geeignet?

Zu den in der Pädagogik häufig eingesetzten Tierarten zählen Hunde, Pferde, Katzen, Lamas, Alpakas, Ziegen und Hühner. Jedes Tier bringt spezifische pädagogische und therapeutische Qualitäten mit sich – Hunde fördern emotionale Stabilität und soziale Kompetenz, Pferde stärken Selbstwirksamkeit und Körperbewusstsein, während kleinere Tiere wie Hühner oder Ziegen Verantwortungsgefühl und Alltagsstruktur vermitteln (Reiß, 2024).

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur tiergestützten Therapie:

Empirische Untersuchungen belegen die positiven Effekte tiergestützter Interventionen auf die emotionale, soziale und kognitive Entwicklung von Kindern, insbesondere bei Störungen aus dem Autismus-Spektrum (Autismus Hilfe, 2025).

Eine Studie aus dem Jahr 2013, veröffentlicht im Journal of Autism and Developmental Disorders, zeigte, dass Kinder mit Autismus, die regelmäßig mit Hunden interagierten, signifikante Verbesserungen in sozialer Interaktion und Kommunikationsfähigkeit aufwiesen. Der Kontakt mit Tieren wirkte dabei als sozialer Katalysator, der emotionale Zugänge und nichtsprachliche Kommunikation erleichterte (Autismus Hilfe, 2025).

In einer weiteren Untersuchung aus dem Jahr 2015 zur Reittherapie (Hippotherapie) wurde festgestellt, dass sich nach einer sechsmonatigen Therapiephase die motorischen Fähigkeiten und die emotionale Regulation der teilnehmenden Kinder deutlich verbesserten. Die rhythmischen Bewegungen des Pferdes sowie die emotionale Bindung zwischen Kind und Tier trugen zu diesen positiven Entwicklungen bei (Autismus Hilfe, 2025).

Diese Befunde legen nahe, dass tiergestützte Therapieformen multisensorische, emotionale und soziale Lernprozesse aktivieren können (Autismus Hilfe, 2025).

Grenzen:

-Akzeptanz: Nicht alle Klient:innen reagieren positiv auf Tiere; Vorerfahrungen, Ängste oder Allergien können hinderlich sein (BSG Bildungsinstitut für Soziales und Gesundheit GmbH).

-Hygiene und Sicherheit: Der professionelle Einsatz erfordert klare Rahmenbedingungen, um Risiken zu vermeiden (BSG Bildungsinstitut für Soziales und Gesundheit GmbH).

-Tierwohl: Tiere dürfen nicht instrumentalisiert oder überfordert werden. Ihr Wohlbefinden ist zentrale Voraussetzung für die ethische Legitimation tiergestützter Arbeit (BSG Bildungsinstitut für Soziales und Gesundheit GmbH). Entscheidend ist dabei eine artgerechte Haltung, professionelle Ausbildung der Tiere und eine reflektierte methodische Einbindung in den pädagogischen Prozess (Reiß, 2024)

Fazit:

Tiergestützte Interventionen stellen also eine innovative und wirksame Ergänzung pädagogischer Methoden dar. Sie eröffnen neue Kommunikationswege und stärken die Beziehungsgestaltung. Entscheidend ist jedoch eine professionelle, reflektierte und tierethisch verantwortliche Umsetzung, die sowohl menschliche als auch tierische Bedürfnisse berücksichtigt. Zukünftige Forschung sollte die Wirksamkeit, Grenzen und ethischen Implikationen tiergestützter Arbeit weiter untersuchen, um ihre Rolle in der sozialen Arbeit evidenzbasiert zu festigen.

Literaturverzeichnis:

Autismus Hilfe (Hrsg.). (2025). Tiergestützte Therapie. Verfügbar unter: https://autismusspektrum-hilfe.de/tiergestuetzte-therapie/#wissenschaftliche-erkenntnisse-zur-tiergestutzten-therapie

BSG Bildungsinstitut für Soziales und Gesundheit GmbH (Hrsg.).. Tiere in der sozialen Arbeit – Chancen, Grenzen und Praxisbeispiele. Verfügbar unter: https://bildung-sg.de/blog/blog-tiere-in-der-sozialen-arbeit/

Reiß, M. (2024). Tiergestützte Pädagogik: Wie Tiere als Co-Pädagogen unser Lernen bereichern. baloop. Verfügbar unter: https://baloop.de/magazin/work/tiere-in-der-paedagogik

Titelbildquelle:

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