In Verbindung mit der Klimakrise werden Emotionen eher selten thematisiert.  Sorgen und Angst vor der Zukunft werden bisweilen in der Gesellschaft noch wenig diskutiert. Vielen Menschen wird es kein Begriff sein, dass die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen hinsichtlich der Klimakrise existenziell ist, um sich der Thematik anzunehmen und ins Handeln zu kommen. 

 

Inhalt des Buches:

 

Emotionen und Klimakrise

Die Klimakrise mit ihren Auswirkungen auf unser Leben wirkt sich auf unsere Psyche aus und kann unterschiedliche Gefühle hervorrufen. Nach einer kurzen Einführung dazu, warum wir die Klimakrise mit ihren Fakten ignoieren, in Form von Wegsehen, wird auf die Bewusstwerdung und Einsicht bzgl. der Klimakrise eingegangen. Anschließend wird auf die einzelnen Emotionen Bezug genommen. Dabei werden die Emotionen Angst, Ärger und Wut, Traurigkeit, Schuld und Scham, Neid, Freunde und Verbundenheit sowie Hoffnung und Mut thematisiert. Meist erfolgt zunächst eine allgemeine Erläuterung, wie die jeweiligen Emotionen in der Psychologie definiert werden. Nachdem die allgemeinen Gefühlszustände beschrieben werden, wird erläutert, in welchem Bezug diese im Rahmen der Klimakrise erlebt werden können. Meist folgen auch konkrete Beispiele zu den Klimagefühlen, welche die Autorinnen selbst kennen und geben Strategien an die Hand, wie mit den starken Gefühlen umgegangen werden kann. In einem Kapitel wird speziell auf den Umgang mit Kindern und die Klimakrise näher eingegangen. Wie ins Handeln gekommen werden kann wird außerdem ausführlich erläutert. Zum Abschluss folgt eine Betrachtung zur individueller und gesellschaftlicher Klimaresilienz. 

Gerade in Bezug auf Krisen erleben wir Menschen natürlich vorallem negative Gefühle und unser erster Instinkt besteht dahin, diese wegzuschieben und zu verdrängen. Nur zu gerne Ignorieren wir Bedrohnung, was jedoch sich oft, wie auch in der Klimakrise, als kontraproduktiv gestaltet. Lea Dohm und Mareike Schulz zeigen auf, dass starke Gefühle wie Angst, Trauer und Wut bis zu einem gewissen Anteil auch notwendig sind und wir diese auch nutzen können. Andere Gefühl wie Schuld oder Hoffnungslosigkeit sind dagegen eher kontraproduktiv und können uns in unserem Einsatz für das Klima hemmen. Aufkommende Gefühle im Rahmen des Klimaengagements wie Hoffnung, Mut und Verbundenheit bestärken uns dagegen in unserem Engagement und führen dazu, dass wir weiter aktiv sind und einen Gegenpol zu den negativen Gefühlen entwickeln. 

 

Selbstfürsorge im Aktivismus

Ein Kapitel in dem Buch handelt auch von dem Thema Selbstfürsorge und Aktivismus bzw. nachhaltigen Aktivismus. Wie bereits beschrieben, können aktivierende Gefühle genutzt werden, um selbst ins Handelns zu kommen. Nimmt allerdings Traurigkeit oder Angst überhand, so wird zu Hilfe bei Expertinnen und Experten geraten. Die Gruppe der Aktivisten ist vor allem von Burn-Out betroffen, sodass Selbstfürsorge von großer Relevanz hierbei ist. Das Ganze wird auch als nachhaltiger Aktivismus beschrieben, indem bei Einteilung der eigenen Kräfte im Rahmen des Engagements ein fortlaufender, auf lange Zeit ausgerichteter Aktivismus angestrebt wird. Das Buch hilft dabei, den Blick auf das wesentliche zu richten und gibt gleichzeitig Hilfestellung, wie man selbst fortwährend auf sich achtet. 

 

Über die Autorinnen

Lea Dohm und Meireike Schulze sind beides tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeutinnen, welche sich innerhalb der sozial-ökologischen Gerechtigkeitsbewegung engagieren. Neben der eigenen Praxis in Stadthagen ist Lea Dohm als Fachjournalistin tätig und mit Mareike Schulze zusammen die Mitinitiatorin des Vereins „Psychologists and Psychotherapists for Future“ (Psych4F), welcher Teil der „For Future“-Bewegung ist. Beide sind Mütter und mit dem Umgang der eigenen und fremden Gefühlen in Bezug auf die Klimakrise vertraut. 

 

Fazit 

Für mich selbst war das Thematisieren von Gefühlen in Bezug auf die Klimakrise fast wie eine neue Welt, die sich für mich eröffnet hat. Zwar habe ich schon länger, wie bestimmt viele andere Menschen, die Krisen auf der Welt wahrgenommen und dabei negative Gefühle empfunden, jedoch konnte ich es allein nicht so genau differenzieren und habe es vielmehr als „Weltschmerz“ empfunden. Beim Lesen ist man automatisch damit beschäftigt, seine eigenen Gefühle bei den jeweiligen Kapiteln zu reflektieren, was schon einer Verarbeitung dieser gleicht. Mein Erleben hinsichtlich der Klimakrise benennen zu können und zusätzlich noch entsprechenden Umgang damit an die Hand zu bekommen war sehr hilfreich. Das Wissen, dass auch andere Menschen dahingehend ähnlich denken und vor allem fühlen, ist ermutigend. Wie in dem Buch gut beschrieben wird, muss sehr wahrscheinlich eine Auseinandersetzung mit den Emotionen bzgl. der Klimakrise zuerst statt finden, sodass man sich der vollen Bandbreite dieser komplexen Thematik widmen kann. Auch wenn es mühsam ist, sich mit dem Thema zu beschäftigen, so kann ich das Buch nur wärmsten empfehlen. 

 

Literaturverzeichnis: 

Climate Lab. (2021). Mit „Klimagefühlen“ umgehen – ein Interview mit Lea Dohm und Mareike Schulze. Zugriff am 01.06.2023. Verfügbar unter https://klimareporter.in/mit-klimagefuehlen-umgehen-lea-dohm-mareike-schulze/

Dohm, L. & Schulze, M. (2022). Klimagefühle – Wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt zu verzweifeln. (1.Aufl.). München: Knaur Verlag 

Hamann, K., Baumann, A. & Löschinger, D. (2016). Psychologie im Umweltschutz – Handbuch zur Förderung nachhaltigen Handels. (1. Aufl.). München: oekom Verlag 

Tagesspiegel Background. (2022). Von der Lähmung zur Handlung. Zugriff am 01.06.2023. Verfügbar unter https://background.tagesspiegel.de/gesundheit/von-der-laehmung-zur-handlung

 

Bildnachweis Titelbild:

https://pixabay.com/de/photos/pxklimaschutz-klima-landschaft-4684217/

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