Burnout ist längst kein Randphänomen mehr. In der Schweiz fühlt sich laut dem aktuellen Job-Stress-Index über 30 Prozent der Erwerbstätigen emotional erschöpft, so viele wie noch nie zuvor (Siegfried, 2023). Diese Entwicklung zeigt, wie sehr Dauerbelastung, hoher Leistungsdruck und fehlende Erholungsphasen unsere psychische Gesundheit beeinflussen. Dabei ist Burnout nicht einfach eine Folge von zu viel Arbeit, sondern ein schleichender Prozess, der sich oft über Wochen oder Monate entwickelt und anfangs kaum auffällt.
Umso wichtiger ist es, erste Warnzeichen ernst zu nehmen und rechtzeitig zu reagieren. Wer sich selbst gut beobachtet und gezielt auf seine Lebensweise achtet, kann viel dazu beitragen, einem Burnout vorzubeugen. Dieser Blogbeitrag soll dabei helfen, die typischen Anzeichen besser zu erkennen, Zusammenhänge zu verstehen und konkrete Wege aufzuzeigen, wie man im Alltag gegensteuern kann.
Was ist Burnout und was ist es nicht?
Burnout beschreibt einen Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Betroffene fühlen sich ausgelaugt, innerlich leer und dauerhaft überfordert. Typisch ist, dass dieser Zustand nicht plötzlich eintritt, sondern sich schleichend entwickelt, oft über einen langen Zeitraum hinweg. Was anfangs noch als „nur ein bisschen viel zu tun“ erscheint, kann sich mit der Zeit zu einer chronischen Überforderung entwickeln, die den gesamten Alltag beeinträchtigt (Scherrmann, 2025, S. 8-9).
Wichtig ist, Burnout nicht mit normalem Stress zu verwechseln. Stress gehört zum Leben und kann kurzfristig sogar leistungsfördernd sein. Problematisch wird es dann, wenn der Stress dauerhaft anhält und keine ausreichenden Erholungsphasen mehr möglich sind. Auch eine Depression ist nicht mit Burnout gleichzusetzen. Zwar ähneln sich einige Symptome wie Antriebslosigkeit, Rückzug oder Schlafstörungen, doch die Ursachen und Verläufe unterscheiden sich. Während eine Depression oft aus dem Inneren heraus entsteht, steht beim Burnout meist eine länger andauernde äussere Belastung im Vordergrund (Scherrmann, 2017, S. 6-7).
Burnout ist also keine Modeerscheinung, sondern ein ernstzunehmender Zustand mit klar definierten Phasen und Warnzeichen. Wer früh versteht, was dahintersteckt, kann gezielter darauf reagieren und gegensteuern, bevor der eigene Akku komplett leer ist.
Frühe Warnzeichen erkennen
Burnout kündigt sich oft schleichend an. Erste Anzeichen können anhaltende Erschöpfung, Konzentrationsprobleme oder innere Unruhe sein. Wer morgens schon müde ist, sich ständig ausgelaugt fühlt und selbst kleine Aufgaben als belastend erlebt, sollte aufmerksam werden. Auch körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder ein erhöhter Puls können Hinweise sein (Braunmiller & Freudiger, 2020).
Emotional zeigen sich häufig Gereiztheit, Rückzug oder das Gefühl, innerlich leer zu sein. Manche entwickeln eine zynische Haltung gegenüber ihrer Arbeit oder dem Umfeld. Diese Warnzeichen ernst zu nehmen, ist entscheidend. Je früher man sie erkennt, desto besser lässt sich gegensteuern, bevor die Erschöpfung chronisch wird (Kramuschke, Renner & Kersting, 2024, S. 485).
Burnout vorbeugen, was im Alltag wirklich hilft
Burnout entsteht oft dann, wenn Anforderungen dauerhaft höher sind als die eigenen Ressourcen. Umso wichtiger ist es, im Alltag aktiv gegenzusteuern und sich gezielt Erholungsräume zu schaffen. Prävention bedeutet nicht, stressige Situationen völlig zu vermeiden, sondern mit ihnen so umzugehen, dass sie nicht dauerhaft überfordern.
Ein wichtiger Baustein ist ein bewusster Umgang mit den eigenen Kräften. Dazu gehören ausreichend Schlaf, regelmässige Pausen, eine ausgewogene Ernährung und Bewegung. Diese Grundlagen tragen dazu bei, das körperliche Gleichgewicht zu stabilisieren, was wiederum die psychische Belastbarkeit stärkt (Hochstrasser, 2011, S. 28-29).
Ebenso wichtig ist es, persönliche Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Wer ständig verfügbar ist, sich selbst keine Ruhe gönnt oder es allen recht machen will, gerät schnell in eine dauerhafte Anspannung. Klare Prioritäten, Nein sagen können und realistische Erwartungen an sich selbst helfen, Druck zu reduzieren (Scherrmann, 2017, S. 25-26). Auch Routinen und kleine Auszeiten wirken vorbeugend. Ob ein kurzer Spaziergang, das bewusste Abschalten nach Feierabend oder ein digitales Timeout. Solche Pausen geben dem Kopf die Möglichkeit, sich zu erholen. Gespräche mit vertrauten Menschen oder das Teilen von Sorgen können zusätzlich entlasten (Braunmiller & Freudiger, 2020).
Burnout-Prävention ist keine einmalige Entscheidung, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Wer sich selbst ernst nimmt, seine Grenzen kennt und bewusst für Ausgleich sorgt, legt den Grundstein für mehr Stabilität im Alltag (Scherrmann, 2017, S. 23).
Persönliches Fazit
Burnout ist für mich ein Thema, das ich bisher glücklicherweise nur aus der Distanz kenne. Persönlich habe ich zwar Phasen erlebt, in denen ich mich deutlich erschöpfter gefühlt habe, doch ich hatte nie den Eindruck, ernsthaft gefährdet zu sein. Gerade deshalb sehe ich präventive Massnahmen als entscheidend an. Besonders wichtig ist mir der offene Austausch mit vertrauten Menschen über das eigene Wohlbefinden. Wer ehrlich über Belastungen spricht, schafft nicht nur Entlastung für sich selbst, sondern trägt auch dazu bei, dass psychische Gesundheit gesellschaftlich weniger tabuisiert wird. Ich bin überzeugt, dass wir als Gesellschaft mehr Transparenz und Akzeptanz im Umgang mit psychischen Problemen brauchen. Auch Persönlichkeitsentwicklung spielt für mich eine zentrale Rolle. Wer seine eigenen Grenzen kennt, Kapazitäten richtig einschätzt und den Mut hat, auch einmal Nein zu sagen, stärkt sich selbst nachhaltig. In Unternehmen sollte Prävention nicht nur eine Pflichtübung sein, sondern fester Bestandteil der Kultur werden. Angebote wie Persönlichkeits-Coaching oder Workshops zur Stressbewältigung könnten helfen, langfristig gesunde Arbeitsumfelder zu schaffen.
Aus meiner Sicht ist es zudem ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche, wenn Menschen rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Wer seine Grenzen ernst nimmt, handelt verantwortungsvoll, sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber.
Literaturverzeichnis
Braunmiller, H. & Freudiger, J. (2020). Burn-out erkennen und vorbeugen. Sanitas Magazin. Zugriff am 24.4.2025. Verfügbar unter: https://www.sanitas.com/de/magazin/psyche/psychische-erkrankungen/was-ist-burnout.html?
Hochstrasser, B. (2011). Wege aus dem Burn-out und Möglichkeiten der Prävention. Uro-News, 15(4), 26–30. https://doi.org/10.1007/BF03369835
Kramuschke, M., Renner, A. & Kersting, A. (2024). Burnout. Der Nervenarzt, 95(5), 484–493. https://doi.org/10.1007/s00115-024-01649-x
Scherrmann, U. (2017). Erste Hilfe bei Burnout in Organisationen. Wiesbaden: Springer.
Scherrmann, U. (2025). Stress und Burnout in Organisationen. Berlin: Springer.
Siegfried, S. (2023). Ist die Schweiz das Burnout-Land schlechthin?. SWI. Zugriff am 24.4.2025. Verfügbar unter: https://www.swissinfo.ch/ger/wirtschaft/ist-die-schweiz-das-burnout-land-schlechthin/48956148
Titelbildquelle:
Titelbild von Christian Erfurt veröffentlicht am 2. November 2018
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