By Published On: 28. April 2021Categories: Gesundheit, Psychologie, Wirtschaft

Seit Ausbruch des Corona-Virus werden Menschen dazu angehalten ihre sozialen Kontakte zu minimieren und möglichst daheim zu bleiben. Aus diesem Grund haben viele Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter das Arbeiten im Homeoffice arrangiert (Deutscher Gewerkschaftsbund, 2021). Doch das Arbeiten von zu Hause hat zur Folge, dass der soziale Austausch mit Arbeitskollegen verloren geht. Daraufhin kann es zu Gefühlen von Isolation und Einsamkeit kommen. Dies betrifft insbesondere Alleinlebende (Weichbrodt & Schulze, 2020, S. 98). Im Folgenden wird daher erläutert, was soziale Isolation und Einsamkeit bedeuten und wie entsprechend in Zeiten der Corona-Pandemie entgegengewirkt werden kann.

Soziale Isolation und Einsamkeit

Um das Corona-Virus einzudämmen, wurden einige Maßnahmen in Kraft gesetzt, die das Einschränken der direkten zwischenmenschlichen Kontakte ermöglichen sollen. Doch dies hat wiederum Auswirkungen auf die menschliche Psyche, da der Mensch ein soziales Wesen ist. Das Schließen und Aufrechterhalten von Kontakten kann gewissermaßen als eine genetische Aufgabe des Menschen gesehen werden. Es erzeugt im menschlichen Gehirn positive Gefühle, wie Glück, Verbundenheit und Sicherheit (Benoy, 2020, S. 24). Daher ist es nicht verwunderlich, dass eine Studie feststellen konnte, dass mehr Personen während der Corona-Pandemie Einsamkeitsgefühle verspüren, als vor der Pandemie. Vor allem betrifft dies Single-Haushalte (Lippke et al., 2021). Laut einer Statistik des Statistischen Bundesamt gab es im Jahr 2019 17,56 Millionen Einpersonenhaushalte in Deutschland (Statistisches Bundesamt, 2020). Alleinstehende im Homeoffice haben besonders mit Gefühlen von Isolation und Einsamkeit zu kämpfen (Weichbrodt & Schulze, 2020, S. 98).
Vor allem kann Alleinfühlen die Stimmung negativ beeinflussen. Wenn langfristig kein Kontakt zu anderen Personen besteht, d.h. weniger als einmal in der Woche, leben diese Menschen sozial isoliert, woraus in weiterer Folge Einsamkeit resultieren kann. Sie ist subjektiv und kann sobald das Bedürfnis nach mehr zwischenmenschlichen Kontakten nicht erfüllt wird, hervorgerufen werden. Somit entsteht Einsamkeit aufgrund eines negativen Erlebens von Alleinleben, Alleinsein und sozialer Isolation (Schmidt, 2020, S. 30).
Soziale Isolation geht mit gesundheitlichen Risiken einher und übertrifft darüber hinaus andere Gesundheitsrisiken, wie körperliche Inaktivität oder Adipositas. Im Kontext zu Einsamkeit ist das Risiko für weitere körperliche und psychische Erkrankungen erhöht. Hierbei lassen psychische Erkrankungen, wie Depression, Psychosen, Suchterkrankungen oder Suizidalität anführen. Außerdem können zunehmend die kognitiven Fähigkeiten von Personen durch dauerhafte Einsamkeit beeinträchtigt und auch das Selbstwertgefühl verringert werden (Mayer, 2020, S. 35).

Maßnahmen gegen soziale Isolation und Einsamkeit im Homeoffice

Grundsätzlich ist Homeoffice eine geeignete Pandemie-Maßnahme, allerdings nicht ohne Nebenwirkungen. Entsprechende Maßnahmen können diese aber zumindest verringern (Weichbrodt & Schulze, 2020, S. 99).
Unternehmen können bspw. ihre Beschäftigten dabei unterstützen individuelle und soziale Ressourcen aufzubauen. Damit lassen sich negative Beanspruchungsfolgen vermeiden bzw. vermindern. Zudem wird ebenfalls die psychische Gesundheit der im Homeoffice arbeiteten Mitarbeiter bestärkt. Es bieten sich hierbei Online-Schulungen, die zur Unterstützung des gesundheitlichen Umgangs mit der Arbeit im Homeoffice herangezogen werden können, an (Lengen, Kordsmeyer, Rohwer, Harth & Mache, 2021, S. 66).  
Darüber hinaus empfiehlt es sich virtuelles Coworking einmal in der Woche einzuführen. Diesbezüglich melden sich die Mitarbeiter über eine Plattform (z.B. Skype, Zoom) bei aktivierter Kamera an. Nach einer kurzen Statement-Runde zu Beginn, wird hier bei laufender Kamera gearbeitet. Die Teilnehmer können in dieser Zeit durch Audio- und Chatfunktionen Kontakt zu allen oder bestimmten Personen herstellen. Das Mikrofon sollte jedoch nach einer gewissen Zeit stummgeschaltet werden, damit ein effektives Arbeiten ermöglicht werden kann. Dennoch erzeugt diese Form der Arbeit ein Gefühl der Gemeinsamkeit.
Am Ende bietet sich eine Abschlussrunde, in der über Fragen, Erfahrungen und das Wohlbefinden gesprochen werden sollte, an. Diese Art des virtuellen Coworking stellt damit eine weitere Vorgehensweise dar, um Einsamkeit vorzubeugen. Zudem lässt sich damit auch das Zugehörigkeitsgefühl und den Zusammenhalt fördern (Beck, 2019, S. 32-33).
Zu guter Letzt sollte erwähnt werden, dass es für einsame Menschen hilfreiche Webseiten, wie www.einsam-durch-corona.de/massnahmen/ oder www.psychologische-coronahilfe.de gibt. Hier können entsprechende Maßnahmen bzw. Interventionen aufgerufen werden (FH Bielefeld, 2021; Deutsche Gesellschaft für Psychologie e.V.).

Fazit

Das Corona-Virus ist eine Infektionskrankheit mit globalen Ausmaß. Die weitreichenden Einschränkungen und Maßnahmen sind für die Psyche eine enorme Belastung (Benoy, 2020, S. 23). Die Menschen wurden schließlich aufgerufen möglichst zu Hause zu bleiben und die sozialen Kontakte einzuschränken. Viele Angestellte verrichten daher ihre Arbeit von Zuhause aus (Deutscher Gewerkschaftsbund, 2021). Laut einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung befanden sich 24% der deutschen Bevölkerung im Januar 2021 im Homeoffice (Hans-Böckler-Stiftung, 2021). Doch der mangelnde soziale Austausch mit Kollegen hat Gefühle von Isolation und Einsamkeit zur Folge. Dies betrifft vor allem Alleinlebende (Weichbrodt & Schulze, 2020, S. 98). Soziale Isolation sowie Einsamkeit können mit erheblichen gesundheitlichen Schäden einhergehen (Mayer, 2020, S. 35).

Einsamkeit ist ein sehr belastendes Gefühl. Betroffene sollten den Mut haben darüber zu sprechen. Es braucht ihnen nicht peinlich sein, wenn dies dennoch der Fall ist, können sie sich an Telefonseelsorger wenden. Dort können sie anonym über ihren Zustand sprechen und haben Personen, die ihnen aufmerksam zuhören. Außerdem erhalten sie auch hier Informationen zu hilfreichen Methoden, um die Einsamkeit zu überwinden.

Literatur

Beck, R. (2019). Home-Office. Erfolgreich von zu Hause arbeiten. Paderborn: Junfermann.

Benoy, C. (2020). Psychologische Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und der einhergehenden Maßnahmen. Ein Überblick. In C. Benoy (Hrsg.), Covid-19. Ein Virus nimmt Einfluss auf unsere Psyche. Einschätzungen und Maßnahmen aus psychologischer Perspektive (S. 23-34). Stuttgart: Kohlhammer.

Deutsche Gesellschaft für Psychologie e.V. (o. D.). Psychologische Hilfe während der Corona-Krise. Verfügbar unter: https://psychologische-coronahilfe.de/ [27.04.2021].  

Deutscher Gewerkschaftsbund, (2021). Corona und Homeoffice: Wann darf ich, wann muss ich zu Hause bleiben und von dort arbeiten? Fragen und Antworten zum Arbeiten von zu Hause. Verfügbar unter: https://www.dgb.de/themen/++co++340dd524-69ce-11ea-90cc-52540088cada [13.04.2021].

FH Bielefeld, (2021). Maßnahmen und Tipps gegen Einsamkeit. Verfügbar unter: www.einsam-durch-corona.de/massnahmen/ [27.04.2021].

Hans-Böckler-Stiftung, (2021). Ein Viertel der Beschäftigten arbeitet im Homeoffice. Verfügbar unter: https://de.statista.com/infografik/24200/ein-viertel-der-beschaeftigten-arbeitet-im-homeoffice/ [19.04.2021].

Lengen, J. C., Kordsmeyer, A.-C., Rohwer, E., Harth, V. & Mache, S. (2021). Soziale Isolation im Homeoffice im Kontext der COVID-19-Pandemie. Hinweise für die Gestaltung von Homeoffice im Hinblick auf soziale Bedürfnisse. Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie 71, S. 63-68. https://doi.org/10.1007/s40664-020-00410-w.

Lippke, S., Keller, F., Derksen, C., Kötting, L., Ratz, T. & Fleig, L. (2021). Einsam(er) seit der Coronapandemie: Wer ist besonders betroffen? Psychologische Befunde aus Deutschland. Prävention und Gesundheitsförderung. https://doi.org/10.1007/s11553-021-00837-w.  

Mayer, M. (2020). Einsamkeit. Schmerzhaftes Gefühl des Alleinseins. Heilberufe, 72, S. 34-36. https://doi.org/10.1007/s00058-020-1482-1.

Schmidt, S. (2020). Videokonferenzen gegen soziale Isolation und Einsamkeit im Alter. Pflegezeitschrift 73, S. 30-33. https://doi.org/10.1007/s41906-020-0918-1.

Statistisches Bundesamt, (2020). Anzahl der Einpersonenhaushalte in Deutschland von 1991 bis 2019. Verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156951/umfrage/anzahl-der-einpersonenhaushalte-in-deutschland-seit-1991/ [13.04.2021].

Weichbrodt, J. & Schulze, H. (2020). Homeoffice als Pandemie-Maßnahme. Herausforderungen und Chancen. In C. Benoy (Hrsg.), Covid-19. Ein Virus nimmt Einfluss auf unsere Psyche. Einschätzungen und Maßnahmen aus psychologischer Perspektive (S. 93-101). Stuttgart: Kohlhammer.

Beitragsbild von Engin Akyurt auf Pixabay:
https://pixabay.com/de/photos/corona-coronavirus-virus-covid-19-4983590/ [26.04.2021].

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