In unserer modernen Welt streben viele Menschen unermüdlich nach Glück, oft überzeugt, dass äußere Umstände wie Wohlstand, materielle Besitztümer oder soziale Anerkennung der Schlüssel dazu sind. Die wöchentlichen Berichtserstattung über aktuelle Lottogewinner oder Reportagen über Superreiche lässt einen selbst auch darüber nachdenken, wie ein solches Leben wäre. Würden wir tatsächlich glücklicher und sorgloser sein, wenn wir uns alles kaufen könnten, was wir möchten? Das gleiche gilt auch für den Traumberuf oder das gewünschte Leben im Ausland am Meer mit 300 Sonnentagen. Wäre das der Schlüssel zum Glück? 

Was ist die hedonistische Tretmühle?

Das psychologische Konzept der hedonistischen Tretmühle besagt, dass Menschen, unabhängig von positiven oder negativen Lebensereignissen, immer wieder zum selben stabilen Glückniveau zurückkehren. Dieser Zustand, auch als hedonistische Anpassung bekannt,  wurde erstmals von den Psychologen Brickman und Campbell beschrieben. Sie fanden heraus, dass neue Erlebnisse nicht nur das eigene individuelle Glückniveau übertreffen müssen, sondern auch das Glück anderer Menschen. 

Das bedeutet, dass man zunächst seine eigene Basislinie des Glücks übertreffen muss, und je höher diese gesetzt ist, desto schwieriger wird das Erleben von Glück mit neuen Reizen (Brickman/ Campbell, 1971, S.287 f.).

Ihre Schlussfolgerung war klar: Alle gesellschaftlichen Interventionen zur Steigerung des Glücks würden letztlich scheitern, da die hedonistische Anpassung neue Erfahrungen wieder auf die gewohnte Basislinie zurückführt. Michael Eysenck entwickelte in den späten 1990er Jahren die Theorie der hedonistischen Tretmühle, um zu verdeutlichen, dass Menschen stets für ein scheinbar höheres Glücksniveau arbeiten, also immer weiter gehen, jedoch wieder zum gleichen Punkt zurückfallen, als würden sie auf einem Laufband gehen. 

Ist die hedonistische Tretmühle grundsätzlich schlecht?

Der Kauf eines lang ersehnten Gegenstands kann zunächst große Freude auslösen. Doch wie sieht es nach einigen Tagen oder Wochen aus? Steht dann nicht bereits der nächste Wunsch im Mittelpunkt?  Für den Kapitalismus ist die Theorie der hedonistischen Tretmühle äußerst vorteilhaft, da Menschen anstreben, ihr Glück zu kaufen.

Doch ist dieses Konzept grundsätzlich negativ?  Es kann sowohl bei positiven als auch bei negativen Lebensereignissen hilfreich sein, um auf ein stabiles Glücksniveau zurückzukehren. Bei traumatischen Ereignissen- wie bei Unfällen, Trauer oder der Verlust einer langjährigen Partnerschaft , ist diese Anpassung ein wichtiger Bewältigungsmechanismus, der evolutionsbiologisch sinnvoll ist, um das Überleben zu sichern (Samson, 2024).

Wege aus der hedonistischen Tretmühle 

Die hedonistische Tretmühle stellt eine bedeutende Herausforderung dar, wenn es darum geht, ein dauerhaft höheres Glücksniveau zu erreichen. Um die eigene Basislinie des Glücks anzuheben, ist es wichtig, alternative Ansätze zu verfolgen.

Philosophen differenzieren seit Jahrhunderten zwischen hedonistischem und eudaimonischem Glück. Eudaimonische Glück, das im Gegensatz zum kurzfristigen  hedonistischen Glück steht, basiert auf der Idee, ein sinnvolles Leben zu führen und das eigene Potenzial sowie tiefere zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern (Lelkes, 2017). 

Das Streben nach eudaimonischem Glück bietet einen wertvollen Ansatz, um der hedonistischen Tretmühle entgegenzuwirken. Praktiken wie Dankbarkeit können das Wohlbefinden steigern und helfen,  Freude über materielle Zufriedenheit hinaus zu empfinden (Schaffner, 2016). Der Aufbau bedeutungsvoller Beziehungen und die Pflege von Achtsamkeit und Selbstfürsorge können zu einem stärkeren Gefühl von Zweck und Erfüllung führen, was uns in schwierigen Zeiten unterstützt.

Indem wir uns der hedonistischen Tretmühle bewusstwerden und erkennen, dass materielles Glück oft flüchtig ist, können wir lernen, unser individuelles Glücksempfinden nachhaltig zu steigern. Letztendlich zeigt sich, dass das eudaimonische Glück eine tiefere und andauerndere Form des Wohlbefindens bietet, die es uns ermöglicht, über kurzfristige Freude hinaus zu wachsen. Für meinen eigenen Alltag bedeutet das, zu versuchen, häufiger innezuhalten, im Moment zu sein und mich auf das zu fokussieren, was ich schon habe, und nicht das, was mir vermeintlich fehlt.

Literaturverzeichnis

Brickman P., Campbell D.T. (1971), Hedonic relativism and planning the good society. In: Motimer H. Appley (Hrsg): Adaption- level theory. A symposium. Academic Press, New York, S.287-305

Lelkes O. (2018) Eudaimonie statt Hedonismus: Das Glück als aktive und kreative Lebensaufgabe; Psychodrama als Bühne des Glücks, Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie 17(1),Wiesbaden. S.101-107

Zugriff über: https://doi.org/10.1007/s11620-017-0424-7

Samson A. (2024). Adapt or Perish? Psychology Today. 

Zugriff über: https://www.psychologytoday.com/us/blog/consumed/201408/adapt-or-perish

Aufgerufen am: 5.8.2025

Schaffner A.K.(2016), How to Escape the Hedonic Treadmill and Be Happier, Positive Psychology.com

Zugriff über: https://positivepsychology.com/hedonic-treadmill/

Aufgerufen am: 6.8.2025

Titelbildquelle

Titelbild von Djalma Paiva Armeling, veröffentlicht am 28. November 2017, Zugriff am 07.08.2025, verfügbar unter

https://www.pexels.com/de-de/foto/flacher-fokus-fotografie-von-vierblattrigem-kleeblatt-705310

Nutzungsbedingungen: https://www.pexels.com/de-de/lizenz/

Teile diesen Artikel