By Published On: 23. März 2016Categories: Meine Hochschule und mein Studium, Psychologie, Wirtschaft

Sei es im Beruf, bei unserem Hobby und im Studium – wir lernen unser Leben lang. Nur dann bleibt die Frage offen, wie lerne ich am effektivsten? Selbstverständlich entwickelt jeder Mensch im Laufe der Zeit die für ihn passende Lernform. Doch haben wir uns schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob diese Lernmethode tatsächlich sinnvoll, nützlich und hilfreich ist, um das Gelernte langfristig im Gedächtnis zu behalten?

Fakt ist: wollen wir das Gelernte langfristig im Gedächtnis behalten, bedarf es einer Lernstrategie.

Im Bereich der Lernforschung gibt es eine Vielzahl an Erhebungen und Experimenten, die durchgeführt wurden. Nachstehend soll die Erkenntnis eines amerikanischen Forschungsteams um John Dunlosky näher erläutert werden. In ihren rund 700 Experimenten und Erhebungen über effektive Lernansätze und weniger effektive sind sie zu folgendem Ergebnis gekommen. Als sinnvollste Lernmethoden zeigt Dunlosky 1. Selbsttests und 2. Das Lernen über einen längeren Zeitraum auf. Bereits im Jahr 1909 wurde nachgewiesen, dass Lernen am effektivsten in Form von schriftlichen und mündlichen Tests ist – heißt durch Übungsklausuren oder Karteikärtchen. Jahre später wurde dies durch mehr als 100 Versuche weiter bestätigt.

So auch beim Experiment von Henry Roediger und Jeffrey Karpicke, bei dem Teilnehmer Swahili Vokabeln lernen mussten. Ein Teil der Probanden arbeitete mit regelmäßigen Übungstests, der andere Teil eignete sich die Vokabeln durch einfache Wiederholung der Wörter an. Das Ergebnis: die Teilnehmer welche die Übungstests anwandten konnten 80% der Vokabeln wiedergeben, die anderen Probanden lediglich 36%. Durch die Selbsttests erhalten die Lernenden ständig Feedback zum Stand des Lernens und auch die Eigenabfrage durch Karteikarten zeigt individuell Schwachstellen auf – und hilft dabei durch regelmäßiges Wiederholen die Lernlücken zu schließen.

Als zweite sinnvolle Lernmethode zeigten die Forscher das Lernen über einen längeren Zeitraum auf. Gerade wenn es sich um das Aneignen von Grundwissen handelt, auf das zu einem späteren Zeitpunkt aufgebaut werden soll, ist es hilfreich sich den Lernstoff in kleinen Mengen kontinuierlich anzueignen. Denn durch das regelmäßige Abrufen der Inhalte, bleiben diese länger im Gedächtnis gespeichert.

Auf Platz drei und vier der effektiven Lernmethoden setzt Dunlosky 3. Vertiefendes Hinterfragen und 4. Selbsterklärungen.

Das vertiefende Hinterfragen eignet sich hauptsächlich beim Lernen von Sprachen oder einzelnen Informationen. Dabei kommt uns etwas zugute, das wir bereits im Kindesalter völlig automatisch angewandt haben, das fragen nach dem „Warum?“. Denn Wissenschaftlicher haben herausgefunden, dass Informationen länger in unserem Gedächtnis gespeichert werden, wenn diese einen Sinn für uns ergeben. Und auch das Lernen durch Selbsterklärungen soll unserem Gehirn einen Zugang zur Materie verschaffen. Denn fragen wir uns beim Lernen in welchem Kontext der Stoff zu bereits Gelerntem steht, können wir das alte Wissen mit dem Neuen effizient einordnen und verknüpfen.

Die beiden Lernmethoden „vertiefendes Hinterfragen“ und „Selbsterklärungen“ sind jedoch noch unzureichend erforscht, als dass hierzu eine fundierte Aussage bezüglich des generellen Nutzens getroffen werden kann. Auch ist zu beachten, dass sowohl beim vertiefenden Hinterfragen als auch bei den Selbsterklärungen es zu Fehlern kommen kann, da die Inhalte teils selbst erarbeitet werden. Zudem benötigt man durch ständiges Hinterfragen verhältnismäßig mehr Zeit als bei anderen Lernmethoden.

Die Letzten Plätze nehmen 5. Wiederholtes Lernen und 6. Lernen durch farbige Textmarkierung ein.

Wiederholtes Lesen von Texten kann zwar dabei helfen Inhalte im Gedächtnis zu behalten – ob das Gelesene jedoch richtig verstanden und in der Praxis anwendbar ist, wird durch das alleinige Lesen der Informationen nicht ersichtlich. Auch das farbliche Hervorheben bestimmter Wörter ist keine effiziente Lernstrategie. Die Markierung von Wörtern kann zwar zu Beginn eines Themas helfen beim Nachschlagen den Überblick zu behalten, bezieht sich der Lerninhalt jedoch auf Problemlösungen und komplexe Zusammenhänge, ist diese Lernmethode absolut nicht geeignet.

Fazit: Wie bereits eingangs erwähnt, entwickelt jeder Mensch die für sich passende Lernmethode. Wichtig dabei sollte sein, dass man beim Lernen nie passiv ist – sich nicht nur berieseln lässt – sondern aktiv mitdenkt. Die aufgeführten Lernstrategien sollen kein vorgefertigtes Muster, kein Anleitung zum Lernen sein. Sie sollen Anregung liefern sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und ein Hilfsmittel sein, um die für sich effektivste und hilfreichste Lernmethode zu finden.

 

Viel Erfolg beim Lernen!
 

Internet- und Literaturquellen:

Paul, Annie Murphy (2013). Highlighting Is a Waste of Time: The Best and Worst Learning Techniques.
http://ideas.time.com/2013/01/09/highlighting-is-a-waste-of-time-the-best-and-worst-learning-techniques/ (06.02.2016)

Studie „Improving Students‘ Learning With Effective Learning Techniques von Dunlosky, Rawson, Marsh, Nathan, Willingham https://www.wku.edu/senate/documents/improving_student_learning_dunlosky_2013.pdf (06.02.2016)

Göhlich, M./ Zirfas, J.: Lernen. Ein pädagogischer Grundbegriff. W. Kohlhammer. 1. Auflage. 2007

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