Ein kleiner Satz mit großer Wirkung
In vielen Unternehmen sind Meetings, Deadlines und Zielvorgaben an der Tagesordnung. Doch was oft zu kurz kommt, ist ein Einfaches ehrliches „Gut gemacht!“. Dabei zeigen zahlreiche Studien, die Wertschätzung ist einer der wichtigsten psychologischen Faktoren für Zufriedenheit, Motivation und mentale Gesundheit am Arbeitsplatz, gerade bei jungen Mitarbeitenden (Sagstetter, 2019, S. 2).
Insbesondere Berufseinsteiger aus der Generation Z wünschen sich nicht nur eine faire Bezahlung, sondern auch Respekt, Feedback und emotionale Anerkennung. Wird diese nicht gegeben, steigen das Risiko für Frustration, Demotivation und langfristig sogar für Burnout (IHK Hochrhein-Bodensee, 2025).
Aus psychologischer Sicht ist fehlende Wertschätzung kein kleines Kommunikationsproblem, sondern ein sozialer Stressor, der sich auf die gesamte Arbeitsatmosphäre auswirken kann. Die Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die sich nicht gesehen oder respektiert fühlen, häufiger kündigen, weniger Leistung bringen und ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen aufweisen (Olson et al., 2025, S. 7). Die gute Nachricht, die Wertschätzung ist lernbar und sie wirkt sofort.
Theorie:
Die Bedeutung von Anerkennung und Lob lässt sich über mehrere psychologischen Theorien erklären:
- Zwei-Faktoren-Theorie
Die Zwei Faktoren Theorie unterscheidet zwischen Hygienefaktoren (Gehalt, Sicherheit) und Motivatoren (Anerkennung, Verantwortung). Die Wertschätzung zählt zu den wichtigsten Motivatoren, sie steigert nicht nur die Zufriedenheit, sondern führt auch zu höherem Engagement und Identifikation mit dem Unternehmen (Herzberg, 2023, S. 367). - Selbstbestimmungstheorie
Diese Theorie beschreibt drei psychologische Grundbedürfnisse die Autonomie, Kompetenzerleben und die soziale Eingebundenheit. Wird ein Mensch wertgeschätzt, erfährt er Anerkennung seiner Kompetenz und Zugehörigkeit, die zentrale Faktoren für intrinsische Motivation und psychische Stabilität darstellen (Deci & Ryan, 1993, S. 225). - Transaktionales Stressmodell
Das Transaktionales Stressmodell zeigt das fehlende Anerkennung als negativer Reiz wahrgenommen wird.
Dahingegen wird Lob gezielt eingesetzt, kann es helfen, Stress abzubauen und emotionale Ressourcen zu mobilisieren, so wirkt Wertschätzung wie ein psychologischer „Puffer“ gegen Überforderung (Sagstetter, 2019, S. 3).
Methoden:
Die Wirkung von Wertschätzung wurde in zahlreichen Studien untersucht sowohl quantitativ durch standardisierte Befragungen als auch qualitativ durch Interviews und Fallstudien. Viele Studien zeigen, dass junge Mitarbeitende mangelnde Rückmeldung häufiger als Hauptgrund für Demotivation nennen, noch vor Gehalt oder Arbeitsbelastung (Rösler & Röllmann, 2016, S. 70).
Die Instrumente wie der Job Diagnostic Survey (JDS) oder die Workplace Appreciation Scale helfen dabei, das wahrgenommene Maß an Anerkennung im Arbeitskontext zu erfassen. Als Ergebnis lässt sich zeigen, dass Mitarbeitende mit einem hohen Appreciation Score signifikant seltener von Erschöpfung oder Kündigungsabsicht berichten (Rösler & Röllmann, 2016, S. 48).
Lösungsansätze: Wie echte Wertschätzung gelingt
Die grundlegenden Lösungsansätze damit und die Wertschätzung gelingt ein authentisches Lob im Alltag kann helfen mehr Sicherheit zu bieten und steigert somit die Motivation. Kleine, ehrliche Rückmeldungen wie „Das war eine gute Idee“ oder „Danke, dass du das übernommen hast“ haben eine große Wirkung, wichtig ist, dass das Lob konkret, persönlich und zeitnah erfolgt so wird es als glaubwürdig empfunden (Sagstetter, 2019, S. 3).
Ebenso als zweiter Faktor ist die Wertschätzung als Führungskonzept Kompetenz sehr hilfreich dies stabilisiert das Unternehmen. Laut der FOM-Studie (2021, S.78) sind Führungskräfte zentrale Multiplikatoren für emotionale Kultur im Unternehmen. Die Seminare zur „emotional intelligenten Führung“ und regelmäßige Feedback-Workshops fördern die Fähigkeit, Lob gezielt und differenziert einzusetzen.
Noch ein guter Tipp ist die Teamstruktur zu fördern damit sich jeder im Team wohlfühlt und jeder seine Aufgabe hat, in Teams mit klarer Kommunikation und gelebter Dankbarkeitskultur fühlen sich Mitarbeitende sicherer, mutiger und engagierter (Ilter, Barth‑Farkas & Ringeisen, 2023, S. 267).
Zu guter Letzt ist die digitale Werkschätzung nicht zu vergessen, in der heutigen Arbeitswelt. In hybriden Arbeitsformen oder bei Homeoffice kann Wertschätzung schnell verloren gehen, die Virtuellen Tools zur Anerkennung wie digitale Badges, persönliche Nachrichten helfen, auch auf Distanz emotionale Nähe aufzubauen (Ilter, Barth‑Farkas & Ringeisen, 2023, S.262).
Zusammenfassung:
Die Wertschätzung ist weit mehr als ein höfliches „Danke“. Sie ist ein zentraler psychologischer Faktor für Motivation, Wohlbefinden und Bindung im Unternehmen. Besonders für junge Erwachsene die heute stark auf Sinn, Beziehung und persönliches Feedback achten. Da ist Anerkennung ein entscheidender Bestandteil gesunder Arbeitsbeziehungen.
Die Psychologische Theorien wie die Selbstbestimmungstheorie oder das Stressmodell von Lazarus belegen, wie wichtig es ist, die sozialen Bedürfnisse von Menschen im Arbeitskontext ernst zu nehmen. Die Studien aus dem deutschsprachigen Raum zeigen klar: Wo die Wertschätzung fehlt, steigen Stress, Unzufriedenheit und das Risiko psychischer Belastung. Wo sie vorhanden ist, blühen Menschen auf.
Die Arbeitswelt der Zukunft braucht mehr als Effizienz und Output. Sie braucht emotionale Intelligenz. Die Mitarbeitende sind keine Ressourcen, die funktionieren sollen, sondern Menschen mit Bedürfnissen, Wünschen und dem Wunsch nach Zugehörigkeit. Das echte Lob und aufrichtige Anerkennung sind keine „Extras“, sondern Voraussetzungen für gesunde Arbeitskulturen.
Die Unternehmen, die es schaffen, eine Kultur der Wertschätzung zu etablieren, profitieren mehrfach. Dadurch entsteht geringere Fluktuation, höhere Motivation, bessere Kommunikation und nicht zuletzt gesündere, psychisch stabilere Mitarbeitende.
Ich habe selbst erlebt, wie stark ein ehrlich gemeintes Lob motivieren kann gerade am Anfang im Praktikum oder im ersten Job. Umgekehrt bleibt mir auch in Erinnerung, wie belastend es war, wenn Leistungen nicht gesehen oder anerkannt wurden. Man zweifelt an sich selbst, fühlt sich unsichtbar und verliert langsam die Freude an der Arbeit.
Deshalb glaube ich, die Wertschätzung sollte zur Grundausbildung jeder Führungskraft gehören. Es geht nicht um übertriebene Freundlichkeit, sondern um ehrliches Interesse, Respekt und Kommunikation auf Augenhöhe. Das ist für mich nicht nur ein Mittel zur Motivation, sondern Ausdruck von Menschlichkeit.
Die gesellschaftliche Bedeutung von Anerkennung wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Die Generation Z und Alpha wachsen mit dem Wunsch nach Beziehung, Sinn und Resonanz auf und sie erwarten diese Haltung auch im Beruf. Das bedeutet, die Wertschätzung muss als strategischer Faktor im HR-Management verstanden werden. Die Führung muss emotional intelligenter werden und emotional sichtbar. Die Feedbackkultur muss aktiver gelebt und nicht nur in Leitbilder geschrieben werden. Die Wertschätzung ist kostenlos und sie wirkt sofort.
Literaturverzeichnis:
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Zeitschrift für Pädagogik, 39(2), 223–238. https://doi.org/10.25656/01:11173
Herzberg, F. (2023, August). Zwei-Faktoren-Theorie der Arbeitsmotivation. Deutsches Ärzteblatt, PP-Heft 8, 366–367.
Ilter, Y., Barth-Farkas, F., & Ringeisen, T. (2023). Digitale Führungskommunikation und organisationale Bindung von Beschäftigten im Homeoffice. Gruppe. Interaktion. Organisation. – Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO), 54, 259–271. https://doi.org/10.1007/s11612-023-00676-7
IHK Hochrhein-Bodensee. (2025). Mehr Freizeit, mehr Wertschätzung und gute Bezahlung [Pressemitteilung Nr. 5924022]. Abgerufen am 20. August 2025 von https://www.ihk.de/konstanz/servicemarken/presse/aktuelles/ihk-umfrage-zur-arbeitswelt-5924022
Olson, T., Klein, A., & Fischer, J. (2025). Stress, student burnout and study engagement: A cross-sectional comparison. BMC Psychology. https://bmcpsychology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40359-025-02602-6
Rösler, U., & Röllmann, L. (2016). Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Rückmeldung (baua: Bericht, Projekt F 2353). Dortmund/Berlin/Dresden: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. https://doi.org/10.21934/baua:bericht20160713/2c
Sagstetter, K. (2019). Mitarbeiter wertschätzen – Aber wie? In F. C. Brodbeck (Hrsg.), Evidenzbasierte Wirtschaftspsychologie (Bd. 28). Ludwig-Maximilians-Universität München. Abgerufen von http://www.evidenzbasiertesmanagement.de.
Titelbild: Foto Von Leuten, Die Einander Die Hände Halten Veröffentlichungsdatum 05.11.2019 Künstler: fauxels
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