By Published On: 15. März 2016Categories: Gesundheit, Psychologie, Wirtschaft

Wer kennt das nicht? Wie schnell und einfach fällt es uns, andere Menschen zu beurteilen – Menschen durch ihr Verhalten einzuschätzen und sie zu bewerten? Doch packen wir uns an unserer eigenen Nase, so fällt es uns schwer uns selbst einzuschätzen – unsere Stärken und Schwächen tatsächlich zu erkennen und zu beurteilen. Für viele von uns stellt dies eine große Herausforderung dar. Bereits der Philosoph Konfuzius brachte dies deutlich auf den Punkt: „Andere sieht man in einem klaren Licht, sich selbst aber nicht“.

Doch was bringt uns eine realistische und ehrliche Selbsterkenntnis?

Einiges! Sie hilft uns in vielen Bereichen unseres Lebens langfristige Entscheidungen richtig zu treffen und einstufen zu können. Sei es bei der Berufswahl, bei der Auswahl des Studienfachs oder auch bei der Wahl unseres Partners. Menschen, die von sich selbst in hohem Maße überzeugt sind, bewerben sich auf Berufe, deren Anforderungsprofil nicht mit ihrem tatsächlichen Tätigkeitsprofil übereinstimmt. Oder entscheiden sich für ein Studium und müssen dann während der Vorlesung feststellen, dass sie „nur Bahnhof verstehen“. Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die sich selbst zu kritisch sehen und sich beispielsweise im Job „unter Wert“ verkaufen und somit auf Dauer nicht glücklich sind. Uns fällt es schwer unsere Fähigkeiten korrekt einzuschätzen. Aber „wer kennt uns besser als wir selbst?“. Der Psychologe David Dunning sagt hierzu, dass wir Menschen in dieser Hinsicht metaignorant sind, da wir selbst nicht erkennen, wie ahnungslos wir in Bezug auf unsere Selbsteinschätzung sind. Wir sind der Ansicht, dass wir uns am besten kennen und daher unsere Fertigkeiten und Fähigkeiten richtig erkennen. Einige verschiedene Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass unsere Selbsteinschätzung oftmals meilenweit entfernt ist von der Wirklichkeit. So untersuchten die Psychologen Zlatan Krizan und Ethan Zell durch eine Methasynthese die menschliche Selbsterkenntnis und beantworteten hierdurch die Fragen: Auf welchen Gebieten können sich Menschen gut einschätzen und auf welchen Gebieten ist eine realistische Selbsteinschätzung fast unmöglich?

Das Ergebnis: Es besteht eine Korrelation von 0,29 zwischen der eigenen Selbsteinschätzung und der Leistung. Was bedeutet das? Dass ein sehr geringer Zusammenhang zwischen diesen beiden Bereichen existiert – die Selbsteinschätzung liegt zwar nicht völlig daneben, sie ist jedoch nicht annähernd akkurat. Die größte Übereinstimmung zeigte sich im Bereich der Sprachkompetenz – die geringste bei der nonverbalen Kommunikation.

Doch warum?

Im Bereich der Sprache erhalten wir Menschen ständig Rückmeldungen von unserer Außenwelt – so werden wir beispielsweise korrigiert, wenn wir einen falschen Fachbegriff verwenden oder die Wörter „als“ und „wie“ verwechseln. Diese Fehler lassen sich schwer ignorieren und wir können uns selbst somit nicht als Sprachtalent sehen.

Selbsteinschätzung kann oftmals schmerzhaft sein

Der Grund warum wir Menschen uns – eigentlich unbewusst – selbst nicht tiefgehend beurteilen liegt zum einen daran, dass die Wahrheit über das Selbst schmerzhaft sein kann. Zum anderen bedeutet die Erkenntnis über eine Schwäche, dass das Korrigieren dieser mit Arbeit verbunden ist. Und es also bequemer ist dies zu umgehen…

Fazit: Leider ist es bis heute noch zu wenig erforscht, wie wir unsere Selbsteinschätzung verbessern können. Doch einen Tipp: Wer sein Selbstwertgefühl stärkt und somit im Großen und Ganzen mit sich und seinem Tun zufrieden und glücklich ist, dem fällt es leichter sich kleine Fehler und Schwächen einzugestehen. Also seid nicht zu streng mit Euch und denkt daran, dass uns eine realistische Selbsteinschätzung im Leben dabei hilft, Entscheidungen leichter zu treffen.

Internetquellen:

Krizan, Z./ Zell, E.: Perspective on Psychological Science. 2014. URL: https://www.researchgate.net/publication/267393611_Do_People_Have_Insight_Into_Their_Abilities_A_Metasynthesis (06.02.2016).

Cerully, J./ et al.: Self-affirmation moderates effects of unrealistic optimism and pessimism on reactions to tailored risk feedback. 2010. URL: https://www.researchgate.net/publication/41762468_Self-affirmation_moderates_effects_of_unrealistic_optimism_and_pessimism_on_reactions_to_tailored_risk_feedback (06.02.2016).

Bildquellen:

https://pixabay.com/de/tafel-schule-selbstvertrauen-928386/

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