By Published On: 4. Januar 2021Categories: Gesundheit, Management, Psychologie, Wirtschaft

Die neuen Informations- und Kommunikations-Technologien (IKT) verbinden Arbeitsplätze und Menschen: Es kann immer und überall gearbeitet werden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit Rahmenbedingungen abzustecken. 

Aktuell gibt es in etwa jedem vierten Unternehmen in Deutschland die Möglichkeit, mobil oder im Homeoffice zu arbeiten[1]. Dabei sind an das Homeoffice grundsätzlich die gleichen Arbeitsschutzstandards wie die beim klassischen Büroarbeitsplatz anzulegen[2].

Im Zusammenhang mit der Arbeit im Homeoffice sind die Dauer und Lage der Arbeitszeit problematisch, da die Arbeit im häuslichen Bereich des Arbeitnehmers geleistet wird. Wichtig ist daher, dass Unternehmensführung und Mitarbeiter/innen hier klare Regeln im beiderseitigen Interesse formulieren[3]. Obwohl es hierbei auch Gestaltungsfreiheiten gibt, sind die Vorgaben zur Arbeitszeit durch die gesetzlichen Vorgaben des Arbeitszeitschutzes, beispielsweise durch das Arbeitszeitgesetz, vorgegeben und verbindlich. Es obliegt dabei dem Arbeitgeber, die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes sicherzustellen: Das bedeutet: Auch im Homeoffice gelten die Vorschriften zu täglichen Höchstarbeitszeiten, über Ruhepausen, Ruhezeit und Regelung zur Nacht- und Schichtarbeit, sowie die Vorgaben in den §§ 9 ff. ArbZG zur Sonn- und Feiertagsruhe[4].

Die Regelungen des Arbeitszeitgesetzes sollen ermöglichen, dass die Mitarbeiter/innen eine Erholung von der Arbeitszeit haben. Neben der Arbeitsruhe an Sonn- und Feiertagen und den gesetzlichen Mindestruhezeiten zwischen Beenden und Wiederaufnahme der Arbeit regelt es, dass Arbeitnehmer nicht länger als 6 Stunden ohne Ruhepause hintereinander beschäftigt werden dürfen: Nach mehr als 6 Stunden Arbeit müssen 30 Minuten Pause gemacht werden, auch in Form von 2 Mal 15 Minuten ist dies erlaubt[5]

Homeoffice unterscheidet sich von Mobilarbeit: bei dieser ist durch Zurverfügungstellung von mobilen Endgeräten die eingeräumte Möglichkeit zu verstehen, die Arbeitsleistung an wechselnden Orten außerhalb des Betriebs zu erbringen: Der Arbeitnehmer muss also nicht notwendig zuhause arbeiten, sondern möglicherweise auch auf Reisen im Zug, im Hotel oder auch zuhause. Es muss aber immer die Erreichbarkeit sichergestellt sein[6].

Das selbstbestimmte Einteilen der Arbeitszeit, die nicht mehr genau erfasst wird, die häufige Regelung von Vertrauensarbeitszeit, die Bereitschaft zu jeder Zeit zu arbeiten, wird meist selbstverständlich als Normalität erwartet. Diese Möglichkeiten wirken auch auf viele Arbeitnehmer/innen verführerisch: Sie empfinden einen Ansporn durch hohe Leistungsvorgaben, fühlen sich produktiv, auch wenn sie bis in die Abendstunden am PC arbeiten[7]. In Befragungen als Gründe für das Nichteinhalten dieser Pausenregelungen im Homeoffice ist, dass am ehesten durchgearbeitet wird, weil die Pause nicht in den Arbeitsablauf passt (47 %), oder zu viel Arbeit vorliegt. (38 %)[8].

In einer Befragung von den Instituten für Arbeitsschutz und Gesundheit der DGUV aus dem Jahr 2008, wurden Ansatzpunkte für den Arbeitsschutz mobiler Beschäftigter erhoben[9].

Nach dieser Befragung ergaben sich neben großen Problemen bei der Arbeitsergonomie der mobil Beschäftigten (unbequeme Haltung und fehlender Bewegungsspielraum beim Bedienen der mobilen Endgeräte, gesundheitliche Probleme durch Augenbeschwerden, Rücken- und Nackenprobleme), auch psychische Belastungen durch Termin- und Zeitdruck[10]. Laut IGA Report 34 zur Pausengestaltung nutzen jüngere Personen häufiger in den Pausen elektronische Medien, seltener wird gelesen, Sport getrieben bzw. Ausgleichs- oder Entspannungsübungen gemacht oder Musik gehört[11].

Etwa ein Fünftel der besonders schutzbedürftigen Beschäftigten zwischen 15 und 24 Jahren lassen häufig ihre Pause bei mobiler Arbeit sogar ausfallen[12]. Besonders, wenn sie unter Zeitdruck stehen oder zu Hause in andere Aktivitäten eingebunden sind[13].

Die Ergebnisse aller vorliegenden Untersuchungen bestätigen die Bedeutung des Themas „Pause“ für die Sicherheit und Gesundheit gerade auch bei der mobilen Arbeit. Laut IGA Report 34 können in „verschiedene Handlungsfeldern Aktivitäten zur Prävention abgeleitet werden, die hier in Bezug auf mobiles Arbeiten im Homeoffice für Unternehmen und Mitarbeiter dargestellt werden“[14]:

Für die Unternehmen gilt: 

MaßnahmenUmsetzung
a) Pausenkultur fördern    b) Arbeitsorganisation         c) Umgang mit Smartphone in den Pausena)nicht nur gesetzliche Vorgaben vermitteln, sondern auch die inhaltliche Gestaltung thematisieren und Fähigkeiten des Selbstmanagements fördern b) Mit Beschäftigten im Homeoffice oder mit sonstiger mobilen Arbeit schriftliche Vereinbarungen treffen, dass auch im Home Office Pausen genommen werden müssen und diese nicht an den Anfang oder ans Ende der Arbeitszeit zu legen, um diese Zeiten dann für private Aktivitäten wie Kinderbetreuung zu nutzen.   c) geringer Erholungsgewinn bei Nutzung,Verwendung, um soziale Kontakte zu pflegen, Benutzung in den Pausen zwar in Eigen-verantwortung der Beschäftigten, doch sollte Unternehmensleitung auf gesundheitsförderlichere Alternativen ständig hinweisen 

Aber auch die Mitarbeiter/innen selbst sollten ihre Kompetenzen in Bezug auf erholsame Pausengestaltung erweitern[15]:

MaßnahmenUmsetzung
a) Bedeutung von Pausen erkennen  b) Entspannung einplanen        c)Entspannungstechniken kennenlernen und praktizieren a) Bedeutung, Nutzen und Sinn von Pausen sollte klar sein. Offen für Neues zu sein (z. B. Entspannungstechnik) b) auch im Homeoffice, bewusst planen u. organisieren, wo man Pausen machen kann. Im Homeoffice die Arbeit nicht durch andere häusliche/private Tätigkeiten ablösen, sondern Pausen zur aktiven Entspannung nutzen. Empfehlung:  den Arbeitsplatz verlassen, Raum zu wechseln, möglichst an die frische Luft gehen – auch Lockerungs- oder Entspannungsübungen durchführenc)Empfehlung: sich bereits zu Berufsbeginn mit Entspannungstechniken vertraut zu machen: nicht jede Technik passt zu der jeweiligen Person (individuell)Progressive Muskelentspannung nach JacobsonDurch intensiv erlebte Entspannung der Muskeln lernen die Teilnehmenden in Kursen, auch innerlich zur Ruhe zu kommenAutogenes Trainingstärkt die Fähigkeit, Stress aktiv abzubauen und innere Ruhe zu finYogaÜbungen aus speziellen Körperübungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama) und Tiefenentspannung Fantasiereisengelenkte TagträumeStressabbau und Entspannung durch Entstehen von Bildern und Gefühlen

Quelle: Eigene Darstellung

Häufigere, flexiblere Pausen wünschen sich die meisten, sie werden aber selten eingeplant. Gerade auch im Homeoffice ist es wichtig, Pausen zu planen und so zu gestalten, dass man sich auch erholt[16]. Das gilt sowohl für die gesetzlichen Vorgaben als auch der individuellen Erholung.

Zur Erholung ist es wichtig, Pausen einzulegen, wenn man sie benötigt. Oft helfen schon kurze Spaziergänge, spezielle Atemtechniken, gymnastische Übungen oder ein kleines „Nickerchen“ als effektive Maßnahmen zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit[17]. „Schon ein Kurzschlaf (Powernapping) kann eine effektive Erholung sein“[18].

Oft ist es der kulturelle Einfluss aber auch die innere Einstellung der Person selbst, die sich Regeln für Verhalten schafft. „Ich muss mir eine Pause erst verdienen“ oder „Ich darf mich erst ausruhen, wenn alles erledigt ist, auch wenn ich mit meinen Kräften am Ende bin“, „Ich bekomme von meinem Umfeld nur Anerkennung, wenn ich im Job viel arbeite“[19]. Diese „Glaubenssätze“ nur sind oft nur schwer zu durchbrechen. Eine positivere, stressfreiere Sichtweise hilft neben dem Wissen der gesetzlichen Vorgaben auch dabei, die Arbeit und die Pausen im Homeoffice sinnvoll zu gestalten[20].


[1] Vgl. Haufe online Redaktion (Hrsg.) (2020), www.haufe.de (am 07.12.2020)

[2] Vgl. Knuth, C., in Haufe (Hrsg.) (2020), www.haufe.de (am 07.12.2020)

[3] Vgl. Ricken, O., in: Haufe (Hrsg.):  § 7 Homeoffice, www.haufe.de (am 07.12.2020)

[4] Vgl. Ricken, O., in: Haufe (Hrsg.):  § 7 Homeoffice, www.haufe.de (am 07.12.2020)

[5] Vgl. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Hrsg.) (2015), S. 1, www.baua.de (am 07.12.2020)

[6] Vgl. Knuth, C., in Haufe (Hrsg.) (2020), www.haufe.de (am 07.12.2020)

[7] Vgl. Cornelia Brandt (Hrsg.) (2010): S. 7 www.dguv.de (am 02.12.2020) 

[8] Vgl. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, (Hrsg.) (2015): S. 1, www.baua.de (am 07.12.2020)

[9] Vgl. Cornelia Brandt (Hrsg.) (2010), S. 7 www.dguv.de (am 02.12.2020)

[10] Vgl. Cornelia Brandt (Hrsg.) (2010), S. 11, www.dguv.de (am 02.12.2020)

[11] Vgl. Paridon, H., Lazar, N., Haase, E., Sander, C. (2017): iga.Report 34, S. 37

[12] Vgl. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, (Hrsg.) (2016), in: www.baua.de (am 07.12.2020)

[13] Vgl. Paridon, H., Lazar, N., Haase, E., Sander, C. (2017): iga.Report 34, S. 40

[14] Paridon, H., Lazar, N., Haase, E., Sander, C. (2017): iga.Report 34, S. 41

[15] Vgl. Paridon, H., Lazar, N., Haase, E., Sander, C. (2017): iga.Report 34, S. 46

[16] Vgl. Paridon, H., Lazar, N., Haase, E., Sander, C. (2017): iga.Report 34, S. 46

[17] Vgl. Mayer, S., Herbst, A. J., Seiler, K., Langer, P., Meier, S. (2016), S. 15

[18] Mayer, S., Herbst, A. J., Seiler, K., Langer, P., Meier, S. (2016), S. 21

[19] Vgl. Mayer, S., Herbst, A. J., Seiler, K., Langer, P., Meier, S. (2016), S. 22

[20] Vgl. Mayer, S., Herbst, A. J., Seiler, K., Langer, P., Meier, S. (2016), S. 22

Quellen

Cornelia Brandt (Hrsg.) (2010), Mobile Arbeit–Gute Arbeit? Arbeitsqualität und 

Gestaltungsansätze bei mobiler Arbeit, Berlin, 

URL:

https://www.dguv.de/medien/ifa/de/pub/grl/pdf/2010_104.pdf

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, (Hrsg.) (2016), Baua 

Faktenblatt 19, BIBB/BAuA-2012: Arbeiten ohne Pause – Verstöße gegen Pausen- und Ruhezeitregelungen von jungen Beschäftigten, Dortmund, 

URL:

https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Fakten/BIBB-BAuA-19.pdf?__blob=publicationFile&v=3

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, (Hrsg.) (2015), Baua 

Faktenblatt 04, BIBB/BAuA-2012, 2. Auflage: Arbeiten ohne Unterlass? Ein Plädoyer für die Pause, Dortmund,

URL: 

https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Fakten/BIBB-BAuA-04.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Haufe online Redaktion (Hrsg.) (2020), Wenn Arbeitnehmer regelmäßig von 

zu Hause aus arbeiten,

URL: https://www.haufe.de/personal/hr-management/mobiles-arbeiten-und-telearbeit-definition-verbreitung_80_462426.html

Knuth, C., in Haufe (Hrsg.) (2020), Arbeitszeit, Arbeitsschutz, Datenschutz: 

Was Mobilarbeit von Homeoffice unterscheidet

URL: https://www.haufe.de/personal/arbeitsrecht/arbeitsrecht-was-mobilarbeit-von-homeoffice-unterscheidet_76_498118.html

Mayer, S., Herbst, A. J., Seiler, K., Langer, P., Meier, S., in: Landesinstitut für 

Arbeitsgestaltung des Landes Nordrhein-Westfalen (LIA.nrw) (Hrsg.) (2016): Richtig erholen – zufriedener arbeiten – gesünder leben. Erholung und Arbeit im Gleichgewicht. Ein Leitfaden für Beschäftigte.praxis 12. überarbeitete Auflage, Gesundheitscampus, Bochum

Paridon, H., Lazar, N., Haase, E., Sander, C. (2017), iga.Report 34. 

Regeneration, Erholung, Pausengestaltung – alte Rezepte für moderne Arbeitswelten?, Dresden

Ricken, O., in: Haufe (Hrsg.), § 7 Homeoffice, / II. Arbeitszeit, Beitrag aus 

Deutsches Anwalt Office Premium, 

URL: 

https://www.haufe.de/recht/deutsches-anwalt-office-premium/7-homeoffice-ii-arbeitszeit_idesk_PI17574_HI116

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