Die Mutterschaft bringt viele Herausforderungen mit sich und stellt das Leben einer Frau komplett auf den Kopf. Wenn der Wiedereinstieg in den Beruf ansteht, sind viele Frauen verunsichert, wie sie diese zusätzliche Aufgabe erfolgreich meistern können. Dieser Text handelt darüber, welche beruflichen und gesellschaftlichen Probleme beim Wiedereinstieg ins Berufsleben existieren. Darauf folgen Handlungsempfehlungen, wie der Wiedereinstieg als Mutter in das Berufsleben erfolgreich gemeistert werden kann.
Berufliche Auswirkungen – die Mutterstrafe
Bereits die Geburt eines Kindes und die darauffolgende Elternzeit löst eine Signalwirkung aus, die einen großen Einfluss auf die berufliche Entwicklung einer Frau hat (Ziefke, 2004, S. 213 f.). Diese Signalwirkung kann unter anderem zu einem Humankapitalverlust der Frau führen. Häufig erleben die Frauen einen beruflichen Abstieg, haben langfristig geringere Aufstiegschancen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen und daraus resultierend meistens einen geringeren Lohn (Verdi, WSI-Report, 05/2019). In anderen Ländern werden diese beruflichen Einbußen auch als „Motherhood penalty“ (dt. Mutterstrafe) bezeichnet (England P. et al., 2016, S.1161 f.).
Zwischen Retraditionalisierung und Wiedereinstieg
Sobald eine Frau Mutter wird, kommt es häufig zu einer Retraditionalisierung (Schober/ Zoch, 2015, S.1190 f.). Diese beschreibt die Rückkehr zu einer traditionelle Arbeitsaufteilung. Der Mann ist der Hauptverdiener, treibt in vielen Fällen seine Karriere voran und die Frau übernimmt die Hauptverantwortung für den Haushalt und die Kinderbetreuung. Das Leben als Mutter und Hausfrau bietet zweifelsohne natürlich auch zahlreiche positive Aspekte. Die tägliche emotionale und physische Nähe zum Kind wird von vielen als sehr erfüllend wahrgenommen.
Trotz der positiven Aspekte ist es wichtig, den Verlust von Humankapital zu vermeiden und die eigene finanzielle Unabhängigkeit zu sichern. Denn die Realität sieht leider so aus: je länger eine Frau in Elternzeit ist, desto größer fällt der Humankapitalverlust aus.
Aber wie können Frauen diesen Wiedereinstieg erfolgreich meistern? Die folgenden Handlungsempfehlungen können Frauen dabei helfen, erfolgreich den Spagat zwischen Kind und Beruf zu meistern.
Handlungsempfehlungen für den Wiedereinstieg
am Beispiel einer qualitativen Analyse ( Boyaci F.(2024), S.75-78)
- Geplante Rückkehr in den Beruf:
Ein strukturierter Plan ist entscheidend für einen gelungenen Wiedereinstieg in den Job. Wann ist ein guter Zeitpunkt für den Wiedereinstieg? Welche Stundenanzahl ist realistisch machbar, um auch familiäre Pflichten nicht zu vernachlässigen?
- Flexibilität nutzen:
Gibt es im Unternehmen die Möglichkeit, flexible Arbeitszeitmodelle zu nutzen? Diese Flexibilität macht es möglich, berufliche Verantwortlichkeiten besser mit den Bedürfnissen der Familie in Einklang zu bringen. Homeoffice kann auch eine Möglichkeit sein, den Alltag mit Kindern besser zu bewältigen.
- Offene Kommunikation:
Die offene Kommunikation muss auf zwei Ebenen stattfinden. Zum einen mit dem Partner, mit welchem klar kommuniziert werden muss, welche Bedürfnisse und Herausforderungen im Alltag auftreten, aber auch wie die täglichen Aufgaben gerecht verteilt werden können. Zum anderen mit dem Vorgesetzten, wann ein realistischer Wiedereinstieg geplant ist und wie die Arbeitszeit beim Wiedereinstieg gestaltet werden kann.
Eine klare Kommunikation hilft, Missverständnisse vorzubeugen und Unterstützung zu mobilisieren. Der Vorgesetzte kann außerdem Elternzeitprogramme anbieten, um im Austausch mit seiner Mitarbeiterin zu bleiben. Darüber hinaus kann ein Austausch zwischen anderen Eltern, die im Unternehmen arbeiten, ermöglicht werden.
- Verlässliche Kinderbetreuung:
Durch eine liebevolle und zuverlässige Kinderbetreuung im Kindergarten fällt es Müttern einfacher, zurück in den Job zu gehen. Denn wenn man weiß, dass sein Nachwuchs gut versorgt ist, bleibt im Kopf Platz für berufliche Dinge.
- Unterstützende Netzwerke aufbauen:
Andere arbeitende Mütter und der Austausch mit ihnen kann nicht nur emotionalen Rückhalt geben, sondern auch praktische Ratschläge und Lösungen bieten.
- Unterstützung suchen:
Die aktive Einbeziehung des Partners in die Kinderbetreuung und im Haushalt entlastet und kann die Bindung vom Vater zum Kind stärken. Darüber hinaus sind gute Freundschaften und Großeltern eine Möglichkeit, Unterstützung zu erhalten.
- Selbstfürsorge:
Bei einer Doppelbelastung von Kindern und Beruf ist es sinnvoll, sich selbst aktive Auszeiten zu nehmen, um Ressourcen zu stärken. Das kann mit Sport erfolgen oder auch durch bewusste Zeit für sich Selbst oder mit Freunden.
Fazit:
Der Wiedereinstieg in den Beruf nach der Elternzeit stellt leider häufig eine große Herausforderung dar, kann jedoch mit den richtigen Strategien erfolgreich gemeistert werden. Meiner Meinung nach liegt es nicht nur an den richtigen Strategien der Mütter, sondern ist darüber hinaus auch eine Verantwortlichkeit bei den Unternehmen. Flexible Arbeitszeitregelungen und Homeoffice oder Angebote einer Kinderbetreuung im Unternehmen können Mütter in ihrem Alltag unterstützen.
Auch Elternzeitprogramme können Mitarbeiterinnen während und nach der Elternzeit unterstützen. Das können beispielsweise Eltern-Netzwerke sein, in welchem ein Austausch unter Eltern ermöglicht wird. Auch spezielle Schulungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Zeitmanagement oder Workshops zur mentalen Stärke sind sinnvolle Maßnahmen, die vom Unternehmen geleistet werden können.
Insgesamt ist es wichtig, dass der Wiedereinstieg von Müttern ins Berufsleben nicht allein eine individuelle Herausforderung darstellt, sondern als gemeinsames Anliegen von Unternehmen und der Gesellschaft betrachtet wird. Dafür ist es notwendig als Gesellschaft diese Probleme zu erkennen, um mehr Verständnis für berufstätige Mütter zu erhalten. Denn nur zufriedene Mütter im Berufsleben können auch gute Arbeit leisten – sowohl für das Unternehmen als auch für ihre Familien.
Literaturverzeichnis
Boyaci F. (2024), Konflikte und Strategien von Müttern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Springer Wiesbaden,S. 5-78.
England P.; Bearak J.M.; Budig M.J.; Hodges M.J. (2016), Do highly Paid, Highly Skilled Women Experience the Largest Motherhood Penalty? American Sociological Review, 81(6), S.1161-1189.
Schober, P. S.; Zoch, G. (2015). Kürzere Elternzeit von Müttern: gleichmäßigere Aufteilung der Familienarbeit?. DIW Wochenbericht, 82(50), S.1190–1196.
Verdi WSI- Report, Lohnnachteile durch Mutterschaft (2019)
Zugriff über: https://frauen.verdi.de/++co++27973576-8057-11e9be12-001a4a160100
Abgerufen am: 23.6.2025
Ziefle, A. (2004). Die individuellen Kosten des Erziehungsurlaubs: Eine empirische Analyse der kurz-und längerfristigen Folgen für den Karriereverlauf von Frauen. KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 56(2), S. 213–231.
Titelbildquelle
Titelbild von Ketut Subiyanto, veröffentlicht am 24. Mai 2020, Zugriff am 07.08.2025, verfügbar unter
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