MetaTalk: Die Stimme für Menschen ohne Lautsprache
In unserer Gesellschaft ist Kommunikation der Schlüssel zu Teilhabe, Bildung und Selbstbestimmung. Doch was passiert, wenn jemand sich nicht oder nur eingeschränkt über Lautsprache mitteilen kann? Für viele Menschen stellt das eine große Hürde dar – im Alltag, in der Schule oder im sozialen Miteinander (Fuchs, 2020).
Was bedeutet Unterstützte Kommunikation (UK)?
Unterstützte Kommunikation beschreibt sämtliche Strategien, Methoden und Hilfsmittel, die Menschen mit komplexen Kommunikationsbedürfnissen dabei unterstützen, sich verständlich zu machen. UK kann sowohl körpereigene Ausdrucksformen, wie Mimik, Gestik, Laute oder Gebärden, als auch externe Hilfsmittel umfassen. Diese reichen von einfachen Symbolkarten bis hin zu digitalen Sprachausgabegeräten (Scholz & Stegkemper, 2024, S. 38-39). Das Ziel von UK ist es, Menschen eine möglichst selbstbestimmte und effektive Verständigung im Alltag zu ermöglichen. Sie schafft Wege soziale Teilhabe zu fördern und die persönliche Mitbestimmung zu stärken (Rehavista, o. J.). UK ergänzt vorhandene Kommunikationsformen, fördert die Sprachentwicklung und unterstützt Lernprozesse (Lebenshilfe, o. J.). Wenn Kommunikation fehlt, wird Verhalten zur Sprache – Unterstützte Kommunikation kann helfen, herausfordernde Verhaltensweisen besser zu verstehen und echte Alternativen schaffen (die-UK-Kiste, o. J.).
Digitale Unterstützung, die den Unterschied macht: MetaTalk
Ein Beispiel für moderne Unterstützte Kommunikation ist die App MetaTalk. Sie wurde speziell für Kider und Erwachsene mit Sprachbeeinträchtigung entwickelt und ermöglicht eine intuitive, individuelle und effektive Form der Verständigung (Kitzinger, 2023, S. 6). MetaTalk verleiht Menschen ohne Lautsprache eine Stimme – und damit mehr Selbstbestimmung und Teilhabe am Leben.
Was ist MetaTalk?
MetaTalk ist eine App für Tablets (iOS), die Menschen mit Sprach- und Kommunikationsstörungen eine Stimme gibt. Sie wurde speziell für Menschen mit eingeschränkten lautsprachlichen Möglichkeiten entwickelt.
Dabei nutzt MetaTalk das bewährte MetaCom-Symbol-System – klare, leicht verständliche Symbole, die auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen gut erfassbar sind (Kitzinger, 2023, S. 6).
So funktioniert MetaTalk
Die Benutzeroberfläche ist rasterbasiert aufgebaut. In individuell anpassbaren Feldern finden sich Symbole für Wörter, Begriffe und Sätze. Durch einfaches Antippen werden diese vorgelesen. Nutzer*innen können so selbstständig Sätze bilden, Fragen stellen, Wünsche äußern oder auf ihre Umwelt reagieren (Kitzinger, 2023, S. 7-8).
Zum Beispiel: Ein*e Nutzer*in möchte sagen „ich möchte Apfelsaft trinken“. Mit wenigen Fingertipps auf die entsprechenden Symbole („ich“ – „möchte“ – „Apfelsaft“ – „trinken“) wird der Satz gebildet und von der App klar und deutlich ausgesprochen.
Anpassbar für jede Lebenslage
Ein großer Vorteil von MetaTalk ist seine individuelle Anpassbarkeit. Die Symboltafeln können je nach Entwicklungsstand, Interessen oder Alltagssituationen angepasst werden. Auch Fotos, eigene Bilder oder zusätzliche Audiodateien lassen sich problemlos einfügen. So entsteht eine Kommunikationswelt, die sich mit den Nutzenden weiterentwickelt (Kitzinger, 2023, S. 7-8).
MetaTalk in der Praxis: Mehr als nur eine App
MetaTalk bietet mit rund 5.000 Wörtern ein besonders vielseitiges Vokabular, das Menschen aller Altersstufen lebenslang begleitet (Kitzinger, 2023, S.11). Für viele Nutzer*innen ist MetaTalk weit mehr als ein Hilfsmittel. Es öffnet Türen. Kinder, die zuvor kaum Reaktionen zeigen, beginnen zu interagieren. Erwachsene mit schwerer Behinderung können Wünsche äußern, an Gesprächen teilnehmen oder Gefühle ausdrücken. Die App fördert Selbstbewusstsein, soziale Integration und emotionale Entwicklung.
Wissenschaftlich fundiert – praxisnah entwickelt
Das Vokabular von MetaTalkDE wurde ursprünglich für die Tochter der Entwicklerin konzipiert – praxisnah, alltagstauglich und mit viel Herz. In enger Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Unterstützten Kommunikation sowie der Cidar Software & Consulting GmbH wuchs daraus eine leistungsstarke iPad-App (MetaComSymbole, o. J.). Regelmäßige Updates und neue Symboltafeln sorgen dafür, dass die App stets aktuell bleibt und sich an den Bedürfnissen der Nutzer*innen orientiert (MetaTalk, 2023).
Was MetaTalk so besonders macht
- Intuitive Bedienung: Auch für Einsteiger*innen leicht erlernbar
- Anpassbare Inhalte: Symbole, Fotos, Sprachaufnahmen
- Bewährtes Symbolsystem: MetaCom-Symbole mit hoher Verständlichkeit
- Sprachausgabe: Klar verständlich, auswählbare Stimme
- Förderung der Sprachentwicklung: Ideal für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
- Vielfältiger Einsatz: Schule, Therapie, Alltag, einfach immer!
Herausforderungen und Chancen
Natürlich ersetzt MetaTalk keine zwischenmenschliche Kommunikation – aber sie erweitert sie. Der Umgang mit UK erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und oft auch pädagogische Begleitung. Die Nutzung der MetaTalk-App erfordert von Nutzer*innen ein Verständnis für sprachliche Kategorien – sie müssen lernen, welche Wörter zu welchem Oberbegriff gehören, wie zum Beispiel „hüpfen“ unter Verben zu finden ist und welche Wege zu den jeweiligen Wörtern führen. Doch die Erfolge sprechen für sich: Menschen mit Beeinträchtigung erleben Teilhabe und Selbstbestimmung.
Fazit: Eine App, die Türen öffnet
MetaTalk ist kein Wundermittel – aber es kann Wunder bewirken. Für Menschen ohne Lautsprache, wird verständliche Kommunikation möglich. Für Familien und Fachkräfte entsteht ein neuer Weg der Verständigung. Und für die Gesellschaft bedeutet MetaTalk einen Schritt hin zu echter Inklusion. Wenn Technologie dazu beiträgt, dass Menschen sich ausdrücken können, gehört sie nicht nur in den App Store – sondern in unseren Alltag.
Literaturverzeichnis
Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. (o. J.). Unterstützte Kommunikation. Zugriff am 21.05.2025. Verfügbar unter https://www.lebenshilfe.de/informieren/familie/unterstuetzte-kommunikation?srsltid=AfmBOop9Dm4ApT9cgGk45zY9ZqYq09rhW83PyE3UXAfTSft8YcBiH5B9
Die-UK-Kiste (o. J.). (K)eine Alternative?!. Zugriff am 21.05.2025. Verfügbar unter https://www.die-uk-kiste.de/k-eine-alternative/
Fuchs, J. (2020). Sprache ist der Schlüssel zur Teilhabe. einBLICK – Online-Magazin der Universität Würzburg. https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/einblick/single/news/sprache-ist-der-schluessel-zur-teilhabe/#:~:text=Sprache%20ist%20mehr%20als%20Information&text=Sie%20ist%20der%20Schl%C3%BCssel%20zur,Paarbeziehungen%20k%C3%B6nnen%20stark%20darunter%20leiden.
Kitzinger, A. (2023). MetaTalk Handbuch 5.0.0 (Ausgabe 20). Bonn: Cidar Software & Consulting GmbH. Zugriff am 22.05.2025. Verfügbar unter https://metatalk.app/media/MetaTalk.5.0.0.Handbuch.pdf
MetaComSymbole (o. J.). MetaTalk. Zugriff am 22.05.2025. Verfügbar unter https://www.metacom-symbole.de/apps/metatalk.html
MetaTalk (2023). Was ist neu?. Zugriff am 22.05.2025. Verfügbar unter https://metatalk.app/media/MetaTalk5_Neues.pdf
Rehavista (o. J.). Unterstützte Kommunikation. Zugriff am 21.05.2025. Verfügbar unter https://www.rehavista.de/blog/unterstuetzte-kommunikation
Scholz, M. & Stegkemper, J. M. (2024). Unterstützte Kommunikation: Grundfragen und Strategien (2. Aufl.). München: Ernst Reinhardt Verlag.
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