By Published On: 19. Februar 2024Categories: Management, Technologie, Wirtschaft

Aktuell ist das Thema der vierten industriellen Revolution im vollen Gange, bei der vor allem die Optimierung und Vernetzung von Technologien sowie die Generierung und Nutzung von Daten im Fokus steht. Immer mehr ist auch die Rede von der Industrie 5.0, die das Augenmerk auf das Zusammenarbeiten von Mensch, Roboter und intelligenten Maschinen legt. Es ist jedoch noch in Diskussion, ob es sich hierbei um eine Erweiterung der Industrie 4.0 handelt oder um einen neuen Evolutionsschritt (Hasenbein, 2023, S. 22–23). Die Einsatzgebiete von Künstlicher Intelligenz (KI) im Organisations- und Arbeitsbereich sind vielfältig und scheinen grenzenlos und betreffen Arbeitskräfte etlicher Branchen (Adoplh & Tausch, 2022, S. 34). Besteht die Gefahr, dass die Arbeitskraft Mensch durch KI ersetzt wird?

Was ist KI?

Bislang existiert keine allgemeingültige Definition von KI. Grundsätzlich besitzt KI die Fähigkeit von technischen Systemen, kognitive Prozesse durch mathematische Algorithmen zu realisieren. Unterschieden wird dabei zwischen starker und schwacher KI. Eine strake KI bezeichnet ein KI-System, welches der menschlichen Leistungsfähigkeit und Flexibilität entspricht. Ein solches System existiert bisher nicht und scheint hypothetisch. Schwache KI ist ein System, welches über eine schwache Intelligenz verfügt und in einem eng definierten Teilbereich eingesetzt wird. Ein schwaches KI-System kann in der Bearbeitung bestimmter Aufgaben sehr mächtig und dem Menschen hinsichtlich der Rechenleistungen überlegen sein. Populäre Beispiele sind Alexa von Amazon, ChatGPT oder Produktempfehlungen. Eine häufig angewendete Verfahrensweise bei schwacher KI, ist das maschinelle Lernen, wodurch Berechnungsschritte automatisch werden, ohne dass zuvor ein bestimmter Lösungsweg programmiert werden musste. Algorithmen lernen aus Beispieldaten und entwickeln Modelle, welche auf neuen Daten angewendet werden können (Adolph & Tausch, 2022, S. 35; Terstegen, Ramm & Harlacher, 2023, S. 50–51).

KI in der Arbeits- und Organisationswelt

Angesichts neuer Entwicklungen in der Arbeitswelt, getrieben durch KI, wird sich die Arbeit stark verändern. Wie bei jeder Veränderung ergeben sich dadurch verschiedene Chancen und Herausforderungen. Zum einen wird es Arbeitskräfte geben, die ihre Arbeitsstelle verlieren, zum anderen werden jedoch neue Arbeitsplätze geschaffen (Schreiber & Gloor, 2020, S. 174).

In verschiedenen Branchen kommt es durch KI zu unterschiedlichen Perspektiven. Für die technische Arbeitsbranche bietet KI eine große Chance, Erneuerungen und Weiterentwicklungen voranzutreiben. Vertretende des Datenschutzes betrachten KI eher als Gefahr für den Missbrauch von persönlichen Daten. Die Volkswirtschaft sieht den Strukturwandel und die Gesamtwirtschaft als profitierend durch KI. Wie bereits angesprochen bedeutet der Strukturwandel Arbeitsplatzverluste, da Tätigkeiten durch KI übernommen werden, jedoch werden auch neue Arbeitsstellen geschaffen. KI ermöglicht es auch, Arbeitsschritte zu erleichtern, sodass das Arbeiten angenehmer wird, wie zum Beispiel in der Entwicklung von Mitarbeitenden oder in der Logistik (Schreiber & Gloor, 2020, S. 174).

Menschen begegnen der Einführung von KI sowohl positiv mit der Hoffnung auf eine sich ständig verbessernde Arbeitswelt als auch negativ. Der Begriff KI ist meinst mit einem unwohlen Gefühl verbunden, da instinktiv ein Wettbewerbscharakter zwischen KI und Mensch entsteht. Bisher wurde die alleinige Intelligenz des Menschen in Anspruch genommen, während nun mit der Einführung von KI diese nachgebildet oder gar übertroffen werden soll. Arbeitskräfte fürchten sich davor, dass ihre Tätigkeit verbunden mit ihrer Intelligenz und Autonomie durch KI ersetzt werden könnte. Im Zuge dessen müssen Ängste und Bedenken der Arbeitskräfte angenommen, erklärt und im besten Fall aufgelöst werden (Harlacher, Eisele, Jeske, Peifer & Shanifar, 2023, S. 4).

KI bietet jedoch auch viele Vorteile. Nach Wirtz und Weyerer (2019) sind Produktivitätssteigerung, Kosteneinsparung, verbesserte Skalierbarkeit, Steigerung der Produkt- und Lebensqualität, Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sowie Erzielung von Wettbewerbsvorteilen häufig genannte Vorteile. KI geht meist mit einer erhöhten Automatisierung einher und übernimmt beziehungsweise beschleunigt manuelle Beschäftigungen. Dadurch wird die Produktivität gesteigert und gleichzeitig Kosten minimiert, wodurch es zu einer erhöhten Nachfrage kommen kann. Nach Georgieff und Hyee (2022) müssen Arbeitskräfte zum einen lernen, nachhaltig mit KI zu arbeiten, zum anderen müssen sie sich auf eine veränderte Arbeitszusammensetzung mit Aufgaben einstellen, die KI nicht bearbeiten kann (Harlacher et al., 2023, S. 3).

Es ist eine Frage der Zeit bis sich in jedem Beruf und jeder Tätigkeit die Frage stellt, in welchem Maß KI einzelne Arbeitsschritte oder ganze Tätigkeiten übernehmen kann. Es wird angenommen, das gewisse Schritte wie beispielsweise Analyse von Daten einfach durch KI automatisiert werden können. In bestimmten Situationen kann jedoch auch in Zukunft nicht auf den Menschen verzichtet werden (Schreiber & Gloor, 2020, S. 174–175). Der Mensch hat auch zukünftig eine zentrale Rolle in der Arbeitswelt und nimmt Einfluss auf die Arbeitsgestaltung (Harlacher et al., 2023, S. 8).

Ausblick

Die Arbeitswelt ist aktuell stark durch das Thema KI geprägt, welches viele verschiedene Potenziale aber auch Herausforderungen mit sich bringt. Viele Unternehmen sind positiv gegenüber der Einführung und den Einsatz von KI gestimmt, betonen dabei jedoch auch, dass der Mensch nach wie vor ein zentraler Bestandteil der Arbeit sein wird, wie beispielweise in Tätigkeiten in denen Empathie gefordert ist. Eine zeitnahe Aufgabe wird es sein, die Stärken des Menschen zu identifizieren und sich darauf zu fokussieren. Denn nicht in jedem Unternehmen wird sich eine Einführung von KI bewähren, weshalb im Vorhinein abgewogen werden muss. KI-Systeme können zukünftig in gezielten Bereichen Anwendung finden, sodass Arbeitskräfte entlastet und auch dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden kann (Niehues, Harlacher & Hartmann, 2023, S. 201–208).

Mit der Einführung von KI bedarf es gleichzeitig auch dem Ausbau von Qualifizierungs-, Weiterbildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, die es Arbeitskräften ermöglichen die Funktionen des Systems zu erlernen und auch Kompetenzen spezifisch im Bereich KI zu entwickeln (Niehues et al., 2023, S. 208).

Durch die Einführung von KI ist es möglich, Flexibilisierung und eine zunehmende Komplexität der Arbeitsgestaltung greifbarer und kontrollierter zu machen, aufgrund von lernenden Algorithmen und Automatisierungen. KI geht mit dem Potenzial einher mit geringem Aufwand die Arbeitsgestaltung an die Vorstellungen der Arbeitskräfte anzupassen, sodass diese zunehmend über ihre Arbeitszeiten entscheiden können (Niehues et al., 2023, S. 213).

Fazit

Um auf die Problemstellung zu Beginn zurück zu kommen, ob KI dem Menschen ersetzen wird, kann aktuell gesagt werden, dass der Mensch auch in Zukunft zentraler Bestanteil der Arbeitswelt sein wird. Gewisse Arbeitsplätze wird es aufgrund von KI nicht mehr geben, jedoch werden auch neue Arbeitsplätze mit neunen Herausforderungen geschaffen (Schreiber & Gloor, 2020, S. 174). KI ist ein intelligentes System, welches viele verschiedene Möglichkeiten bietet Arbeitsschritte zu erleichtern und zu automatisieren. Dennoch ist sie der menschlichen Intelligenz unterzuordnen, da sie einer Kontrolle bedarf und vom Menschen gesteuert werden muss. KI kann nicht mit der Intelligenz des Menschen verglichen werden und diese auch nicht ersetzen. Zwar kann die Intelligenz eines „Werkzeugs“ mit werkzeugähnlichen Fähigkeiten des Menschen verglichen werden, sobald es jedoch um speziell menschliche Intelligenz beispielsweise bezüglich Respekt, Empathie oder Verantwortung geht, ist ein Vergleich zwecklos. Mit gezieltem Einsatz in bestimmten Bereichen bietet KI viel Potenzial Arbeitsschritte zu erleichtern und den Menschen zu unterstützen (Lorscheider, 2023, S. 157).

Bildverzeichnis

Titelbild: Von Gert Altmann auf https://pixabay.com/de/illustrations/k%C3%BCnstliche-intelligenz-gehirn-denken-3382507/

Literaturverzeichnis

Adolph, L. & Tausch, A. (2022). Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt. In E. Bamberg, A. Ducki & M. Janneck (Hrsg.), Digitale Arbeit gestalten (S. 34-45). Wiesbaden: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-34647-8_3

Georgieff, A. & Hyee, R. (2022). Artificial intelligence and employment: New cross-country evidence. Frontiers in Artificial Intelligence, 5, 832736.

Harlacher, M., Shahinfar, F., Peifer, Y., Eisele, O. & Jeske, T. (2023). Künstliche Intelligenz – Chance für Wirtschaft und Arbeitsgestaltung. In S. Stowasser (Hrsg.), Künstliche Intelligenz (KI) und Arbeit (S. 1-15). Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67912-8_1

Hasenbein, M. (2023). Mensch und KI in Organisationen. Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66375-2

Lorscheider, B. (2023). Mensch versus Maschine? Kein Vergleich. Möglichkeiten der KI im Verhältnis zu ihren Erfindern. In M. Harwardt, P. Niermann, A. Schmutte & A. Steuernagel (Hrsg.), Lernen im Zeitalter der Digitalisierung (S. 147-158). Wiesbaden, Heidelberg: Springer Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37901-8_9

Niehues, S., Harlacher, M. & Hartmann, V. (2023). Künstliche Intelligenz 2035 – ein Auslick. In S. Stowasser (Hrsg.),  Künstliche Intelligenz (KI) und Arbeit (S. 201-219). Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67912-8_11

Schreiber, M. & Gloor, P. A. (2020). Psychologie und künstliche Intelligenz (KI) – Parallelen, Chancen, Herausforderungen und ein Blick in die nahe Zukunft. In C. Negri & D. Eberhardt (Hrsg.), Angewandte Psychologie in der Arbeitswelt (S. 163-179). Berlin: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60465-6_12

Terstegen, S., Ramm, M. R. & Harlacher, M. (2023). Klassifizierung von Künstlicher Intelligenz. In S. Stowasser (Hrsg.), Künstliche Intelligenz (KI) und Arbeit (S. 49-71). Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67912-8_4

Wirtz, B. W. & Weyerer, J. C. (2019). Künstliche Intelligenz: Erscheinungsformen, Nutzungspotenziale und Anwendungsbereiche. Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 48, S. 4-10.

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