By Published On: 6. April 2016Categories: Meine Hochschule und mein Studium, Psychologie, Wirtschaft

Kommunikation “ Hörst du mich nur oder verstehst du mich schon?“

Kommunizieren – jeder von uns tut es jeden Tag und immer, egal ob privat oder beruflich, aber was genau passiert da eigentlich?

Mit diesem Blogbeitrag möchte ich ein offenes, neugieriges und auch kritisches Verständnis für Kommunikation – sowohl innermenschlich als auch zwischenmenschlich erzeugen. Einer der wohl bekanntesten Sätze zum Thema, von Paul Watzlawick lautet:“ … Kommunikation ist, so folgt daraus, dass man, wie immer man es auch versuchen mag, nicht nicht kommunizieren kann“

. Aus diesem nicht ganz unerheblichen Grund, möchte ich euch näher mit den Hintergründen und Schwierigkeiten von Kommunikation vertraut machen. So könnte zukünftig die ein oder andere eigene Reaktion oder die eines Mitmenschen einfacher nachzuvollziehen sein. Ein besseres Verständnis darüber wie wir selbst und andere kommunizieren ist eine Möglichkeit zu mehr Lebensqualität zu gelangen.

Dieser Blogbeitrag wird in drei Teilen erscheinen. Im ersten gehe ich auf die Grundlagen der Kommunikation ein, im zweiten Teil auf die innermenschliche Kommunikation und im dritten und letzten Teil geht es um schwierige Gesprächssituationen. Hier werde ich auf eine davon näher eingehen und mich dabei auf den beruflichen Kontext beziehen.

„Ich wünsche ein spannendes genauer hin(ein)hören“

Hörst du mich nur oder verstehst du mich schon Teil 1 – was passiert wenn wir kommunizieren?

Wir hören die Worte des anderen klar und deutlich – dennoch wissen wir manchmal nicht was er uns eigentlich sagen möchte?

Wenn wir miteinander sprechen kann es durchaus sein, dass wir nicht immer klar sage, was wir meinen, stattdessen überlassen wir es unserem Gegenüber genau das herauszuHÖREN. Wir machen das durchaus absichtlich und bewusst oder aber unbewusst ohne es selbst wahrzunehmen. So kommt es, dass nicht selten Sätze in einem Gespräch folgen können wie: „so war das nicht gemeint“, „Sie haben mich da wohl falsch verstanden“, „so habe ich das nicht gesagt“, „da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt“….

Vier Seiten einer Nachricht

Warum wir nicht immer verstehen was „gesagt“ wird und Missverständnisse fester Bestandteil zwischenmenschlicher Kommunikation sind, kann am besten anhand des Modells „vier Seiten einer Nachricht“ deutlich gemacht werden. Hier vereint Friedemann Schulz von Thun – einer der bekanntesten Kommunikationspsychologen – die unterschiedlichen Ansätze in der Psychologie zu einem gemeinsamen Modell.

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Bildquelle: Eigene Darstellung (In Anlehnung an: Schulz von Thun, F.: 2013


Grundsätzlich entsteht Kommunikation zwischen einem Sender, der Person die etwas sagt und einem Empfänger, derjenige (diejenigen) an den die Nachricht gerichtet ist. Dabei verbirgt sich in jeder Nachricht, die der Sender ausgesandt hat, eine Vielzahl unterschiedlicher Informationen.

Ein Bespiel, anhand dessen die einzelnen Inhalte der Nachricht aufgeschlüsselt werden, verdeutliche ich im Folgenden.

Ein Ehepaar zu Hause. Der Mann geht an den Kühlschrank, öffnet ihn und sagt:“ Es ist kein Joghurt mehr da“. Die Frau ist zwar in einem anderen Raum, hört ihren Mann dennoch.

Sachaspekt

(der Sender informiert)

Im Satz des Mannes steckt die Tatsache oder Information, dass sich im Kühlschrank kein Joghurt mehr befindet. Diese Seite der Nachricht macht Aussage darüber, wie die Sachlage ist.

Selbstoffenbarung

(das gibt der Sender von sich selbst preis)

Der Selbstoffenbarungsaspekt einer Nachricht beinhaltet das, was der Sender von sich persönlich Kund tut. Das geschieht bewusst und in vielerlei Hinsicht unbewusst. Unserem Fallbeispiel können wir über den Sender entnehmen, dass er weiß, wo zu Hause der Joghurt immer steht, dass er lesen kann – oder zumindest, weiß wie Joghurt üblicherweise aussieht. Weiter könnte es bedeuten, dass er enttäuscht ist, weil er sich auf einen Joghurt gefreut hatte und leider keiner da ist.

Beziehungsaspekt

(was der Sender vom Empfänger hält, wie die beiden zueinander stehen)

Hieraus geht hervor, was die beiden für eine Verbindung miteinander haben, wie sie zueinander stehen. Allgemein kann dies über die Wortwahl vermittelt werden – wird gesiezt oder geduzt, in welchem Ton wird gesprochen, ebenso über nonverbale Signale kann die Beziehung verdeutlicht werden. In unserem Beispiel könnte das heißen, dass dem Ehemann auffällt, dass er vergessen hat seiner Frau zu sagen sie solle Joghurt einkaufen oder er hält seine Frau für vergesslich und macht das als Grund für das Fehlen des Joghurts verantwortlich. Möglicherweise ist er der Meinung, wenn er nicht mir ihr gemeinsam zum Einkaufen geht, kauft sie zu wenige Lebensmittel.

Auf dieser Seite der Nachricht ist das Ohr des Empfängers sehr empfindlich, da durch die DU- und WIR-Botschaften zu erkennen ist, wie er vom Sender behandelt (misshandelt) wird.

Falls die Ehefrau auf die Aussage ihres Mannes nun reagieren sollte – in Form von Ablehnung – könnte ihr Satz lauten:“ Das nächste Mal kannst ja Du einkaufen gehen, wenn du denkst es passt dann besser!“. Jedoch bezieht sie ihr anzweifeln dabei nur auf die Beziehungsaussage – nicht auf die (Tat)Sache (es ist kein Joghurt da).

Appell

(was der Sender vom Empfänger möchte, wozu er ihn veranlassen will)

Mit allem was gesagt wird, geht auch eine gewisse Art der Einflussnahme einher. Gemeint ist, dass mit dem was die Nachricht des Senders enthält er beim Empfänger etwas bewirken oder auslösen möchte. Etwa direkte Handlungen, Gefühle oder sein Denken. Das können sowohl offene als auch versteckte Arten sein, um auf jemanden Einfluss zu nehmen. Falls es sich um die versteckte Variante handelt, ist Manipulation im Spiel. Wenn dabei über die Sach-, Beziehungs- und Selbstoffenbarungsseite versucht wird die Appellseite der Nachricht zu „stützen“ oder zu „schmücken“, so werden diese Mittel zum Zweck. Sie dienen dann nicht etwa einer störungsfreien oder offenen zwischenmenschlichen Kommunikation sondern damit, dem Empfänger den Appell „schmackhaft“ zu machen.

Im nächsten Teil „Hörst du mich nur oder verstehst du mich schon“ schlagen wir eine andere Richtung in der Thematik ein ;-)

Literaturquellen:

Watzlawick, P./Beavin, J.H./Jackson,D.D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. 1. Auflage. Bern 1969.

Schulz von Thun, F.: Miteinander reden 1. Störungen und Klärungen. Allge-meine Psychologie der Kommunikation. 1. Auflage. Reinbek 2013.

Schulz von Thun, F.: Miteinander reden 2. Stile, Werte und Persönlichkeits-entwicklung. Differenzielle Psychologie der Kommunikation. Sonderausgabe. Reinbek 2001.

Bildquellen:

Eigene Darstellungen

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