By Published On: 16. Dezember 2025Categories: Digitalisierung, Inklusion, Kommunikation, Pädagogik

Für viele Kinder ist das gemeinsame Vorlesen einer Geschichte ein magischer Moment. Doch für gehörlose Kinder, die die Lautsprache nicht verstehen, bleibt dieses Erlebnis oft verschlossen. Das Fehlen einer auditiven Brücke kann den Zugang zu Literatur erschweren und die gemeinsame Erfahrung von Lesen und Erzählen behindern. Die App „StorySign“ bietet hierfür eine innovative und wegweisende Antwort, indem sie eine Brücke zwischen der Welt der Bücher und der Welt der Gehörlosen baut.

Grundlagen: Die Rolle digitaler Medien in der frühkindlichen Bildung

Die Einbeziehung digitaler Medien in die Pädagogik wird in der Fachwelt intensiv diskutiert. Eine zentrale Frage ist, wie man die Chancen und Risiken des pädagogischen Einsatzes digitaler Medien abwägt. Es gibt Bedenken, dass Smartphones die sozialemotionale Entwicklung in den ersten 1.000 Tagen negativ beeinflussen könnten (Vgl. Zierer et al., 2023, S. 54). Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte nimmt dazu kritisch Stellung (Vgl. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. [DGKJ], 2023). Oft sehen sich Fachkräfte jedoch mit der Unsicherheit konfrontiert, wie sie diese Medienerlebnisse pädagogisch aufgreifen können (Vgl. Müller, 2025, S. 9). Ein strategischer, bewusster Einsatz von digitalen Medien kann jedoch dazu beitragen, dass Kinder die notwendigen digitalen Kompetenzen für ihre Teilhabe an der Gesellschaft entwickeln (Vgl. Müller, 2025, S. 9).

Lösungsansatz: Wie StorySign Barrieren überwindet

StorySign ist eine kostenlose App, die in Zusammenarbeit mit Gehörlosenverbänden und Verlagen entwickelt wurde, um genau diese Herausforderungen anzugehen. Sie nutzt Künstliche Intelligenz (KI), um Texte aus ausgewählten Kinderbüchern zu erkennen und sie in Echtzeit in Gebärdensprache zu übersetzen.

So funktioniert die App:

  • Die App-Kamera scannt die Seite eines Buches.
  • Ein animierter Avatar gebärdet den Text.
  • Gleichzeitig werden die entsprechenden Wörter auf dem Bildschirm farblich hervorgehoben.

Dieses einfache, aber wirkungsvolle Konzept löst gleich mehrere Probleme. Es ermöglicht nicht nur gehörlosen Kindern, Geschichten zu erleben, sondern unterstützt auch hörende Eltern dabei, Gebärdensprache zu lernen und das Leseritual gemeinsam mit ihrem Kind zu genießen (Vgl. SBBZ Luise von Baden, 2020).

Fazit: Eine Technologie mit Herz

Die App StorySign ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie digitale Innovationen die soziale Inklusion fördern können. Sie schafft eine direkte Verbindung zwischen der Welt der Bücher und der Welt der Gehörlosen. Das gemeinsame Vorleseritual ist allgemein entscheidend für die Bindungsqualität und die sozial-kognitive und emotionale Entwicklung. Bei gehörlosen oder schwerhörigen Kindern ist dieser Fokus besonders relevant, da hier das Risiko für eine verzögerte Entwicklung von Theory-of-Mind und sozialen Kompetenzen besteht (Vgl. Eisinger et al., 2024, S. 136). Die App liefert eine wissenschaftlich fundierte Antwort auf diesen Bedarf, da sie digitale Hilfsmittel nutzt, die Eltern bereits zur inklusiven Sprachbildung verwenden (Vgl. Eisinger et al., 2024, S. 137–138). Dieses Beispiel zeigt, dass der bewusste und gezielte Einsatz von digitalen Medien einen essenziellen Beitrag zur Förderung von Teilhabe und sozialer Kompetenz leisten kann. Es ist ein Ausblick auf eine Zukunft, in der Technologie nicht nur unterhält, sondern befähigt.

Literaturverzeichnis
Titelbildquelle

Teile diesen Artikel