Die Kinderkonferenz ist in der modernen Kita weit mehr als nur ein Morgenkreis. Sie ist ein entscheidendes demokratisches Werkzeug, in dem die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft lernen, ihre Meinung zu äußern, zuzuhören und gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Doch wie können wir sicherstellen, dass die Stimmen aller Kinder gehört werden, insbesondere derer, die sich sprachlich noch nicht so sicher fühlen? Digitale Medien bieten hier innovative Wege, die Partizipation zu fördern und die Kinderkonferenz zu einem noch inklusiveren Ort zu machen (Vgl. Goll et al., 2025).

Partizipation als pädagogischer Auftrag und Kinderrecht

Partizipation ist ein zentrales Element frühkindlicher Bildung und ein verbrieftes Kinderrecht (verankert in der UN-Kinderrechtskonvention). Im Kern bedeutet Partizipation, Kindern zuzugestehen, ihren Alltag mitzugestalten und Entscheidungen, die sie betreffen, mitzubestimmen (Vgl. Baden-Württemberg & Verlag Herder, 2025, S. 68).

Dieser Prozess geht über das einfache Fragen nach dem Spielmaterial hinaus. Er beinhaltet das Erleben von Selbstwirksamkeit, indem Kinder die direkte Konsequenz ihrer Entscheidungen sehen, was ihr Selbstwertgefühl und ihre Kompetenzentwicklung (Vgl. Stadler, Durand & Birnbacher, 2023, S. 85).

Die Kinderkonferenz ist der Ort, an dem diese Teilhabe institutionalisiert, sichtbar und für alle verbindlich geübt wird (Vgl. Durand & Winklhofer, S. 2). Digitale Tools können diesen Prozess unterstützen, indem sie Barrieren abbauen und unterschiedliche Kommunikationsformen ermöglichen (Vgl. Rohrmann, 2022, S. 44).

Lösungsansatz: Digitale Werkzeuge für mehr Mitsprache

Digitale Medien unterstützen die Inklusivität der Kinderkonferenz und fördern die Partizipation (Vgl. Hüning, Wohlgefahrt & Albrecht, 2025, S. 2–3; Mues, 2025, S. 21–27; Rademacher et al., 2025, S. 24–26):

  • Visuelle Protokolle: Statt langer, geschriebener Protokolle können Fotos, Symbole oder kurze Videos am Tablet aufgenommen werden, um die besprochenen Punkte festzuhalten. Dies macht die Ergebnisse für alle Kinder, unabhängig von ihren Sprachkenntnissen, verständlich und nachvollziehbar.
  • Abstimmungs-Apps: Einfache Apps können genutzt werden, um Stimmabgaben zu digitalisieren. Kinder können per Tippen auf ein Bild oder einen Button abstimmen. Das ist schneller, transparenter und macht den Prozess spielerisch.
  • Sprachaufnahmen und Diktierfunktionen: Ein Kind, das sich in der großen Gruppe nicht traut, kann seine Idee vorher als Sprachnachricht aufnehmen. Diese kann dann in der Konferenz abgespielt werden, sodass auch schüchterne oder nonverbale Kinder die Möglichkeit haben, ihre Gedanken zu teilen.

Von der Idee zur gelebten inklusiven Praxis

Der gezielte Einsatz dieser digitalen Tools schafft eine direkte Verknüpfung zwischen der Entscheidungsfindung (Konferenz) und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder. Die Einführung solcher Methoden ist als soziale Innovation zu begreifen, die einen gezielten organisatorischen Wandel erfordert, um alle Zielgruppen erfolgreich einzubinden und das Projekt nachhaltig zu verankern (Vgl. Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.V., 2024, S. 3).Die digitale Konferenz nutzt verschiedene Repräsentationsebenen (visuell, auditiv, verbal) und stellt sicher, dass die Entscheidungsprozesse nicht von sprachlichen Fähigkeiten dominiert werden. Forschung zeigt, dass digitale Medien als Ergänzung die Partizipation von Kindern fördern können, indem sie die verschiedenen Ebenen der Kommunikation ansprechen und neue Möglichkeiten der Interaktion schaffen. So wird die Kinderkonferenz zu einem echten Lernort für Demokratie und Teilhabe, an dem die Kinder nicht nur über ihre Interessen sprechen, sondern auch ihre Stimme aktiv und selbstwirksam nutzen können (Vgl. Hüning et al., 2025, S. 2–3; Mues, 2025, S. 21–27; Rademacher et al., 2025, S. 24–26).

Fazit: Digitale Partizipation als Schlüssel zur Inklusion

Die Kinderkonferenz ist der Herzschlag der Partizipation in der Kita. Indem wir digitale Medien als Werkzeuge einsetzen, um die Kommunikation zu vereinfachen und Barrieren zu überwinden, machen wir diesen demokratischen Prozess für jedes Kind zugänglich. Es muss jedoch stets gewährleistet sein, dass durch den Fokus auf digitale Methoden kein „Digital Divide“ entsteht, der Kinder aus bildungsfernen oder internetfernen Haushalten zusätzlich benachteiligt. Es ist entscheidend, dass unterstützende Rahmenbedingungen geschaffen werden, um eine souveräne Teilhabe aller zu ermöglichen (Vgl. Borgstedt & Möller-Slawinski, 2020, S. 78–79). So tragen wir dazu bei, die jüngste Generation von Beginn an als aktive und gleichberechtigte Gestalter ihrer eigenen Lebenswelt zu befähigen.

Literaturverzeichnis

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