By Published On: 8. Mai 2025Categories: Digitalisierung, Gesundheit, Inklusion, Soziales

Die Digitalisierung revolutioniert zunehmend unser Gesundheitssystem und eröffnet neue Möglichkeiten in medizinischer Versorgung und Prävention. Doch wie profitieren speziell Menschen mit Behinderungen von diesen Entwicklungen? Inwiefern tragen Innovationen in Telemedizin und E-Health tatsächlich zur verbesserten gesundheitlichen Teilhabe bei?

Hintergrund und Ausgangslage: Digitalisierung im Gesundheitswesen

Digitale Gesundheitstechnologien wie Telemedizin, mobile Gesundheits-Apps und Wearables bieten erhebliche Potenziale – besonders für Menschen mit Behinderungen. Telemedizin ermöglicht medizinische Beratungen per Video oder Telefon und reduziert Barrieren, die durch Mobilitätseinschränkungen entstehen. E-Health-Anwendungen ermöglichen kontinuierliche Gesundheitsüberwachung und fördern die Eigenständigkeit und Selbstbestimmung (BMG, 2019; Fraunhofer ISI, 2022).

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts zeigt, dass telemedizinische Anwendungen den Zugang zu spezialisierten medizinischen Leistungen vereinfachen und die Belastung durch Arztbesuche senken können. Dennoch bestehen große Herausforderungen: fehlende Barrierefreiheit digitaler Plattformen, mangelnde Anpassung an spezifische Bedürfnisse und Datenschutzbedenken behindern die flächendeckende Nutzung (Stachwitz & Debatin, 2023).

Zudem sind viele Angebote in Deutschland noch nicht in der Fläche etabliert – gerade für Menschen mit Behinderungen fehlt es an strukturiert barrierefreien Lösungen. In der Praxis zeigt sich eine große Diskrepanz zwischen technischer Machbarkeit und tatsächlicher Anwendung.

Internationale Beispiele

Ein Beispiel für inklusive digitale Gesundheitsanwendungen bietet Finnland. Dort ist Telemedizin Teil der Regelversorgung und gesetzlich zur Barrierefreiheit verpflichtet. Plattformen wie „Omaolo“ bieten einfache und inklusive Nutzerführung, auch für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Auch in den USA sorgen gesetzliche Vorgaben wie der „Americans with Disabilities Act“ dafür, dass digitale Gesundheitsangebote inklusiv gestaltet sind.

Digitale Teilhabe gestalten – ein persönlicher Ausblick

Digitale Gesundheitstechnologien haben das Potenzial, für Menschen mit Behinderungen erhebliche Verbesserungen in der Versorgung und Teilhabe zu bewirken. Doch die Lücke zwischen technischem Fortschritt und realem Zugang bleibt bestehen. Digitale Gesundheitsangebote müssen konsequent barrierefrei und auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sein – nicht als Sonderlösung, sondern als Standard.

Ich fordere deshalb klare gesetzliche Vorgaben, verbindliche Standards zur Barrierefreiheit und gezielte Förderprogramme. Nur durch eine konsequent inklusive Ausrichtung unseres Gesundheitswesens kann die Digitalisierung ihr Potenzial für echte Teilhabe entfalten.

Literaturverzeichnis

Bundesministerium für Gesundheit. (2019). Digitale Gesundheit 2025. zuletzt abgerufen am 30. März 2025, von https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Gesundheit/Broschueren/BMG_Digitale_Gesundheit_2025_Broschuere_barr.pdf

Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed). (2023). Stellungnahme zum Digital-Gesetz (DigiG). zuletzt abgerufen am 30. März 2025, von https://www.bvmed.de/download/bvmed-stellungnahme-zum-digig

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. (2022). Digitale Gesundheitsversorgung 2033: Trends, Szenarien und Thesen. Abgerufen am 30. März 2025, von https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/ccv/2022/digitale-gesundheitsversorgung-2033-trends-szenarien-und-thesen.pdf

Stachwitz, B., & Debatin, J. F. (2023). Digitalisierung im Gesundheitswesen: heute und in Zukunft. Bundesgesundheitsblatt, 66(2), 123–130. zuletzt abgerufen am 30. März 2025, von https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/BfArM/Publikationen/Bundesgesundheitsblatt/2023-02-stachwitz_debatin.pdf?__blob=publicationFile

Wohlfart, J. (2024). Die Rolle von Wearables in der personalisierten Medizin [Masterarbeit, Ferdinand Porsche FernFH]. zuletzt abgerufen am 30. März 2025, von https://onlinecampus.fernfh.ac.at/pluginfile.php/223278/mod_data/content/325594/Master_Thesis_WIMA_24_Wohlfart_Julia.pdf

Titelbildquelle

Titelbild von thetechjournalofficial veröffentlicht am 14.10.2021 unter https://pixabay.com/de/photos/telemedizin-telegesundheit-6667341/ abgerufen am 05.04.2025

Nutzungsbedingungen unter https://pixabay.com/service/license-summary/

Teile diesen Artikel