Wohnen ist längst mehr als nur eine private Angelegenheit – es ist zu einem gesellschaftlichen Schlüsselthema geworden. Die Frage nach bezahlbarem Wohnraum, sozialer Gerechtigkeit und gleichen Chancen für alle bestimmt zunehmend den öffentlichen Diskurs und fordert Politik, Wirtschaft und Stadtplanung heraus.

Wohnen ist ein entscheidender Faktor für soziale Teilhabe, Lebensqualität und die gerechte Verteilung von Ressourcen. Aufgrund dieser vielschichtigen Bedeutung spielt es eine zentrale Rolle in sozialpolitischen Diskussionen. Die Bereitstellung und die Finanzierung von Mitteln sind zentrale Faktoren für die Realisierung von barrierefreiem und sozialem Wohnungsbau. Die Implementierung innovativer Ansätze, wie zum Beispiel energieeffiziente Neubauten sowie nachhaltige und ressourcenschonende Baumaterialien, kann wesentlich zur Schaffung nachhaltiger, umweltfreundlicher und sozialverträglicher Lebensräume beitragen. Sie kann Synergieeffekte fördern und die Effizienz von Bauprojekten steigern. „… Gerade bei Themen wie Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen wird der demografische Wandel besonders deutlich. Es ist eine besondere Herausforderung für die Akteurinnen und Akteure in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, die Weichen so zu stellen, dass ein selbstbestimmtes und gemeinwesenorientiertes Leben und Wohnen geradeauch im hohen Alter möglich bleiben …“1

Barrierefreier Wohnraum bleibt für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung (MmB) schwer zugänglich. Eine Analyse des Instituts für Wirtschaft (Stand: Sommer 2023) zeigt, dass in Deutschland etwa zwei Millionen barrierefreie Wohnungen fehlen. Bis 2035 wird mit einem Defizit von 3,7 Millionen fehlenden barrierefreien Wohnungen gerechnet. 2 Die rechtliche Dimension gewinnt in diesem Zusammenhang gemäß Artikel 19 (a) UN-BRK haben MmB das Recht auf Gleichbehandlung und die Freiheit, ihren Wohnort selbst zu wählen sowie zu bestimmen, in welchem Umfeld und mit welchen Personen sie leben möchten, an Bedeutung. Sie sind nicht darauf angewiesen, in speziellen Einrichtungen zu wohnen, sondern können selbst bestimmt entscheiden, welches Wohnumfeld ihren Bedürfnissen entspricht. Die Förderung von unterstützenden Gemeinschaften kann zur sozialen Diversität beitragen und kann gleichzeitig Auswirkung auf die individuelle Lebensqualität haben.

„Wenn Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt und gemeinsam mit anderen Menschen leben, nennen wir das „inklusives Wohnen“. Ein gelebtes Miteinander und individuelle Unterstützung im Alltag schaffen Orte zum Wohlfühlen – zum Beispiel in einer WG, Hausgemeinschaft oder aktiven Nachbarschaft“.3

Innovative Wohnkonzepte: Vielfalt der Lebensräume von morgen

  • Mehrgenerationenhäuser: Mehrgenerationenhäuser sind soziale Institutionen, die generationenübergreifende Interaktionen und gemeinschaftliche Aktivitäten fördern, um den sozialen Zusammenhalt und die Integration in der Gemeinschaft zu stärken. Das Konzept basiert auf gegenseitiger Unterstützung zwischen verschiedenen Altersgruppen.4
  • Inklusive Wohngemeinschaften: „Inklusives Wohnen – das hat nichts mit “all inclusive” zu tun sondern steht für eine ganz neue Art der Wohngemeinschaft. Hier leben behinderte Menschen zusammen mit Menschen ohne Beeinträchtigung unter einem Dach…“5

Vorteile von inklusiven Wohnformen

  • Nachbarschaftliche Beziehungen und gemeinschaftliches Wohnen: fördern das soziale Wohlbefinden und die individuelle Lebensqualität. Das Zusammenkommen unterschiedlicher Lebensweisen, ermöglicht gegenseitigen Austausch und fördert soziale Integration.
  • Mehrgenerationen Wohnen fördert den Austausch und die Weitergabe von Fähigkeiten und Wissen untereinander: Angesichts des demografischen Wandels könnte diese Wohnform dazu beitragen, sozialer Isolation im Alter zu verringern sowie eine Entlastung jüngerer Generationen zu ermöglichen.
  • Gemeinsame Nutzung von Ressourcen und ökologische Bauweisen: Maßnahmen wie die Verbesserung der Wärmedämmung sowie die Nutzung erneuerbarer Energien durch Photovoltaikanlagen können einen Beitrag zur Reduzierung des individuellen ökologischen Fußabdrucks leisten.
  • Unterstützung durch Smart Home Technologien: Die Automatisierung von alltäglichen Routineabläufen erleichtert die Haushaltsführung und fördert die Selbstständigkeit und Selbstbestimmung der Nutzer*innen im eigenen Zuhause.

Trotz der Vorteile inklusiver Wohnformen bleiben Herausforderungen bestehen, die gezielte Anpassungen in Planung und Umsetzung erfordern. Insbesondere rechtliche Vorgaben und bauliche Einschränkungen verlangen differenzierte Lösungsansätze.

Herausforderungen inklusiver Wohnformen

  • Finanzierung und Ressourcen: Investitionsbereitschaft privater und institutioneller Akteure im Bauwesen kann dazu beitragen, Kapital in Bauprojekte zu lenken. Beantragung und Bereitstellung staatlicher Fördermittel sowie die Genehmigungsverfahren dauern oft lange. Bürokratische Hürden erschweren die Umsetzung von Bauprojekten.
  • Architektonische Barrieren: Der Umbau von Altbeständen erfordert oft zeitaufwendige und kostenintensive Planungen.
  • Gelingen der Interaktion: Die erfolgreiche Implementierung inklusiver Wohnformen setzt eine interdisziplinäre und sektorenübergreifende Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren voraus.
  • Rechtliche Rahmenbedingungen: Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Bauvorschriften und Normen gewährleistet die bedarfsgerechte Anpassung an die Anforderungen inklusiver Wohnformen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sowohl auf politischer Ebene als auch durch gemeinsame Anstrengungen verschiedener Akteure eine gezielte Förderung diverser Wohnformen notwendig ist. Zukunftsorientierte Innovationen im Bauwesen können zur gesellschaftlichen Diversität und zur Erfüllung individueller Wohnbedürfnisse beitragen. Der nachhaltige und sozialverträgliche Umgang mit aktuellem und künftigem Wohnbedarf erfordert eine vorausschauende Planung und integrative Lösungsansätze.

Literaturverzeichnis

  1. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (2012). Wohnen für (Mehr) Generationen – Gemeinschaft stärken, Quartier beleben. Zugriff am 12.05.25 verfügbar unter https://www.bmfsfj.de/resource/blob/95546/7e8316d118d12a6e5f5cf5cf1a48c8e9/wohnen-fuer-generationen-data.pdfr ↩︎
  2. Aktion Mensch (22.04.024) Barrierefreie Wohnung – oft eine Ausnahme . Zugriff am 03.05.25 verfügbar unter https://www.aktion-mensch.de/inklusion/wohnen/barrierefrei-wohnen ↩︎
  3. WOHN:SINN – Hier ist Inklusion zuhause. Zugriff am 03.05.25 verfügbar unter https://www.wohnsinn.org/ ↩︎
  4. Mehr Generationen Haus Miteinander Füreinander. © 2025 Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zugriff am 01.05.25 verfügbar unter https://www.mehrgenerationenhaeuser.de/mehrgenerationenhaeuser/was-ist-ein-mehrgenerationenhaus/ ↩︎
  5. Malteser Hilfsdienst e.V. Inklusives Wohnen: Alle unter einem Dach. Zugriff am 05.05.25 verfügbar unter https://www.malteser.de/aware/hilfreich/inklusives-wohnen-alles-wichtige-zur-neuen-wg-form.html ↩︎

Titelbildquelle

Titelbild von Satya Prem, veröffentlicht am 2. April 2018, Zugriff am 01.06.25 verfügbar unter https://pixabay.com/de/photos/neubau-hausbau-baustelle-3284911/

Titel Neubau, Hausbau, Baustelle.

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