By Published On: 3. Juni 2025Categories: Gesundheit, Psychologie, Soziales

Der Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance zeichnet sich vor allem bei den jüngeren und mittleren Altersgruppen, der Generation Y und Z, also den Jahrgängen ab etwa 1985, zunehmend ab. Diesem immer häufiger geäußerten Wunsch nach einer stärkeren Priorisierung des Privatlebens stehen die Interessen der Wirtschaft gegenüber, die dringend auf Arbeitskräfte, insbesondere Fachkräfte, angewiesen ist.[1] Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Bedeutung einer ausgewogenen Work-Life-Balance und mit der Frage, ob sie maßgeblich zu einem glücklichen und zufriedenen Leben beiträgt. 

Definition

Um die Bedeutung und Auswirkungen der Work-Life-Balance näher beleuchten zu können, bedarf es zunächst einer genauen Definition dieser. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff Work-Life-Balance oft damit assoziiert, neben der Arbeit noch Zeit für Freizeitaktivitäten zu finden und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen. Im wissenschaftlichen Kontext wurde der Begriff Work-Life-Balance von Clark geprägt und beschreibt die Zufriedenheit sowie das gute Zusammenspiel von Berufs- und Privatleben bei möglichst geringen Rollenkonflikten. Syrek betrachtet Work-Life-Balance als eine individuelle Haltung zur eigenen Lebenssituation, die die Vereinbarkeit unterschiedlicher Lebensbereiche, Rollen und Ziele umfasst. Dabei wird die Individualität der Work-Life-Balance hervorgehoben, die sowohl durch persönliche Lebens- und Arbeitsumstände als auch durch individuelle Wünsche und Bedürfnisse bestimmt wird. Wichtig zu betonen ist, dass es bei der Work-Life-Balance weniger darum geht, ein Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Privatleben zu schaffen, sondern vielmehr darum, eine grundsätzliche Vereinbarkeit verschiedener Lebensbereiche herzustellen. Genau diese Vereinbarkeit gestaltet sich häufig als schwierig, da jeder einzelne Lebensbereich sowohl Zeit als auch Energie erfordert und unsere Ressourcen begrenzt sind. Dies kann zu einem Konflikt zwischen den Bereichen führen, welcher als Work-Life-Konflikt bezeichnet wird.[2]

Handlungsstrategien

Aufgrund der Einzigartigkeit der Lebenssituation bzw. Wünsche und Werte jedes Einzelnen, ist es sehr herausfordernd, konkrete Empfehlungen für eine gelungene Work-Life-Balance zu geben. Das SOK-Modell von Baltes und Baltes bietet jedoch Ansätze, wie man persönliche Lebensbereiche gestalten und Ressourcen erweitern, erhalten oder optimieren kann, um mögliche Work-Life-Konflikte zu bewältigen. Das Modell basiert auf drei zentralen Strategien: Selektion, Kompensation und Optimierung. Diese Handlungsstrategien sind entscheidend für das Lebensmanagement und die Entwicklungsregulation über die gesamte Lebensspanne und lassen sich auf die Vereinbarkeit verschiedener Lebensbereiche anwenden. 

In Bezug auf die Work-Life-Balance bedeutet Selektion, Ziele und Prioritäten zwischen den Lebensbereichen und damit verbundenen Rollen festzulegen, um die verfügbaren Zeit- und Energieressourcen gezielt einzusetzen. Außerdem können bestimmte Nachteile in Kauf genommen werden, die zu einem späteren Zeitpunkt ausgeglichen werden müssen. Optimierung bezieht sich auf die Verbesserung und Erweiterung von Fähigkeiten, die zur Zielerreichung beitragen sollen. Der letzte Punkt Kompensation bedeutet, Maßnahmen zu ergreifen, um die persönlichen Ziele zu erreichen und das Leistungsniveau ohne Verluste aufrechterhalten zu können.[3]

Auswirkungen

Wie wichtig eine ausgewogene Work-Life-Balance ist, wird deutlich, wenn man sich näher mit den Vorteilen dieser, bzw. mit den Auswirkungen einer fehlenden Work-Life-Balance beschäftigt. Prinzipiell können die Auswirkungen der Work-Life-Balance in drei Kategorien eingeteilt werden: arbeitsbezogene, nicht-arbeitsbezogene und stressbezogene Auswirkungen. In Bezug auf die arbeitsbezogenen Auswirkungen zeigen Studien, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance die Arbeitsleistung, die Zufriedenheit im Job, das berufliche Engagement, sowie die berufliche Entwicklung und den Erfolg der Beschäftigten fördert. Zudem wurde nachgewiesen, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance Arbeitsunterbrechungen, Burnout, Entfremdung am Arbeitsplatz, Fehlzeiten und Kündigungsabsichten deutlich verringert. Als nicht-arbeitsbezogene Auswirkungen einer ausgeglichenen Work-Life-Balance lassen sich die Steigerung der allgemeinen Lebenszufriedenheit, der Zufriedenheit innerhalb der Familie, der familiären Leistungsfähigkeit und der Zufriedenheit in der Freizeit nennen. Laut Studien reduziert eine ausgewogene Work-Life-Balance außerdem gesundheitliche Probleme, kognitive Beschwerden und Konflikte innerhalb der Familie. Die stressbedingten Auswirkungen, zeigen wie eine unausgewogene Work-Life-Balance negativen Einfluss auf die Arbeits- und Lebenszufriedenheit haben. Forschungen zeigen, dass Work-Life-Konflikte zu einer erhöhten psychischen Belastung, wie emotionaler Erschöpfung, Angst Reizbarkeit und familiären Stress führen können. Diese Konflikte verstärken auch das Auftreten von Krankheitssymptomen, wie beispielsweise Bluthochdruck und einem erhöhten Cholesterinspiegel. Außerdem nimmt der Konsum von Alkohol und Zigaretten bei Menschen, mit einer unausgeglichen Work-Life-Balance nachweislich zu. Insgesamt nimmt der allgemeine Lebensstress, einschließlich emotionaler Anspannung und Unwohlsein, deutlich zu, wenn die Work-Life-Balance abnimmt.[4]     

Fazit

Abschließend lässt sich also klar festhalten, dass die Work-Life-Balance sowohl eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden des Einzelnen als auch für die gesellschaftliche Entwicklung mit sich bringt. Sie beschreibt nicht einfach das Mittelmaß zwischen Arbeit und Privatleben, sondern vielmehr die Vereinbarkeit verschiedener Lebensbereiche. Dieses Gleichgewicht ist also der Schlüssel, um beruflichen Erfolg und private Zufriedenheit zu fördern und gleichzeitig negative Folgen wie beispielsweise Burnouts, emotionale Erschöpfung und körperliche Beschwerden zu vermeiden. Dabei ist Work-Life-Balance kein starrer Zustand, sondern ein dynamischer Prozess, der sich je nach Lebensphase und persönlichen Prioritäten verändert. Sie ist weit mehr als nur ein Trend oder Luxusgut – sie ist das Fundament für ein glückliches und zufriedenes Leben. 


Fußnoten

[1] Vgl. Minar (2024), S. 23-24. 

[2] Vgl. Frey/ Mausz (2024), S.208-209. 

[3] Vgl Frey/ Mausz (2024), S. 209-210. 

[4] Vgl. Lee/ Sirgy (2017), S.236-238. 

Literaturverzeichnis

Mausz, I./ Frey, D. (2024), Work-Life-Balance: Vereinbarkeit von Wissenschaft und Privatleben, in: Frey, D./ Vilser, M. (Hrsg.), Führung und Personalentwicklung an Hochschulen, Berlin, Heidelberg, S. 207–215.

Minar, E. (2024), Praxis Tipps für Nachwuchsführungskräfte – Ratschläge eines Top-Managers, Wiesbaden.

Sirgy, M./ Lee, D. J. (2016), Work-Life-Balance: A Quality-of-Life Model, Applied Research in Quality of Life, 11. Jg., Nr. 4, S. 1059–1082.

Titelbildquelle

Titelbild von Nataliya Vaitkevich veröffentlicht am 15.02.2021 über https://www.pexels.com/de-de/foto/ausbrennen-mude-kontroll-liste-das-bewusstsein-6837793/, abgerufen am 08.05.2025.

Nutzungsbedingungen unter https://www.pexels.com/de-de/lizenz/, abgerufen am 08.05.2025.

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