By Published On: 18. Oktober 2018Categories: Gesundheit, Psychologie

Der rote Lebenssaft fließt durch unsere Adern. Kraftvoll und energiegeladen versorgt er, wie selbstverständlich, unseren Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen, befördert die verschiedenen Hormone zu den entsprechenden Zellen und transportiert Kohlendioxid und Stoffwechselabfallprodukte wieder ab. Des Weiteren erfüllt unser Blut, besonders die darin enthaltenen Lymphozyten, verschiedene Abwehrfunktionen. Durch die Fähigkeit der Blutgerinnung können Gefäßwanddefekte „abgedichtet“ werden; die ständige Blutzirkulation ermöglicht eine gleichbleibende Körpertemperatur (Wärmeregulationsfunktion des Blutes) und im Blut enthaltene Puffersysteme gleichen pH-Wertschwankungen aus.[1] Ein echtes Multitalent also, unser Blut.

 

Doch nicht nur für uns selbst ist unser Blut lebens- bzw. überlebenswichtig: Denn mit nur einer einzelnen Blutspende kann bis zu drei verletzten oder erkrankten Menschen geholfen werden.[2]

 

Wofür werden Blutspenden eingesetzt?

Der medizinische Fortschritt geht mit einem hohen Bedarf an Blutpräparaten einher, denn nur durch die moderne Transfusionsmedizin sind viele Operationen, Transplantationen und die Therapie bösartiger Tumore überhaupt erst realisierbar geworden. Einer Statistik der Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zufolge kommt der größte Anteil des gespendeten Blutes in der Krebsbehandlung zum Einsatz, gefolgt von Herzerkrankungen, Magen- und Darmkrankheiten sowie schwere Verletzungen infolge von Unfällen.[3] (siehe Abbildung 1)

 

Abbildung 1: Verwendungszweck der Blutspenden in Prozentangaben[4]

 

Obwohl allein in deutschen Kliniken täglich 15.000 Blutspenden zur Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen benötigt werden, gehe die Anzahl derer, die bereit sind, ihr Blut zu spenden laut der DRK-Blutspendedienste jedoch immer weiter zurück.[5] Das Deutsche Rote Kreuz warnt daher immer wieder, wie beispielsweise im September 2016, vor regionalen Versorgungsengpässen, wodurch eine gesicherte Notfallversorgung in deutschen Krankenhäusern zeitweise nur noch bedingt möglich sei.

 

Ursachen für den Rückgang der Blutspenden

Als Gründe für das Nachlassen der Spenden-Bereitschaft nahm das DRK 2016 die Ferienzeit, unterschiedliche Großereignisse (Fußball-Europameisterschaft und olympische Spiele) sowie eine späte Hitzewelle an.[6] Neben solchen temporären, regional unterschiedlichen Spendenrückgängen, zu denen Anfang des vergangenen Jahres auch eine Grippewelle geführt hatte, sei aber vor allem der demographische Wandel als grundlegende Ursache für die Abnahme der Blutspende-Zahlen zu betrachten. Ältere Menschen spenden Statistiken nach häufiger und regelmäßiger im Jahr ihr Blut als jüngere Spender. Diese langjährigen Spender scheiden aus Altersgründen entsprechend der Hämotherapie-Richtlinie der Bundesärztekammer mit 68 Jahren (Ausnahmen sind nach individueller ärztlicher Entscheidung möglich.) aus.[7] Infolge rückläufiger Geburtenraten verringert sich die Anzahl an spendefähigen Bürgern zwischen 18 und 68 Jahren. Der Bedarf an Blutpräparaten steigt allerdings im Alter an. Der Rückgang der Blutspende-Bereitschaft wird zudem durch die stetige Abwanderung junger Menschen vom Land in die Großstädte verstärkt, da die Bereitwilligkeit zur Blutspende in Ballungsgebieten gegenüber dem ländlichen Raum vergleichsweise niedriger ist.

Die sinkenden Bevölkerungszahlen lassen zwar ebenfalls einen Rückgang des Konservenbedarfs erwarten, dies jedoch vor allem in strukturschwachen Regionen infolge der Abwanderung; weniger jedoch in urbanen Zentren. Für manche Großstädte (z.B. München) lässt sich sogar ein leicht steigender Bedarf an Blutpräparaten feststellen.[8]

Das bereits immer wieder temporäre und künftig zu erwartende Defizit zwischen Spenden-Bereitschaft der Deutschen und Konservenbedarf in deutschen Krankenhäusern macht es nötig, eine Vielzahl neuer Spender zu gewinnen und diese langfristig für die gute Sache zu begeistern. So wurde beispielsweise 2015 die gemeinsame deutschlandweite Aufmerksamkeitskampagne vom Deutschen und Bayerischen Roten Kreuz „Mit Blutspenden Mut spenden“ ins Leben gerufen, die unterstützt durch prominente Gesichter einiger Fußball-Bundesligaprofis, über verschiedene Kommunikationskanäle viele „Neuspender“ erreichen konnte.[9]

Allerdings besteht das Problem, dass viele Erstspender anschließend nicht noch einmal zur Blutspende kommen. Umfragen zufolge seien vor allem lange Wartezeiten bei den ärztlichen Untersuchungen vor einer Blutspende und die zahlreichen Ausschlusskriterien für eine Blutspende der Grund dafür.[10] So können eine Vielzahl von Faktoren wie beispielsweise bestimmte Erkrankungen oder Infektionen, Medikamenteneinnahme, Tätowierungen und Piercings, Impfungen sowie verschiedene Auslandsaufenthalte einen potentiellen Spender vorübergehend oder dauerhaft an einer Blutspende hindern.[11] Um zu verhindern, dass spendenwillige Personen unverrichteter Dinge wieder weggeschickt werden, haben die Blutspendedienste des DRK einen online-Spende-Check sowie eine kostenfreie Spenderhotline zur Vorabinformation eingerichtet.

 

Wie läuft eine Blutspende ab?

Zunächst muss bei jedem Spenden-Termin der Personalausweis sowie der Blutspendeausweis (erhält man als registrierter Spender) vorgelegt und ein Fragebogen zur gesundheitlichen Vorgeschichte ausgefüllt werden. Im anschließenden Arztkontakt werden die Angaben des Fragebogens besprochen, Blutdruck, Puls und Körpertemperatur gemessen sowie der Hämoglobinwert (Eisengehalt) des Blutes bestimmt. Der Arzt entscheidet anhand der Angaben und Werte, ob gespendet werden darf.

Die eigentliche Blutspende dauert nur knapp zehn Minuten. Dabei werden in etwa 500ml Blut abgenommen. Nach Versorgung der Einstichstelle sollte man sich etwas Ruhe gönnen. In der Regel stehen Snacks und Getränke zur Stärkung bereit. Der gesamte Zeitaufwand für einen Spendentermin beträgt ungefähr eine Stunde.[12]

Das entnommene Blut wird anschließend stets im Labor untersucht und schließlich für die Behandlung von Patientinnen und Patienten aufbereitet. Dadurch entstehen aus jeder „Vollblutspende“ zwei oder drei verschiedene Blutpräparate.[13]

 

Vorteile einer Blutspende

Jede Blutspende sowie die daraus entwickelten Produkte können helfen, Leiden zu lindern, Hoffnung zu geben und Überleben zu ermöglichen. Das allein sollte für jeden, der die Voraussetzungen erfüllt, Grund genug sein, Blut zu spenden.

Neben der Gewissheit, Gutes zu tun, kann sich regelmäßiges Blutspenden aber auch für die eigene Gesundheit des Spenders auszahlen:

Zum einen wird jede Spende vor der Aufbereitung und Weitergabe an Empfänger gründlich untersucht; abnorme Befunde, die auf eine Krankheit hindeuten könnten, werden dem Spender umgehend mitgeteilt. So ergibt sich für den Spender durch die Blutspende eine präventive Maßnahme im Sinne der Krankheitsfrüherkennung.

Zum anderen geben verschiedene Studien einen deutlichen Hinweis darauf, dass regelmäßiges Blutspenden bei Menschen mit Bluthochdruck (arterieller Hypertonie) zu einem Abfall der systolischen und diastolischen Blutdruckwerte führen kann. Der Effekt zeigte sich umso deutlicher, je häufiger die Studienteilnehmer zum Blutspenden gingen (maximal alle drei Monate). In der Kontrollgruppe (Blutspender mit Blutdruckwerten im Normbereich) konnte kein Langzeiteffekt auf den Blutdruck festgestellt werden. Die Mechanismen, die den Blutdruck bei hypertensiven Spendern sinken lassen, sind bislang noch unklar. Einige der Studienteilnehmer konnten ihre Medikamente zur Blutdrucksenkung im Verlauf der Studie sogar absetzen, andere die Dosierung zumindest reduzieren.[14]

Viele gute Gründe also, sich schnell zu erkundigen, wann und wo der nächste Blutspende-Termin in deiner Nähe stattfindet!

 

Getreu Erich Kästners Lebensweisheit „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es“[15] habe auch ich mich registrieren und „anzapfen“ lassen und durchweg positive Erfahrungen gemacht: freundliche Mitarbeiter und Ehrenamtliche, angenehmes Klima, keinerlei Wartezeiten und rasche aber auch äußerst sorgfältige Abwicklung der Formalitäten sowie der Blutspende selbst.

 

 

Abbildung 2: Schnell-Infobox zur Blutspende[16]

 

 

 


Fußnoten

[1] Vgl. Engelhardt, S.: 2003, S. 252.

[2] Vgl. DRK-Blutspendedienste (9. Januar 2018), http://www.drk-blutspende.de.

[3] Ebd.

[4] Eigene Darstellung angelehnt an: DRK-Blutspendedienste (9. Januar 2018), http://www.drk-blutspende.de.

[5] Vgl. DRK-Blutspendedienste (10. Januar 2018), http://www.drk-blutspende.de.

[6] Vgl. Berliner Zeitung (10. Januar 2018), http://www.berliner-zeitung.de.

[7] Vgl. Bundesärztekammer (Hrsg.): 2017, S. 21.

[8] Vgl. Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes gemeinnützige GmbH (Hrsg.): 2013, S. 36f.

[9] Vgl. DRK-Blutspendedienste (11. Januar 2018), http://www.drk-blutspende.de.

[10] Vgl. Burkhardt, B.: 2017, S. 19.

[11] Vgl. Bundesärztekammer (Hrsg.): 2017, S. 17ff.

[12] Vgl. Hüschemenger, M.: 2017; DRK-Blutspendedienste (11. Januar 2018), http://www.drk-blutspende.de.

[13] Vgl. DRK-Blutspendedienste (11. Januar 2018), http://www.drk-blutspende.de.

[14] Vgl. Ärztezeitung (11. Januar 2018), http://www.aerzte-zeitung.de.

[15] Kästner, E.: 2015, S. 43

[16] Eigene Darstellung angelehnt an Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.): 2009, Flyer; Neuen-Biesold,A.: 2013, S. 100ff.

 

 

 

Literaturverzeichnis

Bundesärztekammer (Hrsg.): Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Richtlinie Hämotherapie). Gesamtnovelle 2017. Berlin 2017, S. 17-21

Burkhardt, B.: Schwieriger Kampf um Blutkonserven. In: Südkurier/ Rheinfelden. Nr. 353/LR. 3. November 2017. S. 19

Engelhardt, S.: Blut und Lymphe. In: Huch, R./ Bauer, C. (Hrsg.): Mensch Körper Krankheit. 4. Auflage. Urban & Fischer Verlag. München, Jena 2003, S. 252

Hüschemenger, M.: Nur ein kleiner Pieks für den guten Zweck. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 20. September 2017

Kästner, E.: Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es. 1. Auflage. Atrium Verlag. Zürich 2015

Neuen-Biesold, A.: Lebensretter gesucht! In: Die PTA in der Apotheke. Heft 2 (Februar). 2013, S. 100-102

(o.V.): Jahresbericht 2013. Blutspendesdienst des Bayerischen Roten Kreuzes gemeinnützige GmbH. München 2013

 

 

Internetquellenverzeichnis

Grätzel von Grätz, P.: Aderlass gegen Hypertonie. 2016. URL: https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/bluthochdruck/article/904270/blutspende-aderlass-hypertonie.html (11. Januar 2018)

(o.V.): DRK schlägt Alarm. Blutspende-Vorrat fast überall aufgebraucht. 2016. URL: https://www.berliner-zeitung.de/panorama/drk-schlaegt-alarm-blutspende-vorrat-fast-ueberall-aufgebraucht-24739422 (10. Januar 2018)

(o.V.): Gesucht ist das größte Team der Welt mit mehr als 15.000 „Mutspendern“. (o.J.). URL: https://www.drk-blutspende.de/presse-und-medien/pressemeldungen/15000-mutspender.php (11. Januar 2018)

(o.V.): Ihre erste Blutspende?. (o.J.). URL: https://www.drk-blutspende.de/informationen-zur-blutspende/spenderinformationen.php (11. Januar 2018)

(o.V.): Schenke Leben, spende Blut! – vier Worte, die sagen, was zählt, worauf es wirklich ankommt. (o.J.): https://www.drk-blutspende.de/blutspendedienste/drk-blutspendedienste.php (10. Januar 2018)

(o.V.): Sicherheit für Spender und Empfänger. (o.J.). URL: https://www.drk-blutspende.de/blutspendedienste/sicherheit-fuer-spender-und-empfaenger.php (9. Januar 2018)

(o.V.): Wofür wird meine Blutspende benötigt?. Ohne menschliches Blut läuft nichts!. (o.J.). URL: https://www.drk-blutspende.de/informationen-zur-blutspende/wofuer-wird-meine-blutspende-benoetigt.php (9. Januar 2018)

Rudolph, L.: Weniger Blutspenden: Die Grippewelle hat Deutschland fest im Griff!. 2015. URL: https://www.blutspendedienst.com/blog/weniger-blutspenden-die-grippewelle-hat-deutschland-fest-im-griff (10. Januar 2018)

 

 

Abbildungsverzeichnis

Beitragsbild: https://pixabay.com/de/blutspende-blut-blut-spenden-3087392/ (25. Juni 2018)

Abbildung 1: Verwendungszweck der Blutspenden in Prozentangaben, eigene Darstellung angelehnt an: DRK-Blutspendedienste (9. Januar 2018), http://www.drk-blutspende.de.

Abbildung 2: Schnell-Infobox zur Blutspende, eigene Darstellung angelehnt an Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.): 2009, Flyer; Neuen-Biesold,A.: 2013, S. 100ff.

 

 

Teile diesen Artikel