
BehindART – eine Kunstinitiative für Künstler:innen mit und ohne Behinderung
Begonnen hat alles im Jahr 1998 in Südhessen mit der ersten großen Gesamtausstellung. Der Kampagnenauftakt wurde geschaffen von der Aktion Mensch für Menschen mit Behinderung zu dem Artikel 3 des Grundgesetzes indem beschrieben ist, dass niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf.
200 Gäste nahmen damals an der Auftaktveranstaltung teil. Kunst als Ausdrucksmittel soll für Menschen mit Behinderung ein Erfahrungs- und Entwicklungsraum bieten. Mit Hilfe der Ausstellung soll insbesondere der Respekt und die Wertschätzung für Künstler:innen mit Behinderung gesteigert werden. Inzwischen sind es über 180 Künster:innen aus über 25 Organisationen, die jährlich an den Ausstellungen der BehindART an verschiedenen Standorten in Darmstadt teilnehmen.
Neben den Ausstellungen trifft sich auch der BehindART-Arbeitskreis. In diesem werden gemeinsame Ziele formuliert und entsprechende Maßnahmen diskutiert, abgesprochen und beschlossen. Er dient ebenso als Kommunikationsforum. Daran teil nehmen Künstler:innen mit Behinderung sowie Kunstassistenten und -assistentinnen. Dabei findet auch der Austausch über Erkenntnisse und Erfahrungen ihren Raum.
Seit 2003 gibt es noch das offene Werk-Atelier indem Kunstworkshops stattfinden, um weitere Maltechniken kennenzulernen und die eigenen Fähigkeiten zu erweitern.
Bei der Wanderausstellung werden über ein Jahr Kunstwerke zusammengestellt und für vier bis sechs Wochen ausgestellt. Künster:innen sollen so bekannter gemacht werden. Am Ende des Ausstellungszeitraums gehen verkaufte Werke an die Eigentümer und nicht verkaufte Objekte finden ihren Weg zurück zu ihren Künstler:innen.
Ziel der BehindART ist es zu zeigen ,dass Menschen mit Behinderung die Kultur bereichern. Ebenso möchte die Initiative zeigen, dass durch die Kunst deutlich wird, das es keine Rolle spielt, ob der Künstler:innen eine Behinderung haben oder nicht. (Vgl. Chronik/ Projekt Homepage BehindArt 2025)
Inklusion
„Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch die Möglichkeit erhalten soll, sich umfassend und gleichberechtigt an der Gesellschaft zu beteiligen. Die Teilhabe darf nicht von Faktoren wie individuellen Fähigkeiten, ethnischer Herkunft, Geschlecht oder Alter abhängen. Vielfalt wird als normal vorausgesetzt. Daher müssen Strukturen geschaffen werden, durch die sich alle Menschen unabhängig von unterschiedlichen Voraussetzungen einbringen können.
Als politischer Begriff kam Inklusion erstmals in den 70er Jahren in den USA durch eine Bürgerrechtsbewegung auf. Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen forderten die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Seit der UNESCO-Weltkonferenz 1994 wird Inklusion weltweit vor allem im Bildungsbereich thematisiert. Dort wurde von den Teilnehmenden das Programm einer „Schule für alle“ und Inklusion als wichtigstes Ziel der internationalen Bildungspolitik beschlossen.
Die Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2006 markierte international einen Wandel, aber gewissermaßen auch einen Konflikt. Zuvor dominierten Fürsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen in Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Diese Maßnahmen wurden nun in Frage gestellt und teilweise durch das Ziel der Inklusion und der Förderung selbstbestimmter Teilhabe ersetzt. Es gilt nun, dieses Ziel in die Praxis umzusetzen und bestehende Infrastrukturen der Fürsorge und Rehabilitation umzuorientieren.“ (Vgl. Homepage Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Was ist Inklusion?, 2025)
Ziele des BundesTeilHabeGesetzes
„Das am 16.12.2016 vom Bundestag verabschiedete Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen (Bundesteilhabegesetz – BTHG) ändert die Eingliederungshilfe von Grund auf. Im Mittelpunkt steht die individuelle Unterstützung des Behinderten, ausgerichtet am persönlichen Bedarf.
Ziel ist, jedem behinderten Menschen genau die Art von Unterstützung zu geben, die er braucht, um so selbstbestimmt wie möglich leben und arbeiten zu können. Das BTHG will die Teilhabe an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens stärken. Dazu zählen erweiterte Arbeitsmöglichkeiten, individuelle Formen des Wohnens und der Pflege sowie Unterstützungsleistungen für mehr Selbstbestimmung in Alltag und Freizeit. Dies entspricht den Vorgaben der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.“ (Vgl. Homepage Landeswohlfahrtsverband, Ziele des Bundesteilhabegesetzes, 2025)
Einfluss von Sprache und eigene Gedanken(-anstöße)
Sprache spiegelt unser Denken, unsere Gefühlswelt wieder und nimmt so auch Einfluss auf unsere Handlungen. Mit Sprache ist es möglich sich und andere zu motivieren und zu Verhaltensweisen anzuregen. Tonlage, gewählte Worte und die Rhetorik können unterschiedlich wirken und den Zuhörenden in seinem Verhalten beeinflussen. Teilweise machen schon bestimmte Formulierungen einen Unterschied dazu, ob die zuhörende Person sich aktiviert fühlt oder schlicht weg die Information aufnimmt. (Vgl. Homepage Meine Psyche, 2025)
Wenn ich nun auf der Grundlage des Gedankens der Beeinflussung durch Sprache die aufgeführten Zitate lese, stellt sich für mich die Frage in wie weit die lesende Person und damit auch die Gesellschaft durch die gewählten Worte beeinflusst wird. „Im Mittelpunkt soll die individuelle Unterstützung des Behinderten stehen“(Vgl. Homepage Landeswohlfahrtsverband, Ziele des Bundesteilhabegesetzes, 2025). Wenn Inklusion bedeutet, das nicht jeder Mensch die Möglichkeit zur Beteiligung an der Gesellschaft erhalten soll und die Teilhabe nicht abhängig gemacht werden darf von verschiedenen Faktoren.(Vgl. Homepage Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Was ist Inklusion?, 2025) So stellt sich für mich im nächsten Schritt die Frage, wer solche Faktoren definiert oder wie sie zu definieren sind, damit sie keiner Wertigkeit unterlegen sind bzw. einen gleichen Wert haben. Auch eine Initiative, wie die oben beschriebene BehindArt ist ein Schritt zu mehr Inklusion in der Gesellschaft, hebt „Menschen mit Behinderung“ in den Mittelpunkt. In den Mittelpunkt, obwohl sie doch im Grunde ein gleichwertiger Teil von Allen sein sollten.
Schlussresümee
Und jetzt ? Inklusion ? Ist das eine solche Initiative wie die BehindArt ein Schritt zu mehr Inklusion ? Ja, klar, denn solche Initiativen bringen Menschen mit Behinderung als Randgruppe in die Gesellschaft. Trotzdem welche Worte müssen oder sollten gewählt werden, um noch mehr Inklusion von Menschen mit Behinderung erleben zu können? Wer wählt die vermeintlich richtigen Worte? Vielen Fragen bleiben offen und sollen an dieser Stelle zum Weiterdenken anregen.
Quellen
- BehindArt – Chronik/ Projekt -> Wie alles begann Abgerufen am 17.04.2025 Verfügbar unter https://www.behindart.org/
- Antidiskriminierungsstelle des Bundes , Was ist Inklusion? Abgerufen am 17.04.2025 Verfügbar unter https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/faqs/DE/behinderung/03_was_ist_inklusion.html
- Landeswohlfahrtsverband Hessen – Leben&Wohnen – Ziele des Bundesteilhabegesetzes Abgerufen am 24.04.25 Verfügbar unter https://www.lwv-hessen.de/leben-wohnen/wie-unterstuetzt-der-lwv/umsetzung-des-bundesteilhabegesetzes/schnelleinstiege/ziele-des-bthg/ziele-des-bthg-inhalt.html
- Meine Psyche – Macht der Sprache Abgerufen am 24.04.2025 Verfügbar unter https://meinepsyche.de/macht-der-sprache/#:~:text=In%20diesem%20Artikel%20wollen%20wir%20die%20faszinierende%20Wechselwirkung,Gedankenformung%20dient%20und%20unsere%20Wahrnehmung%20der%20Realit%C3%A4t%20beeinflusst.
- Bildquelle: Eigene Darstellung