By Published On: 9. Mai 2025Categories: Digitalisierung, Inklusion, Soziales

Digitalisierung als Motor für Inklusion

Die digitale Veränderung prägt zunehmend unseren Alltag. Für Menschen mit Behinderungen birgt sie das Potenzial, bestehende Barrieren abzubauen und gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern. Assistive Technologien – also digitale Hilfsmittel wie Screenreader, Vorlesefunktionen oder alternative Eingabegeräte, barrierefreie Webseiten und digitale Kommunikationsplattformen – ermöglichen neue Formen der Teilhabe im sozialen wie auch im beruflichen Umfeld. Gleichzeitig bestehen weiterhin digitale Hürden, die den Zugang erschweren. Dieser Beitrag beleuchtet zentrale Chancen und Herausforderungen digitaler Teilhabe.

Digitale Teilhabe als Menschenrecht und gesellschaftliche Notwendigkeit

Die UN-Behindertenrechtskonvention sichert Menschen mit Behinderungen den gleichberechtigten Zugang zu digitalen Technologien zu (UN, 2006). Digitale Teilhabe umfasst mehr als den Zugang zum Internet, sie ist grundlegend für Bildung, Arbeit und soziale Integration. Dennoch wird ihre Umsetzung häufig nur unzureichend berücksichtigt.

Die Trendstudie von Aktion Mensch (2023) betont, dass digitale Technologien einen Schlüssel zur Inklusion darstellen. Dennoch sind digitale Barrieren weiterhin weit verbreitet trotz technischer Fortschritte, die mehr Unabhängigkeit ermöglichen könnten.

Digitale Barrierefreiheit: Was die Zahlen wirklich zeigen

Laut einer Untersuchung von WebAIM (2023) weisen über 96 % der meistbesuchten Webseiten mindestens eine Barriere auf. Besonders häufig fehlen Alternativtexte (83 %) oder es bestehen Kontrastprobleme (78 %). Dies zeigt, wie wenig digitale Angebote bislang auf Inklusion ausgerichtet sind.

Digitale Teilhabe in der Praxis: Wo Barrieren weiterhin bestehen

Trotz technischer Entwicklungen bestehen große Hürden. Die Trendstudie von Aktion Mensch hebt hervor, dass viele digitale Anwendungen nicht barrierefrei gestaltet sind. Fehlende Alternativtexte, kontrastarme Gestaltung oder unzureichende Unterstützung assistiver Technologien sind zentrale Hindernisse.

Darüber hinaus zeigt Bosse (2012), dass viele Menschen mit Behinderungen über weniger digitale Kompetenzen verfügen. Dies erschwert nicht nur den Zugang, sondern auch die aktive Nutzung digitaler Angebote. Es braucht daher gezielte Bildungsangebote und Unterstützung beim Kompetenzerwerb.

Hoose, Schneiders & Schönauer (2021) zeigen, dass digitale Technologien in sozialen Einrichtungen oft primär administrativ eingesetzt werden. Während assistive Technologien begrüßt werden, herrscht gegenüber KI häufig Skepsis – insbesondere in Bezug auf Transparenz und Kontrolle.

Auch der BGW-Trendbericht (2021) zeigt: In vielen Bereichen fehlen standardisierte Lösungen. Besonders in inklusiven Arbeitskontexten besteht erheblicher Nachholbedarf bei der Ausstattung und Schulung.

Konkrete Ansätze für mehr digitale Teilhabe

  • verbindliche Standards für digitale Barrierefreiheit
  • finanzielle Förderung assistiver Technologien
  • gezielte Bildungsangebote zur digitalen Kompetenzförderung

Technologie mitgestalten: Teilhabe beginnt bei Beteiligung

Dr. Heba Hagrass, UN-Sonderberichterstatterin für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, betont: „Die rasante Entwicklung von Technologien wie künstlicher Intelligenz birgt enormes Potenzial für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Voraussetzung ist jedoch, dass sie aktiv in die Gestaltung dieser Technologien einbezogen werden, um diskriminierende Auswirkungen zu verhindern.“ (https://www.srdisability.org)

Fazit und Ausblick

Digitale Teilhabe ist keine technische Frage – sie ist eine Frage von Gerechtigkeit. Technologien können Brücken zur Inklusion bauen, wenn sie barrierefrei und bedarfsgerecht gestaltet sind. Damit dieses Potenzial ausgeschöpft wird, braucht es politische Weichenstellungen, gesetzliche Rahmenbedingungen und gezielte Förderprogramme.

Ein Beispiel ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das ab 2025 für mehr Verbindlichkeit sorgen soll. Langfristig könnten KI-basierte Assistenzsysteme die Teilhabe weiter verbessern – vorausgesetzt, sie werden inklusiv konzipiert.

Literaturverzeichnis

Aktion Mensch & SINUS-Institut. (2023). Wissenschaftliche Untersuchung „Digitale Teilhabe“: Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse [PDF]. Aktion Mensch, zuletzt abgerufen am 30. März 2025, von https://aktion-mensch.stylelabs.cloud/api/public/content/AktionMensch_Studie-Digitale-Teilhabe.pdf?v=16179909

BGW. (2021). Trendbericht Behindertenhilfe – Digitale Technologie,. zuletzt abgerufen am 05.04.2025, von https://www.bgw-online.de/resource/blob/50194/7ee3ff2d1e17bf0b1e1a51b7af97db54/bgw55-83-141-trendbericht-behindertenhilfe-digitale-technologien-data.pdf

Betz, J., & Schluchter, J.-R. (2023). Schulische Medienbildung und Digitalisierung im Kontext von Behinderung, zuletzt abgerufen am 05.04.2025 https://www.researchgate.net/publication/368746110_Schulische_Medienbildung_und_Digitalisierung_im_Kontext_von_Behinderung

Bosse, I. (2012). Digitalisierung in der Behindertenhilfe, zuletzt abgerufen am 05.04.2025. https://www.researchgate.net/publication/339212962_Digitalisierung_in_der_Behindertenhilfe

Hoose, F., Schneiders, K., & Schönauer, A. (2021). Von Robotern und Tablets: Digitalisierung in sozialen Einrichtungen. zuletzt abgerufen am 05.04.2025 https://www.pedocs.de/volltexte/2021/23163/pdf/Hoose_Schneiders_Schoenauer_2021_Von_Robotern_und.pdf

Titelbildquelle

Titelbild von Geralt veröffentlicht am 05.02.2019 unter https://pixabay.com/de/illustrations/inklusion-gruppe-rollstuhl-3976157/ abgerufen am 05.04.2025

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