Digitalisierung im alltäglichen Leben ist Standard
Jeder kennt es aus seinem alltäglichen Leben, mal eben das Smartphone in die Hand genommen, um den Kontostand zu kontrollieren oder sich mit dem Auto zum nächsten Supermarkt navigieren zu lassen. Die Digitalisierung, bzw. die Nutzung von digitalen Endgeräten gehört zu unserem alltäglichen Berufs-, Privat- und Schulleben mittlerweile einfach dazu. Die technologische Entwicklung dahinter ist ein kontinuierlicher, fortschreitender Prozess, welcher uns Menschen abverlangt, den Anschluss an die schnelle Entwicklung nicht zu verlieren. In diesem Beitrag geht es darum, die Chancen und Herausforderungen der Nutzung von Digitalen Medien für Menschen mit Behinderung zu erörtern. Nach Angaben von Statistica ist eine Barrierefreiheit im Internet nicht gegeben, wodurch der Zugriff auf Website und digitalen Medien für Menschen mit Beeinträchtigung erschwert wird (Bocksch, 2020).
Folgende Abbildung zeigt, dass Barrierefreiheit im Internet kaum vorhanden ist:

(Quelle: https://de.statista.com/infografik/23675/anteil-der-majestic-million-websites-der-wcag-fehler-aufweist/)
Abbau von Barrieren in der Digitalisierung fördert Teilhabe
Für Menschen mit einer Beeinträchtigung könnten von digitalen Technologien profitieren, wenn diese endlich barrierefrei zugänglich gemacht werden würden. Der Zugang zu digitalen Medien könnte neue Wege in der (digitalen) Kommunikation eröffnen. Mit der Mainzer-Erklärung aus dem Jahr 2020, haben die Behinderten Beauftragten von Bund und Ländern gefordert, Medien barrierefrei zu gestalten, um so eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Die Mainzer-Erklärung hat ein 10 Punkte-Programm auferlegt, welches sich an den Eckpunkten der UN-BRK orientiert. (Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, 2020). Nach den Autoren Reber und Luginbühl ist hier die Heil- und Sonderpädagogik gefordert das vorgegebene Ziel pädagogisch umzusetzen, um Menschen mit Beeinträchtigungen digitale Medien zugänglich zu machen. Hier ist es essenzielle die Medienkompetenz zu vermitteln. In der Medienpsychologie wird mit Medienkompetenz die Fähigkeit beschrieben, angemessen mit Medien umzugehen. Dies beinhaltet die Auswahl, Nutzung und kritische Bewertung von Medien, deren Produktion sowie den Austausch mit anderen über diese. Medienkompetenz umfasst alle Arten von Medien, einschließlich Funkmedien (Radio, Fernsehen), Druck- und Pressemedien (Zeitungen), Bild- und Tonträgermedien (Kino, CDs), neue Medien (Internet) sowie Lehr- und Lernmedien. Dieter Baacke, ein Medienpädagoge, wird als der erste angesehen, der 1973 Medienkompetenz beschrieb, ohne den Begriff zu verwenden (Sandhagen, 2021). Die Medienkompetenzen nach Baacke setzen sich aus vier Kompetenzbereichen zusammen: Technische Kompetenz, Rezeptions- und Reflexionskompetenz, Nutzungskompetenz und Soziale Kompetenz. Betrachtet man diese Kompetenzen aus inklusiver Sichtweise, ergeben sich je nach Schwere und Ausprägung der Behinderung weitere spezifische Handlungsfelder:

Die Medienpädagogik in der Praxis zeigt, dass Menschen mit Beeinträchtigung sehr unterschiedliche Bedürfnisse haben, welche einen Umgang mit digitalen Medien voraussetzt. Hier ist besonders die Heil- und Sonderpädagogik gefragt, um flexibel und bedarfsgerecht auf jeden Einzelnen einzugehen. Hier ist es erforderlich, das Fachpersonal gezielt zu schulen, um das Wissen und den Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Der praxisnahe Umgang mit der „neuen“ Technologie eröffnet für Menschen mit Beeinträchtigung neue Möglichkeiten, wie zum Beispiel den Austausch mit Angehörigen und Freunden oder die Teilnahme an Freizeitbeschäftigungen, als Beispiel sei hier Gaming genannt (Reber & Luginbühl, n. d.).
Schlussfolgerung:
Die rasante Digitalisierung des alltäglichen Lebens stellt für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung ein enormes Potenzial dar. Einkaufen per App, ohne physisch einen Laden betreten zu müssen, Essen bestellen auf Knopfdruck, die Arztsprechstunde per Videosprechstunde. All dies sind Annehmlichkeiten im Alltag, welche für Menschen ohne Beeinträchtigung keine große Herausforderung darstellen. Für Menschen mit Beeinträchtigung kann die Digitalisierung einen Schritt zu mehr Inklusion sein, aber auch zur Exklusion führen, wenn nicht jeder individuell auf dem Wege in die Digitalisierung durch Fachkräfte der Heil- und Sonderpädagogik begleitet wird. Des Weiteren müssen die digitalen Anwendungen und technischen Möglichkeiten, welche Menschen mit Beeinträchtigung Unterstützung bieten, in die Gesellschaft implementiert werden. Dies ist eine Herausforderung, welche durch einen politisch geschaffenen Rahmen gelöst werden könnte.
Literaturverzeichnis
Bocksch, René. „Infografik: Barrierefreiheit im Internet kaum vorhanden“. Statista Daily Data, 2. Dezember 2020. https://de.statista.com/infografik/23675/anteil-der-majestic-million-websites-der-wcag-fehler-aufweist.
Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. „Barrierefreie Medien gefordert: Behindertenbeauftragte von Bund und Ländern verabschieden die ‚Mainzer Erklärung‘“. Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, 30. November 2020. http://www.behindertenbeauftragter.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/AS/2020/PMextern_barrierefreie_Medien.html?nn=27808.
Reber, Corinne, und Monika Luginbühl. „Inklusion ohne digitale Medien ist nicht mehr denkbar“, o. J.
Sandhagen, Petra. „Medienkompetenz im Dorsch Lexikon der Psychologie“, 2021. https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/medienkompetenz.
Titelbildquelle
Titelbild: Silver iPad Auf der White Book Page. Veröffentlichungsdatum 15.12.2016. Künstler: Nicht Benannt. Abgerufen am 19.06.2025. Verfügbar unter: https://www.pexels.com/de-de/foto/silver-ipad-auf-der-white-book-page-289737/
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