Vorlesen ist ein fester Bestandteil im Kita-Alltag. Es fördert die Sprachentwicklung, Fantasie und das Gemeinschaftsgefühl der Kinder. In der Frühpädagogik ist es von zentraler Bedeutung, sicherzustellen, dass alle Kinder, auch die mit besonderen Bedürfnissen, von diesen Vorlesestunden profitieren. Digitale Bilderbücher bieten hier spannende Möglichkeiten, inklusive Vorleseerlebnisse zu gestalten, zumal der neue Orientierungsplan das neue Feld der „Medienbildung“ einführt. Dieser Blogbeitrag zeigt, wie digitale Bilderbücher zur Teilhabe aller Kinder beitragen können und welche Aspekte bei ihrer Auswahl und Nutzung wichtig sind (Vgl. Baden-Württemberg & Verlag Herder, 2025, S. 241–251).
Doch wie können wir sicherstellen, dass alle Kinder, auch die mit besonderen Bedürfnissen, von diesen Vorlesestunden profitieren? Digitale Bilderbücher bieten hier spannende Möglichkeiten, inklusive Vorleseerlebnisse zu gestalten. Dieser Blogbeitrag zeigt, wie digitale Bilderbücher zur Teilhabe aller Kinder beitragen können und welche Aspekte bei ihrer Auswahl und Nutzung wichtig sind.
Grundlagen: Was bedeutet Inklusion beim Vorlesen?
Inklusion bedeutet, dass jedes Kind von Anfang an dazugehört und in seiner Individualität wertgeschätzt wird (Vgl. Biewer & Schütz, 2015, S. 128). Beim Vorlesen bedeutet das, Zugänge so zu schaffen, dass alle Kinder teilhaben können, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen. Das kann bedeuten, unterschiedliche Sinneskanäle anzusprechen (sehen, hören, fühlen), verschiedene Interaktionsmöglichkeiten anzubieten und auf individuelle Bedürfnisse einzugehen.
Digitale Bilderbücher: Mehr als nur bunte Bilder
Digitale Bilderbücher sind Bilderbücher, die auf einem Bildschirm (Tablet, Computer, interaktives Whiteboard) angezeigt werden. Ihr didaktisches Potenzial liegt in der Förderung von ästhetischen Erfahrungen, Wahrnehmung und Reflexion (Vgl. Dube & Helm, 2025, S. 8–9). Sie bieten oft zusätzliche Funktionen wie:
- Vorlesefunktion (mit verschiedenen Stimmen und Geschwindigkeiten)
- Animationen und Geräusche
- Interaktive Elemente (z.B. Suchspiele, Puzzles)
- Anpassbare Einstellungen (z.B. Schriftgröße, Kontrast)
(Vgl. Groth, Engel, Fakhir & Weihmayer, 2022, S. 50–52)
Praxisbeispiele: So gelingt inklusive Teilhabe
Diese Adaptionsmöglichkeiten digitaler Medien unterstützen gezielt die individuelle Förderung und schaffen Zugänge zur Teilhabe in der Kita (Vgl. Rademacher et al., 2025, S. 24–26).
- Für Kinder mit Sehbeeinträchtigungen: Digitale Bilderbücher mit Vorlesefunktion, vergrößerbarer Schrift und hohem Kontrast ermöglichen es auch Kindern mit Sehbeeinträchtigungen, der Geschichte zu folgen. Einige Apps bieten sogar die Möglichkeit, die Bilder auditiv zu beschreiben.
- Für Kinder mit Sprachförderbedarf: Interaktive Elemente können den Wortschatz erweitern und zum Sprechen anregen. Vorlesefunktionen mit deutlicher Aussprache unterstützen den Spracherwerb.
- Für Kinder mit motorischen Einschränkungen: Die Bedienung per Touchscreen ist oft intuitiver als das Umblättern von Papierseiten. Einige Apps sind auch mit alternativen Eingabegeräten (z.B. Tastern) kompatibel.
- Für alle Kinder: Digitale Bilderbücher können die Aufmerksamkeit fördern, die Interaktion anregen und das Lernen mit allen Sinnen ermöglichen.
Transfer: Von der Theorie zur Praxis
Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert die inklusive Bildung von Anfang an. Digitale Bilderbücher können ein Werkzeug sein, um diesen Anspruch im Kita-Alltag umzusetzen. Wichtig ist dabei, digitale Medien nicht isoliert einzusetzen, sondern sie in den pädagogischen Kontext einzubetten. Das bedeutet:
- Die Auswahl der Bilderbücher bewusst an den Bedürfnissen der Kinder orientieren.
- Die Kinder aktiv in die Nutzung einbeziehen.
- Raum für Interaktion und Austausch schaffen.
- Medienkompetenz vermitteln (z.B. kritischer Umgang mit Apps).
Dieser Einsatz dient der Umsetzung des Bildungsauftrags Medienbildung und gewährleistet die Teilhabe im Sinne der Inklusion (Vgl. Baden-Württemberg & Verlag Herder, 2025, S. 241–251; Biewer & Schütz, 2015, S. 128).
Herausforderungen und Chancen
Natürlich gibt es auch Herausforderungen: Nicht alle Apps sind wirklich inklusiv gestaltet, die technische Ausstattung ist nicht immer optimal und der Medienkonsum sollte in der Kita ausgewogen sein. Aber die Chancen überwiegen: Digitale Bilderbücher können die Teilhabe aller Kinder am Vorlesen bereichern und neue Wege des Lernens eröffnen.
Fazit
Digitale Bilderbücher sind ein wertvolles Werkzeug für inklusive Vorleseerlebnisse in der Kita. Sie ermöglichen es, auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen und Vorlesen zu einem gemeinsamen Erlebnis für alle zu machen. Wichtig ist ein bewusster und pädagogisch reflektierter Einsatz.
Literaturverzeichnis
Baden-Württemberg; Verlag Herder. (2025). Orientierungsplan für Bildung und Erziehung. In Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege in Baden-Württemberg. Freiburg, Basel, Wien: Herder.
Biewer, G. & Schütz, S. (2015). 20 Inklusion. In I. Hedderich, G. Biewer, J. Hollenweger & R. Markowetz (Hrsg.), Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik (utb-studie-e-book, Bd. 8643, S. 126–129). Stuttgart: utb GmbH; Verlag Julius Klinkhardt. https://doi.org/10.36198/9783838586434
Dube, J. & Helm, G. (2025). „Und dadurch fühlt man, sag ich jetzt mal, die Geschichte dazu…” Ästhetische Erfahrungen im Umgang mit Bilderbuch-Apps. MiDU – Medien im Deutschunterricht, 6, 1–26. https://doi.org/10.18716/OJS/MIDU/2024.2.2
Groth, K., Engel, J., Fakhir, Z. & Weihmayer, L. S. (2022, 30. Dezember). Digitale Bilderbücher in der Kita. Handreichung basierend auf zentralen Ergebnissen des Projekts „Digitale Bilderbücher in der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung“ (Deutsches Jugendinstitut e.V. (DJI), Hrsg.) (Empfehlungen für die Fachpraxis). München. Verfügbar unter: https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2022/Handreiche_Digitale_Bilderbuecher.pdf https://doi.org/10.36189/DJI202230
Rademacher, A., Bäker, N., Jungmann, T., Düring, U. von, Zumbach-Basu, J. & Goagoses, N. (2025). Technologie trifft Elementarpädagogik. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 57(1), 24–34. https://doi.org/10.1026/0049-8637/a000308
Titelbildquelle:
Bild erstellt mit Microsoft Copilot (KI-generiert), September 2025. Titel: „Die inklusive Vorlesesituation mit einer Erzieherin und fünf Kindern“.






