By Published On: 28. Februar 2022Categories: Meine Hochschule und mein Studium

Traditionell bildet das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit den Abschluss eines Studiums. Da es innerhalb der Europäischen Union große Unterschiede bezüglich der Studienabschlüsse gab, z.B. mit Blick auf den Umfang, wurde im Jahr 1999 mit der Bologna-Erklärung eine Reform des europäischen Hochschulwesens angestoßen. Ein wesentlicher Kernpunkt dieser Reform war die Einführung einer zweistufigen Studienstruktur, die sich aus dem berufsqualifizierenden Bachelorstudium und einem sich daran anschließenden optionalen Masterstudium zusammensetzt. Dies hatte in Deutschland zur Folge, dass die bestehenden Diplom- und Magisterstudiengänge abgelöst wurden (Quast & Lörz, 2019, S. 4).

Sowohl bei dem Bachelor als auch bei dem Master handelt es sich um einen akademischen Grad, so dass bei der Anfertigung der Bachelor- und Masterarbeit zu,r Erlangung dieser akademischen Grade wissenschaftliche Standards einzuhalten sind (Badock et al., 2015, S. 5). Auch wenn es daher viele Gemeinsamkeiten bei diesen Arbeiten gibt, so gibt es auch deutliche Unterschiede. Diese sollen in diesem Beitrag verdeutlicht werden.

Gegenüberstellung: Bachelor- vs. Master-Abschluss

Die wesentlichen Unterschiede lassen sich optimal am Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) ermitteln, der letztmalig auf der Kultusministerkonferenz im Jahr 2017 überarbeitet und beschlossen wurde. Bei einem Qualifikationsrahmen handelt es sich um „eine systematische Beschreibung der Qualifikationen, die das Bildungssystem eines Landes hervorbringt“ (KMK, 2017, S. 2). In dieser Beschreibung finden sich u.a. die Kompetenzen, die ein Absolvent mit Erhalt seines akademischen Grades erlangt haben sollte (KMK, 2017, S. 2). Der HQR unterscheidet zwischen vier verschiedenen Kompetenzen (KMK, 2017, S. 4):

  1. Wissen und Verstehen (Fachkompetenz),
  2. Einsatz, Anwendung und Erzeugung von Wissen (Methodenkompetenz),
  3. Kommunikation und Kooperation (Sozialkompetenz),
  4. Wissenschaftliches Selbstverständnis/Professionalität (Selbstkompetenz).

Die nachfolgende Tabelle 1 verdeutlicht wesentliche Unterschiede zwischen dem Bachelor- und dem Masterabschluss.

KompetenzBachelorMaster
Wissen und Verstehen (Fach-kompetenz)Absolventen erwerben ein eher breites und wenig vertieftes Wissen in dem jeweiligen Studiengebiet. Sie reflektieren situationsbezogen die Richtigkeit fachlicher und praxisrelevanter Aussagen. Probleme werden mit fachlicher Plausibilität gelöst.Absolventen vertiefen das im Bachelor erworbene Wissen, so dass anwendungs- oder forschungsorientiert eigene Ideen entwickelt werden können. Sie wägen die Richtigkeit unter Einbezug wissenschaftlicher und methodischer Überlegungen gegeneinander ab und können so praxisrelevante und wissenschaftliche Probleme lösen.
Einsatz, Anwendung und Erzeugung von Wissen (Methoden-kompetenz)Absolventen können Wissen und Verstehen auf Tätigkeit oder Beruf anwenden und Problemlösungen in ihrem Fachgebiet erarbeiten oder weiterentwickeln. Sie können dazu Forschungsmethoden anwenden und die Ergebnisse darstellen.Absolventen können ihr Wissen und Verstehen sowie ihre Fähigkeiten zur Problemlösung auch in neuen und unvertrauten Situationen anwenden, die in einem breiteren oder multidisziplinären Zusammenhang mit ihrem Studienfach stehen. Sie können eigenständig Forschungsmethoden anwenden und ihre Auswahl begründen, so wie die Ergebnisse kritisch interpretieren.
Kommunikation und Kooperation (Sozialkompetenz)Absolventen können Problemlösungen formulieren und sie gegenüber Experten begründen. Sie können mit Fachexperten oder Fachfremden kommunizieren und kooperieren, um eine Aufgabe zu lösen und dabei unterschiedliche Sichtweisen zu reflektieren und ggfs. zu berücksichtigen.Absolventen können sich mit anderen Experten über neue Problemlösungsansätze austauschen und andere situativ in die Aufgabenstellung einbinden. Dabei erkennen sie u.a. Konfliktsituationen und gewährleisten die Durchführung von entsprechenden Lösungsprozessen.
Professionalität (Selbstkompetenz)Absolventen entwickeln ein berufliches Selbstbild, das sich an vorwiegend außerhalb der Wissenschaft liegenden Berufsfeldern orientiert. Das eigene Handeln wird mit theoretischem und methodischem Wissen begründet.Absolventen entwickeln ein berufliches Selbstbild, das sich innerhalb der Wissenschaft und an außerhalb der Wissenschaft liegenden Berufsfeldern orientiert. Das eigene Handeln wird mit theoretischem und methodischem Wissen begründet und reflektiert.  
Tabelle 1: Wesentliche Unterschiede zwischen Bachelor und Master (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an KMK, 2017, S. 6-9)

Formale Aspekte

Auch mit Blick auf formale Aspekte können Unterschiede festgehalten werden. Diese finden sich in der nachfolgenden Tabelle 2.

Formaler AspektBachelorMaster
Zugangs-voraussetzungenHochschulzugangsberechtigung, entsprechend den Länderregelungen zum Hochschulzugang für beruflich qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber ohne schulische HochschulzugangsberechtigungErster berufsqualifizierender Hochschulabschluss mindestens auf Bachelor-Ebene, plus weitere, von der Hochschule zu definierende Zulassungsvoraussetzungen
Dauer(einschl. Abschlussarbeit) 3, 3,5 oder 4 Jahre (180, 210 oder 240 ECTS Punkte)1, 1,5 oder 2 Jahre (60, 90 oder 120 ECTS-Punkte)
Anschluss-möglichkeitenProgramme auf Master- (bei herausragender Qualifikation auch direkt auf Promotions-) Ebene, andere WeiterbildungsoptionenPromotion, Weiterbildungsoption
Tabelle 2: Wesentliche formale Unterschiede zwischen Bachelor und Master (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an KMK, 2017, S. 7-9)

Fazit

Betrachtet man die beiden Tabellen, so wird offensichtlich, dass es deutliche Unterschiede zwischen einem Bachelor- und einem Master-Abschluss gibt. Dabei sind vor allem die unterschiedlichen Kompetenzen von Interesse, die mit dem jeweiligen Abschluss erworben werden sollen. Hier fokussiert sich der Bachelor u.a. auf den breiten Wissenserwerb aus dem jeweiligen Studiengebiet sowie die Erarbeitung von Problemlösungen im jeweiligen Fachgebiet, wozu Forschungsmethoden eingesetzt werden können.

Der Master hingegen betont die Vertiefung des Wissens sowie die Entwicklung eigener Ideen – auch in neuen und unvertrauten Situationen. Auch der eigenständigen Anwendung von Forschungsmethoden und einer kritischen Reflexion des eigenen Handels werden beim Master ein deutliches Gewicht beigemessen. Der Erwerb eines Masters stellt somit eine erhebliche Kompetenzerweiterung dar, was sich auch in den gesteigerten Anforderungen an eine Masterarbeit widerspiegelt (Theisen, 2021, S. 32).

Literaturverzeichnis

Badock, M., Bohlinger, S., de Gier, K., Eekhoff, I., Merten, R., Molitor, E.. Möller, S., Schmucker, S., Schneider, P., Stock, S., Wichmann, C. (2015). Einführung. In: S. Stock, P. Schneider, E. Peper & E. Molitor (Hrsg.). Erfolgreich wissenschaftlich arbeiten – Alles, was Studierende wissen sollten (S. 4-15). Wiesbaden: Springer Gabler.

Kultusministerkonferenz (KMK) (2017). Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse. Berlin: Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland.

Quast, H. & Lörz, M. (2019). Determinanten, Herausforderungen und Konsequenzen eines Bachelor- und Masterstudiums – eine Einleitung. In: H. Quast & M. Lörz (Hrsg.). Bildungs- und Berufsverläufe mit Bachelor und Master: Determinanten, Herausforderungen und Konsequenzen (S. 3 -14). Wiesbaden: Springer VS.

Theisen, M. R. (2021). Wissenschaftliches Arbeiten: Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit (18. Aufl.). München: Franz Vahlen.

Bildquelle

StartupStock Photos (2015). Zugriff am 12.01.2022. Verfügbar unter https://pixabay.com/de/photos/unternehmer-anfang-frau-macbook-593357/

Teile diesen Artikel