By Published On: 23. Dezember 2021Categories: Gesundheit, Technologie

Mobbingstrukturen sind nicht nur in Schulen zu finden, sondern treten auch am Arbeitsplatz auf. Seit Beginn der Pandemie ist das Home-Office nur noch schwer wegzudenken. Der Gedanke liegt nahe, dass dadurch eventuelle frühere Konfliktsituation einfach ihre Bedeutsamkeit verloren haben und Mobber sowie Opfer auseinandergezerrt worden sind. Leider sieht die Wirklichkeit etwas anders aus – Cybermobbing scheint für Täter eine neue Form zu sein, ihre Opfer im Deckmantel der Anonymität auch von Zuhause aus zu quälen. Laut einer Befragung vom Bündnis gegen Cybermobbing, die sich mit der Bekanntheit von Begriffen aus dem Umfeld von Mobbing beschäftigte, kennen rund 93 % den Begriff ,,Cybermobbing‘‘ ! Zudem hat eine weitere Befragung vom Bündnis gegen Cybermobbing herausgefunden, dass Cybermobbing zu 38 % im Arbeitsumfeld auftritt.[1]

Wie Mobbing unser Leben erschwert

Der Psychologe Leymann, der einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung vom Mobbingstrukturen am Arbeitsplatz beigetragen hat, definierte eine Definition, die bis heute eine Allgemeingültigkeit besitzt. Mobbing beschreibe demnach eine negative kommunikative Handlung, die gegen eine Person gerichtet sei und von einer oder mehreren Personen ausgehen und die sehr oft über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen kann und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnet.[2] Damit steht am Anfang von Mobbing immer ein Konflikt zwischen einer Person und einer anderen bzw. mehreren Personen.

Bei Cybermobbing handelt es sich um Mobbingaktivitäten im Internet. Es gibt jedoch bis heute keine allgemeingültige Definition über die Begrifflichkeit. Die Attacken können die Opfer über Social Media Kanäle, Foren, Email, Smartphone oder andere Portalen erreichen. Ein großer Vorteil des Cybermobbings liegt in der Anonymität und der Entkörperlichung des Opfers, wodurch die Handlung meist sehr schnell noch aggressiver und intensiver werden. Zudem führt die Enträumlichung dazu, dass Menschen unabhängig vom Standort und der Zeit miteinander kommunizieren können und somit das Cybermobbing Allgegenwärtigkeit annehmen kann.[3] Zudem kommt die Anonymität den Tätern zu gute, da diese nicht strafrechtlich geahndet werden können, wenn sie bspw. Morddrohungen aussprechen. Der Vorstandsvorsitzende des Bündnisses gegen Cybermobbing, Uwe Leest, beteuert, wenn die Anonymität wegfiele, würde es rund 90 % weniger Cybermobbing-Attacken geben.[4]

Mehr Opfer von Cybermobbing seit Beginn der Pandemie

Studien zu Betroffenen von Cybermobbing fanden heraus, dass vor allem Frauen von Cybermobbing betroffen sind. Eine weitere Erhebung zum Cybermobbing stellte fest, dass es einen Anstieg von rund 25 % in Deutschland zur vergangene Erhebung 2018 gegeben hat. Das macht rund fünf Millionen Erwachsene zum Opfer von Cybermobbing.[5] Dabei gibt es einzelne Berufsgruppen, die eine höhere Rate von Cybermobbing aufweisen[6]:

Abbildung 1 Anteil der Befragten, die schon einmal von Cybermobbing betroffen waren, nach Berufsgruppen in Deutschland im Jahr 2021 (Quelle Bündnis gegen Cybermobbing 2021)

Cybermobbing stellt in jedem Fall eine Bedrohung für ein förderliches, angenehmes und vertrauenswürdiges Arbeitsumfeld dar. Möglichkeiten diesem entgegenzuwirken sind vielfältig. Diese können einerseits in einer Aufklärung und Weiterbildung der Führungskräfte liegen, anderseits können spezielle Ansprechpartner, die in diesem Bereich sensibilisiert und ausgebildet sind, sinnvoll sein. Eine generelle betriebliche Vereinbarung und Vorgehensweisen, wenn ein Fall von Mobbing oder Cybermobbing bekannt wird, sollte in der Strategie des betrieblichen Gesundheitsmanagements verankert sein.[7] Wichtig an dieser Stelle zu sagen, ist, dass jeder etwas gegen Cybermobbing und Mobbing im Allgemeinen machen kann. Wird man Zeuge von Mobbing oder ist sogar selbst betroffen, so sollte man sich dem Vorgesetzten oder dem Betriebsrat anvertrauen und gemeinsam einen Handlungsplan erarbeiten, um dem Kreislauf zu entfliehen.[8]

Ausblick

Wir verbringen alle viel Zeit am Arbeitsplatz und demnach auch mit unseren Arbeitskollegen. Ein gutes Verhältnis und ein freundliches Arbeitsklima sind sehr wichtig für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Mobbing kann in extremen Fällen zu Depressionen führen und in Suizidalität enden. In den vergangenen Jahren wurde der Problematik ,,Mobbing am Arbeitsplatz‘‘ immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Innerhalb von Arbeitsgruppen und Förderungen wurden Maßnahmen zur Prävention und Intervention von Mobbingstrukturen entwickelt, welche dem Mobbing aktiv entgegenwirken sollen. Allerdings sieht man an der steigenden Anzahl von Cybermobbingattacken zu Vorjahren, dass die Dringlichkeit immer mehr verstärkt wird und somit die Relevanz innerhalb des Unternehmens erhöht wird.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cybermobbing ein großes Problem darstellt und vor allem in der Pandemie stark zugenommen hat. Cybermobbing entgegenzuwirken, wird aufgrund der starken Anonymität im Internet erschwert. Hat man jedoch einmal die Akteuren am Arbeitsplatz entlarvt können Maßnahmen sehr wirkungsvoll sein und auch zukünftigen Mobbern den Mut nehmen. Es ist besonders wichtig, Solidarität den Opfern gegenüber zu zeigen und verschiedene Hilfsangebote anzubieten. Dafür ist die Aufklärung über die Problematik sowie eine ausgefeilte Prävention von großer Bedeutung. Ein Arbeitsumfeld, welches psychischer Belastung und Unzufriedenheit wenig Chancen bietet, wird vermutlich auch nicht zum Tatort.

[1] Vgl. Bündnis gegen Cybermobbing (19.11.2021)

[2] Vgl. Kodolej (2005) S. 21

[3] Vgl. Webster, Chris, What is Cyberbullying?, http://www.cyberbullying.info/whatis/whatis.php, September 2011

[4] Vgl. Redaktionsnetzwerk Deutschland, 18.11.2021 

[5] Vgl. Ebd.

[6] Vgl. Bündnis gegen Cybermobbing(19.11.2021)

[7] Vgl. Fonds Gesundes Österreich (2012) S. 21-22

[8] Vgl. Burfeind (2020) S. 13-14

Literatur- und Quellenverzeichnis


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