Zu geringe Mittel oder wenig Zeit, aber das Bedürfnis seinen persönlichen Beitrag für gemeinnützige Zwecke zu leisten? Die Wirtschaft hält mit dem Konzept des „Corporate Volunteering“ eine Lösung bereit.
Begriffsbestimmung
Der Begriff „Corporate Volunteering“ (kurz: CV) beschreibt ein Konzept für das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen, in dem die Mitarbeiter in ehrenamtlichen Tätigkeiten inner- oder außerhalb ihrer Arbeitszeit durch Bereitstellung von Ressourcen unterstützt werden. Beteiligte sind Unternehmen, Mitarbeiter und gemeinnützige Organisationen. Das Konzept entwickelt sich seit Mitte der 1990er-Jahre und hat bisher die Gründung von verschiedenen Initiativen und Netzwerken hervorgebracht.
Die Unternehmen wollen sich vermehrt als „Corporate Citizen“ zeigen, so dass CV eine bedeutende Rolle im gesellschaftlichen Engagement von Unternehmen spielt. Dafür setzen sie finanzielle, technische und strukturelle Mittel als Unterstützung für soziale und ökologische Projekte und Vereine ein.[1]Vgl. Harms, D. (2018), S. 9- 24 Eine wichtige Ressource sind beim CV vor allem die Zeit und das Wissen der Mitarbeiter, die für die fachlichen und organisationsbezogenen Ziele der gemeinnützigen Partnerorganisationen unterstützend eingesetzt werden.[2]Vgl. Lang, R./ Sturm, E. (2018), S. 65- 89
Nutzen & Ziele
Das „Corporate Volunteering“ ist eine Ergänzung zum klassischen gesellschaftlichen Engagement von Unternehmen. Neben gesellschaftlichen Zielen sollen Non-Profit-Organisationen (kurz: NPO) unterstützt und gleichzeitig eigene unternehmerischen Ziele gestärkt werden. Unternehmerische Ziele bestehen u.a. in einer längerfristigen Mitarbeiterbindung durch das Angebot einer sinnstiftenden Arbeit, die für heutige Arbeitnehmer an Bedeutung zunimmt.[3]Vgl. Beller, A./ Schaub, C. (2018), S. 323- 337 Auch für die Personalgewinnung und -motivation wird das CV eingesetzt. Es dient als Alternative zu der alltäglichen Arbeit der Mitarbeiter und bietet abwechslungsreiche Themen. Die Unternehmen zielen zusätzlich auf den Aufbau von Humankapital ab, indem soziale und berufliche Fähigkeiten erweitert und damit die Team- und Kommunikationsfähigkeit verbessert werden.[4]Vgl. Schank, C. Beschoner, T. (2011), S. 285- 292 Außerdem dient das CV als Instrument, um die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens sowohl nach außen als auch nach innen sichtbar zu machen. Gleichzeitig soll es den sozialen Horizont aller Beteiligten erweitern.[5]Vgl. Lang, R./ Sturm, E. (2018), S. 65- 89
Projektformate
Im Rahmen von „Corporate Volunteering-Projekten“ legen die Unternehmen fest, um welche Zielgruppen, Themen und Ressourcen es gehen soll.
In „Hands-on-Projekten“ geht es – oftmals in Teams – um den kurzfristigen Einsatz von Zeit und Arbeitskraft ohne spezifische Fachkenntnisse. Dies können z.B. Renovierungsarbeiten oder Spendensammlungsaktionen sein.
In „1:1 Begegnungsprojekten“ bekommen die Mitarbeiter einen direkten Kontakt zu der Zielgruppe einer NPO und übernehmen Aufgaben, für die den festen Mitarbeitern die Zeit fehlt. Das Engagement kann kurz- oder langfristig angelegt sein.
Zu den „Kompetenzprojekten“ gehören „Pro-bono-Leistungen“ oder „Know-how-Transfer“, die NPO kostenfrei bei der Steigerung und Weiterentwicklung ihres Angebots mithilfe ihrer Fachexpertise helfen.[6]Vgl. Lang, R./ Sturm, E. (2018), S. 65- 89
Fazit
„Corporate Volunteering“ ist ein Konzept, das die Möglichkeit bietet, Arbeit und gesellschaftliches Engagement miteinander zu verbinden. Unternehmen leisten ihren gesellschaftlichen Beitrag, erhöhen ihre Arbeitgeberattraktivität und verbessern ihre Reputation. Die Mitarbeiter erhalten Ressourcen und Zeit, um einer sinnstiftenden Tätigkeit trotz Job nachzugehen. Außerdem sammeln sie wertvolle Erfahrungen und neue Fähigkeiten. Die NPO´s können ihre Angebote und Ziele erweitern. Außerdem erhalten gemeinnützige Zwecke mehr Unterstützung.
Literaturverzeichnis
Beller, A., Schaub, C. (2018). Corporate Volunteering mit Wirkung. In: Dreesbach-Bundy, S., Scheck, B. (eds) CSR und Corporate Volunteering. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54092-3_29
Harms, D. (2018). Strategische Relevanz von Corporate Volunteering. In: Dreesbach-Bundy, S., Scheck, B. (eds) CSR und Corporate Volunteering. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54092-3_2
Lang, R., Sturm, E. (2018). Formate, Akteure, Praxis: Zum Stand von Corporate Volunteering. In: Dreesbach-Bundy, S., Scheck, B. (eds) CSR und Corporate Volunteering. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54092-3_5
Schank, C., Beschorner, T. (2011) Corporate Volunteering. Gesellschafts- und personalpolitische Perspektiven eines integrativen Konzepts. uwf 19, 285–292. https://doi.org/10.1007/s00550-011-0220-1
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