By Published On: 21. Juni 2023Categories: Gesundheit, Wiki

Unter Bruxismus wird das nächtliche Zähneknirschen oder auch Zähnepressen verstanden. Studien zu folge weist rund 8 % der erwachsenen Bevölkerung (Holzinger, 2018, S. 68) dieses nächtliche Verhalten auf. Meist bleibt das Zähneknirschen lange unentdeckte und wird erst diagnostiziert, wenn die Zähne auffällige Abnutzungen aufzeigen oder der Partner die nächtlichen Geräusche wahrnimmt. Die Ursachen können dabei vielfältig sein, ebenso wir die damit einhergehenden Symptome.

Definition

Das Wort Bruxismus stammt aus dem Griechischen und leitet sich aus dem Wort „bryg-mos“ (das Knirschen) ab. Die Pathologie hinter dem Bruxismus ist eine sich wiederholende Aktivität der Kaumuskulatur die sich in Knirschen als auch Pressen der Zähne äußert. Ebenfalls kann parallel oder alleinstehend ein Verspannen und Anspannen der beiden Kiefer aufeinander erfolgen. Es wird zwischen zwei verschiedenen Ausprägungen des Bruxismus unterschieden, dem Schlafbruxismus und dem Bruxismus im Wachzustand (Bernhardt, 2015, S. 79). Der Bruxismus während des Schlafs erfolgt unbewusst und kommt weitaus häufiger vor als der Wachbruxismus. Als Folge des Knirschens und/oder Pressens verschleißen die Zähne und das Kiefergelenk kann geschädigt werden (Stuck, Maurer, Schlarb, Schredl & Weeß, 2018, S. 256). Klinisch betrachtet wird der Bruxismus den Schlafstörungen zugeordnet und gehört hier der Gruppe der Parasomnien an. Hierunter versteht man unnormale Verhaltensweisen, die während des Schlafens oder des Schlaf-Wach-Übergangs stattfinden, wie beispielsweise Schlafwandeln oder auch nächtliches Aufschrecken (Margraf & Schneider, 2009, S. 708).

Ätiologie

Die Ursachen, die zum Bruxismus führen sind uneinheitlich und können einer Vielzahl an Faktoren zugeschrieben werden. Lokale Faktoren, wie abweichende Kontaktverhältnisse zwischen dem Ober- und dem Unterkiefer können das gestörte Kauverhalten ebenso beeinflussen, wie neurologische und zentralnervöse Faktoren (Stuck et al., 2018, S. 256).  Zu letztgenannten zählen neben Schädigungen am Gehirn auch Epilepsien und Demenzerkrankungen. Psychischen Faktoren wie Angststörungen, ein gesteigertes Anspannungsniveau, als auch Stresssituationen sind ebenfalls mögliche Auslöser von Bruxismus. Auch andere Schlafstörungen, bestimmte Medikamente und ein erhöhter Alkohol-, Koffein sowie Nikotinkonsum können für das Auftreten von Bruxismus verantwortlich sein (Holzinger, 2018, S. 68). Des Weiteren wird diskutiert, ob eine bestimmte Persönlichkeitsausprägung einhergehend mit einer gesteigerten Motivation als auch einer starken Anspannung Einfluss auf die Entstehung des gestörten Kauverhaltens hat. Ein genetischer Zusammenhang konnte bislang nicht festgestellt werden, wobei eine familiäre Häufung erkennbar ist (Stuck et al., 2018, S. 256). Feststellen lässt sich jedoch, dass Bruxismus meist fluktuiert auftritt und die Ausprägung je Lebensabschnitt unterschiedlich strakt ist (Schmitter, 2018).

Epidemiologie

Bruxismus gilt als die häufigste Parafunktion im Bereich der Kaumuskulatur (Bernhardt, 2015, S. 79). Die Prävalenz in der Bevölkerung schwankt je nach Abfrage zwischen 5-20 %, wobei weitaus mehr Jugendliche betroffen sind und die Prävalenz im Laufe der Lebensspanne sinkt (Holzinger, 2018, S. 68). Ein Geschlechtsspezifisches aufkommen ist nicht zu erkennen, so dass Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind (Margraf & Schneider, 2009, S. 193).

Symptomatik

Bruxismus kann sich in vielen unterschiedlichen Symptomen äußern. In Bezug von den Schlaf ist dieser bei Betroffenen oft nicht sehr erholsam und es kann unter Umständen zu einer Erschöpfung und Schläfrigkeit während des Tages kommen (Holzinger, 2018, S. 68). Durch das manuelle Reiben und Pressen der Zähne kommt es zu Verschleißerscheinungen am Zahnschmelz und der Kauflächen, welche im fortschreitenden Stadium optisch sichtbar sind. Diese Abnutzungen regenerieren sich nicht und bleiben fortan bestehen (Holzinger, 2018, S. 68). Des Weiteren kann die pathologische Kontraktion der Kaumuskulatur zu Verspannungen im Gesicht- und Kieferbereich führen. Ein weiteres Symptom sind Schmerzen an den Zähnen, im Gesicht und morgendliche Kopfschmerzen, welche durch die starke Anspannung und Krafteinwirkung im Kieferbereich während der Nacht entstehen (Stuck et al., 2018, S. 256).

Diagnostik

In den meisten Fällen bleibt Bruxismus lange unentdeckt und wird erst vom Partner oder anderen Personen aus dem näheren Umfeld auf Grund der störenden Geräusche während der Nacht erkannt. Besteht der Verdacht, kann der Bruxismus am effektivsten in einem Schlaflabor diagnostiziert werden. Da diese Methode sehr aufwändig und kostenintensiv ist, wird sie in Studien und bei Verdachtsfällen eher selten angewendet (Schmitter, 2018). In der Regel erfolgt die Diagnose mittels einer ausführlichen Anamnese und einer klinischen Untersuchung der Kauorgane (Stuck et al., 2018, S. 256).

Die diagnostischen Kriterien nach ICSD-3 (International Classification of Sleep Disorders) sind:

  • Regelhaft und hörbar auftretendes Geräusch von Zähneknirschen oder Zähnepressen im Schlaf
  • Mindestens eines der folgenden klinischen Symptome:
    • Abnormale Abnutzung der Zähne
    • Vorübergehend morgendliche Schmerzen oder Erschöpfung der Kiefermuskulatur und/oder Kopfschmerzen und/oder Lockerung der Zähne (Stuck et al., 2018, S. 257)

Therapie

Eine Therapie kann am effektivsten angewendet werden, je früher der Bruxismus erkannt wird und je geringer schon die Schäden an den Zähnen, am Kiefer als auch der Muskulatur sind.  Um eine weitere Schädigung der Zähne zu stoppen, ist zu aller erst das nächtliche Tragen einer Aufbissschiene unumgänglich (Holzinger, 2018, S. 68). Ergänzend wird Physiotherapie angewendet, um die Kaumuskulatur zu lockern und die damit einhergehende eingeschränkte Mundöffnung zu reduzieren. Zu den weiteren anerkannten konservativen Therapiemethoden zählen unter anderem Entspannungstraining, Progressive Muskelentspannung, Biofeedbackverfahren, Verhaltenstherapie als auch Selbstbeobachtungstraining (Blumer, 2020). In einigen Fällen wird Hypnose innerhalb von Schlafcoachings angewendet, um dem Bruxismus entgegenzuwirken. Medikamentöse Therapiemethoden, wie die Einnahme von Muskelrelaxantien und Antidepressiva, kommen nur in Ausnahmefällen und bei schweren Verläufen zum Einsatz (Stuck et al., 2018, S. 257).

Fazit

Zähneknirschen kann jeden von uns treffen, ganz gleich welches Alter oder welches Geschlecht man besitzt. Steht die Diagnose „Bruxismus“, gibt es eine Vielzahl an wissenschaftlich belegten Therapiemöglichkeiten, um den Beschwerden entgegenzuwirken und sie zu reduzieren. Von Bedeutung ist es jedoch immer, die Symptome frühzeitig zu erkennen um Folgeschäden an den Zähnen, der Kaumuskulatur, als auch dem Kiefergelenk so gering wie möglich zu halten oder im besten Fall zu vermeiden. Entspannungsverfahren wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung bieten hier eine effektive und empirisch belegte Möglichkeit, um bei auftretenden Beschwerden selbst etwas gegen das ungewollte Kauverhalten zu tun oder ihm vorab präventiv entgegenzuwirken.

Literaturverzeichnis

Bernhardt, O. (2015). Bruxismus. Der Freie Zahnarzt, 59(3), 78–84. https://doi.org/10.1007/s12614-015-5442-0

Blumer, M. (2020). Bruxismus und kraniomandibuläre Dysfunktion. Praxis, 109(12), 937. https://doi.org/10.1024/1661-8157/a003533

Holzinger, B. (2018). Schlafstörungen. Psychologische Beratung und Schlafcoaching (Psychotherapie). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin / Heidelberg. Verfügbar unter: https://livivo.idm.oclc.org/login?url=https://ebookcentral.proquest.com/lib/zbmed-ebooks/detail.action?docID=5210181

Margraf, J. & Schneider, S. (2009). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 2: Störungen im Erwachsenenalter – Spezielle Indikationen – Glossar (Lehrbuch der Verhaltenstherapie / Jürgen Margraf (Hrsg.). /Übers. Frank Jacobi], Bd. 2, 3., vollst. bearb. und erw. Aufl.). Heidelberg: Springer.

Schmitter, M. (2018). Bruxismus. wissen kompakt, 12(1), 1. https://doi.org/10.1007/s11838-017-0055-x

Stuck, B. A., Maurer, J. T., Schlarb, A. A., Schredl, M. & Weeß, H.-G. (2018). Praxis der Schlafmedizin. Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie bei Erwachsenen und Kindern (3., vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage). Berlin, Germany: Springer. Verfügbar unter: https://search.ebscohost.com/login.aspx?direct=true&scope=site&db=nlebk&db=nlabk&AN=1636602

Bildquelle

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