By Published On: 15. November 2022Categories: Gesundheit, Psychologie

Suchtkrankheiten belasten psychisch und physisch die Betroffenen. Die Sucht bestimmt das Leben und nimmt auch sehr starken Einfluss auf das Verhalten zwischen Betroffenen und Angehörigen. Ob es die Sucht nach Glücksspiel, Medikamente oder Drogen ist, jede Sucht birgt ihre eigenen Tücken und trägt auf ihre Art und Weise zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei.

Doch wie ist es bei der Sucht nach Alkohol? Wann wird aus Spaß eine Sucht? Und was bedeutet es für die Angehörigen im Umfeld eines Süchtigen zu sein? Diese Fragen und weitere Aspekte zum Thema Alkoholismus werden im Folgenden näher erläutert.

Alkoholismus – Zahlen und Fakten

In Deutschland sind 1,6 Millionen Menschen an Alkoholismus erkrankt, das entspricht 1,9% der gesamten Bevölkerung (Zahlen und Fakten, o.J.). Hier gilt es Alkoholismus, also die tatsächliche Suchtkrankheit, von Alkoholmissbrauch abzugrenzen. Der Einstieg des Alkoholkonsum beginnt oft im Jugendalter. Mit 13,8 Jahren kommt es im Schnitt zum ersten Alkoholkonsum und das, obwohl Genussmittel, die Alkohol beinhalten nur an Personen über 18 Jahren verkauft werden dürfen. Aber auch im weiteren Jugendalter und auch in der Zeit als junger Erwachsener kommt es häufig zu übermäßigem Alkoholkonsum. So erfassten Studien, dass etwa ein Drittel der befragten jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren regelmäßig Alkohol trinken. Noch erschreckender ist der Fakt, dass rund 38% im letzten Monat vor der Befragung sogenanntes Rauschtrinken praktiziert haben (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2019).

Wann wird aus Spaß eine Sucht?

Die Krankheit Alkoholismus entwickelt sich meist unbemerkt über einen längeren Zeitraum hinweg. Es gibt verschiedene Phasen bis zur tatsächlichen Alkoholsucht. Schleichend kommt man in die voralkoholische Phase. Diese Phase wirkt nach außen noch weitestgehend normal. Kennzeichnend für diese Phase ist, dass der Alkoholkonsum als Spannungsabbau dient. Es werden immer öfter gesellschaftliche Gelegenheiten genutzt, um Alkohol zu konsumieren. Hierbei entsteht gleichzeitig eine sogenannte Alkoholtoleranz. Die breitere Toleranzgrenze führt dazu, dass der Körper immer mehr Alkohol benötigt, um das gewünschte Resultat des angenehmen Gefühls zu erzielen.

Die zweite Phase, die Anfangsphase, zeigt schon weitaus gefährlichere Merkmale. Innerhalb dieser Phase verändert sich der Stellenwert des Alkohols. Zunehmend beginnt der Betroffene vermehrt an Alkohol zu denken und trinkt sogar heimlich. Kommt es zu Fragen oder Bemerkungen diesbezüglich aus dem näheren Umfeld, bspw. dem Bekanntenkreis, werden diese meistens relativ schnell abgetan und ein Problem nicht anerkannt. Ferner ist für diese Phase charakteristisch, dass es häufig zu Gedächtnislücken oder Filmrissen kommt.

Nach der Anfangsphase folgt Phase drei, die kritische Phase. Ab hier spricht man bereits von einer Sucht. Der Körper ist bereits an den Alkohol so sehr gewöhnt, dass er mehr verlangt. Typisch für diese Phase sind der morgendliche Alkoholkonsum und das Anschaffen und Verstecken von Alkoholvorräten an unscheinbaren Orten. Weiterhin nehmen Verhaltensauffälligkeiten wie eine gesteigerte Aggressivität und soziale Konflikte zu. Der Betroffene zieht sich immer mehr zurück und das soziale Leben tritt in den Hintergrund. Oft werden hier von den betroffenen Personen Versuche gestartet, die Kontrolle über den eigenen Alkoholkonsum wiederzuerlangen. Hierbei scheitern sie aber immer wieder und werden rückfällig, denn wie oben bereits erwähnt, sind die Personen zu diesem Zeitpunkt bereits alkoholkrank.

In der chronischen Phase, der vierten und letzten, ist der Alkoholismus vollends ausgeprägt. Der Körper des Betroffenen zeigt Entzugserscheinungen, wie Zittern, Angstzustände und andere Funktionsstörungen. Nur der erneute Alkoholkonsum kann diese Symptome unter Kontrolle bringen. Langfristig zeigen sich ernstzunehmende körperliche Schäden und den Abfall der kognitiven Fähigkeiten. Zudem belastet der Alkoholismus die Psyche, denn der Betroffene verliert zunehmend seine Selbstachtung und häufig geht damit auch ein sozialer Abstieg einher (Slezak, 2017).

Alkoholismus und die Bedeutung für die Angehörigen

Wie oben bereits beschrieben, verleugnen und verstecken die meisten Betroffenen ihr Alkoholproblem, auch wenn es Ihnen bereits selbst aufgefallen ist. Sie isolieren sich selbst und brechen soziale Kontakte größtenteils ab. Für Angehörige ist das besonders schwer, denn anstatt das ihre Hilfe in Anspruch genommen wird, werden sie abgelehnt oder verstoßen (My Way Betty Ford Klinik GmbH o.J.). Tiefgreifende Folgen hat Alkoholismus aber insbesondere für Lebenspartner und Kinder. Neben der Angst um die Gesundheit des Betroffenen spielen auch mögliche Auswirkungen wie finanzielle Notlagen, Isolation oder Gewalt eine Rolle. Oft entsteht hierbei eine sogenannte Co-Abhängigkeit. Angehörige können sich ebenfalls Hilfe suchen und an die gleichen Beratungsstellen wenden, wie die Betroffenen selbst. Darüber hinaus existieren Selbsthilfegruppen, bei denen sich Angehörige mit Gleichgesinnten austauschen können (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, o.J.).

Besser wäre es natürlich, wenn Betroffene ihren Weg gar nicht erst in die „kritische Phase“ und damit in die Alkoholsucht fänden. Hierfür muss eine gute Aufklärungsarbeit präventiv und nachhaltig realisiert werden. Durch Kampagnen wie unter anderem „Alkohol? Kenn dein Limit“ von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft der Staat dabei. Sollte es für Prävention zu spät sein und der Betroffene bereits Anzeichen zeigen, ist es wichtig diese frühzeitig zu erkennen, denn je früher die Krankheit erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen.

Literaturverzeichnis

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (o.J.): Angehörige und Co-Abhängigkeit. Was können Sie als Angehörige tun? Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Online verfügbar unter https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholkonsum/alkoholismus/angehoerige-und-co-abhaengigkeit/, zuletzt geprüft am 01.11.2022.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2019): Der Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland. Ergebnisse des Alkoholsurveys 2018 und Trends. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Online verfügbar unter https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/Alkoholsurvey_2018_Alkohol-Bericht.pdf, zuletzt geprüft am 31.10.2022.

My Way Betty Ford Klinik GmbH (o.J.): Alkoholiker erkennen. My Way Betty Ford Klinik GmbH. Online verfügbar unter https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/alkoholiker-erkennen/, zuletzt aktualisiert am 28.06.2021.

Slezak, Benjamin (2017): Verlauf Alkoholsucht. Phasen des Alkoholismus. Online verfügbar unter https://www.beratung.help/a/verlauf-alkoholsucht, zuletzt aktualisiert am 27.09.2022, zuletzt geprüft am 01.11.2022.

Zahlen und Fakten (o.J.). Online verfügbar unter https://www.aktionswoche-alkohol.de/presse/fakten-mythen/zahlen-und-fakten/, zuletzt geprüft am 31.10.2022.

Bildquelle: https://pixabay.com/photos/bottles-alcohol-drinks-bar-liquor-3623317/

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