By Published On: 11. September 2025Categories: Gesundheit, Kommunikation, Psychologie

Einleitung

Die Anzahl der Krebserkrankungen weltweit wird nach Prognose der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) bis 2050 durchschnittlich um bis zu 77 Prozent rasant steigen. (International Agency for Research on Cancer, 2022) Pro Jahr werden zukünftig geschätzte 35 Millionen Patienten und Patientinnen von einer Krebsdiagnose getroffen werden, welche Unsicherheiten und Ängste, sowie emotionale Belastungen mit sich bringt. In diesem Moment der Diagnose spielt die Kommunikation zwischen Arzt und Patient eine besonders wichtige Rolle. Die Art der Gesprächsführung hat dabei einen messbaren Einfluss auf die Gefühle des Patienten. Doch wie wirkt sich die Kommunikation des Arztes und damit sein Einfühlungsvermögen bei der Mitteilung der Krebsdiagnose auf den Patienten aus?

Abbildung 1 Geschätzte Anzahl neuer Krebsfälle von 2022 bis 2025, Beide Geschlechter, Alter (0-85+) / Quelle: Cancer Tomorrow, IARChttps://gco.iarc.who.int

Patientenzentrierte Kommunikation vs. arztzentrierte Kommunikation

Betrachten wir zunächst die Angst, die der Patient in dem Moment empfindet, in dem ihm der Arzt die Krebsdiagnose mitteilt.  Ein signifikanter Anstieg der Angst des Patienten bei der Bekanntgabe einer Krebserkrankung wird allgemein beobachtet. Diese steigt um 32 % im Vergleich zum Zustand vor der Diagnose. (Zwingmann et al., 2017, S. 3170)

In dieser Studie von Zwingmann et al. werden hierzu 2 Kommunikationsstile verglichen: die patientenzentrierte Kommunikation (E-PCC), sowie die wenig patientenzentrierte Kommunikation (L-PCC), auch arztzentrierte Kommunikation genannt.

Die patientenzentrierte Kommunikation wird dabei als empathische Kommunikation definiert. Sie beruht auf einer kontinuierlichen Patientenbetreuung und schafft eine Vertrauensbasis für den Patienten.

Die arztzentrierte Kommunikation ist eine Kommunikation, die sich auf faktische, medizinische Informationen beruht. Sie geht nicht auf die Emotionen des Patienten ein.

Im Fall einer patientenzentrierten Kommunikation bei einer Krebsdiagnose, weisen die Patienten einen geringeren Anstieg ihres Angstzustands auf als bei Patienten mit einer arztzentrierten Kommunikation. Die Teilnehmer der Studie gaben an, dass sie dem Arzt mit personenzentrierter Kommunikation deutlich mehr Vertrauen entgegenbrachten als dem Arzt mit arztzentrierter Kommunikation, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrem Alter und davon, ob sie zuvor bereits mit Krebs diagnostiziert worden waren oder nicht. (Zwingmann et al., 2017, S. 3172)

Reduktion von Angst und Depression

Unabhängig von der Angst, die bei der Krebsdiagnose selbst empfunden wird, gibt es eine Reihe von Faktoren, die die Angst des Patienten verringern: die Klarheit und Verständnis der Informationen, die Vorbereitung des Patienten auf die Mitteilung einer möglichen Krebsdiagnose, das ausgewogene Verhältnis zwischen der Menge der erhaltenen und der gewünschten Informationen, das Vorliegen schriftlicher Informationen, die Erörterung der möglichen Lebenserwartung (im Falle einer Prognose) und die Möglichkeit, Fragen zu stellen. (Schofield et al., 2003, S. 54)

Depression, Mann

Andererseits gibt es auch Faktoren, die sich langfristig auf die mögliche Komorbidität ‚Depression‘ des Patienten auswirken. Eine geringere Depression – gemessen einige Monate nach der Diagnose – wurde mit bestimmten patientenzentrierten Praktiken in Verbindung gebracht, wie zum Beispiel, dass der Patient bei der Wahl seiner Behandlung mitreden durfte. Die Zufriedenheit mit den Behandlungsgesprächen stand in Zusammenhang mit klar dargestellten und individuell zugeschnittenen Informationen über die Behandlung, einschließlich der Erörterung der Behandlungsoptionen. (Schofield et al., 2003, S. 55)

Die Patienten, die zu Beginn der Behandlung eine hohe Zufriedenheit mit der Kommunikation zwischen Patienten und Arzt angaben, hatten drei Monate später die niedrigsten Depressionswerte, verglichen mit Patienten, die eine mäßige oder geringe Zufriedenheit angaben. (Vogel et al., 2009)

Wenn der Patient in die Entscheidung der Behandlung eingebunden worden ist, hatte dies einen signifikanten Einfluss auf die Depressionswerte der Patienten drei Monate nach Beginn der Behandlung, im Vergleich zu Patienten, die weniger beteiligt waren.

Schließlich verringerten die Diskussion über den Schweregrad der Krebserkrankung und die Verwendung des Wortes „Krebs” die Depression innerhalb von vier Monaten nach der Diagnose. (Schofield et al., 2003, S. 54).

Fazit

Die patientenzentrierte Kommunikation hilft Angstzustände deutlich zu reduzieren.  Bei der Diagnose hilft sie Anzeichen einer Depression zu verringern. Eine kontinuierliche und unterstützende Patientenbetreuung gilt dabei als wichtiger Schutzfaktor.

Darüber hinaus kann die Kommunikation zwischen dem Patienten und der medizinischen Fachkraft die psychischen und gesundheitlichen Variablen von Patienten vorhersagen. Es wäre daher notwendig, adäquate Kommunikationsstrategien unter allen medizinischen Fachkräften zu implementieren, damit diese besser mit der Aufgabe umgehen können, Patienten schlechte Nachrichten zu überbringen. Dies würde sich positiv auf den emotionalen Zustand und die Gesundheit der Patienten auswirken und gleichzeitig Stress und Burnout unter den medizinischen Fachkräften selbst reduzieren. (Ruiz Sancho et al., 2024)

Eine gezielte Schulung des gesamten, medizinischen Personals könnte, meiner Meinung nach, im Bereich der patientenzentrierten Kommunikation eine Maßnahme zur weiteren Verbesserung der Betreuung sein. Zudem könnten unterstützende Informationsmaterialien, die inhaltlich und sprachlich an das Verständnis des Patienten angepasst sind, helfen Ängste zu mildern. Der Patient muss sich in dieser schwierigen Lebenssituation gut aufgehoben und informiert wissen.

Literaturverzeichnis

International Agency for Research on Cancer. (2022). New report on global cancer burden in 2022 by world region and human development level. https://www.iarc.who.int/news-events/new-report-on-global-cancer-burden-in-2022-by-world-region-and-human-development-level/

Ruiz Sancho, E., Pérez Nieto, M. Á., Román, F. J., León Mateos, L., Sánchez Escamilla, F., Enrech Francés, S., Pérez Escutia, M. Á., Juez Mertel, I., Pérez-Segura, P., Aguirre Herrero, A. & Redondo Delgado, M. (2024). Differences in the Communication of Cancer Diagnoses by Different Health Professionals and the Impact of Oncologist Communication on Patients‘ Emotions (Nr. 13). https://doi.org/10.3390/cancers16132444

Schofield, P. E., Butow, P. N., Thompson, J. F., Tattersall, M. H. N., Beeney, L. J. & Dunn, S. M. (2003). Psychological responses of patients receiving a diagnosis of cancer (Nr. 1). https://doi.org/10.1093/annonc/mdg010

Vogel, B. A., Leonhart, R. & Helmes, A. W. (2009). Communication matters: the impact of communication and participation in decision making on breast cancer patients‘ depression and quality of life (Nr. 3). https://doi.org/10.1016/j.pec.2009.09.005

Zwingmann, J., Baile, W. F., Schmier, J. W., Bernhard, J. & Keller, M. (2017, 4. Mai). Effects of patient-centered communication on anxiety, negative affect, and trust in the physician in delivering a cancer diagnosis: A randomized, experimental study (Nr. 16). https://doi.org/10.1002/cncr.30694

Bildquell

Titelbild von Open_Arms_Initiative. Titel: Ai generated, Counseling, Mental health image. Veröffentlicht am 20. Mai 2025. Abgerufen am 02.08.2025. Auf pixabay unter: https://pixabay.com/photos/ai-generated-counseling-9603565/ Lizenzzusammenfassung: https://pixabay.com/de/service/license-summary/.

Textbild von HolgersFotografie. Titel: Man, Depressed, Sitting image.Veröffentlicht am 10. September 2017. Abgerufen am 12.08.2025.Auf pixabay unter: https://pixabay.com/photos/man-depressed-sitting-on-the-floor-2734073/ Lizenzzusammenfassung: https://pixabay.com/de/service/license-summary/.

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