Musik ist Musik, wenn sie uns als solche erscheint und für uns eine Bedeutung hat. Sie ist ein äußerst subjektives Phänomen und sollte nicht in eine normative Zwangsjacke gepresst werden (Hartogh & Wickel, 2004). Wie wir unserem alltäglichen Leben feststellen können, ist Musik stetig präsent und hebt die Laune. Sei es am Morgen unter Dusche oder auf dem Weg zur Arbeit, jeder von uns hat schonmal ein Lied mitgesummt oder lauthals den Liedtext seines Lieblingsliedes mitgesungen. Musik verbindet und hemmt Barrieren. Außerdem hat Musik einen Einfluss auf unseren Körper und unsere Stimmung. Sie verändert unseren Herzschlag, unseren Blutdruck und unsere Atemfrequenz. Musik kann beflügeln, Glücksgefühle und Erinnerungen hervorrufen. Dies ist die natürliche Reaktion des Körpers auf Musik, die auf das limbische System einwirkt. Musik motiviert und bringt Menschen zusammen (BARMER, 2024). Mit der Ratifizierung der UN-BRK in Deutschland im Jahre 2009, wird klargestellt, dass die Teilhabe von Menschen mit Behinderung ein Menschenrecht ist, um Menschen mit Handicap eine Teilhabe am Arbeits- und Gesellschaftsleben zu ermöglichen (Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, n. d.).
Persönliche Bedeutung von Musik
Aber warum habe ich mich persönlich für das Thema Musik entschieden, Musik spielte in meiner Jugend und bis heute eine große Rolle. In der Schule fing es mit dem klassischen Blockflötenunterricht an, im Jugendalter kam die E-Bass Gitarre dazu und ich spielte in einigen „unbekannten“ Heavy-Metal Bands. Persönlich gab mir dies viel, Zusammengehörigkeit, ein WIR-Gefühl innerhalb der Band und vor allem „unterschiedliche“ Menschen kommen zusammen und schaffen eins, ein musikalisches Stück, in diesem Moment ist jeder gleich und leistet seinen individuellen Beitrag zu diesem Stück.
Das Bochumer Modell
Das Projekt „Bochumer Modell“ ist mittlerweile seit 40 Jahren zu einer festen Instanz der Musikschule Bochum geworden. Menschen mit Beeinträchtigung kamen bereits 1970 in das Blickfeld von Musikpädagog*innen. Das Projekt wurde vom ehemaligen Musikschulleiter Werner Probst initiiert. Im Laufe der Jahre ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Menschen mit Beeinträchtigung an der Musikschule unterrichtet werden. Aktuelle erlernen wöchentlich 250 Schüler*innen mit Beeinträchtigung ein Instrument, werden in Ensemblestunden unterrichtet oder nehmen an der musikalischen Früherziehung teil. Vom Grundsatz her, kann jedes Instrument erlernt werden, sei es die Geige, die Trompete oder die E-Gitarre. Die an der Musikschule angestellten Lehrkräfte arbeiten mit den (Förder-)Schwerpunkten motorische und geistige Entwicklung, Sprach- und Hörentwicklung und soziale Entwicklung und sind ausgebildete Instrumentalpädagog*innen mit der Zusatzqualifikation Instrumentalspiel mit Menschen mit Beeinträchtigung. Die Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern, unabhängig von Einschränk-ungen, bereichert und fördert eine positive gegenseitige Beeinflussung. Das Konzept basiert nicht auf einem therapeutischen Ansatz, obwohl sich eine therapeutische Wirkung zeigt. Der Unterricht wird überwiegend in der Musikschule, Förderschulen und Wohnheimen abgehalten. Das Musizieren stellt ein Freizeitkonzept dar, welches soziale Kontakte ermöglicht. Dies umfasst die Eltern, die sich während ihre Kinder musizieren, in der Musikschule treffen. Die Musikschule Bochum hat ein breit gefächertes Angebot an Veranstaltungen, welche einen großen Beitrag zum sozialen und kulturellen Leben der Stadt Bochum leisten. Zu nenne seien hier die Konzerte des Bochumer Modells, Auftritte der Ensembles, welche fast immer inklusiv arrangiert sind. Die Schüler*innen können bei solchen Veranstaltungen ihr Können zeigen und fühlen sich in eine Gruppe, Ensemble oder Band eingebunden und fühlen sich zugehörig. Solche Erlebnisse und Erfahrungen stellen einen großen Mehrwert gerade für Menschen mit Beeinträchtigung dar, dadurch steigt ihr Selbstbewusstsein und ihr Persönlichkeitsempfinden („Inklusion – Bochumer Modell“, 2025).
Literaturverzeichnis
BARMER. „Was ist Musik? Und welche Wirkung hat sie? | BARMER“, 24. September 2024. https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/koerper/ohren/welche-wirkung-hat-musik-auf-uns–1134040.
Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. „UN-Behindertenrechtskonvention“. Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. Zugegriffen 21. Juni 2025. http://www.behindertenbeauftragter.de/DE/AS/rechtliches/un-brk/un-brk.html?nn=26620.
Hartogh, Theo, und Hans Hermann Wickel, Hrsg. Handbuch Musik in der sozialen Arbeit. Handbuch. Weinheim München: Juventa, 2004.
Musikschule Bochum. „Inklusion – Bochumer Modell“. Zugegriffen 21. Juni 2025. https://musikschule-bochum.de/angebote/inklusion-bochumer-modell/inklusion-bochumer-modell-weitere-details/.
Titelbildquelle
Titelbild: Person, Die Mit Gitarre Noten Spielt. Veröffentlichungsdatum 20.05.2020. Künstler: Elina Sazanova. Abgerufen am 19.06.2025. Verfügbar unter: https://www.pexels.com/de-de/foto/person-die-gitarre-mit-noten-spielt-3971985/
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