By Published On: 18. Juli 2025Categories: Digitalisierung, Literaturempfehlungen, Pädagogik

Ein eindringlicher Weckruf von Silke Müller

Silke Müller, Schulleiterin aus Niedersachsen, ist eine der führenden Stimmen für digitale Bildung und Ethik in Deutschland. Seit Jahren setzt sie sich dafür ein, Kinder und Jugendliche vor den Gefahren digitaler Medien zu schützen – nicht durch Verbote, sondern durch Aufklärung und Kompetenzaufbau. An ihrer Waldschule Hatten treibt sie seit 2009 die Digitalisierung mit modernem, partizipativen und demokratischen Konzepten voran. Diese wurden mehrfach ausgezeichnet. Ihr Ansatz: nachhaltige Schulentwicklung, ethisch fundiert und demokratisch gedacht (Müller, o. J.).

Ihr Engagement auf einen Blick

  • Schulleiterin der Waldschule Hatten und Vorreiterin für digitale Bildung
  • Autorin der SPIEGEL-Besteller „Wir verlieren unsere Kinder“ und „Wer schützt unsere Kinder?“
  • Praxisvertreterin der Initiative des BMBF „Kompetenzzentrum für digitales und digital gestütztes Unterrichten“, ebenso ist sie Beraterin für das Forum Bildung Digitalisierung e. V. in Berlin
  • Keynote-Speakerin auf nationalen und internationalen Konferenzen (u. a. EU-Parlament)
  • Digitale Botschafterin Niedersachsens und Kuratorin der TECHTIDE-Messe
  • Dozentin im Bereich Kriminalistik (Hochschule der Polizei Brandenburg)
  • Expertin für digitale Ethik und Medienkompetenz (Müller, o. J.)

Digitale Freiheit oder digitales Versagen?

Silke Müller richtet einen dringenden Appell an Eltern, Lehrkräfte und die Gesellschaft: Wegschauen ist keine Option mehr. Ihr Buch ist ein Weckruf mit der klaren Botschaft, dass wir unsere Kinder verlieren, wenn wir sie ungeschützt in digitalen Räumen alleinlassen. Aus eigener Erfahrung als Schulleiterin weiß sie, welche seelischen Schäden soziale Medien anrichten können – durch verstörende Inhalte, Cybermobbing und Hetze. Doch für Müller steht fest: Die Schuld liegt nicht bei den Kindern, sondern bei uns Erwachsenen, die es versäumt haben, klare Werte und Regeln für das digitale Miteinander zu etablieren (Kuhn, 2023). Was sie beschreibt, ist kein Science-Fiction-Szenario, sondern erschreckende Realität an deutschen Schulen.

Worum geht es in diesem Buch?

Stell dir vor, eine Lehrkraft öffnet morgens das Klassen-Tablet und findet darin ein Video, das sie nicht mehr vergessen wird: Ein Mitschüler hat heimlich ein Gewaltvideo in den Klassenchat gestellt – es zeigt reale Misshandlungen. Niemand in der Klasse scheint geschockt, einige Lachen. Was ist passiert?

Silke Müller nimmt dich mit in genau solche Situationen, die nicht aus einem düsteren Thriller stammen, sondern aus den Klassenzimmern. Sie beschreibt, wie Kinder heute durch Smartphones und soziale Medien mit Bildern und Botschaften überflutet werden, für die sie seelisch nicht bereit sind – und wie Erwachsene oft viel zu spät reagieren.

Das Buch ist keine trockene Analyse, sondern voller echter Erlebnisse und erschütternder Momente aus dem Schulalltag. Gleichzeitig zeigt Müller Wege auf, wie wir Kinder wieder erreichen und schützen können – ohne Panikmache, aber mit Dringlichkeit und Klarheit (Müller, 2023).

Was Eltern heute wissen sollten – Tipps gegen Online-Risiken für Kinder

  • Selbst aktiv werden: Eigene Profile auf Social-Media-Plattformen und in Online-Spielen anlegen, um Inhalte, Risiken und Dynamiken besser zu verstehen.
  • Mitspielen und zuschauen: Gemeinsam mit dem Kind spielen oder es beim Spielen beobachten, um Einblick in Spielmechanismen und mögliche Gefahren (z. B. Suchtfaktor) zu bekommen.
  • Chatfunktionen prüfen: Achten, ob Spiele oder Plattformen Kommunikationsfunktionen enthalten – hier können Risiken wie Belästigung oder Cybermobbing lauern.
  • Offenes Gespräch vor Netzzugang: Vor der ersten Nutzung des Internets mit dem Kind über mögliche Risiken sprechen (z. B. Gewalt, sexualisierte Inhalte, Mobbing).
  • Medienkompetenz stärken: Kindern erklären, wie man Falschmeldungen und Deepfakes erkennt – z. B. durch den Vergleich von Informationen aus verschiedenen verlässlichen Quellen.
  • Empfehlenswerte Medien nutzen: Zusammen mit dem Kind medienkritische Inhalte wie die Doku „Das Dilemma mit den sozialen Medien“ anschauen und reflektieren (Sonsino, 2023).

Digitale Herausforderungen an Schulen

Silke Müller macht deutlich: Schulen dürfen im Angesicht digitaler Gefahren nicht länger wegsehen. Wenn Kinder in Chatverläufen mit sexualisierten Inhalt oder extremen Videos konfrontiert werden, reicht es nicht aus schockiert zu sein – Schulen müssen handeln. Müller beschreibt, wie sie gemeinsam mit Lehrkräften, Eltern, Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen nach Lösungen sucht, wenn solche Fälle auftreten. Ebenso wird die Polizei bei Bedarf beratend hinzugezogen. Dabei geht es ihr nicht um Schuldzuweisungen, sondern um professionelle empathische Problembewältigung.

Ein Beispiel für praktisches Handeln ist die Social-Media-Sprechstunde an ihrer Schule, ein wöchentliches, offenes Angebot, bei dem Schüler*innen ihre Erlebnisse aus TikTok, WhatsApp oder Instagram besprechen können. Dieses Format schafft Raum für Aufklärung, Prävention und ehrliche Gespräche.

Darüber hinaus fordert Müller eine strukturelle Antwort auf die digitale Realität: Schulen sollten Lehrkräfte gezielt zu „Fachkräften für soziale Netzwerke“ weiterbilden. Nur so lassen sich brisante Entwicklungen rechtzeitig erkennen und ethische Werte im digitalen Raum vermitteln. Schulen, so Müllers klare Botschaft, tragen eine zentrale Verantwortung in der digitalen Bildung – nicht nur technisch, sondern vor allem menschlich und werteorientiert (Kuhn, 2023).

Ein Weckruf, der nicht ungehört bleiben darf

„Wir verlieren unsere Kinder“ ist kein Buch, das man gemütlich im Café liest. Es ist ein Weckruf – unbequem, erschütternd, aber notwendig. Silke Müller gelingt es, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären und eine emotionale wie rationale Debatte anzustoßen. Sie appelliert an Politik, Bildung und Gesellschaft nicht länger wegzusehen. Wir brauchen Regeln, Schutzmechanismen und vor allem den Mut, unsere Kinder nicht länger dem freien Spiel der Algorithmen zu überlassen.

Fazit: Ein Pflichtbuch für alle, die Kinder erziehen oder begleiten

Silke Müllers Buch ist ein dringlicher Weckruf an Eltern, Lehrkräfte und die Gesellschaft. Es zeigt auf erschütternde Weise, wie ungeschützt Kinder und Jugendliche in sozialen Netzwerden unterwegs sind und welche Folgen das haben kann. Müller macht in ihrem Buch „Wir verlieren unsere Kinder“ deutlich, wie wichtig mehr Verantwortung, Medienkompetenz und digitale Ethik in Schulen und im Elternhaus sind. Ihr Appell ist klar: Wir dürfen Kinder in der digitalen Welt nicht alleinlassen. Ein wichtiges, aufrüttelndes Werk für alle, die Kinder und Jugendliche begleiten. Und sie macht deutlich: Der Kampf um unsere Kinder findet nicht irgendwo statt – sondern genau hier, in unserem WLAN.

Literaturverzeichnis

Kuhn, A. (2023). „Wir verlieren unsere Kinder“: Wozu Klassenchats und Social-Media-Konsum bei Kindern führen können. Das Deutsche Schulportal. Zugriff am 25.05.2025. Verfügbar unter https://deutsches-schulportal.de/schule-im-umfeld/silke-mueller-buch-tipp-wir-verlieren-unsere-kinder/

Müller, S. (2023). Wir verlieren unsere Kinder! Gewalt, Missbrauch, Rassismus – Der verstörende Alltag im Klassen-Chat. (1. Aufl.) München: Droemer HC

Müller, S. (o. J.). Vita. Zugriff am 25.05.2025. Verfügbar unter https://silkemueller.com/vita/

Sonsino, B. (2023). Rezension zu: Silke Müller: Wir verlieren unsere Kinder! Gewalt, Missbrauch, Rassismus – Der verstörende Alltag im Klassen-Chat. Zugriff am 25.05.2025. Verfügbar unter https://www.socialnet.de/rezensionen/30870.php

Bildquelle

Titelbild von StockSnap, Titel: technology-gadgets-portable-tablet-2608742. Veröffentlicht am 06.08.2017. Abgerufen am 08.06.2025. Auf pixabay unter: https://pixabay.com/photos/technology-gadgets-portable-tablet-2608742/

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