By Published On: 25. Januar 2018Categories: Wiki

Das Instanzenmodell oder auch Strukturmodell genannt, wurde von Sigmund Freud im Rahmen seiner Psychoanalyse entwickelt und fällt in den Bereich der Tiefenpsychologie. Die Tiefenpsychologie beschäftigt sich mit unbewussten seelischen Vorgängen, die das Menschliche Erleben und Verhalten bestimmen.[1] Die verschiedenen Ansätze kommen nicht nur bei psychischen Krankheiten zum Einsatz, die Begründer wollten mit diesem Psychologischen Zweig, auch eine bessere Persönlichkeitsentfaltung herbeiführen. Das zentrale Element der Tiefenpsychologie ist das „Unbewusste“, es besteht aus Erinnerungen, Erlebnissen, Verdrängungen und Reaktionen darauf. Die Tiefenpsychologischen Ansätze beschäftigen sich mit der Untersuchung dieser Unbewussten Prozesse, um die Ursachen und Wirkungen in erster Linie zu verstehen und darauf folgend z.B. negative Symptome wie Neurosen abzumildern[2]

Einer der Führenden Protagonisten in der Tiefenpsychologie war der Wiener Arzt Sigmund Freud, mit der Entwicklung seiner Psychoanalyse. Gegenstand der Psychoanalyse sind folgende eigenständige Konzepte: Persönlichkeitsaufbau, Persönlichkeitsentwicklung, Krankheitslehre und das Psychotherapieverfahren. Im Gesamten befassen sich alle Gebiete mit den maßgeblichen Aspekten der menschlichen Psyche. Dazu gehörend ist die Erklärung von Leidensprozessen sowie deren Heilung.[3]

 

Es, Ich und Über-Ich

 

Als sich Freud von der Organmedizin sowie der Neuropathologie abwendet und der Psychologie widmete, entwickelte er die Psychoanalyse als Untersuchungsmethode, Behandlungsverfahren und einem theoretischen Konstrukt. Ausschlaggebend für Freuds Forschungen waren Phänomene der Hypnose, Erinnerungslücken bei hysterischen Patienten, sowie unverständliche Träume.[4] Der zentrale Bestandteil von Freuds Psychoanalyse war das Unbewusste. Nach Freud ist die Persönlichkeit eines Menschen das Ergebnis der Bemühung den Grundkonflikt, zwischen aggressiven und Lust suchenden biologischen Trieben, lösen zu wollen. Dies geschieht indem wir die Befriedigung der Triebe so erreichen, damit Schmerzen oder Schuldgefühle vermieden werden. In Freuds psychoanalytischem Konzept untersteht die Persönlichkeit eines Menschen einem bestimmten Aufbau, um die seelische Dynamik während des Konfliktes zu verstehen [5] Hierbei nimmt das Unbewusste die Position des „Es“ ein, weitere Elemente sind das „Ich“ und „Über-Ich“.[6] Im Folgenden werden die einzelnen Instanzen des Strukturmodells genauer betrachtet:

 

„Es“: Die Instanz „Es“ wird von einer psychisch unbewussten Energie gesteuert, in dem der Überlebens-, der Fortpflanzungs- und der Aggressionstrieb befriedigt werden soll. Findet durch die Realität keine Einschränkung des „Es“ statt, so sucht es nach sofortiger Stimulation. Gerade bei Neugeborenen lässt sich dieses Handeln nach dem Lustprinzip gut beobachten. Bekommen sie Hunger oder sind Müde, beginnen sie mit dem schreien um eine direkte Befriedigung ihrer Triebe zu erreichen.[7]

 

„Ich“: Die Instanz „Ich“ stellt die vorwiegend bewusste Komponente der Persönlichkeit dar und enthält bewusste Wahrnehmungen, Gedanken, Erinnerungen und Urteile. So erfolgt das handeln nach dem Realitätsprinzip, das „Ich“ lebt die Triebe des „Es“ so aus, damit sie im Einklang mit der Realität stehen.[8] Somit werden die Schwierigkeiten die durch eine unmittelbare Triebbefriedigung mit der Realtität auftreten können, durch z.B. logisches Denken oder einer Kompromissbildung mit dem „Es“ überwunden.[9]

 

„Über-Ich“: Die Instanz des sogenannten „Über-Ichs“ wird auch als Stimme des Gewissens bezeichnet. Es fordert das „Ich“ dazu auf, nicht nur das Reale zu beachten, sondern auch das Ideale. Durch das „Über-Ich“ erfolgt eine Bewertung unseres Handelns indem es positive Gefühle oder negative Schuldgefühle projiziert.[10] Außerdem spielen in dieser Instanz die Eltern eine Rolle, da Gebote und Grenzen die im Kindesalter durch die Eltern festgelegt werden, von Kindern unbewusst in ihr „Über-Ich“ übernommen werden.[11] So könnten zwei Kinder aus unterschiedlichen Elternhäusern, z.B. verschiedene Benimmformen beim Essen zeigen, da ihnen in ihrer Elterlichen Umgebung andere Vorbilder zur Verfügung standen.

 

Zusammenspiel zwischen „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“

 

Abbildung: Zusammenspiel der Instanzen – Strukturmodell (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Drath, K.: Abb. 37. 2012, S. 159. und Myers, D. G.: 2008, S.591-592.)

 

In Freuds Strukturmodell nimmt die „Ich“ Instanz eine Art Vermittlerrolle ein. Dabei wird zwischen den triebgesteuerten Forderungen des „Es“ und den bremsenden Forderungen des „Über-Ichs“ vermittelt.[12] Hinzukommend prüft das „Ich“ die Anforderungen der Realität in der Außenwelt (z.B. durch logisches Denken oder Planung.), ob das Verhalten welches gezeigt werden soll, mit den möglich aufkommenden Schwierigkeiten der Außenwelt konformgehen kann.[13] Alle drei Instanzen stehen also in stetigem Zusammenspiel.

Wie dieser Vorgang in der Praxis aussieht, möchte ich am Folgenden Beispiel eines psychisch gesunden Menschen zeigen:

Ein junger Mann fühlt sich zu seiner Arbeitskollegin sexuell hingezogen, er hat einen sehr großen Wunsch mit dieser Frau ein erotisches Verhältnis anzufangen. Was läuft jetzt in der Psyche des Mannes ab? Das „Es“ äußert seinen reinen sexuellen Trieb und möchte befriedigt werden, dies kann durch auffälliges Gaffen bis zu anfassen bestimmter Körperregionen geäußert werden. Doch das „Über-Ich“ vermittelt durch seine gelernten Ideale sowie Regeln und Normen, das eine Befriedigung des „Es“ nicht möglich ist. Denn dadurch können ernsthafte Konsequenzen (z.B. Kündigung, Strafanzeige) resultieren. Somit schreitet das „Ich“ ein, und sucht nach einer Lösung um die Forderungen des „Es“ so zu erfüllen, damit das „Über Ich“ keine Einwände hat. Dies könnte unter anderem eine Einladung zu einer Verabredung mit der begehrten Frau sein. Bei diesem Szenario hat das „Es“ die Aussicht auf mögliche Triebbefriedigung und das „Über-Ich“ kann damit einverstanden sein, da ein persönliches Kennenlernen nichts Widersprüchliches ist.

 

Zusammenfassung

 

Zusammenfassend kann die Beschäftigung mit dem Instanzenmodell zu einem besseren Verständnis für die psychischen Vorgänge und gerade unserer Persönlichkeit führen. Das Aufzeigen, der inneren psychodynamischen Vorgänge der einzelnen Instanzen, macht es möglich zu verstehen wie Menschen die Triebgesteuerten Anforderungen des „Es“ und die Forderungen des „Über-Ichs“ durch das „Ich“ erfüllen können.

Auch wenn das Strukturmodell die Psychischen Vorgänge aufzeigt und wie sie unser tägliches Handeln beeinflussen, ist so ein Abstecher mittels kleinem Blogbeitrag nicht ausreichend um die Komplexität der Menschlichen Psyche ansatzweise darzustellen oder sich gar auf die Heilung psychischer Störungen zu beziehen. Tatsächlich gibt es noch viele weitere Zweige die in das Gebilde der Persönlichkeit hineinführen, es umfassend erklären und auf dieses einwirken.

Zum Beispiel beeinflussen Abwehrmechanismen, die sich im frühkindlichen Alter entwickeln, das Zusammenspiel zwischen den Instanzen und nehmen damit eine wichtige Rolle in der weiteren Persönlichkeitsentwicklung ein.[14] Ebenfalls führt kein Weg an Freuds Phasenlehre vorbei, welches fester Bestandteil des Strukturmodells ist und von der Entwicklung der Instanzen spricht.

 

Fußnoten:

[1] Vgl. Drath, K.: 2012, S. 155.

[2] Vgl. Mackenthun, G.: 2013, S. 16.

[3] Vgl. Drath, K.: 2012, S.155-156.

[4] Vgl. Machenthun, G.: 2013, S. 229-230.

[5] Vgl. Myers, D. G.: 2008, S. 591.

[6] Vgl. Drath, K.: 2012, S. 157.

[7] Vgl. Myers, D. G.: 2008, S. 591.

[8] Vgl. Myers, D. G.: 2008, S. 591.

[9] Vgl. Kuhl, J.: 2010, S. 219.

[10] Vgl. Myers, D. G.: 2008, S.591.

[11] Vgl. Drath, K.: 2012, 160.

[12] Vgl. Myers, D. G.: 2008, S. 592.

[13] Vgl. Kuhl, J.: 2010, S. 219.

[14] Vgl. Mackenthun, G.: 2013, S. 269-272.

 

Literatur und Quellenverzeichnis:

 Drath, K.: Coaching und seine Wurzeln. Erfolgreiche Interventionen und ihre Ursprünge.

  1. Freiburg – München.

Kuhl, J.: Lehrbuch der Persönlichkeitspsychologie. Motivation, Emotion und

Selbststeuerung. 2010. Göttingen.

Mackenthun, G.: Grundlagen der Tiefenpsychologie. 2013. Gießen.

Myers, D. G.: Psychologie. 2. Auflage. 2008. Heidelberg

 

Bildnachweis:

Beirtragsbild: Pixabay. URL: https://pixabay.com/de/uhrwerk-arbeit-uhr-zahnr%C3%A4der-2953852/ (24.01.2018)

 

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