By Published On: 11. Februar 2020Categories: Pädagogik, Psychologie

Beziehungen in der heutigen Zeit werden immer schwerer nicht nur weil es mehr unterschiedliche Beziehungsformen gibt, sondern auch weil wir es uns immer komplizierter machen bei der Partnerwahl.

Es ist kein Wunder, dass es jungen Leuten immer schwerer fällt einen Partner fürs Leben zu finden. Alleine aufgrund der heutigen Lebensverhältnisse steigt die Scheidungsrate rapide an. In der heutigen Zeit spielt Karriere eine sehr wichtige Rolle und private Ablenkungen werden eher als Hindernis empfunden. Deshalb entscheiden sich auch viele Menschen eher dafür alleine zu bleiben und sich auf ihren finanziellen Wohlstand zu konzentrieren. Das liegt vor allem auch daran, dass das Leben mittlerweile sehr teuer ist und es früher einfach andere Lebensstandards gab in denen man mit viel weniger auskam. Heute wirst du schon bei einem einfachen Wocheneinkauf mit Reizen überflutet, aufgrund der großen Auswahl. So ähnlich läuft das auch mit der Partnerwahl ab. Wenn du auf eine Plattform wie zum Beispiel Instagram gehst, werden dir unzählige Personen angezeigt, welche dir praktisch zur Auswahl stehen. In dieser Hinsicht war das Leben früher tatsächlich unbeschwert und einfacher, zu mindestens auf der sozial kommunikativen Ebene. Insbesondere auch deshalb, weil es früher einfach nicht so eine riesige Auswahl gab. Die Menschen lernten sich nicht über das Internet kennen,  sondern an öffentlichen Orten. Heute gibt es so viele Möglichkeiten einen neuen potenziellen Partner zu finden aufgrund der ganzen sozialen Netzwerke, dass man dadurch eher abgelenkt ist und seine Partnerschaft vergleicht, als daraus einen Nutzen zu ziehen. Selbst Leute, welche in einer glücklichen Partnerschaft leben werden durch die permanente Reizüberflutung sicherlich verunsichert, da ihnen tägliche neue Profile vorgeschlagen werden, von Personen die gegebenenfalls Single sind. In festen Beziehungen spielt dies vielleicht keine Rolle mehr, aber vor allem jüngere Personen werden verunsichert oder noch nicht gefestigte Beziehungen werden dadurch erschwert und leiden darunter.  Auch der Druck von außen verstärkt diese Aspekte. Jeder Mensch versucht nach dem besten zu streben und diesen Aspekt leben sie auch in der Partnerschaft aus. Vielleicht hat man schon einen guten Partner gefunden mit dem man sehr glücklich ist, aber wird aufgrund der permanenten Reizüberflutung verunsichert und denkt, dass man auch in der Partnerschaft nach dem besten streben muss. Den meisten ist nicht bewusst, dass sie bereits etwas Gutes haben und wollen einfach den optimalsten Partner finden. Aus diesem Grund wissen auch viele junge Leute nicht wie sie eine Beziehung führen sollen, mittlerweile geht man sogar so weit, dass man von Beziehungsunfähigkeit spricht. Auch Wissenschaftler stellen fest, dass sich die meisten jungen Leute nicht langzeitig binden wollen aus Angst etwas zu verpassen. Denn die jungen Leute leben nach dem Motto: Wer sich entscheidet, riskiert die bessere Option auszulassen. Da die Auswahl so groß ist, scheint es für einige sogar konsequenter sich gar nicht erst auf eine Beziehung einzulassen. Kurz gesagt passen Beziehungen von getragener Nähe, Vertrautheit und Verbindlichkeit nicht in unser Leben, da diese schlicht zu riskant und zu arbeitsintensiv sind und sich mit dem heutigen Leben schwer vereinbaren lassen.[1] Ein weiterer Aspekt ist, dass viele das Gefühl haben ein Partner würde ihrem Leben im Weg stehen und aus diesem Grund lassen sie sich auch gar nicht erst darauf ein. Insbesondere Aussagen von Freunden und Bekannten können einen noch mehr verunsichern, als man dies tatsächlich schon ist. Kommentare wie: „ Genieß doch erst dein Leben“, „ Eine Beziehung hält dich nur auf“ oder „ Wenn ihr zu früh zusammen zieht, wird das alles zerstören“, sind dabei nicht besonders förderlich. Paare die langfristig zusammen bleiben und sich bereits in jungen Jahren kennenlernen gelten heute sogar  eher als Überbleibsel der Vergangenheit, denn das neue Ideal ist Wankelmut. Tatsächlich gehen auch langjährige Partnerschaften heute viel öfter auseinander als früher, das hat wie bereits erwähnt, mit einer höheren Mobilität der Gesellschaft und den unzähligen Alternativen zu tun. Eben aus diesem Grund sind mehr Beziehungen gefährdet, denn man begegnet täglich viel mehr potenziellen Partnern.[2]

 

Fazit

In all den aufgelisteten Aspekten kann man tatsächlich nicht von Beziehungsunfähigkeit sprechen. Sicherlich gibt es einige wenige Menschen, welche man als beziehungsunfähig bezeichnet, aber heute bezeichnet man mit der Beziehungsunfähigkeit eher den Aspekt das Beziehungen einfach anders ausgelebt werden als früher. Auch früher gab es schon schwierige Beziehungen und kaputte Ehen, aber heute trennen sich Paare öfter und auch schneller voneinander. Das liegt tatsächlich auch nicht daran, dass die Menschen heute weniger beziehungsfähig sind, sondern weil die Ansprüche an die Beziehungsqualität gestiegen sind.[3] Im Großen und Ganzen ist zu sagen, dass es aufgrund der verändert Lebensumstände in der heutigen Gesellschaft viel schwieriger ist eine Beziehung zu führen und einen Partner zu finden. Wenn jetzt schon das Streben nach dem besten so hoch liegt, wird es für spätere Generationen noch viel schwieriger den Partner fürs Leben zu finden. In diesem Fall muss die Gesellschaft auch offener werden und gegebenenfalls mehr Möglichkeiten bieten Partnerschaft, Familie und Karriere miteinander zu verbinden, ansonsten wird man vielleicht wirklich in naher Zukunft von einer Generation Beziehungsunfähigkeit sprechen.

 

Fußnoten

[1] Vgl. Die Welt (2017)

[2] Vgl. Die Zeit (2015)

[3] Vgl. Stahl (2017), S. 4

 

Literaturverzeichnis

Die Welt (2017): Liebe: Junge Menschen wissen nicht, wie man Beziehung führt – WELT. Online verfügbar unter https://www.welt.de/kmpkt/article167477380/Warum-wir-nicht-mehr-wissen-wie-man-eine-Beziehung-fuehrt.html, zuletzt geprüft am 15.01.2020.

Die Zeit (2015):Partnerschaft: Die Sicht auf Paare hat sich geändert . Online verfügbar unter https://www.zeit.de/zeit-magazin/2015/52/partnerschaft-beziehungen-dauer-geheimnis/seite-4, zuletzt geprüft am 15.01.2020.

Stahl, Stefanie (2017): Jeder ist beziehungsfähig. Der goldene Weg zwischen Nähe und Freiheit. Originalausgabe. München: Kailash.

Bildquelle

Bild von MiguelRPerez auf Pixabay

https://pixabay.com/de/photos/h%C3%A4nde-h%C3%A4nde-halten-menschen-liebe-1885310/

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