By Published On: 5. Dezember 2023Categories: Management, Wirtschaft

Neue Arbeitsmodelle und -orte gewinnen an Bedeutung, insbesondere seit dem Ausbruch der Covid19-Pandemie. Eine in Deutschland noch weitgehend unbekannte Option ist die „Workation“ (ADAC, 2023, S. 48). Aber was genau bedeutet dieser Begriff? Es handelt sich um eine Kombination aus „Arbeit“ (work) und „Urlaub“ (vacation). Eine Workation vereint berufliche Verpflichtungen mit persönlicher Entspannung und Freiheit. In diesem Blog-Beitrag betrachten wir verschiedene Formen, sowie die Vor- und Nachteile von Workations und konzentrieren uns dabei auf die Frage, ob sie zu einer Vermischung von Arbeit und Freizeit führen können.

Formen von Workations

Gemäß der Tourismusstudie des ADAC (2023, S. 48) machen 9 % der Berufstätigen, bei denen eine Workation umsetzbar wäre, bereits Gebrauch von dieser Möglichkeit oder haben die Option, diese zu nutzen. In manchen Fällen setzen Arbeitgeber*innen Vorgaben bezüglich der Anzahl der Tage oder der Orte, die für Workations genutzt werden dürfen (ADAC, 2023, S. 48). Während manche Arbeitnehmende bereits weltweit Workations machen können, beschränken andere Arbeitgeber*innen diese Möglichkeit auf Deutschland (ADAC, 2023, S. 48) oder das europäische Ausland. Workations können beispielsweise durch die Hinzunahme einer zusätzlichen Arbeitswoche am Ende eines Urlaubs umgesetzt werden. Auf diese Weise bleiben die Arbeitnehmenden länger am Urlaubsort und können in ihrer Freizeit das Urlaubsland weiter erkunden und sich in einer anderen Umgebung erholen. Daneben gibt es professionelle Anbieter*innen von Workations (Redmann, 2023, S. 156). Diese Angebote finden z. B. in Form von temporären Pop-up-Projekten, im Coworking-Format oder als Workcamps statt (Werther, Lietzau, Puhe, Engel & Scharting, 2021, S. 161). Im Gegensatz zum „klassischen“ Coworking steht bei einer Workation jedoch nicht der Aufbau von beruflichen Netzwerken im Vordergrund (Werther et al., 2021, S. 163). In erster Linie möchten die Teilnehmenden einen Arbeitsort, an welchem sie ungestört ihre Arbeit verrichten und gleichzeitig Gleichgesinnte treffen können (Werther et al., 2021, S. 163). Eine weitere Form der Workation kann ferner als organisiertes Teamevent erfolgen (Pfnür, Voll, Höcker & Bachtal, 2023, S. 79). So können z. B. die Beschäftigten eines Teams gemeinsam eine Woche in einem Ferienhaus verbringen und nach der Arbeit die Freizeit gemeinsam für Unternehmungen nutzen. Jenseits dieser Beispiele sind weitere Möglichkeiten denkbar, um Workations zu gestalten, solange diese mit den festgelegten Rahmenbedingungen der Arbeitgeber*innen vereinbar sind.

Vorteile

Die verschiedenen Formen von Workations bieten eine Reihe von Vorteilen, die im Folgenden näher erläutert werden. Der offensichtliche Vorteil von Workations ist die Möglichkeit, flexibel von fast jedem Ort der Welt aus zu arbeiten. Dies ermöglicht es den Arbeitnehmenden, ihre Arbeitsumgebung an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Die Freiheit, die Workations bieten, kann dazu beitragen, den Arbeitsstress zu reduzieren und die Entspannung sowie Motivation der Mitarbeitenden zu steigern (Helmold, Landes, Steiner, Dathe & Jeschio, 2023, S. 239). Der Tapetenwechsel kann die Kreativität anregen und neue Ideen fördern (Helmold et al., 2023, S. 239). Durch das Arbeiten an verschiedenen Orten können Arbeitnehmende neue Eindrücke sammeln und sich von ihrer vertrauten Umgebung lösen. Die Qualität der Arbeit kann positiv beeinflusst werden (Helmold et al., 2023, S. 239). Workations ermöglichen zudem, Arbeit und Freizeit besser miteinander zu vereinbaren und tragen somit dazu bei, die persönliche Work-Life-Balance zu verbessern (ADAC, 2023, S. 55). Es steht mehr Zeit für Familie und Hobbys zur Verfügung. Diese Zeit kann zum Beispiel mit weiter entfernt lebenden Familienmitgliedern oder Freund*innen verbracht werden.

Nachteile

Wenn Arbeit und Freizeit am selben Ort stattfinden, können die Grenzen zwischen beiden verschwimmen (Boos, Hardwig & Klötzer, 2022, S. 77). Mitarbeitende könnten Probleme haben, vollständig abzuschalten und sich zu erholen, wenn sie am Urlaubsort weiterhin von beruflichen Anforderungen umgeben sind. Personen, die Workations ablehnen, gaben häufig als Grund an, dass sie Arbeit und Freizeit strikt trennen möchten, um sich von der Arbeit erholen zu können (ADAC, 2023, S. 54). Während einer Workation sind Arbeitnehmende zudem theoretisch rund um die Uhr erreichbar. Dies kann dazu führen, dass sie Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen und sich nach Feierabend von der Arbeit zu lösen. Als weiteres Argument gegen eine Workation wird von den Befragten der ADAC-Tourismusstudie genannt, dass die Freizeitmöglichkeiten während einer Workation eingeschränkter sind als im Urlaub (ADAC, 2023, S. 54). Es besteht ferner die Gefahr, dass Arbeitnehmende während ihres Urlaubs zusätzlich arbeiten und nicht nur während der definierten Zeit der Workation. Dies kann zu ungenutztem Urlaub und weniger Entspannung führen.

Maßnahmen gegen eine Entgrenzung von Arbeit und Freizeit

Workations bieten viele Vorteile, aber eine mögliche Entgrenzung von Arbeit und Freizeit kann zu einem Problem werden. Es ist wichtig, dass sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende mit dieser Herausforderung bewusst umgehen. Im Folgenden zeige ich Möglichkeiten auf, wie dies gelingen kann:

  1. Klare Arbeits- und Erreichbarkeitszeiten definieren: Arbeitnehmende und Arbeitgebende sollten klare Arbeits- und Erreichbarkeitszeiten für die Workation festlegen und sich um deren Einhaltung bemühen. Es sollte festgelegt werden, dass während des regulären Urlaubs nicht gearbeitet wird.
  2. Pausen und Freizeit planen: Arbeitnehmende sollten während ihrer Workation regelmäßige, feste Pausen einplanen, um zwischendurch vollständig abschalten zu können. Freizeitaktivitäten sollten geplant werden, damit sich die Beschäftigten außerhalb der Arbeitszeit von den beruflichen Aufgaben lösen können.
  3. Kommunikation fördern: Arbeitgebende sollten die Kommunikation fördern und sicherstellen, dass die Arbeitnehmenden wissen, dass es in Ordnung ist, Grenzen zu setzen und um Unterstützung zu bitten.

Fazit

Workations bieten viele Vorteile, darunter Flexibilität, Förderung der Kreativität und eine verbesserte Work-Life-Balance. Es ist jedoch wichtig, dass Arbeitnehmende und Arbeitgebende gleichermaßen darauf achten, die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu respektieren. Eine klare Kommunikation, die Festlegung von Arbeits- und Erreichbarkeitszeiten sowie die bewusste Planung von Pausen und Freizeitaktivitäten sind Möglichkeiten, einer Entgrenzung vorzubeugen. Letztlich liegt es in der Verantwortung der Nutzenden, die Vor- und Nachteile von Workations abzuwägen und sie so zu gestalten, dass sie den individuellen Bedürfnissen und Zielen am besten entsprechen. Ich bin sehr gespannt auf das Pilotprojekt „Workation“ meines Arbeitgebers im nächsten Jahr, an dem ich gerne teilnehmen möchte.

Literaturverzeichnis

ADAC. (2023). ADAC Tourismusstudie: So wollen die Deutschen nach drei Krisenjahren reisen. Zugriff am 23.10.2023. Verfügbar unter: https://assets.adac.de/image/upload/v1677504014/ADAC-eV/KOR/Text/PDF/Tourismusstudie_Umfrage2023_jcy3qe.pdf

Boos, M., Hardwig, T. & Klötzer, S. (2022). Virtuelle und mobile Arbeitsformen. In E. Bamberg, A. Ducki & M. Janneck (Hrsg.), Digitale Arbeit gestalten (S. 71–81). Wiesbaden: Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-34647-8_6

Helmold, M., Landes, M., Steiner, E., Dathe, T. & Jeschio, L. (2023). New Work, Neues Arbeiten virtuell und in Präsenz. Konzepte und Werkzeuge zu innovativer, agiler und moderner Führung. Wiesbaden: Springer Gabler.

Pfnür, A., Voll, K., Höcker, M. C. & Bachtal, Y. (2023). Von der Pandemienotlösung zum Konzept multilokaler Arbeit – Empirische Studie zu den Erfahrungen der Beschäftigten für eine Zukunft an verteilten Arbeitsorten. In A. Pfnür (Hrsg.), Arbeitspapiere zur immobilienwirtschaftlichen Forschung und Praxis, Band Nr. 50, Technische Universität Darmstadt.

Redmann, B. (2023). Lebensphasenorientiertes Leadership. Wie Führungskräfte eigene Auszeiten vorbereiten und umsetzen können (1. Aufl.). Freiburg: Haufe.

Werther, S., Lietzau, J., Puhe, O., Engel, V. & Scharting, J. (2021). Coworking, Workation und Coworkation. In S. Werther (Hrsg.), Coworking als Revolution der Arbeitswelt (S. 151–185). Berlin: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-62657-3_3

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Titelbild: Selbst erstelltes Bild mithilfe von Adobe Firefly generiert.

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