By Published On: 4. November 2021Categories: Gesundheit, Psychologie

Einleitung

Gibt es etwas Schöneres als an einem sonnigen Tag in der freien Natur mit dem Rad zu fahren oder einen Fluss entlangzupaddeln? Sport und Bewegung sind oft mit positiven Gefühlen verbunden. Nicht umsonst gibt es den bekannten „Runners High“-Effekt. Auch für die Gesundheit ist Sport essenziell. Aber was macht sportliche Aktivität mit unserem Körper? Warum macht uns Sport glücklich?

Was bedeutet sportliche Aktivität?

Grundsätzlich ist Sport jede Art von körperlicher Aktivität, d.h. jede Form von Muskelkontraktion, die mit einem Energieverbrauch höher als im Ruhezustand einhergeht. Im Zusammenhang dieses Beitrags wird unter Sport jedoch nur ein Ausmaß an körperlicher Aktivität verstanden, welches sich günstig auf die Gesundheit auswirkt. Unter solchen Aktivitäten sind diejenigen zu einer merklichen Steigerung der Atmung führen oder bei denen eine leichte Schweißproduktion wahrzunehmen ist. Unterhalb dieses Niveaus spricht man von geringer Aktivität, was gelegentlich mit Inaktivität gleichgesetzt wird (Reimers, Straube & Völker, 2018, S. 9).  

Welche Wirkung hat sportliche Aktivität?

Sportliche Aktivität hat eine ganze Reihe von Vorteilen für den Körper zu bieten. Durch sportliche Aktivität werden Entgiftungsprozesse gefördert, Schadstoffe abgebaut, Schmerzen gelindert, Blutdruck und Cortisolspiegel gesenkt, das Immunsystem wird gestärkt, der Darm angeregt, die Hirndurchblutung gefördert, Blutzucker besser verstoffwechselt und verschiedene Krankheiten, wie Osteoporose und Diabetes, werden vorgebeugt. Nur um ein paar Beispiele zu nennen. Sportliche Aktivität beeinflusst zudem die geistigen Fähigkeiten, wirkt sich positiv auf Lernergebnisse, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit aus und beugt Demenz vor (Steigele, 2020, S. 4). Insgesamt ist das Sterberisiko bei körperlich aktiven Personen im Vergleich zu inaktiven Personen niedriger und die Lebenserwartung entsprechend höher. Auch auf die psychische Gesundheit des Menschen hat sportliche Aktivität eine positive Wirkung. Die Gefahr, depressiv zu werden ist bei körperlich aktiven Personen geringer als bei inaktiven. Leichte Depressionen lassen sich zudem mit regelmäßiger körperlicher Aktivität ähnlich gut behandeln wie mit Medikamenten (Reimers et al., 2018, S. 12). Sportliche Aktivität, besonders Ausdauersport, hat eine positive Wirkung auf die Laune. Im Hirnstamm wird durch Sport vermehrt Dopamin, unser Motivations- und Belohnungshormon gebildet. Dies hebt die Stimmung, vermindert Ängste, stärkt das Selbstvertrauen und hilft Stress aufzulösen (Rossbach, 2019, S. 127). Neben gesundheitlicher Vorteile ergibt sich durch sportliche Tätigkeiten zudem die Chance, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen und soziale Isolierung zu vermeiden (Steigele, 2020, S. 5).

Was geschieht im Gehirn?

Sportliche Aktivität bewirkt also positive Stimmungsveränderungen – aber warum? In den vergangenen Jahren sind viele verschiedene Theorien und Erklärungsmodelle über Wirkmechanismen von sportlicher Aktivität auf den Prüfstand gekommen. Insgesamt verbleiben aus heutiger Sicht lediglich drei Theorien, die allerdings einige Ideen bzw. Ansätze von vorherigen Hypothesen integriert haben. Zum einen ist dies die Endocannabinoid Hypothese, die davon ausgeht, dass sportliche Aktivität dieses Neurotransmittersystem aktivieren kann. Die Aktivierung des Endocannbinoid-Systems führt nachweislich zu sehr intensiven Erfahrungen, einem allgemeinen Wohlbefinden und dem bekannten „Runners-High“-Effekt, was im Grunde ein „Cannbinoid High“ ist. Zum zweiten ist es die Transiente Hypofrontalitätshypothese, einem Ansatz aus der kognitiven Neuropsychologie, die von einer Herunterregulierung präfrontaler Hirnregionen durch sportliche Aktivität ausgeht. Damit verbunden ist eine Verminderung bewusster, kognitiver Prozesse, wie sie beim „Grübeln“ und Problemlösen auftreten sowie der Verlust von Raum- und Zeitwahrnehmung und dem Gefühl einer dahinfließenden Aktivität ohne bewusster Anstrengung (Stoll, 2010). Eine weitere Hypothese besagt, die stimmungsaufhellende Wirkung von regelmäßigem Sport einem natürlichem Antidepressivum des Körpers geschuldet ist, das Neuropeptid und Protein VBF. Die Produktion des VGF-Gens im Gehirn regt den gesamten Stoffwechsel an und optimiert die Verschaltung und Flexibilität der Nervenzellen. Darin liegt offenbar sogar ein Schutz für das Gehirn vor krankmachendem psychischem Stress. Insgesamt sei jedoch auf eine vorrichtige Betrachtung hingewiesen, es ist unwahrscheinlich, dass ein solch komplexes Erleben auf eine einzelne Ursache zurückzuführen ist (Rossbach, 2019, S. 124-126).  Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass es sich bei diesen Auswirkungen um ein Zusammenspiel aus mehreren Vorgängen im menschlichen Gehirn handelt.

Wie kann ich mich motivieren?

Das Effektwissen über die Auswirkungen sportlicher Aktivität auf den menschlichen Körper vermittelt Informationen über mögliche Anpassungen des Körpers auf Training und schafft somit ein Grundverständnis dafür, warum Sport gesund sein kann. Je größer das Wissenspotenzial in diesem Kontext ist, desto größer ist auch die Motivation zu langfristigem Sporttreiben (Kunert & Szepanski, 2016, S. 33). Damit das regelmäßige Training auch zu einer festen Gewohnheit wird werden hier die wichtigsten Schritte erklärt: Zunächst sollte eine Sportanamnese erfolgen: Was ist der aktuelle Trainingsumfang? Welche früheren Erfahrungen mit Sport und Bewegung liegen vor? Welche individuellen Vorlieben und Widerstände existieren? Als nächstes sollte eine Psychoedukation erfolgen, d.h. es werden therapeutische Effekte von Sport und Bewegung aufgeführt, realistische Erwartungen gesetzt und gegebenenfalls Literatur zum Thema Sport und Bewegung studiert. Der nächste Schritt ist eine Motivierende Gesprächsführung in Hinblick auf Vor- und Nachteile des geplanten Trainingsprogramms. Danach sollten klare Entscheidungen für ein regelmäßiges Training über einen bestimmten Zeitraum auf der Grundlage eines individuellen Trainingsplant getroffen werden. Hilfreich ist dabei eine Selbstverpflichtung in schriftlicher Form. Der letzte Schritt ist ein regelmäßiges „Coaching“, d.h. das gemeinsame Anschauen des Aktivitätstagebuchs, das Bearbeiten von Problemen und Hindernissen und das gemeinsame Training (Reimers et al., 2018, S. 72).

Fazit

Das Wissen um die Auswirkung sportlicher Aktivität auf den menschlichen Körper und somit auf die Gesundheit ist ein wesentlicher Faktor im Bereich der psychosozialen Gesundheitsressourcen. Sportliche Aktivität wirkt sich nicht nur positiv auf den physische, sondern auch auf die psychische Gesundheit aus. Wichtig ist, nicht zu übertreiben. Der Sport sollte Spaß machen und guttun. Denn regelmäßige sportliche Aktivität im angemessen Maße hält uns gesund und glücklich!

Literatur

Kunert, C., Szepanski, J. (2016).Sport macht glücklich und gesund. Heilberufe 68, 32–34. https://doi.org/10.1007/s00058-016-2333-y

Steigele, W. (2020) Bedeutung der Bewegung. In: Bewegung, Mobilisation und Positionswechsel in der Pflege. Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60538-7_1

Stoll, O. (2010). Glück im Sport? Neurokognitive Überlegungen erklären ein schon lang bekanntes Phänomen. In: Becher, D., Schenkel, E. Was für ein Glück? Reflexionen über ein unfassbares Gefühl. Frankfurt: Peter Lang.

Reimers, C., Straube, A. & Völker, K. (2018). Patienteninformationen Sport in der Neurologie – Empfehlungen für Ärzte. Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56539-1_2

Rossbach, G. (2019) Gehirndoping Ausdauersport. In: Glücksorgan Gehirn. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-57729-5_11

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