By Published On: 5. Februar 2023Categories: Literaturempfehlungen

Es ist kein Geheimnis, dass die Bedeutung von Teamarbeit in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. In Deutschland sind mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Teamarbeit eingebunden, wobei auch die digitale Form der Zusammenarbeit immer mehr an Relevanz gewinnt (Mütze-Niewöhner et al., 2021, S. 1-2). In einer Studie zur Teamarbeit gaben 95% der Befragten Fach- und Führungskräfte an, gern in Teams zu Arbeiten (Stepstone, 2019, S. 23). Damit aus Gruppen von verschiedenen Mitarbeitern jedoch Teams mit einer hohen Leistungsfähigkeit werden, muss sich mit der Frage beschäftigt werden, wie durch die Teamführung bessere Leistungen erzielt werden können (Graf, Rascher & Schmutte, 2020, S. 1).

Über die Autoren

Das hier diskutierte Buch wurde von drei Autoren verfasst (Graf, Rascher & Schmutte, 2020, S. XIII-XIV):

  1. Nele Graf ist Professorin an der Hochschule für angewandtes Management. Dort lehrt sie in den Fachgebieten Personal und Organisation. Darüber hinaus ist sie noch Geschäftsführerin der Mentus GmbH, die Unternehmen in den Bereichen Personal, Organisation, Lernen und Führung berät (Mentus, o.D.). 
  2. Stephanie Rascher ist Professorin für angewandte Psychologie an der Technischen Hochschule Rosenheim, wobei der Schwerpunkt ihrer Arbeit in dem Bereich der Wirtschaftspsychologie liegt (Technische Hochschule Rosenheim, o.D.). Zusätzlich leitet sie das Institut für Human Factors, das u.a. Unternehmen bei der Gestaltung der Arbeitswelt unterstützt (Institut für Human Factors, o.D.).
  3. Andre M. Schmutte unterrichtet als Professor an der Hochschule für Angewandtes Management. Sein Themengebiet ist marktorientierte Unternehmensführung. Weiterhin engagiert er sich als Beirat in mittelständischen Unternehmen und begleitet Unternehmen bei der digitalen Transformation.  

Die Einführung

Auch wenn das Buch sich in insgesamt 9 Kapitel plus Anhang gliedert, so kann das Werk in drei wesentliche Blöcke unterteilt werden. Den ersten Block bildet das erste Kapitel, das in das Thema einführt. Dabei wird zunächst die wachsende Bedeutung der Teamarbeit verdeutlicht und auf die Vorteile eingegangen, die aus der Teamarbeit resultieren. Hier sind vor allem drei Vorteile zu nennen (Graf, Rascher & Schmutte, 2020, S. 5):

  • Köhler-Effekt: Gerade in Teams, bei denen es nur geringe Leistungsunterschiede zwischen den Teammitgliedern gibt, strengt sich ein leistungsschwächeres Teammitglied mehr an, um die Ziele nicht zu gefährden.
  • Sozialer Wettbewerb: Der Vergleich mit anderen wirkt motivationsfördernd und jeder versucht, sein Bestes zu geben.
  • Soziale Kompensation: Leistungsstarke Teammitglieder gleichen die Minderleistung von leistungsschwächeren Teammitgliedern aus.

Anschließend wird in dem ersten Kapitel noch dargelegt, wie es zu der Entwicklung des Modells zur Führung von Teams gekommen ist. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojektes wurde u.a. den folgenden Fragen nachgegangen: „Welchen Aufgaben und Herausforderungen muss sich eine Führungskraft stellen, um ihr Team erfolgreicher zu machen?“ oder „Warum haben wir in Projekten so häufig Phänomene wie Neid und Verantwortungslosigkeit?“ Die Erkenntnisse aus diesem Forschungsprojekt wurden in dem sogenannten Teamlead-Modell zusammengeführt, das Führungskräften als praxisorientierte Handlungsanleitung bei der Führung ihrer Teams dienen soll (Graf, Rascher & Schmutte, 2020, S. 6-9).

Das Teamlead-Modell

Den zweiten Block bilden die Erläuterungen zum Teamlead-Modell. Das von den Autoren entwickelte Modell zur Führung von Teams setzt dabei auf den synergetischen Effekt: „Wenn sich mehrere Experten zusammentun, muss die Arbeitsleistung besser werden, weil jeder seine Stärken einbringt – so der naive Gedanke“ (Graf, Rascher & Schmutte, 2020, S. 3).

Eine zentrale Überlegung bei der Entwicklung des Modells war, dass bestimmte Funktionen in einem Team sichergestellt werden müssen, wenn Teams zu einer hohen Leistungsfähigkeit angeleitet werden sollen. Es ist daher die Aufgabe der Führungskraft, diese sogenannten Systemfunktionen zu fördern und zu kontrollieren (Graf, Rascher & Schmutte, 2020, S. 7). Dazu wurde jede dieser sechs Systemfunktionen in verschiedene Führungsaufgaben untergliedert (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Die sechs Systemfunktionen im synergetischen Führungsmodell Teamlead (Quelle: Graf, Rascher & Schmutte, 2020, S. 12)

Die verschiedenen Systemfunktionen werden in den Kapitel 2 bis 7 behandelt. Nachfolgend sollen die Schwerpunkte der sechs Systemfunktionen einmal kurz vorgestellt werden (Graf, Rascher & Schmutte, 2020, S. 7):

  1. Differenzmanagement: Ziel ist es hier, sich von der Umwelt abzugrenzen und eine Existenzberechtigung für das Team zu schaffen.
  2. Ressourcenmanagement: Wesentliche Aufgabe ist es hier, das Team zusammenzustellen. Damit das Team die Arbeit aufnehmen kann, müssen zusätzlich die erforderlichen Ressourcen ermittelt und akquiriert werden. Anschließend müssen die meist knappen Ressourcen angemessen über das Team verteilt werden.
  3. Strukturmanagement: Der Fokus liegt hier auf der Strukturierung des Teams, indem die Rollen und Verantwortlichkeiten festgelegt werden.
  4. Prozessmanagement: Im Anschluss an das Strukturmanagement wird festgelegt, wie die Abläufe im Team organisiert werden.
  5. Reflexionsmanagement: Das Team soll als lernendes System aufgesetzt werden. Dazu sollen Fehler identifiziert und gelöst werden.
  6. Entwicklungsmanagement: Aufgabe ist es hier, die Entwicklung des Teams zu fördern und Überforderung zu vermeiden.

Teams in der virtuellen Welt

Den Abschluss des Buchs bilden die Kapitel 8 und 9. Dabei sticht insbesondere Kapitel 8 hervor, dass sich mit Teams in der virtuellen Welt beschäftigt. Dies ist von besonderem Interesse, da sich bei Teams, die virtuell geführt werden, zwei besondere Phänomene ergeben (Graf, Rascher & Schmutte, 2020, S. 119):

  • Die Führung wechselt von einer Führung aus der Nähe zu einer Führung aus der Distanz. Die Führungskräfte kommunizieren nur noch mit Hilfe digitaler Medien, so dass ein echter persönlicher Kontakt nicht mehr stattfindet.
  • Das Arbeiten in virtuellen Teams führt dazu, dass die bestehenden Grenzen der Organisation zunehmend aufgeweicht werden.

Die Autoren kommen trotz der Veränderungen, die bei Teams in der virtuellen Welt zu beobachten sind, zu dem Schluss, dass sich die Führungsfunktionen und -aufgaben nicht wesentlich verändern. Es ändert sich lediglich die konkrete Ausgestaltung, so dass das entwickelte Modell auch hier zum Einsatz kommen kann (Graf, Rascher & Schmutte, 2020, S. 124).

Fazit

Das vorliegende Buch Teamlead – Führung 4.0 der Autoren Graf, Rascher und Schmutte widmet sich der Frage, wie Teams zu Höchstleistung geführt werden können. Dazu entwickelten sie im Rahmen eines Forschungsprojekts, dass vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde, das synergetisches Führungsmodell Teamlead. Dieses Modell identifiziert sechs Systemfunktionen, deren Förderung und Kontrolle sichergestellt werden müssen, wenn die Teams zu einer möglichst hohen Leistungsfähigkeit angeleitet werden sollen. Dieses Buch sollte daher unbedingt von Führungskräften gelesen werden, deren Aufgabe das Führen von Teams ist.

Literatur

Graf, N., Rascher, S. & Schmutte, A. M. (2020). Teamlead – Führung 4.0: So führen Sie Teams synergetisch zu Höchstleistungen. Wiesbaden: Springer Gabler.

Institut für Human Factors (o.D.). Institut für Human Factors. Zugriff am 10.11.2022. Verfügbar unter https://www.institut-hf.de/

Mentus (o.D.). Mentus – the transformation catalyst. Zugriff am 10.11.2022. Verfügbar unter http://mentus.de/

Mütze-Niewöhner, S., Latniak, E., Hardwig, T., Nicklich, M., Hacker, W., Harlacher, M., Pietrzyk, U. & Kauffeld, S. (2021). Projekt- und Teamarbeit in der digitalisierten Arbeitswelt. In: Mütze-Niewöhner, S., Hacker, W., Hardwig, T., Kauffeld, S., Latniak, E., Nicklich, M. & Pietrzy, U. (Hrsg.). Projekt- und Teamarbeit in der digitalisierten Arbeitswelt – Herausforderungen, Strategien und Empfehlungen (S. 1-30). Berlin: Springer Vieweg.

Stepstone (2019). Erfolgsgeheimnis Teams. Düsseldorf: Stepstone.

Technische Hochschule Rosenheim (o.D.). Prof.Dr. Stephanie Rascher. Zugriff am 10.11.2022. Verfügbar unter https://www.th-rosenheim.de/die-hochschule/fakultaeten/fakultaet-fuer-sozialwissenschaften/ansprechpartnerinnen/professorinnen/prof-dr-stephanie-rascher

Bildquelle

Springer (2020). Teamlead – Führung 4.0: So führen Sie Teams synergetisch zu Höchstleistungen – Mit Tipps & Checklisten für die Praxis. Zugriff am 10.11.2022. Verfügbar unter https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-28807-5

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