By Published On: 27. Mai 2025Categories: Gesundheit, Psychologie

Das Gefühl gestresst zu sein, kennt vermutlich jeder. Ob im Beruf, innerhalb der Familie, während der Freizeit und selbst im Urlaub begegnet uns Stress. Es gibt kaum einen Lebensbereich, der nicht in irgendeiner Weise mit diesem Begriff verbunden wird. Stress scheint also ein alltäglicher Begleiter in unserem Leben zu sein. Doch wie gefährlich ist Stress eigentlich und welche Auswirkungen hat er auf unsere Gesundheit? Genau mit diesen Fragen beschäftigt sich folgender Beitrag. 

Rahmenmodell

Ein Rahmenmodell, welches die wichtigsten Konzepte zum Verständnis von Stress, Stressbewältigung und deren Auswirkung umfasst, stellen Semmer und Zapf dar. Die Grundlagen dieses Modells sind in folgender Grafik abgebildet.

Abbildung 1: Stress, Stressbewältigung und Stressfolgen (Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Semmer/ Zapf, 2018, S.25)

Laut diesem Modell entsteht Stress durch sogenannte Stressoren, also Bedingungen oder Situationen, die Stress hervorrufen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen Automatismus. Ein Stressor beschreibt eine Situation, die bei vielen Menschen Stress auslöst. Ob er dann tatsächlich Stress verursacht, hängt von den individuellen Bewertungen der betroffenen Person und von vorhandenen unterstützenden Ressourcen, wie beispielsweise Selbstvertrauen, oder erschwerenden Faktoren, wie Ängstlichkeit, ab. In Stresssituationen tritt in der Regel ein Bewältigungsverhalten (Coping) auf, das darauf abzielt, Stressoren zu vermeiden, den empfundenen Stress zu reduzieren und die potenziellen negativen Folgen zu minimieren. Coping lässt sich grob in zwei Kategorien unterteilen: problemorientiertes und emotionszentriertes Coping. Problemorientiertes Coping konzentriert sich darauf, ein Problem extern, zum Beispiel mithilfe eines klärenden Gesprächs, oder intern, durch Zielanpassungen zu lösen. Emotionszentriertes Coping hingegen zielt darauf ab, die eigenen Emotionen, die durch eine Stresssituation hervorgerufen werden, zu kontrollieren, etwa durch Entspannungstechniken.[1]

Folgen

Die Wirksamkeit des Bewältigungsverhaltens beeinflusst maßgeblich die Ausprägung der Folgen eines Stressors, also inwieweit Stress zu negativen Emotionen oder physischen Reaktionen führt. Ob Stress langfristige Auswirkungen zur Folge hat, hängt davon ab, wie gut sich die betroffene Person in Phasen, in denen vermehrt stressige Zustände auftreten, wie etwa während Prüfungsphasen, erholen kann. Eine erfolgreiche Erholung kann dazu führen, dass sich positive Effekte wie beispielsweise eine gesteigerte Selbstwirksamkeit oder neue Kompetenzen entwickeln, die den Umgang mit zukünftigen Stressoren erleichtern. Bei misslungener Bewältigung und mangelnder Erholung hingegen können langfristig physiologische und psychologische Veränderungen auftreten.[2]  Zu den körperlichen Auswirkungen von chronischem Stress zählen unter anderem Tinnitus oder ein Hörsturz, Bluthochdruck sowie Kopf- und Rückenschmerzen. Zudem kann Stress den Cholesterinspiegel erhöhen, Verdauungsstörungen begünstigen und die Immunresistenz verringern. Auch Schlafstörungen, Libidoverlust, Zyklusstörungen bei Frauen und sogar Unfruchtbarkeit können mögliche Folgen sein. Chronischer Stress wirkt sich allerdings nicht nur negativ auf die körperliche Gesundheit aus, sondern auch auf die mentale Gesundheit. In vielen Fällen treten emotionale Störungen vor den körperlichen Beschwerden auf. Betroffene suchen jedoch häufig erst dann medizinische Hilfe, wenn körperliche Symptome oder Erkrankungen entstehen. Behandelt werden jedoch meist nur die körperlichen Beschwerden, während die zugrunde liegenden chronischen Stressbelastungen und daraus resultierenden psychischen Probleme oft unerkannt und unbehandelt bleiben. Die häufigsten stressbedingten psychischen Symptome sind Erschöpfung, Hoffnungslosigkeit, Depressionen und Burnout.[3] Obwohl die negativen gesundheitlichen Folgen von Stress den meisten Menschen bekannt sind, wird Stress in unserer Gesellschaft oft paradoxerweise als Zeichen von Erfolg angesehen. Wer ständig gestresst ist, vermittelt den Eindruck, besonders fleißig und engagiert zu sein, vor allem im beruflichen Kontext. Menschen, die entspannt wirken oder bewusst Pausen einlegen, laufen hingegen Gefahr, als weniger ambitioniert oder gar faul zu gelten. Dieser gesellschaftliche Druck führt dazu, dass viele ihren Stress ignorieren oder sogar stolz darauf sind, wie viel sie „leisten“ können, bevor ihr Körper oder ihre Psyche nachgeben. Langfristig ist diese Einstellung jedoch fatal wie oben bereits ausgeführt.[4]

Fazit

Insgesamt kann festgehalten werden, dass Stress zu den mit am häufigsten auftretenden Alltagskrankheiten zählt. Aufgrund verschiedenster Faktoren, von beruflichen Anforderungen bis hin zu familiären Verpflichtungen, kann es im Alltag jederzeit zu Stresssituationen kommen. Die Wirksamkeit des Bewältigungsverhaltens (Coping), welches in solchen Situationen auftritt, und die Erholung nach einer Stresssituation bestimmen maßgeblich die langfristigen Auswirkungen von Stress. Fehlende bzw. falsche Bewältigung kann zu Bluthochdruck, Schlafstörungen bis hin zu psychischen Krankheiten führen. In diesem Fall kann Stress also wirklich krank machen.  Der sichere und bewusste Umgang mit Stress ist daher entscheidend und kann langfristig zu einer besseren Lebensqualität führen.


Fußnoten

[1] Vgl. Semmer/Zapf (2018), S. 23-24. 

[2] Vgl. Gerber (2020), S. 583-584. 

[3] Vgl. Kaluza (2023), S. 45-48.

[4] Vgl. Kaluza (2023), S. 5.

Literaturverzeichnis

Gerber, M. (2020), Sport, Stress und Gesundheit, in: Schüler, J./ Wegner, M./ Plessner, H. (Hrsg.), Sportpsychologie, Berlin, Heidelberg, S. 581–601.

Kaluza, G. (2023), Gelassen und sicher im Stress – Das Stresskompetenz-Buch: Stress erkennen, verstehen, bewältigen, 8.Aufl., Berlin, Heidelberg.

Semmer, N. K./ Zapf, D. (2018), Theorien der Stressentstehung und -bewältigung, in: Fuchs, R./ Gerber, M. (Hrsg.), Handbuch Stressregulation und Sport, Berlin, Heidelberg, S. 23–50.

Titelbildquelle

Titelbild von Gerd Altmann veröffentlicht am 05.12.2018 über https://pixabay.com/photos/stress-burnout-man-person-events-3853148/, abgerufen am 26.03.2025.

Nutzungsbedingungen unter https://pixabay.com/service/license-summary/, abgerufen am 26.03.2025.

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