By Published On: 3. Juli 2025Categories: Pädagogik, Soziales

Einleitung

Die Sozialraumarbeit ist ein Konzept aus der Sozialarbeit. Es geht darum, die Ressourcen der Lebenswelt von Menschen aktiv zu nutzen. Der Sozialraum soll zum Unterstützungssystem werden und soll aktiv einbezogen werden. Die Sozialraumorientierung möchte das ganzheitliches und gemeinschaftsbezogenes Denken von sozialen Projekten nachhaltig verbessern.

Die Sozialraumorientierung soll grundsätzlich nicht verstanden werden als das Verändern von Menschen, sondern um die Organisation von Möglichkeiten, um Situationen zu verändern und zu gestalten. Zum Beispiel ist eine Sozialarbeiterin nicht dazu in der Lage, einen gelähmten Menschen zu heilen oder die Vergangenheit aufzuarbeiten. Aber sie kennt sich im Sozialraum aus und kann Arrangements aus individuellen Ressourcen des Sozialraumes und so eine Unterstützung in Alltagsprozessen ermöglichen (Hinte, 2019, S. 29–30).

Sozialraum als Raum

In den vergangenen Jahren hat sich die Bedeutung des Raums in der Wissenschaft sowie in der Gesellschaft stark verändert. Früher wurde er in sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskussionen oft zu wenig berücksichtigt. So ist er mittlerweile ein wichtiger Bestandteil von diversen Disziplinen der Soziologie, Philosophie und Geschlechterforschung. Auch in der Bildungslandschaft bekommt er mehr Integration in soziale Dienstleistungen, die quartiersbezogen ausgerichtet werden. Dies zeigt, dass Raum nicht nur breit diskutiert wird, sondern auch eng mit der gesellschaftlichen Veränderung verknüpft ist (Kessler und Reutlinger, 2022, S. 8-9).

Ein Konzept für viele Arbeitsfelder

Bei der Sozialraumorientierung handelt es sich nicht um ein von Grund auf neues Konzept, sondern aus der um eine Verbindung von diversen Handlungsansätzen.

Sozialraumorientierung hat im Zusammenhang mit Kinder- und Jugendarbeit eine wichtige Rolle. So stellt eine Umfrage des Deutschen Institutes für Urbanistik Ergebnisse dar, dass besonders in Teilbereichen der Jugendhilfe Sozialraumorientierung eine wichtige Rolle spielt, dazugehören unter anderem die Jugendhilfeplanung, die Kinder- und Jugendarbeit, Beratung und Gewährung von Hilfen zu Erziehung. Weniger wichtig in dieser Umfrage wird die Sozialraumorientierung auf die Aufgabenbereiche der Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen, Betreuung von Pflegefamilien und Entwicklung Profilverfahrenslotsen (Hollbach-Grömig, Landua, Franke & Frölich von Bodelschwingh, 2024, S. 16–17).

Also scheint dort, wo es um sehr persönliche Probleme und Fälle, wie die Aufnahme eines Kindes, die Sozialraumorientierung eine geringere Rolle spielt. Hingegen ist in der Kinder- und Jugendarbeit die Wichtigkeit von Sozialraumorientiert klar zu benennen.

Sozialraumorientierung soll auch in der Arbeit mit alten Menschen angewandt werden, so gibt es diverse Methoden, die dazu beitragen sollen, die verschiedenen Kategorien auszudifferenzieren und wo Unterstützung geholt werden kann. Zunehmend bekommt die Sozialraumorientierung in der Sozialen Arbeit mit älteren Menschen mehr Bedeutung. Die Methoden finden ihren Einsatz mit Blick auf die Teilhabe und die Mitgestaltung bei älteren Menschen innerhalb der Quartiere:(Deinet & Knopp, 2022, S. 687 – 697).

Ein Beispiel

In einem Konzept der SME e. V. möchte ein Kinderwohnhaus einen milieunahen Ansatz verfolgen, bei dem die Kinder nicht aus ihrer sozialen Umgebung herausgenommen werden, sondern mit ihrer gewohnten Umgebung betreut werden. Die wichtigen Aspekte des Konzepts sind unter anderem:

  • Die Bindung an die Familie und das Umfeld zu behalten.
  • Die stationäre Unterbringung dient als Ergänzung zur Familie und nicht als Ersatz.
  • Eltern und andere Bezugspersonen werden aktiv einbezogen.
  • Das Heim agiert als „zweites Zuhause“ und fördert die soziale Teilhabe.
  • Kinder werden ermutigt, neue Erfahrungen zu machen und an dem Kreislauf von Benachteiligung auszutreten.

Die Nähe zur Herkunftsfamilie soll Kindern und Jugendlichen eine realistische Auseinandersetzung mit der Lebenssituation ermöglichen und dabei helfen, neue Wege zu finden. Das Konzept will dadurch nachhaltige Veränderung ermöglichen (Hamburg, 2015).

Mit diesen Schwerpunkten sieht man deutlich, wie ein eigentliches „Sondersystem“ so nah wie möglich an dem „normalen“ Leben angegliedert sein soll. Der Sozialraum wird insoweit genutzt, als er hilfreich ist, mit der Unterstützung des professionellen Heims.

Fazit

Das Konzept um die Sozialraumarbeit verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Strukturen und Ressourcen eines Lebensumfelds aktiv in das Lebensumfeld einer Person aktiv einzubeziehen, um dadurch nachhaltig Unterstützungssysteme zu schaffen. Dabei steht nicht die Veränderung einer einzelnen Person im Vordergrund, sondern die Organisation von Möglichkeiten, um Situationen positiv zu gestalten. Die Bedeutung der Sozialraumorientierung hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, sodass sie Bestandteil diverser Disziplinen ist. Insgesamt zeigt sich, dass die Sozialraumorientierung ein vielseitiges Konzept ist, welches dazu beitragen kann, dass soziale Unterstützung zielgerichtet und nachhaltig gestaltet werden kann.

Quellen

Deinet, U. & Knopp, R. (2022). Sozialraumorientierung und Sozialraumarbeit: Zugänge zur Verbesserung der Lebensbedingungen im Alter. In: Bleck, C. & van Rießen, A. Soziale Arbeit mit alten Menschen (S. 685–700) Wiesbaden: Springer. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-37573-7_40

Hamburg. (2015). Blicke in die Praxis der Sozialräumlichen Angebote: Das Normale im Besonderen – Sozialraum- und lebensweltorientierte stationäre Hilfen zur Erziehung. Johann Daniel Lawaetz-Stiftung. Zugriff am 01.06.2025. Zugriff unter https://www.sme-jugendhilfezentrum.de/fileadmin/download/Broschuere_Praxis_Sozialraeumliche_Angebote_Internet.pdf

Hinte, W. (2019). Sozialraumorientierung – Ein Fachkonzept für die Behindertenhilfe. Behinderte Menschen, 1. S. 29–35.

Hollbach-Grömig, B., Landua, K., Franke, T. & Frölich von Bodelschwingh, F. (2024). Aktuelle Herausforderungen und Sozialraumorientiertes Arbeiten im Jugendamt: Ergebnisse einer Befragung aller Jugendämter in Deutschland im Juli 2023. Projekt Dialogforum „Bund trifft kommunale Praxis. Inklusionsgerechte Kommune – (Difu Impulse 2/2024). Deutsches Institut für Urbanistik (Difu). https://doi.org/10.34744/difu-impulse_2024-2

Kessler, F und Reutlinger, C. (2022) Sozialraum: eine Bestimmung. In Kessler, F und Reutlinger, C. Sozialraum – Eine elementare Einführung. (S. 7–32) Wiesbaden: Springer. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-29210-2

Bilderquellen

Titelbild: Titel: inclusion-7200172_1920. Künstler*in: Gerd Altmann. Veröffentlichungsdatum 17. Mai 2022. Abgerufen am 02.06.2025, unter: https://pixabay.com/de/illustrations/inklusion-aufnahme-diversit%C3%A4t-7200172.

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