Facebook, Snapchat, Instagram und Co. bestimmen das Leben vieler junger Menschen. Prinzipiell stellen diese sogenannten sozialen Netzwerke einfache Plattformen dar, auf welchen private Fotos, Videos und Nachrichten ausgetauscht und veröffentlicht werden können. Gleichzeitig geht jedoch die Nutzung von Social Media mit einer erheblichen Steigerung der Gefährdung der psychischen Gesundheit einher.[1]
Social Media hat das Potenzial Menschen zusammenzubringen. Andererseits kann es Menschen aber auch sehr einsam fühlen lassen.[2] Es ist ein zweischneidiges Schwert, das oftmals ein geringes Selbstbewusstsein, Schlafstörungen oder eine verzerrte Körperwahrnehmung zur Folge hat.[3] Denn in der virtuellen Welt werden Mädchen und Jungen häufig mit „Kritik“ (vielmehr: Beleidigungen, Beschimpfungen und Drohungen) sowie mit irrealen Schönheitsidealen konfrontiert.[4]
Große Bühne für Mobber
Der wohl dramatischste Grund für eine gestörte Psyche durch Social Media ist Cyber-Mobbing. Dabei handelt es sich um eine Form von psychischer Gewalt, die vor allem verbal und über Online-Plattformen stattfindet.[5] Häufig verstecken sich die Mobber hinter einer vollständigen Anonymität, die ihnen das Internet bietet, was das Ausfindigmachen und die Identifizierung der Täter erschwert oder gar unmöglich macht. Die individuellen Folgen von Cyber-Mobbing hängen von vielen Faktoren ab. Dazu zählen unter anderem die Schwere der Tat, die Dauer der Belastung, die eventuelle Verbindung mit traditionellem Mobbing, die individuell erlebten Ereignisse und auch die Persönlichkeit des Opfers. Sehr wahrscheinliche und oft beobachtete Auswirkungen lassen sich in Depressionen, emotionalem Stress, Angstzustände, Leistungsabfall und – leider auch viel zu oft – in Suizidgedanken und Suizid erkennen.[6] Besonders tragisch: „Ein Kind, das Gewalt erfährt, muss sich durchschnittlich an sieben Erwachsene wenden, bevor jemand hilft“.[7]
Depressionen durch Cyber-Mobbing machen zwar einen beachtlichen Teil der Erkrankungsgründe aus, das Mobbing ist aber nicht der Hauptgrund für die hohe Krankheitszahl. Vielmehr stehen hier irreale Vorstellungen von Schönheit im Vordergrund.
Ständige Konfrontation mit unerreichbaren Idealen
Eigentlich sollte es den meisten bekannt sein: viele große Internet-Stars und sogenannte „Influencer“ nutzen für ihre Bilder Bearbeitungsprogramme, um sich schlanker, jünger und frischer zu präsentieren. Am Ende werden Filter und ein Weichzeichner über das Bild gelegt, damit die Haut reiner erscheint und die Zähne strahlend weiß glänzen. Und obwohl das Aufbessern von Bildern ein bekanntes Phänomen ist, kann das eigene Spiegelbild für viele Menschen dann trotzdem ernüchternd sein. Der eigene Körper wird als Mangelwesen angesehen, das dringend bearbeitet werden muss. Nicht wenige laufen deshalb einer Schönheitsvorstellung hinterher, der sie niemals entsprechen können.[8] Dabei ist schön sein wollen nicht einmal unnormal. Es ist ein evolutionsbiologisch erklärbares Urbedürfnis der Menschen.[9] Durch die Medien wird aber ein unerreichbares Schönheitsideal kommuniziert, das kaum etwas mit der Realität zu tun hat.[10]
Laut einer Studie von Kaspersky fühlten sich etwas mehr als die Hälfte der Nutzer (57%) schon einmal schlecht, nachdem sie auf Social-Media-Plattformen surften. Sie hatten das Gefühl, andere Menschen haben ein besseres und schöneres Leben als sie selbst.[11] Diese unerreichbaren Idealvorstellungen prägen die Selbstwahrnehmung so extrem, dass sich viele Menschen primär über ihr Aussehen identifizieren oder sich zumindest sehr häufig damit beschäftigen. Die ständige Konfrontation mit Bildern von „perfekten“ Menschen kann zu einem stark ausgeprägten Unbehagen im eigenen Körper führen und damit weitreichende Auswirkungen haben. Die Folgen sind nicht zu unterschätzen, denn neben dem Meiden von sozialen Kontakten, kann es auch zu Schlafstörungen, Essstörungen und schweren Depressionen kommen.[12]
Egal ob durch Mobbing oder durch irreale Schönheitsvorstellungen, die psychischen Erkrankungen durch Social Media gilt es zu stoppen. Und hier sollte an erster Stelle an der Prävention angesetzt werden.
Aufklärung schon im Kindesalter
Die Aufgabe der Prävention wird vor allem den Eltern zu teil. Es ist also wichtig, ihren Kindern schon vor der Nutzung von Social-Media-Plattformen beizubringen, wie sie sich schützen können. Das integriert beispielsweise eine gesunde Skepsis gegenüber Online-Inhalten sowie einen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit der eigenen Privatheit und der Privatheit anderer. Auch sollten Werte vermittelt werden, die nicht nur aus Anerkennung in Form von Likes und Followern bestehen, sondern auch außerhalb von Social Media Bestand haben.[13]
Fazit
Neben den positiven Seiten, wie der Kontakt zu Freunden und Familie, hat Social Media auch viele Schattenseiten, die extreme Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können. Trotz präventiver Maßnahmen ist es nicht möglich, psychische Krankheiten durch Social Media komplett zu vermeiden. Die Anonymität des Internets macht es Cyber-Mobbern besonders leicht, andere fertig zu machen. Und auch der Einfluss von irrealen Schönheitsidealen prägt vor allem junge Menschen und lässt sie nach einer Perfektion streben, die sie häufig nicht erreichen können.
Fußnoten
[1] Vgl. Brendler (2019)
[2] Vgl. Kaspersky (2017)
[3] Vgl. Krone (2019)
[4] Vgl. Brendler (2019)
[5] Vgl. Marx (2018)
[6] Vgl. Marx (2018)
[7] Marx (2018)
[8] Vgl. Berlin.de (2011)
[9] Vgl. Berlin. de (2011)
[10] Vgl. Mader (2017)
[11] Vgl. Kaspersky (2017)
[12] Vgl. Wissen Gesundheit (o.J.)
[13] Vgl. Marx (2018)
Literatur
Berlin.de(2011): Schönheitsideal unerreichbar – na und?, https://www.berlin.de/special/gesundheit-und-beauty/beauty/926675-219-schoenheitsideal-unerreichbar-na-und.html, abgerufen am 01.09.2019
Brendler, M.(2019): Depression durch soziale Medien, https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/depression-durch-soziale-medien/, abgerufen am 30.08.2019
Kaspersky(2017): Have we created unsocial media?, https://www.kaspersky.com/blog/digital-depression/13781/, abgerufen am 30.08.2019
Krone, T.(2019): Soziale Medien können das Depressionsrisiko erhöhen, https://www.br.de/puls/themen/netz/studie-zu-depressionen-und-soziale-medien-netzwerke-100.html, abgerufen am 30.08.2019
Mader, L.(2017): Wir brauchen ein realistisches Frauenbild, https://causa.tagesspiegel.de/gesellschaft/problemzone-koerper/wir-brauchen-ein-realistisches-frauenbild.html, abgerufen am 31.08.2019
Marx, K. (2018): Cybermobbing löst Leistungsabfall, Depressionen, Angst und emotionalen Stress aus, https://editionf.com/konstanze-marx-sprachwissenschaftlerin-cybermobbing-interview-25-frauen-deren-erfindungen-unser-leben-veraendern/, abgerufen am 30.08.2019
Wissen Gesundheit (o.J.): Der Druck der Schönheitsideale – Auch Männer sind betroffen, https://www.wissen-gesundheit.de/Aktuelles/News/11775–Der-Druck-der-Schoenheitsideale-Auch-Maenner-sind-betroffen, abgerufen am 01.09.2019
Bildquelle
https://pixabay.com/de/photos/männchen-nacht-die-dunkelheit-licht-2013929/