By Published On: 9. Mai 2023Categories: Kommunikation, Soziales

Deutschrap ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der deutschen Musikszene. Schon lange löst Gangster-Rap Diskussionen in der Gesellschaft aus. Grund dafür sind Themen wie Antisemitismus, Gewalt- und Drogenverherrlichung und nicht zuletzt Frauenfeindlichkeit. Beleidigungen und Drohungen gegenüber Politiker: innen, Polizist: innen, Homosexuellen und Frauen sind dabei keine Seltenheit. Immer mehr Frauen beginnen den Sexismus in unterschiedlichsten Branchen zu hinterfragen. So ist auch die Kritik gegenüber Frauenfeindlichkeit im Rap lauter denn je. In dieser Hinsicht stellt sich die Frage wo die Grenzen der Kunstfreiheit liegen und wie Frauen ihre Stimme erheben.

Geschichte des Gangster-Raps

Die Entstehung des Gangster-Raps geht mit der Hip-Hop-Kultur der 1970er Jahre in New York City einher. Im Zuge der Black Power Bewegung fungierte Rap als Protest gegen die Apartheid. Rassismus und Unterdrückung wurden in den Texten thematisiert und damit sichtbar gemacht (Vgl. Ogbar, 2918). Der Gangster-Rap als Subgenre des Raps hat seinen Ursprung in Los Angeles. Immer mehr Medien werden auf den neuen Musikstil aufmerksam. In den 1980er Jahren wird die Wut und das Unverständnis auf die polizeilichen Maßnahmen gegenüber der schwarzen Bevölkerung deutlich. In dieser Zeit entsteht zum Beispiel der Song „Fuck Tha Police“ von N.W.A. (Van Lijnden, 2018). Mitte der 1980er Jahre erreicht der Gangster-Rap erstmals Deutschland. Im Jahr 2001 wurde die Plattenfirma Aggro Berlin gegründet und damit Themen wie Sexismus, Gewalt und Luxus in den Rap integriert (Vgl. Täuber, 2020).  

Beispiele für Sexismus im Deutschrap

Frauenfeindliche Texte sind mittlerweile ein fester Bestandteil im Deutschrap. Hinzu kommen sexistische Musikvideos und die Gewaltverherrlichung gegenüber Frauen. Die Musik erreicht viele Jugendliche und obwohl der größte Teil zwischen Musik und Realität unterscheiden kann, sollte man sich dem Einfluss von Wortwahl und Musik bewusst sein. Die folgenden Zeilen sind Beispiele für Sexismus im Deutschrap.

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„Die Bitch muss bügeln, muss sein. Wenn nicht gibt´s Prügel, muss sein.“ – Kurdo & Majoe, 2017
„Die Bitches heute wollen Jungfrau bleiben. Zwei Optionen: Arsch oder Mund auf, Kleine.“ – Kollegah & Farid Bang, 2013
„Will keine Frauen, ich will Hoes. Sie müssen blasen wie Pros.“ – Fler, 2020

Ist die Kunstfreiheit grenzenlos?

Die Kunstfreiheit ist ein Grundgesetz, das künstlerisches Schaffen gegenüber Eingriffen des Staates schützt. Bei der Kunstfreiheit handelt es sich um eine Ausprägung des Grundrechts der Meinungsfreiheit. Eine Berufung auf das Grundrecht der Kunstfreiheit benötigt allerdings eine Abgrenzung von dem was Kunst ist und was nicht. Kritiker haben die Befürchtung, dass die Kunstfreiheit einen geschützten Raum für Frauenhass bietet. Musik und damit auch der Gangster-Rap fallen klar unter den Schutz der Kunstfreiheit (Vgl. Pabel, 2022). Damit sind die Künstler: innen in ihren Texten frei und sexistische Äußerungen können rechtlich nicht verfolgt werden. Dennoch bilden das allgemeine Persönlichkeitsrecht und der Jugendschutz Grenzen für die Kunstfreiheit. Das Persönlichkeitsrecht tritt ein, wenn reale erkennbare Personendaten in das künstlerische Schaffen einfließen (Vgl. Pabel, 2022). Der Jugendschutz kann in die Kunstfreiheit eingreifen, wenn eine Gefährdung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen besteht.

Empowerment

Das ehemalige Rap-Duo SXTN mit dem Song „Er will Sex“ aus dem Debütalbum Leben am Limit ist ein Beispiel dafür, wie Rap für Empowerment genutzt werden kann. Die Texte vieler Rapper beinhalten das Streben nach Macht, materiellem Luxus und ökonomischem Erfolg. Dies spiegelt sich in den Zeilen des Songs wider.  

„Er fährt im BMW, seine Zähne Blend a Med“

„30k auf Instagram, vollen Bart wie Jinghis Khan“

„Mir Drinks bezahl´n bis ins Koma“

„Dabei prahlt er rum mit sei´m Eigentum, signalisiert mir sein Reichtum“

Hier listet SXTN mehrere Dinge auf, mit denen viele Rapper in ihren Texten prahlen.  Die folgenden Zeilen unterstreichen die Selbstbestimmtheit, die den Frauen von Rappern durch Texte wie diese genommen wird:

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„Bring deine Alte mit. Sie wird im Backstage zerfetzt. Danach landet das Sex-Tape im Netz.“ – Gzuz, 2018
„Er fährt lässig auf sei´m Mofa, belästigt mich auf sein´n Koka“
„Du willst mich ficken aber du darfst das nicht, weil ich´s verbiete“
„Ich bin zu für dich, weil du `ne Hure bist!

SXTN verwendet in ihren Texten Schimpfwörter gegenüber Männern, die typischerweise von männlichen Rappern genutzt werden um Frauen zu beleidigen.

Fazit

Die Lösung des Problems liegt nicht darin die Kunstfreiheit abzuschaffen, stattdessen muss das Sexismus Problem innerhalb der Gesellschaft behoben werden. Rap hat sich schon immer der Realität bedient und spiegelt das wider, was einen Platz in der Gesellschaft hat.  Trotzdem müssen diese Texte als klarer Frauenhass betitelt werden und dürfen nicht länger als Kunst verstanden werden. Es gilt in diesem Bereich noch mehr Aufklärung zu betreiben und das gesellschaftliche Problem des Sexismus in allen Bereichen zu bekämpfen. In erster Linie sollte jede Person selbst entscheiden, ob sie frauenfeindliche Texte hören und damit weiter unterstützen möchte.

Literaturverzeichnis

Farid Bang, Kollegah (2013) Dynamit. In: Jung, brutal, gutaussehend 2.

Fler (2020) FAME. In: Atlantis.

Gzuz (2018) Was hast du gedacht? In: Wolke 7.

Kurdo, Majoe (2017) Charlie Sheen. In: Blanco.

Ogbar, J. (2018) Rapkultur und Politik. Eine US-amerikanische Geschichte. Bpb. Zugriff am 10.4.2023. Verfügbar unter https://www.bpb.de/apuz/265100/rapkultur-und-politik

Pabel, K. (2022) Kunstfreiheit. In: Staatslexikon. Zugriff am 10.4.2023. Verfügbar unter https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Kunstfreiheit

SXTN (2017) Er will Sex. In: Leben am Limit.

Täuber, L. (2020). Explizit Rap: Wie sexistisch ist die deutsche Musikbranche? Nordbayern. Zugriff am 10.4.2023. Verfügbar unter https://www.nordbayern.de/freizeit-events/explizit-rap-wie-sexistisch-ist-die-deutsche-musikbranche-1.9861435

Van Lijnden, C. (2018) Hip-Hop als politischste und politisch inkorrekteste Musikform. Frankfurter Allgemeine.

Bildquelle

Titelbild: https://pixabay.com/de/photos/mann-mikrofon-musik-musiker-1845432/

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