By Published On: 19. Februar 2022Categories: Gesundheit, Psychologie

Resilienz: Was uns stark macht gegen Stress im Beruf

Trotz wachsenden Wohlstands, technischen Errungenschaften und reduzierter körperlicher Belastung am Arbeitsplatz, fühlen sich Arbeitnehmer des 21. Jahrhunderts oftmals beruflich unter Druck gesetzt. Den Ansprüchen der Leistungsspirale und den gesellschaftlichen Anforderungen der modernen Welt kann nicht so einfach entflohen werden (Berndt, 2013, S. 10,11; Wellensiek, 2017, S. 9,10). Insbesondere im Berufsalltag wachsen die Ansprüche an die eigene Person. Dabei gelten Stress und Hektik im Alltag laut einer Befragung des Statista Global consumer Survey als größter Trigger für psychische Probleme (Nier, 2019).

Berufsstress und die Auswirkungen auf den Körper

Beruf und Arbeit stellen nicht nur eine Existenzsicherung dar, sondern sind auch Teil der Identitätsbildung. Im Zusammenhang mit der Erwerbstätigkeit spielen Belastungen der körperlichen Gesundheit und des psychischen Wohlbefindens eine entscheidende Rolle. Typische Belastungen am Arbeitsplatz sind ein hohes Arbeitspensum, hoher Termin- und Leistungsdruck, Multitasking, Arbeitsunterbrechungen, mangelnde soziale Unterstützung und wenig Handlungsspielraum. Der zunehmende, dauerhafte Stress am Arbeitsplatz führt zu erhöhter körperlicher- und psychischer Belastung und Erschöpfung der Beschäftigten (Böcken, Braun & Meierjürgen, 2015, S. 228). 

Bei einer länger anhaltenden Stressreaktion entsteht ein Ungleichgewicht zwischen den wahrgenommenen Anforderungen einer Person und den Ressourcen, die zur Bewältigung dieser Anforderungen zur Verfügung stehen (Heinrichs, Stächele & Domes, 2015, S. 4,5). Stresssituationen bewirken eine körperliche Aktivierung und Energiemobilisierung. So wird bspw. der Herzschlag oder die Atmung  beschleunigt oder die Muskelspannung erhöht sich. Innerhalb kürzester Zeit wird der Körper in Handlungsbereitschaft versetzt. Halten die Stressoren über einen längeren Zeitraum an oder kehren immer wieder, wird auch die Aktivierungsreaktion länger aufrechterhalten. Dies führt sukzessive zu Erschöpfungszuständen und negativen Auswirkungen auf die Gesundheit (Kaluza, 2018, S. 12,13).

Resilienz als Rüstzeug gegen Berufsstress

Wie gut wäre es ein Rüstzeug, so etwas wie Hornhaut auf der Seele zu haben, um vor den Stressoren im Berufsalltag geschützt zu sein. Manche Kollegen sind wie Felsen in der Brandung kaum zu erschüttern. Ihre Einstellung zum Leben lenkt den Blick freudig nach vorn, selbstsicher verwerten sie lediglich das, was konstruktiv ist (Berndt, 2013, S. 10,11; Wellensiek, 2017, S. 9,10). 

In der Psychologie wird diese Fähigkeit sich widerstandsfähig gegen die Zumutungen der Außenwelt zu rüsten oder aus entmutigenden Situationen ins volle Leben zurückzukehren als Resilienz bezeichnet (Berndt, 2013, S. 10). Resiliente Menschen überstehen Niederlagen, Krisen und widrige Umstände, ohne dabei einen größeren Schaden zu nehmen und gehen am Ende sogar gestärkt daraus hervor. Resilienz geht mit einer hoher psychischen Elastizität einher (Siegrist, 2017, S. 11). Dabei ist Resilienz nicht als ein fixer Zustand zu definieren, sondern als ein lebenslanger Lernprozess. Manche Menschen entwickeln schon in jungen Jahren Resilienz, andere erst im Laufe ihres Lebens (Amann, 2015, S. 7,8). 

Sogenannte Resilienzfaktoren können maßgeblich dazu beitragen mit belastenden Situationen im Beruf aber auch im privaten Alltag erfolgreicher fertig zu werden (Amann, 2015, S. 11; Rönnau-Böse, Fröhlich-Gildhoff, & W. Kohlhammer, 2020, S. 12–14). Jeder von uns kann seine innere Widerstandskraft trainieren und Stärke für belastende Situationen und Krisen gewinnen (Siegrist, 2017, S. 12). Es sind verschiedene innere und äußere Faktoren, die uns widerstandsfähig und stark machen und dazu beitragen, Probleme besser zu bewältigen. Huber (2019, S.30) definiert allgemeine Faktoren für mehr Resilienz, die sich auf den beruflichen Alltag übertragen lassen. Im Folgenden werden die Faktoren zu sieben Leitgedanken zusammenfassend dargestellt:

  1. Optimismus: Bemühen Sie sich eine positive Haltung zum Ausgang einer Situation zu haben. Optimismus impliziert eine zuversichtliche Haltung gegenüber der Zukunft und das insbesondere auch in schwierigen Situationen.
  2. Akzeptanz: Akzeptieren Sie das unveränderliche, anstatt sich daran aufzureiben. Konzentrieren Sie sich auf die Faktoren, die Sie selbst beeinflussen können, anstatt auf das, was außerhalb Ihres Einflussbereiches liegt. 
  3.  Lösungsorientierung: Mit einer lösungsorientierten Grundhaltung richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Mögliche und einen Lösungsraum. Dadurch werden Sie handlungsfähig und fördern verschiedene Optionen für die Zukunft. 
  4. Emotionale Balance: Halten Sie sich in emotionaler Balance. Die innere Balance ist ein wichtiger Schritt für jeden. Sie erlaubt eine „sowohl-als-auch“ Sichtweise. Beispielsweise bei dem Aspekt Anspannung und Entspannung.
  5. Selbstverantwortung: Legen Sie die Opferrolle ab und übernehmen Sie Verantwortung für sich selbst und ihr Handeln und nutzen Sie ihre Handlungsspielräume. 
  6. Beziehungs- und Zukunftsgestaltung: Jeder von uns wünscht sich wertgeschätzt zu werden. Dazu gehört auch wertschätzende Beziehungen zu pflegen, Unterstützung anzubieten und sowie auch die Unterstützung anderer anzunehmen.
  7. Improvisationsvermögen und Planung: Setzen Sie sich Ziele für die Zukunft. Kalkulieren Sie Schwierigkeiten ein und erarbeiten sie Handlungsalternativen (Huber, 2019, S. 30).

Fazit

Zusammenfassend ist Berufsstress nicht ausschließlich schlecht. Wir brauchen Stressphasen, um Neues zu lernen, besser zu werden und um Erfolg zu haben. Im Übermaß kann Stress jedoch auch negative Auswirkungen haben. Es ist von besonderer Bedeutung rechtzeitig die Notbremse zu ziehen. Der Druck im beruflichen Alltag wächst und das Risiko an Burn-out zu erkranken nimmt stetig zu. Stressmanagement und die Stärkung innerer Ressourcen werden daher immer wichtiger. Die schützenden Fähigkeiten von Resilienz können erworben und trainiert werden. Dennoch ist es nicht möglich in jeder Situation stark zu sein. Resilienz bedeutet auch in herausfordernden Lebenslagen Flexibilität und Balance zu bewahren und gesundheitsförderlich mit seiner Energie umzugehen. Das Credo lautet: Sich fordern, sich aber nicht überfordern und ein lebendiges Gleichgewicht zwischen Stress und Entspannung am Arbeitsplatz und auch in der Freizeit zu finden (Berndt, 2013, S. 181–190).

Literatur

Amann, E. G. (2015). Resilienz: mit TaschenGuide Downloads (TaschenGuide) (2. Auflage.). Freiburg im Breisgau: Haufe.

Berndt, C. (2013). Resilienz Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout. Zugriff am 19.4.2021. Verfügbar unter: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:101:1-201307058656

Böcken, J., Braun, B. & Meierjürgen, R. (2015). Gesundheitsmonitor 2015 Bürgerorientierung im Gesundheitswesen – Kooperationsprojekt der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK. Zugriff am 1.6.2021. Verfügbar unter: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:101:1-20150806799

Heinrichs, M., Stächele, T. & Domes, G. (2015). Stress und Stressbewältigung. Göttingen; Bern; Wien: Hogrefe.

Huber, M. (2019). Resilienz im Team: Ideen und Anwendungskonzepte für Teamentwicklung. Zugriff am 1.6.2021. Zugriff unter: https://search.ebscohost.com/login.aspx?direct=true&scope=site&db=nlebk&db=nlabk&AN=1995097

Kaluza, G. (2018). Gelassen und sicher im Stress: das Stresskompetenz-Buch: Stress erkennen, verstehen, bewältigen (7., korrigierte Auflage.). Berlin: Springer.

Rönnau-Böse, M., Fröhlich-Gildhoff, K., & W. Kohlhammer GmbH. (2020). Resilienz und Resilienzförderung über die Lebensspanne.

Siegrist, U. (2017). Resilienz trainieren: wie Sie Schritt für Schritt innere Stärke erlangen und Krisen überstehen. München: mvg Verlag.

Wellensiek, S. K. (2017). Handbuch Resilienztraining: Widerstandskraft und Flexibilität für Unternehmen und Mitarbeiter: nach der Methode H.B.T. Human Balance Training (2. Auflage.). Weinheim Basel: Beltz.

Internetquelle

Nier, H. (2019). Die größten Trigger für psychische Probleme. Zugriff unter  https://de.statista.com/infografik/19575/die-groessten-trigger-fuer-psychische-probleme/. Zugriff am 08.06.2021)

Beitragsbild

Mc Guire, R. (2015) auf Pixabay. Stress. Zugriff am 20.04.2021. Zugriff unter https://pixabay.com/photos/man-stress-male-face-adult-young-742766/

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