By Published On: 26. Mai 2022Categories: Meine Hochschule und mein Studium

Digitalisierung, lebenslanges Lernen und VUKA-Welt gehören zu den meist genutzten Begriffen der heutigen Zeit. Die Digitalisierung betrifft neben der privaten Lebenswelt auch die Arbeitswelt der Menschen. Vor diesem Hintergrund gilt das lebenslange Lernen als bedeutender Faktor, um in Zeiten von schnell aufeinanderfolgenden Veränderungen bestehen und die Herausforderungen der VUKA-Welt – sowohl im privaten als auch beruflichen Kontext – meistern zu können. Welche Kompetenzen zukünftig von Bedeutung sind und warum ein Fernstudium eine gute Grundlage bietet, wird nachfolgend thematisiert. 

Lebenslanges Lernen

Das lebenslange Lernen ist ein bildungspolitisches Konzept und wurde 2009 von der Europäisches Kommission als Lernen während der gesamten Lebensspanne beschrieben, um Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen zu verbessern. Damit hat sich die Einstellung gewandelt, dass jemand mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung als ausgelernt gilt und das Weiterlernen nur noch auf freiwilliger Basis stattfindet. Heutzutage wird davon ausgegangen, dass die Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen nur durch das kontinuierliche Hinzulernen möglich ist. Dieser Wandel wird u.a. mit dem Übergang in die Wissensgesellschaft begründet, in der das Wissen zum neuen Produktionsfaktor wird. Das lebenslange Lernen stellt daher eine wirtschaftliche Notwendigkeit dar. Ein weiterer Grund liegt in den vervielfältigten Gestaltungsmöglichkeiten des Lebens, die mehr Autonomie und Freiheit bieten. Gleichzeitig gehen damit mehr Risiken und Unsicherheiten einher, so dass das lebenslange Lernen die Handlungsspielräume in der gewachsenen Unübersichtlichkeit vergrößert.[1]Vgl. Schäfer, E. (2021), S. 19- 49 
Das Konzept des lebenslangen Lernens zielt darauf ab, dass eine kontinuierliche Lernbereitschaft und die Fähigkeit zum logischen, analytischen sowie kritischen Denken bestehen. Außerdem sollen Ausdauer, Belastbarkeit sowie Team- und Konzentrationsfähigkeit erworben werden. Auch die Fähigkeit zum dispositiven Denken, d.h. der angemessenen Einteilung von Mitteln und Zeit sowie eine gute Organisation, sind Teil dieses Konzeptes. Leistungsbereitschaft und Lösungsorientierungen gehören ebenso dazu.[2]Vgl. Alonso, G. et al. (2017), S. 3- 25 

Digitalisierung & VUKA-Welt erfordern „neues Lernen“

Im Zeitalter der Digitalisierung verliert das bestehende Wissen seine Aktualität deutlich schneller und muss kontinuierlich überholt werden. Dafür werden neue Schlüsselkompetenzen auf allen Hierarchieebenen in allen Branchen benötigt. Das „neue Lernen“ betrifft u.a. ganzheitliche Lern- und Weiterbildungsansätze in den Unternehmen. Dabei gewinnt das s.g. „training on the job“ an Bedeutung, wobei das Lernen durch die Bewältigung von Alltagsaufgaben und den Erfahrungsaustausch zwischen Kollegen stattfindet. Gemeinsames Lernen in Teams und der damit verbundene kontinuierliche Wissens- und Erfahrungsaustausch gelten jetzt schon als zweitbeliebteste Weiterbildungsart im Arbeitsleben. Das digitale Lernangebot wächst und vervielfältigt sich zunehmend und mobiles Lernen gewinnt an Bedeutung, so dass Lerninhalte jederzeit verfügbar und mithilfe von mobilen Endgeräten in jeder Lernumgebung abrufbar sind.[3]Vgl. Bockhorni, M./ Beauchamp, C. (2019), S. 123- 142

„Volatilität“, „Unsicherheit“, „Komplexität“ und „Ambiguität“ beschreiben die Herausforderungen der heutigen Zeit und werden unter dem Begriff der „VUKA-Welt“ zusammengefasst. Die „Volatilität“ betrifft die Schwankungen in der Art und Intensität der Veränderungen und die „Unsicherheit“ beschreibt die geringe Vorhersagbarkeit von Ereignissen. In der globalisierten Welt existieren zahlreiche Zusammenhänge zwischen Ereignissen und Handlungen, so dass eine enorme „Komplexität“ herrscht. Hinzu kommt die „Ambiguität“, die sich in einer mehrdeutigen Faktenlage äußert. Die VUKA-Welt stellt durch diese Komplexitätszunahme und die beschleunigten Veränderungsprozesse völlig neue Anforderungen an die Menschen.[4]Vgl. Schäfer, E. (2021), S. 17- 46 Die dynamischen Veränderungsprozesse erfordern eine adaptive Zielverfolgung, bei der die Ziele sowie die Zielerreichung regelmäßig überprüft und – wenn nötig – an veränderte Umstände angepasst werden müssen. Es kommt zu einem Wechsel von fremd- zu selbstgesteuerten Lernprozessen, um mit der Dynamik mithalten zu können. Das „selbstgesteuerte Lernen“ stellt hohe Anforderungen an den Lernenden und muss erst erlernt werden. Aufgrund der vielfältigen und komplexen Zusammenhänge in der VUKA-Welt wird der gemeinsame Austausch in Netzwerken immer wichtiger, so dass eine gute Selbstregulation im sozialen Lernkontext nötig ist.[5]Vgl. Foelsing, J./ Schmitz, A. (2021), S. 105- 185

Schlüsselkompetenzen: Selbstlernkompetenz & Kollaborationskompetenzen

Ein Individuum muss zukünftig in der Lage sein, mit einem ständigen Wandel, komplexen Herausforderungen und dem Unerwarteten umgehen zu können. Außerdem ist es notwendig, die eigene Selbstwirksamkeit zu erkennen und die persönliche Umgebung kollaborativ zu gestalten. Die aktuellen Anforderungen erfordern den stetigen Ausbau der Selbstlern- und Kollaborationskompetenzen.
Zu der Selbstlernkompetenz gehört das „selbstgesteurte Lernen“ und damit die Fähigkeit und Bereitschaft zum Lernen. Dies Kompetenz befähigt zur eigenständigen Planung, Gestaltung und Reflexion des eigenen Lernprozesses. Außerdem gehört die Aufbereitung, Aneignung und letztlich die Anwendung von Wissen dazu. Bei einer ausgeprägten Selbstlernkompetenz besitzt der Lernende eine hohe Entwicklungsbereitschaft und Selbstmotivation sowie eine ausgeprägte Flexibilität und Selbstwirksamkeit. Die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen, ist ein weiterer Bestandteil dieser Kompetenz.
Zu den Kollaborationskompetenzen gehört die Fähigkeit, die eigenen Ideen formulieren, aber auch anderen effektiv zuhören zu können. Teil davon sind auch Flexibilität und Kompromissbereitschaft sowie die Fähigkeit, selbstverantwortlich handeln und führen zu können. Durch die zunehmende Vernetzung der Welt ist die Fähigkeit, unabhängig von Distanzen, Disziplinen und Kulturen effizient in Teams zu arbeiten, bedeutsamer geworden. Weiterhin wird die Nutzung von Medien und Technologien zu einer Voraussetzung, um an der modernen Welt teilzuhaben.[6]Vgl. Oelker, B. (2022), S. 117- 152

Kompetenzaufbau im Fernstudium

Wer sich für ein Fernstudium entscheidet, steht schnell vor der Herausforderung einen Weg zu finden, mit der großen Menge an Stoff – in Form von dicken Studienbriefen – umzugehen.
Zunächst gilt es, einen individuellen Zugang zum eigenen Lernen zu entwickeln und sich mit der Gestaltung, Strukturierung sowie der Bewertung des Erwerbs neuen Wissens und neuer Kompetenzen auseinanderzusetzen.[7]Vgl. Alonso, G. et al. (2017), S. 105- 109 Hinzu kommt die virtuelle Lernumgebung, durch die Fernstudierende ihre Lernprozesse selbst organisieren müssen. Die typischen Rollen zwischen Lehrenden und Lernenden, wie sie noch in der Schulzeit existierten, gibt es nun nicht mehr, so dass ein hohes Maß an Eigeninitiative und der Aufbau von neuen Kompetenzen gefragt sind. Auch die Einrichtung der Lernumgebung obliegt nun dem Studenten selbst. Eine ausgeprägte Selbstlernkompetenz ist daher von großer Bedeutung.
Insgesamt müssen für ein erfolgreiches Fernstudium verschiedene Teilkompetenzen aufgebaut werden. Dabei ist vor allem eine gute Medienkompetenz wichtig, die den sicheren Umgang mit Computern und Internet betrifft, da der Stoff – neben den Studienbriefen – über verschiedenen Medien, z.B. Podcasts oder Online-Vorlesungen, vermittelt wird. Da auch Präsenzveranstaltungen und Foren zum Austausch mit Kommilitonen und Dozenten angeboten werden, muss eine Kooperations- und Kommunikationskompetenz aufgebaut werden, um sich effektiv über die Studieninhalte auszutauschen.[8]Vgl. Nikodemus, P. (2017), S. 17- 81 Fernstudierende müssen effiziente Lernstrategien entwickeln, da sie die komplexen Studieninhalte über einen langen Zeitraum autonomgesteuert lernen müssen. Außerdem stehen sie vor der Herausforderung, ihre eigene Motivation aufrechtzuerhalten und bei Schwierigkeiten im Lernprozess ihre Ziel bzw. die Zielerreichung anzupassen. Dies erfordert ein kontinuierliches Monitoring der eigenen Lernprozesse.[9]Vgl. Alonso, G. et al. (2017), S. 105- 109

Fazit

Das Thema „Lernen“ wird in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen und ein entscheidender Faktor in der digitalisierten VUKA-Welt mit all den Unsicherheiten und Unvorhersehbarkeiten sein. Wer eine gute Selbstlernkompetenz besitzt und fähig ist, sich jederzeit neues Wissen aufzubauen, flexibel auf Schwierigkeiten zu reagieren und seine Kompetenzen weiterzuentwickeln, kann besser mit den rasanten Veränderungen der heutigen Zeit mithalten. Wichtig ist es auch, nie die eigene Motivation zu verlieren, um sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. All diese Kompetenzen werden im Rahmen eines Fernstudiums benötigt und trainiert, denn eigenständig einen Zugang zum persönlichen Lernprozess zu finden, ist manchmal gar nicht so leicht. Es braucht Mut, Durchhaltevermögen und Flexibilität, um neue Lernstrategie auszuprobieren. So manches Mal müssen die Ziele oder der Weg dahin angepasst werden, ohne zu viel Zeit zu verlieren oder gar die ganze Organisation umzuwerfen. Das Fernstudium kommt zu den alltäglichen Aufgaben hinzu, so dass unvorhersehbare Störungen der Studienplanung zum Leben eines Fernstudenten gehören.
Insgesamt sind Fernstudierende gut auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereiten, da sie die benötigten Kompetenzen während ihres Studium erwerben bzw. ausbauen und diese kontinuierlich anwenden. Neue Herausforderungen im (Berufs-)Leben stellen keine unüberwindbaren Schwierigkeiten dar, da Fernstudierende genügend Erfahrungen bei der eigenständigen Suche und dem Ausprobieren von Lösungswegen mitbringen. 

Literaturverzeichnis

Alonso, G., Blumentritt, M., Olderog, T., Schwesig, R. (2017) Strategien für den Lernerfolg berufstätiger Studierender. AKAD University Edition. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17530-6_2

Bockhorni, M., Beauchamp, C. (2019) Erfolgreich als Online-Marketing-Manager . Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27069-8_4

Foelsing, J., Schmitz, A. (2021) New Work braucht New Learning. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32758-3_5

Nikodemus, P. (2017) Lernprozessorientiertes Wissensmanagement und kooperatives Lernen. AKAD University Edition. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17681-5_2

Oelker, B. (2022) Selbstgesteuertes Lernen und Kollaboration – Schlüsselkompetenzen für das Arbeiten im digitalen Wandel. In: Knackstedt, R., Sander, J., Kolomitchouk, J. (eds) Kompetenzmodelle für den Digitalen Wandel. Kompetenzmanagement in Organisationen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-63673-2_6

Schäfer, E. (2021) Das Konzept des lebenslangen Lernens. In: Blum, U., Gabathuler, J., Bajus, S. (eds) Weiterbildungsmanagement in der Praxis: Psychologie des Lernens. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-62631-3_2

Bildnachweis

Geralt (2018) Fähigkeiten-Können-Kompetenzen: pixabay. Zugriff am 25.05.2022 über https://pixabay.com/de/photos/f%c3%a4higkeiten-k%c3%b6nnen-kompetenzen-3368051/

References

References
1 Vgl. Schäfer, E. (2021), S. 19- 49
2 Vgl. Alonso, G. et al. (2017), S. 3- 25
3 Vgl. Bockhorni, M./ Beauchamp, C. (2019), S. 123- 142
4 Vgl. Schäfer, E. (2021), S. 17- 46
5 Vgl. Foelsing, J./ Schmitz, A. (2021), S. 105- 185
6 Vgl. Oelker, B. (2022), S. 117- 152
7, 9 Vgl. Alonso, G. et al. (2017), S. 105- 109
8 Vgl. Nikodemus, P. (2017), S. 17- 81

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