By Published On: 15. März 2023Categories: Psychologie

Bei dem letzten Fußballspiel der Saison steht es 2:2. Die Mannschaft blau braucht noch ein Tor, um den Aufstieg zu erlangen. Das Publikum fiebert mit. Kurz vor Ende weist Mannschaft rot eine Unfairness bezüglich der Spielweise vor. Dies führt dazu, dass die Mannschaft blau kein Tor mehr erzielen kann und damit resultierend nicht aufsteigt. Das Team verlässt den Platz mit einer sichtbaren Wut, der Puls ist gestiegen und sie empfinden Traurigkeit.

Definition von Emotionen und deren Funktion  

Zur Verdeutlichung des Verständnisses bezüglich Emotionen soll eine Definition von Egloff (2009) angeführt werden: „Emotionen haben die Funktion, den Organismus in Handlungsbereitschaft zu versetzen, denn sie lösen auf einer subjektiv-gefühlsmäßigen und einer physiologischen Ebene Reaktionstendenzen im Verhalten aus und regulieren somit Verhaltensweisen.“(Burk/Fahrner, 2020, S. 114). Durch diese Erläuterung wird deutlich, dass Emotionen die Aufgabe haben, den Körper in Leistung zu setzen beziehungsweise Einfluss darauf haben. Emotionen unterliegen einigen Funktionen, die uns antreiben oder hindern können. Was bedeuten Emotionen im Sport?

Klassifikation von Emotionen


Das subjektive Erleben beschreibt das Ausdrücken von Emotionen anhand von Wörtern. Physiologische Merkmale umfassen die Veränderungen an dem Körper. Durch Aufregung steigt z.B. der Puls. Die letzte Klassifikation bezieht sich auf den Verhaltensaspekt. Hierbei sind Emotionen deutlich sichtbar an unserem Körper wie beispielsweise durch unsere Mimik (Hänsel et al., 2022, S. 63–65).

Emotionen im Sport 

Emotionen zeigen sich im Sport durch mehrere Varianten. Zum einen sind Emotionen bei dem*der Sportler*in sichtbar sowie zum anderen bei dem Publikum bzw. Fans. Sportliche Leistungen sind immer mit vielen Emotionen in Verbindung. Das Publikum fiebert mit und empfindet bei einer Niederlage Enttäuschung und Wut. Beispielsweise zurückblickend auf die WM 2014, als Mario Götze in der 113. Minute ein Tor erlangte und damit Deutschland zum Sieg führte. Die Zuschauer*innen empfanden viele positive Emotionen (Schüler et al., 2020, S. 236). Auf der anderen Seite bestehen die Sportler*innen selbst. Durch diese tritt eine Einflussnahme auf die physiologische Erregung der Muskulatur auf (MEYER, 2020, S. 82).

Hierbei erfolgt eine Unterscheidung in positive und negative Emotionen (Alfermann/Stoll, 2007, S. 65). Hanin formulierte 2000 dazu, dass negative Emotionen im Sport nicht bedeuten, dass diese ein Hemmnis darstellen, um Leistung zu erbringen. Genauso meinen positiven Emotionen nicht, dass die Leistung im Sport gefördert wird (Burk/Fahrner, 2020, S. 115).

Daneben differenziert Hanin 2000 hinsichtlich der Leistung noch zwischen funktionalen und dysfunktionalen Emotionen. Daraufhin fand eine Entwicklung des Konzeptes Individual Zone of Optimal Functioning (IZOF) statt. Es soll der bestmögliche Zustand Ermittlung finden. Dazu nahm Hanin Listen mit Emotionen und eine Aufführung der Leistungen. Anschließend wird ein Vergleich von dem Zustand vor dem Start der guten und schlechten Spieler*innen analysiert. Anknüpfungen an das IZOF zeigen in Sichtweise auf Verletzungen beim Sport, dass ein positiver funktionaler Zustand vor dem Start nicht eine gute Leistung im Wettkampf bringt. Es erfolgt ebenso eine Erhöhung der Gefahr, sich im Wettkampf zu verletzen (Dimitriou/Ring-Dimitriou, 2019, S. 22–23).

Verbindung zwischen Emotionen und sportlicher Leistung

Um den Zusammenhang zwischen Emotionen und einer sportlichen Tätigkeit aufzuzeigen, liegen verschiedene Ansätze vor.

Eines davon ist das Mental-Health-Modell (auch „Eisbergprofil“) und wurde 1979 von Morgan veröffentlicht. Aussage hierbei ist, dass ein direkter Zusammenhang zwischen positivem Befinden der Sportler und Sportlerinnen und den Leistungsfähigkeiten sowie dem Erfolg steht. Um das Befinden herauszufinden, setze Morgan zur Messung das Profile of Mood States (POMS) ein. Dies zeichnet sechs differente Stimmungen ab: Depression, Spannung, Ärger, Müdigkeit, Verwirrung und Tatendrang. Anhand von Untersuchungen wurde erwiesen, dass Athleten und Athletinnen, welche sich durch Erfolg auszeichneten, deren Profil der Stimmungen ähnlich wie ein Eisberg sich abbildeten. Genau dies belegte eine Metaanalyse von Rowley 1995: gute Absolvierungen gehen mit geringerer Spannung, Müdigkeit und mehr Tatendrang einher (Hänsel et al., 2022, S. 74).

Das EASI-Modell (Emotions As Social Information) beinhaltet die sozialen Funktionen der Emotionen. Dabei werden grundsätzlich zwei Prozesse unterschieden. Diese gliedern sich in einen schlussfolgernden und affektiven Prozess. Schlussfolgernde Prozesse bewirken, dass die beobachtende Person die Emotionen des Gegenübers annimmt und das eigene Selbst dementsprechend anpassen kann. Affektive Prozesse beschreiben, dass eine beobachtete Emotion sich auf das eigene Selbst überträgt. Welcher der beiden Prozesse letztendlich umgesetzt wird, geschieht in Abhängigkeit der unterschiedlich auftretenden Situationen.  Im Anschluss wird für ein besseres Verständnis das EASI-Modell aufgeführt (Schüler et al. ,2020, S. 248).

Das EASI-Modell im Sport  

(Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an: Schüler/Wegner/Plessner, 2020, S.249)

In der Abbildung wird der beschriebene Ablauf anhand eines Elfmeterschießens dargestellt. Durch eine Studie wurde eine Vorhersage mit dem EASI-Modell bestätigt. Dadurch wurde erwiesen, dass Emotionen von Stolz sowie Scham eine unterschiedliche Wirkung auf Gegner*innen, aber auch Mitspieler*innen haben (Schüler et al., 2020, S. 248).

Effekte von Emotionen auf die sportliche Leistung

Das Auswirken der Emotionen wird dabei von jedem Sporttreibenden anders wahrgenommen. Für den einen ist die Emotion „Aufregung“ funktional, für den anderen dysfunktional. Eine andere sporttreibende Person empfindet diese Emotion neutral (Güllich, 2013, S. 303). Um die Wirkungen von Emotionen darzustellen wird das Mental-Health-Modell sowie das IZOF genutzt (Güllich, 2013, S. 296).

Der Emotion „Angst“ wird als Einzige eine nachteilige Auswirkung nachgesagt. Eine Bestätigung durch die Wissenschaft belegte diese Aussage. Das Vorhandensein von Angst führt auf eine schlechtere Leistung zurück (Hänsel et al., 2022, S. 83).

Fazit

Emotionen spielen eine große Rolle im Sport. Sie beeinflussen nicht nur die Leistungen der Sportler*innen, sondern stellen eine Hilfe für Sporttreibende dar. Je besser Emotionen einer Regulierung unterliegen, umso mehr kann die eigene Leistung versucht werden zu koordinieren. Deswegen ist es von Wichtigkeit aus der Sicht der Sportler*innen sich mit den eigenen Emotionen z.B. während einem Wettbewerb auseinanderzusetzten.


Quellenverzeichnis:

Alfermann, D./Stoll, O. (2007), Sportpsychologie. Ein Lehrbuch in 12 Lektionen, 2. Aufl., Aachen

Burk, V./Fahrner, M. (Hrsg.) (2020), Sportwissenschaft. Themenfelder, Theorien und Methoden, 2. Aufl., München

Dimitriou, M./Ring-Dimitriou, S. (Hrsg.) (2019), Der Körper in der Postmoderne. Zwischen Entkörperlichung und Körperwahn, Wiesbaden

Güllich, A. (2013), Sport. Das Lehrbuch für das Sportstudium, Berlin, Heidelberg

Hänsel, F./Baumgärtner, S. D./Kornmann, J./Ennigkeit, F. (2022), Sportpsychologie, 2. Aufl., Berlin, [Heidelberg]

MEYER, J. (2020), SPORT IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE. Losungsbuch, Aachen

Schüler, J./Wegner, M./Plessner, H. (Hrsg.) (2020), Sportpsychologie. Grundlagen und Anwendung, Berlin, Germany

Bildquelle:

Ferreira, J. (2022), Menschen Getranke Manner Frauen, in: https://www.pexels.com/de-de/foto/menschen-getranke-manner-frauen-14565749/ abgerufen am 14.03.2023

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