Einleitung
Das Thema Sterben ist heutzutage immer noch ein Tabu und der Gedanke an den Tod allzu oft mit Ängsten und Unsicherheit verbunden. Einige Menschen treffen jedoch für sich die Entscheidung, ehrenamtlich Sterbende im Hospiz zu begleiten. Diese Sterbebegleiter erfahren oft eine respektvolle Wertschätzung ihrer Arbeit, da diese allgemein als wertvoll und sinnstiftend angesehen wird. Dabei sind diese Begleitungen nicht nur Akt der Nächstenliebe oder gar wohlwollendes Aufopfern. Mitnichten. Es geht um Kommunikation auf Augenhöhe. Mitleid wird in diesem Umfeld ausgeschlossen, Mitgefühl ist aber absolut angebracht. Empathie spielt eine große Rolle, Rettung und Aufopferung hingegen keine.
Begleitungen im Hospiz
„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ (Cicely Saunders)
Eine Sterbebegleitung heißt sich einlassen. Einlassen auf den Menschen, der den Begleitenden in sein Zimmer lässt und damit in seine Privatsphäre. Es geht um Kommunikation auf verbaler Ebene mit aktivem Zuhören, d.h. Spiegelung von Gefühlen und Feedback, aber auch um nonverbale Kommunikation, d.h. um Beobachten, Fühlen und um Achtsamkeit im Moment. Der bleibenden Anzahl an Tagen wird durch die Betreuung eines interdisziplinären Teams von Ärzten, Psychologen, Seelsorgern (falls gewünscht) und Ehrenamtlichen eine möglichst hohe Lebensqualität mit Schmerzfreiheit, aber auch Wert und Würde bis zum Schluss ermöglicht. Palliativ Care spielt dabei eine Schlüsselrolle: dies als ganzheitlicher Ansatz zur Betreuung von Menschen am Lebensende. Der Begriff leitet sich dabei vom griechischen Wort „pallium“ ab, was Schutzmantel oder auch Umhüllung bedeutet. Dieses Konzept beinhaltet Schmerztherapie, psychologische Unterstützung, aber vor allem individuell angepasste Begleitung – je nach Lebensentwurf – mit hoher Selbstbestimmung bis zuletzt.
„Ein Klagelied ist ein Lied zum Zuhören, nicht zum Kommentieren.“ (Benny Anderson)
Aktives Zuhören ist die dabei eine hilfreiche Form der Zuwendung. Denn im Kern versteht keiner sein Leiden besser als der Leidende. Der gute Begleiter, egal ob Arzt oder Ehrenamtlicher, kommt zum Sterbenden mit leeren Händen. Er hält keine Instrumente mehr, hat sich von Vorurteilen gelöst, bringt keine Ratschläge. So ist er frei, einfach da zu sein für den Kranken. (Linus S. Geisler, 2005)
Der Sterbende mit seinen Bedürfnissen steht im Mittelpunkt. Elisabeth Kübler-Ross unterteilt den Sterbeprozess dabei in fünf Phasen in ihrem Werk „On Death and Dying“ (deutsch: „Interviews mit Sterbenden“). Die Phasen des Sterbeprozesses beinhalten dabei Verleugnung, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. (Kübler-Ross, 1997) Diese Phasen verlaufen nicht immer chronologisch, sondern können immer wieder auftauchen, teilweise auch zum gleichen Zeitpunkt, um dann wieder abzuebben.
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ (Paul Watzlawick)
Alles Verhalten ist Kommunikation, auch Schweigen und Reglosigkeit. Sobald Menschen zusammen sind und miteinander reden oder schweigen, gestikulieren oder reglos bleiben, stellt sich zwischen ihnen eine bestimmte Form der Kommunikation her. (IWAP-Qualifizierung zum ehrenamtlichen Hospizhelfer/Begleiter am Lebensende, 2012)
Angst vor eigenen Gefühlen beim Begleitenden wurden in der Ausbildung zum Sterbebegleiter verarbeitet. Falls sie kurz hochflackern sollte, liebevoll wieder verabschiedet und die gelernten Kraftquellen wieder angezapft. Der Moment zählt, die Sinne fühlen und übernehmen. Eine achtsame Massage mit ausgewählten, ätherischen Ölen im Rhythmus des Atems des Patienten kann in diesem Rahmen angeboten werden. Stille wird dabei nicht zum Feind, sondern zum Quell der Ruhe. Ganz nach Linus S. Geisler: „Die Zeit des Schweigens und die Zeit des Sprechens haben jeweils ihre eigene Stunde. Dies zu verkennen, kann verhängnisvoll sein. Im Zweifel hat zuhörendes Schweigen den Vorrang.“ (Linus S. Geisler, 2005)

Ausbildung zum ehrenamtlichen Begleiter von Menschen am Lebensende
Sterbebegleitung findet auf freiwilliger Basis statt. Nötige Voraussetzungen sind jedoch Volljährigkeit, eine stabile persönliche Lebenssituation nebst Abwesenheit einer Trauerphase oder einer emotional belastenden Situation, sowie vorhandene Motivation, Verfügbarkeit und die Bereitschaft, sich zu engagieren.
Seit 1992 bietet zum Beispiel der Verein Omega 90 in Luxemburg jährlich eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Begleiter an, um Menschen am Lebensende und ihre Angehörigen zu begleiten. Die Ausbildung dauert ein Jahr und beträgt mindestens 160 Stunden (theoretische und praktische Kurse). (Omega 90 asbl, 2025a)
Um die Begleitung von Menschen am Lebensende weiter zu unterstützen, wurde im Bereich der Grossregion im Jahr 2009 das Projekt Interregionale Weiterbildungsakademie Palliative Care (IWAP) eingeführt, um drei operative Partner in diesem Bereich zu verbinden: Omega 90 asbl (Luxemburg), LAG Hospiz Saarland e.V., sowie der Caritasverband Westeifel e.V. Das Projekt kam nach fünf Jahren leider zum Abschluss, da die Co-Finanzierung im Dezember 2013 endete. Die drei operativen Partner beschlossen daraufhin, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen, allerdings – wegen des Wegfalls der finanziellen Mittel – in einem wesentlich reduzierten Umfang. Es ging vor allem darum, die während der fünfjährigen Projektzeit erarbeiteten Errungenschaften zu bewahren, weiterhin interregionale Fortbildungen anzubieten, in Kontakt zu bleiben für den professionellen Austausch und gemeinsam Aktionen im Bereich Palliative Care zu organisieren. (Omega 90 asbl, 2025b).
Zusammenfassung
Sterbebegleitung im Ehrenamt ist mehr als nur eine Aufgabe, denn sie ist ein Ausdruck gelebter Menschlichkeit, der das Leben und die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ehrenamtliche Sterbebegleitung ist dabei ein unverzichtbarer Bestandteil einer mitfühlenden und solidarischen Gesellschaft, in der jeder Mensch ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben bis zuletzt führen kann. Im Rahmen eines interdisziplinären Teams übernehmen ehrenamtliche Begleiter einen Teil dieser wichtigen Arbeit und tragen somit zur Entlastung von Pflegenden und Angehörigen bei.
Weitere Finanzierungen in Projekte, wie das der Interregionalen Weiterbildungsakademie Palliative Care, würden, meiner Meinung nach, die Qualität dieser ehrenamtlichen Begleitungen durch einheitliche Standards, interregionale Zusammenarbeit und ein breiteres Bildungsangebot weiter verbessern. Das Thema Tod könnte so weiter enttabuisiert, sowie die Qualität der Sterbebegleitung ausgebaut werden.
Literaturverzeichnis
IWAP-Qualifizierung zum ehrenamtlichen Hospizhelfer/Begleiter am Lebensende. (2012). Kommunikation.
Kübler-Ross, E. (1997). On Death and Dying. Scribner.
Linus S. Geisler (2005, 11. November). Kommunikation mit Sterbenden: Zwölf Leitgedanken. Heinrich-Böll-Stiftung NRW. Workshop anlässlich der Tagung ‚Das Sterben in die Mitte holen‘.
Omega 90 asbl. (2025a). Ausbildung zum ehrenamtlichen Begleiter von Menschen am Lebensende. Verfügbar unter: https://www.omega90.lu/p/59/1. Abgerufen am 25.07.2025.
Omega 90 asbl. (2025b). IWAP – Interregionale Weiterbildungs-akademie Palliative Care. Verfügbar unter: https://www.omega90.lu/p/143/1. Abgerufen am 25.07.2025.
Bildquelle
Titelbild von truthseeker08, Titel: Hand in Hand, Hospice, Patient image. Veröffentlicht am 26. September 2016. Abgerufen am 26.07.2025. Auf pixabay unter: https://pixabay.com/photos/hand-in-hand-hospice-patient-1686811/ Lizenzzusammenfassung: https://pixabay.com/de/service/license-summary/.
Textbild von truthseeker08. Titel: Hospice, Care, Elederly image. Veröffentlicht am 20. Oktober 2016. Abgerufen am 10.08.2025. Auf pixabay unter: https://pixabay.com/photos/hospice-care-elderly-old-1750928/ Lizenzzusammenfassung: https://pixabay.com/de/service/license-summary/.