By Published On: 12. Februar 2024Categories: Gesundheit

Wer kennt ihn nicht, diesen Zustand von Müdigkeit, Erschöpfung oder Antriebslosigkeit gepaart mit dem Gefühl, dass alles gerade ein Bisschen zu viel ist. Gleichzeitig besteht ein hoher Termindruck und der Wunsch, möglichst alle Aufgaben in gewohnter Leistungsstärke zu absolvieren. Pausen sind das erste, was im vollen Tag gekürzt wird – es bleibt höchstens noch die Verabredung zum Rennradfahren mit den Kumpels, das gibt immer noch so einen Kick, dieses sich gegenseitig anspornen. In dieser Situation kommt die Werbung für ein Getränk genau richtig, was Müdigkeit und Schlappheit beseitigen und sogar Körper und Geist zu Höchstleistungen bringen soll. Das klingt doch perfekt – oder etwa nicht?

In diesem Beitrag geht es um Energydrinks: Wie sind sie zusammengesetzt, damit sie ihre erwünschte Wirkung haben und was sind die Gefahren des regelmäßigen Konsums?

Die Inhaltsstoffe von Energydrinks und wie sie wirken

Energydrinks sind Getränke, die je nach Fabrikat überwiegend Koffein in Kombination mit anderen Inhaltsstoffen wie Aminosäuren, Zucker oder Zuckerersatzstoffe, Guarana, B-Vitamine, L-Carnitin, Ginseng und pflanzlichen Substanzen enthalten (1). Koffein ist eine psychoaktive Substanz und wird der Gruppe der Psychoanaleptika zugeordnet, da sie in kleinen Dosierungen verabreicht zu einer zentralen Erregung führt (2). Die Hauptwirkung von Koffein zeigt sich im zentralen Nervensystem an der Hirnrinde und am Hirnstamm. Dies führt dazu, dass Müdigkeit verschwindet, die geistige Aufnahmefähigkeit sowie die Denk- und Merkfähigkeit gesteigert wird. Weitere Effekte sind in einer Zunahme der Herzleistung, Blutdruckerhöhung und einer Weitung der Bronchialgefäße zu bemerken, was eine allgemeine körperliche Leistungssteigerung zur Folge hat. Guarana wird aus der südamerikanischen Guaranapflanze gewonnen und besteht aus Koffein und koffeinverwandten Inhaltsstoffen (3).

Weitere Bestandteile von Energydrinks sind Aminosäuren wie z.B. Taurin. Taurin wirkt als Neurotransmitter und spielt eine Rolle bei der Entwicklung des zentralen Nervensystems. Es konnte nachgewiesen werden, dass Taurin in Kombination mit Koffein dessen Wirkung verstärkt. Darüber hinaus wirkt Taurin auf den Blutzuckerspiegel und den Wasserhaushalt (3).

Eine amerikanische Studie zu den häufigsten Inhaltsstoffen von Energydrinks kam zu dem Ergebnis, dass B-Vitamine überwiegend in Form von Vitamin B6, B3, B12 und B5 vorkommen (4). Diese Vitamine beeinflussen zahlreiche wichtige Stoffwechselfunktionen wie z.B. kardiovaskuläre Prozesse, Sehfähigkeit, Zell- stoffwechsel, Immunsystem, kognitive Funktionen oder Verdauungsvorgänge.

Ginseng und andere pflanzliche Substanzen wie z.B. Gingko werden häufig hinzugefügt und sie wirken verstärkend auf den Koffeineffekt. Zucker oder Zuckerersatzstoffe sind in großen Anteilen vorhanden und dienen der raschen Energiemobilisierung (4).

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die wachmachenden, leistungssteigernden Effekte von Koffein bei der Zusammensetzung von Energydrinks im Vordergrund stehen, was durch die Beimischung ähnlich wirkender Substanzen erweitert bzw. verstärkt wird.

Verbreitung von Energydrinks

Die Popularität und das Konsumieren von Energydrinks nimmt seit Jahren stetig zu. Lag der weltweite Umsatz des österreichischen Herstellers Red Bull im Jahr 2000 noch bei rund 800 Millionen Euro, war er im Jahr 2022 auf rund 9,7 Milliarden Euro angestiegen (5). Ein anderes Zahlenbeispiel aus den USA zeigt den Umsatzzuwachs bei Energydrinks von 2,8 Billionen US Dollar im Jahr 2015 auf 12 Billionen US Dollar im Jahr 2020 (4). Beworben werden Energydrinks häufig mit anreizenden Werbestrategien, welche beispielsweise Sportveranstaltungen und Musikfestivals mit den propagierten Wirkungen in Verbindung bringen (6). Die Website des Herstellers Red Bull (7) rückt z.B. Berichte über Extremsport, Autorennen oder Joggen im Wald in den Vordergrund und weckt somit Assoziationen zu sportlicher, aktiver und angesagter Lebensweise. Der Drink wird laut Website bei Spitzensportlern, beim Studieren, bei stark fordernden Berufen und bei langen Autofahrten geschätzt. Laut einer amerikanischen Erhebung sind neben diesen Zielgruppen allerdings immer mehr Kinder und Jugendliche Hauptkonsumenten von Energydrinks (4). In einer deutschen Studie von 2019 mit 6900 Schülern zwischen 9 und 19 Jahren gaben knapp 62% an, schon einmal Energydrinks konsumiert zu haben (1).

Können Energydrinks der Gesundheit schaden?

Ja, das können sie. In medizinischer Fachliteratur finden sich zunehmend Berichte über Krankheitsbilder und Notfälle, die mit dem Konsum von Energydrinks in Verbindung gebracht werden (3). Problematisch ist selten die alleinige Koffeinmenge in einer Dosis Energydrink – in Deutschland enthalten die meisten Energydrinks die zugelassene Höchstmenge von 32mg/100ml, was ungefähr der Koffeinmenge in 250ml Kaffee entspricht. Allerdings haben die übrigen Inhaltsstoffe oftmals eine additive Wirkung, was im Zusammenhang mit Alkohol, Partydrogen oder sonstiger Medikation zu einer übermäßigen Verstärkung führt (3).

Die gesundheitlichen Folgen können vielfältig sein, auch in Abhängigkeit von der Häufigkeit des Konsums: Unruhe, Angstzustände, Schlafstörungen, Atemnot, Brustschmerzen, hoher Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern,  Herzstillstand, Hirninfarkte, epileptische Anfälle, Hepatitis oder psychische Störungen (3). Es wird vermutet, dass der im Verhältnis zum täglichen Bedarf oftmals überdosierte Gehalt an B-Vitaminen einer Portion Energydrink das Auftreten von Leber- und Nervenschädigungen begünstigt (6).

Besonders in Bezug auf den weit verbreiteten Konsum von Energydrinks unter Kindern und Jugendlichen ist Vorsicht geboten. Negative Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Funktion wie z.B. Kammerflimmern und Rhythmusanomalien werden von Ärzten beobachtet sowie Unruhe, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erschöpfung (1,8). In dieser Altersgruppe kann sich ein zu hoher Koffeinkonsum besonders dann auswirken, wenn bisher noch keine Gewöhnung an regelmäßigen Gebrauch stattgefunden hat (3).

Fazit

Die zunehmende Beliebtheit und Verbreitung des Konsums von Energydrinks ist offensichtlich. Durch ansprechende, einen aktiv-sportlichen Lebensstil propagierende Vermarktung werden vor allem junge Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche angesprochen. Es klingt ja auch verlockend, wenn es nur durch ein Getränk möglich sein soll, Geist und Körper zu beleben (7) und die Leistungsfähigkeit trotz eventueller Müdigkeit maximal zu steigern.  

Fachleute fordern eine bessere Aufklärung über Inhaltsstoffe und Wirkweise von Energydrinks, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen (1). Zudem wäre es problemlos möglich, auch in Deutschland unterstützende Maßnahmen zu ergreifen, welche den Konsum allgemein aber auch unter Kindern und Jugendlichen im speziellen einschränken können. Länder wie Lettland und Litauen haben den Verkauf von Energydrinks an Minderjährige verboten, in Schweden ist der Konsum unter 15  Jahren untersagt und in Dänemark gilt ein generelles Verkaufsverbot von Energydrinks (1,8).

Zudem wäre wünschenswert, dass Profisportler und Veranstalter von Sportevents sich ihrer Verantwortung stärker bewusst sind (8) und durch entsprechendes Verhalten der anreizenden und dominanten Marketingstrategien der Energydrinkhersteller eine klare Haltung entgegensetzen.

Literaturverzeichnis:

1. Galimov A, Hanewinkel R, Hansen J, Unger JB, Sussman S, Morgenstern M. Energy drink consumption among German adolescents: Prevalence, correlates, and predictors of initiation. Appetite. 1. August 2019;139:172–9.

2. Lüllmann H, Mohr K, Wehling M. Pharmakologie und Toxikologie. 15. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag Stuttgart; 2003.

3. Knapp J, Zylla M, Schaper A, Michalski D, Hartwig S, Bernhard M. Energydrinks in der Notfallmedizin –  verleihen nicht nur Flügel. Notf Rettungsmedizin. 1. August 2018;21(5):383–94.

4. Jagim AR, Harty PS, Barakat AR, Erickson JL, Carvalho V, Khurelbaatar C, u. a. Prevalence and Amounts of Common Ingredients Found in Energy Drinks and Shots. Nutrients. Januar 2022;14(2):314.

5. Statista [Internet]. [zitiert 19. Dezember 2023]. Umsatz von Red Bull weltweit bis 2022. Verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/257243/umfrage/umsatz-von-red-bull/

6. Wolk BJ, Ganetsky M, Babu KM. Toxicity of energy drinks. Curr Opin Pediatr. April 2012;24(2):243–51.

7. Red Bull [Internet]. 2024 [zitiert 22. Dezember 2023]. Red Bull verleiht Flügel – RedBull.com. Verfügbar unter: https://www.redbull.com/de-de

8. Oberhoffer FS, Bienenstein E, Li P, Jakob A, Hermann M, Dalla-Pozza R, u. a. Energydrinks und ihre Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Funktion bei Kindern und Jugendlichen. Monatsschr Kinderheilkd [Internet]. 28. Juni 2023 [zitiert 14. Dezember 2023]; Verfügbar unter: https://doi.org/10.1007/s00112-023-01791-x

Bildquelle: https://unsplash.com/de/fotos/silhouette-der-person-TzVN0xQhWaQ

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