Wenn man das Wort Leistungssport hört, denken wahrscheinlich viele Menschen in Deutschland direkt an Fußball. Profifußballer sind Teil eines Millionengeschäfts und müssen weder während noch nach ihrer Karriere an der Tischkante nagen. Doch in Randsportarten reichen die Gehälter meistens nicht aus, um nach der Karriere ein sorgenfreies Leben zu führen, außer man gewinnt eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen und wird mit Werbeverträgen überschüttet, so wie Usain Bolt.
Wer sich näher mit der Belastung eines Leistungssportlers auseinandersetzt erkennt vor allem zwei Kernpunkte. Das sportliche Training auf Spitzenniveau einhergehend mit intensiver körperlicher Betätigung ist einer der Kernpunkte. Ein anderer ist die athletische Ausbildung und die Entwicklung sportartenspezifischen technisches Könnens, dass nebenbei bemerkt eine intensive Investition von Lebenszeit erfordert.
Wer selbst den Weg vom Hobbysportler zum Leistungssportler gegangen ist weiß, dass man viele Dinge in seinem Leben streichen, beziehungsweise vernachlässigen muss. Dazu zählen Partybesuche, Freizeitaktivitäten mit Freunden und die Urlaubsplanung leidet auch darunter. Stattdessen sind viel Schlaf, gesunde Ernährung und ein immenser Trainingsaufwand mit dem nötigen Ehrgeiz angesagt.
Man könnte meinen, dass die Anforderungen des Leistungssports ganz andere sind, als die des Studiums. Der Sport fordert körperliche Leistung, während das Studium eher nach akademischen Werten fragt. Wird die Situation allerdings aus einer anderen Perspektive betrachtet, fällt auf, dass es zahlreiche Gemeinsamkeiten gibt. Die Kategorien Leistungsbereitschaft und Zielorientierung sind wichtige Erfolgsgaranten, welche sowohl im Sport als auch im Studium zu finden sind. Das Streben nach der Bestleistung ist wohl die größte Gemeinsamkeit eines Studenten und eines Sportlers.[1]
Das bin ich
Um diesem Blog eine klarere Sicht auf den Spagat zwischen Leistungssport und Studium zu geben stelle ich mich kurz vor. Was mich betrifft, mein Name ist Leonie Fiebich, ich bin 20 Jahre alt und Profibasketballerin für den TSV Wasserburg in der 1. Bundesliga. Zusätzlich laufe ich außerdem regelmäßig mit dem Adler auf der Brust für die Nationalmannschaft auf. Ich verbringe mein Leben mit Basketball seitdem ich 5 Jahre alt bin, habe für Deutschland in jeder Jugendeuropameisterschaft gespielt und bin außerdem mittlerweile auch Teil der Damennationalmannschaft. Kurz und knapp, mein Leben hat sich schon immer um den Basketball gedreht.
Den etwas leichteren Spagat zwischen Leistungssport und Schule habe ich mit solidem Erfolg gemeistert und mein Abitur bestanden. Danach musste ich mir überlegen, wie ich meine berufliche Zukunft gestalten will. Denn wenn man dann wirklich im Profisport angekommen ist, wird es wichtig sich Gedanken über die Karriere nach der Karriere zu machen.[2] Basketball ist im Gegensatz zu Fußball in Deutschland eine Randsportart und besonders der Damenbasketball ist in Deutschland ein Gebiet, welches keine große Aufmerksamkeit generiert. Ich kann von meinem jetzigen Gehalt meinen Lebensunterhalt bezahlen und vielleicht am Jahresende in den Urlaub fahren. Aber ausgesorgt, so wie viele NBA Stars wie Stephen Curry, Dirk Nowitzki oder andere Sportler wie Christiano Ronaldo und Roger Federer habe ich nicht. Deswegen ist es für mich von großer Bedeutung neben meiner sportlichen Karriere ein zweites Standbein mithilfe eines Studiums aufzubauen. Ich hatte verschiedene Möglichkeiten an einer Universität zu studieren. Zum Beispiel wurden mir mehrere Stipendien an Universitäten in Miami, Florida und Oregon angeboten, die ich allerdings alle ablehnte. In den USA haben Sportarten wie Basketball und Football einen anderen Stellenwert als in Deutschland, denn dort besteht die Möglichkeit den Sport an erste Stelle zu stellen und die schulische Ausbildung danach auszurichten. Das klingt verlockend, aber für mich war dies keine Option, denn ich habe einen anderen Weg gefunden mein Studium mit dem Profisport zu verbinden.
Ich habe mich bewusst gegen ein Studium an einer Universität mit vorgegebenen Präsenzzeiten entschieden, da ich meine basketballerische Zukunft höchstwahrscheinlich im Ausland verbringen werde. Dies ist allerdings nur ein Grund für meine Entscheidung an der SRH Fernhochschule zu studieren. Das Fernstudium ermöglicht es mir flexibel zu lernen und mir meine Zeit, die ich für das Studium investiere, effektiv einzusetzen. Mein Alltag enthält zwei Trainings pro Tag, die meistens zwei bis drei Stunden dauern, dazu kommen Sponsorenveranstaltungen und Behandlungen auf der Physiobank. Nicht zu vergessen sind die ausgebuchten Wochenenden, die durch Reisen durch das komplette Land ausgefüllt sind, weil Auswärtsspiele mit Bussen bestritten werden. Man könnte sagen der Tag eines Profiathleten ist gefüllt, aber dennoch finde ich Zeit mir neues Wissen anzueignen und dieses anschließend in Prüfungen oder Hausarbeiten anzuwenden. Dieses bringt mir einige Vorteile, wie zuvor erwähnt, der Aufbau eines zweiten Standbeins, damit ich nach meiner Karriere einen Weg finden kann, meinen Lebensunterhalt zu bezahlen. Außerdem kann die Karriere durch eine schwerwiegende Verletzung ein schnelles Ende haben und die Realität tritt schneller ein, als man denkt. Aktuell bringt mir das Fernstudium Abstand zum Sport. Es ist ein ständiges geben und nehmen, denn der Sport macht den Kopf frei vom Lernen, aber das Studium macht den Athleten fit und frei im Kopf und nebenbei auch strukturierter und ausgeglichener im Alltag.
Das Fernstudium in Verbindung zum Profisport fordert ohne Frage hohe Energie, viel Aufwand, aber besonders viel Ehrgeiz. Dennoch ermöglicht mir diese Doppelbelastung meinen Traum zu leben und nach meiner Karriere nicht mit leeren Händen dazustehen.
Die optimale Unterstützung der Professoren macht es möglich sich Inhalte des Studiums leichter anzueignen. Außerdem war für mich die zahlreichen Standorte, die die Fernhochschule anbietet, ein weiterer wichtiger Faktor, denn so muss ich mir keine Gedanken um den Standort meines Vereins machen.
Schlussendlich bin ich mit meiner Wahl an der SRH Fernhochschule zu studieren glücklich und freue mich auf die nächsten Herausforderungen in meinem Studium und auf dem Basketballfeld.
Wenn auch du Leistungssportler bist und Lust hast nebenbei zu studieren, wage den Schritt und trau dich den Spagat zu machen. Mit ein bisschen Übung wird es funktionieren!!
[1] vgl. Schneider und Wendeborn, S.181.
[2] vgl. BENCKER 2018, S. 6.
Literatur
Bencker, J. & Boehle, P. & Schwethelm, P. (2018). Profi sein – Nicht nur im Sport + Ereference. Verlag: Springer
Schneider, A. & Wendeborn, T. (2019). Spitzensport und Studium: Herausforderungen und Lösungsansätze zur Ermöglichung dualer Karriere.