By Published On: 5. Juni 2024Categories: Soziales


Die demografische Bevölkerungsstruktur ist in Deutschland wie nie zuvor im Wandel. Der Geburtsrückgang in den vergangenen Jahrzenten steht der steigenden Lebenserwartung entgegen. Das Generationsverhältnis ist in Ungleichgewicht zu Lasten der jüngeren Bevölkerungsgruppe. Dies hat auch negative Auswirkung auf die Erwerbstätigenquote. Ausbildungsplätze können nicht mehr nachbesetzt werden, es herrscht Fachkräftemangel (Arenberg, 2018, S. 1, 2).

Die Entwicklung des demografischen Wandels in Deutschland

Die Anzahl der Menschen im voranschreitenden Alter steigt weiter an, während die jüngere Bevölkerungsgruppe weiter schrumpft. Jede fünfte Person in Deutschland ist heute älter als 66 Jahre und jede zweite Person ist älter als 45 Jahre. Wie in der folgenden Abbildung zu sehen ist, bildeten im Jahr 1990 Personen zwischen 20 und 35 Jahren die größte Altersgruppe.  Diese Generation bildet noch heute die größte Altersgruppe, diese Personen sind allerdings älter geworden. Im Jahr 1990 lag die Anzahl der Personen über 70 Jahre bei 8 Millionen, wohingegen im Jahr 2022 bereits 14 Millionen Personen das Alter von 70 Jahren überschritten haben. Zudem wird deutlich, dass sowohl Frauen als auch Männer ein deutlich höheres Lebensalter erreichen als früher (Statistisches Bundesamt, 2023).

Altersaufbau der Bevölkerung 2022 im Vergleich zu 1990
Quelle: Statistisches Bundesamt (2023)

In den letzten Jahren hat sich die Zuwanderung in Deutschland erhöht, welche dazu beigetragen hat, dass sich die Bevölkerung in Deutschland etwas verjüngt hat. Seit 2010 sind mehr Menschen nach Deutschland zugewandert, als aus Deutschland ausgewandert sind. Die Zuwanderer waren überwiegend Personen jüngerem und mittlerem Alter. Auch ist verzeichnet, dass im letzten Jahrzehnt 11,3% mehr Kinder in Deutschland zur Welt kamen als im Jahrzehnt zuvor. Diese Entwicklung mildert jedoch den demografischen Wandel nur leicht ab, denn trotz dieser Zunahme besteht noch immer ein großes Geburtendefizit, welches ein Risiko für die Zukunft Deutschlands darstellt (Statistisches Bundesamt, 2023).

Risiken des demografischen Wandels

Die oben beschriebene Entwicklung des demografischen Wandels beeinflusst verschiedene Bereiche der Wirtschaft in Deutschland. Besonders der Pflegesektor steht vor der Herausforderung die immer mehr steigende Nachfrage der Pflege mit den immer weniger auf den Markt verfügbaren Pflegekräften zu stillen. Prognosen geben an, dass auch der Versorgungsauftrag in stationären Einrichtungen zunehmen wird. Eine Ursache dafür ist die steigende Lebenserwartung. Auch wenn die Pflegeprävalenz konstant bleibt, der Anteil der alternden Bevölkerung ansteigt, ergibt sich dennoch im Allgemeinen einen Anstieg der Pflege- und Krankenleistung. Eine weitere Ursache ist die Familienkonstellation, die sich immer mehr verändert. Während früher die Eltern und Großeltern von Familienmitgliedern zuhause gepflegt wurden, werden diese immer mehr in Pflege- und Altersheimen untergebracht (Pfeiffer, 2018, S. 5-8).

Eine große Herausforderung ist zudem die Finanzierung der Rentenversicherung. Aufgrund des aktuellen demografischen Wandels nimmt die Anzahl der Rentner*innen zu sowie deren Lebenserwartung, wohingegen sich die Anzahl der Steuerzahler*innen verringert. Auch werden die ausgezahlten Renten mit den Jahren immer weniger, obwohl alles teurer wird.

Laut der heutigen Rentenberechnung würde eine Person mit einem Jahresdurchschnittsgehalt von ca. 43.142 €, welche 45 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt hat, am Ende umgerechnet nur ungefähr 1.620 € brutto Rente erhalten. Davon werden dann zusätzlich noch Steuern abgezogen. Viele Renten liegen zudem noch weit darunter (Hempel, 2023). Immer mehr Rentner*innen sind daher von Altersarmut betroffen.

Auch für viele Unternehmen kann die Entwicklung des demografischen Wandels einen langfristigen Fachkräftemangel bedeuten. Die Anzahl der in Rente gehenden Personen ist höher als die Anzahl der nachkommenden Nachwuchskräfte. Unternehmen müssen immer mehr miteinander um neue Mitarbeiter konkurrieren. Unternehmen mit besseren Konditionen können ihre Stellen besser besetzen. Andere Unternehmen, die es sich wirtschaftlich nicht leisten können, ihre Konditionen sowie Gehälter und Löhne zu erhöhen, werden es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben neue Arbeitnehmer zu gewinnen.

Maßnahmen die ergriffen werden können, um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken

Der demografische Wandel ist eine Entwicklung. Diese passiert nicht von heute auf morgen. Die Unternehmen haben Zeit, sich darauf vorzubereiten und sich mitzuentwickeln. Unternehmen können sich Konzepte erarbeiten, Arbeitsprozesse durch Digitalisierung und voranschreitender Technologie zu optimieren, sodass die Arbeit auch mit weniger Personal geschafft werden kann. Auch können Unternehmen die Preise ihrer Dienstleistung erhöhen, um höhere Einnahmen zu generieren, welche in Arbeitskräfte investiert werden können (Brunow & Garloff, 2011, S. 96, 97).

Auch strebt die Politik an, den ansteigenden Fachkräftemangel in Deutschland durch gezielte Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte zu kompensieren. Die Blue Card soll besonders den Hochqualifizierten einen besseren Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen (Ristau-Winkler, 2015, S. 24).

Um die Rentenfinanzierung sicherzustellen ist eine Reform des aktuellen Rentensystems erforderlich. Laut Bundessozialgerichtspräsident Schlegel reiche die Anhebung des Renteneintrittsalter auf 67 Jahren langfristig nicht aus, weshalb eine weitere Anhebung auf 70 Jahren in Diskussion steht. Durch die längere Lebenserwartung beziehen die Rentner immer länger Rente. Demnach soll ein Anstieg der Lebenserwartung zugleich zu einem Anstieg des Renteneintrittsalters führen. Ein weiterer Ansatz wäre, dass alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen. Aktuell sind bestimmte Erwerbstätige noch immer versicherungsfrei oder von der gesetzlichen Rentenversicherung befreit. Wenn diese Gruppe ebenfalls in die Rentenkasse einzahlen würde, könnte dadurch das Rentensystem weiter stabilisiert werden (Hempel, 2023).

Ein weiterer Ansatz wäre, die Geburtenrate zu erhöhen und zugleich eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen, um so den Eltern, insbesondere den Müttern, einen besseren und schnelleren Berufseinstieg zu ermöglichen. Hierfür muss besonders die Kindertagesbetreuung vom Staat ausgebaut werden. Auch die Unternehmen müssen flexibler agieren und die Arbeitszeitwünsche der Mütter verwirklichen. Dafür muss sowohl von der Politik als auch von den Unternehmen eine bessere Grundlage für Familien geschaffen werden (Ristau-Winkler, 2015, S. 18-20).

Fazit

Es werden jetzt schon vielfältige und umfassende Maßnahmen ergriffen, um den demografischen Wandel in Deutschland entgegenzuwirken. Dazu zählen die Förderung der Familienpolitik sowie die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch wird durch die Zuwanderungspolitik versucht, den Fachkräftemangel zu reduzieren. Dennoch bleibt die demografische Herausforderung bestehen, da insbesondere die Geburtenrate noch immer niedrig ist und die Bevölkerung weiterhin altert. Daher bedarf es weiterer Anstrengungen und innovativer Lösungsansätze, um langfristig den demografischen Wandel erfolgreich bewältigen zu können.


Literatur

Arenberg, P. (2018). Age Diversity in Organisationen als Ressource zur erfolgreichen Adaption an den demografischen Wandel. In SRH Fernhochschule (Hrsg.). Demografischer Wandel – Aufbruch in eine altersgerechte Arbeitswelt (S. 1-12). Springer: Wiesbaden.

Brunow, S., Garloff, A. (2011). Arbeitsmarkt und demografischer Wandel. IAB-Forum 2/2011. S. 92-97.

Hempel, K. (2023). „2030 wird es heftig“. Aufgerufen am 01.04.2024. Verfügbar unter https://www.tagesschau.de/inland/rente-bundessozialgericht-praesident-101.html

Pfeiffer, S. (2018). Commitment in der stationären Krankenpflege. Wiesbaden: Springer.

Ristau-Winkler, M. (2015). Fachkräfte dringend gesucht – von der Engpassanalyse zur erfolgreichen Sicherung. In W. Widuckel, K. de Molina, M. J. Ringlstetter & D. Frey (Hrsg.). Arbeitskultur 2020 – Herausforderungen und Best Practices in der Arbeitswelt der Zukunft (S. 13-26).  Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Statistisches Bundesamt (Destatis) (2023). Mitten im demografischen Wandel. Aufgerufen am 21.01.2024. Verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/demografie-mitten-im-wandel.html

Titelbildquelle

Bild von TaniaVdB (2017). In Pixabay. Aufgerufen am 27.12.2024. Verfügbar unter https://pixabay.com/de/photos/menschengruppe-menschen-gruppe-2471124/

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