By Published On: 25. Februar 2022Categories: Wiki

Auf dem Weg zur Gleichstellung von Mann und Frau in Unternehmen gibt es oft viele Hindernisse. Und nicht immer sind dabei Männer, die die die Schuld tragen. Nicht allzu selten kommt es zu Mobbing von oben von Frauen gegen Frauen. Dabei scheint es doch gerade zu ironisch, dass Frauen in Führungspositionen, die auch einen nicht so leichten Weg gehen mussten, das Aufsteigen weiblicher Nachwuchskräfte behindern und sich gegen Maßnahmen zur Gleichstellung stellen. Aber wie genau kommt es dazu?

Das Bienenkönigin-Syndrom

In den letzten Jahren ist eines der wichtigsten gesellschaftlich-politischen Ziele die Gleichstellung von Mann und Frau. Dabei ist interessant zu beobachten, dass erfolgreiche Frauen, die in Führungspositionen sind und in männer-dominierten Organisationen arbeiten, die Förderung weiblicher Nachwuchskräfte eher untergraben, als dass sie dazu beitragen (Derks et al., 2011, S.519-520). Dieses Phänomen wird auch „Bienenkönigin-Syndrom“ genannt. Die Bezeichnung kommt daher, dass die Bienenkönigin in der Tierwelt nach der Geburt alle ungeborenen Geschwister, die auch das Amt annehmen könnten, tötet (Matschke, 2017, o.S.). Der Begriff der Bienenkönigin tauchte das erste Mal 1974 in der Literatur auf und wird nun zunehmend öfter in den Medien diskutiert.

Bienenköniginnen lassen sich mit Alpha-Männern gleichsetzen. Sie sind durchsetzungsstark, risikofreudig, und engagiert. Sie unterstützen auch andere erfolgreiche Menschen. Jedoch bleibt die Unterstützung für die aus, die ihnen nicht ähnlich sind. Und beid er Bienenkönigin sind das Frauen, die ihre Familie an erste Stelle stellen. Sie wollen somit nicht „typisch weiblich“ sein (Faniko et al., 2016, S. 903-913).

Wie drückt sich das Bienenkönigin-Syndrom aus?

Es kann zum einen durch subtile Signale der Abgrenzung von anderen Frauen geschehen, oder durch eine äußerst starke maskuline Selbstpräsentation. Dies geschieht deshalb um sich von dem „typisch weiblichen“ Bild der Frau abzugrenzen und so für andere stark und erfolgreich zu wirken. Zum anderen kann es auch zu einem aktiven Stützen von sexistischen Hierarchien kommen und so kann es dazu führen, dass Frauen selbst die Gleichstellung in ihrem Unternehmen erschweren (Gerpott & Lanwehr, 2021, o.S.). Hinzu kommt, dass sie das Bestehen von Geschlechterdiskriminierung leugnen und die unfairen Strukturen innerhalb der Organisation nicht sehen wollen. Bienenköniginnen bezweifeln das Engagement von anderen und legen dabei besonders hohe Maßstäbe an, wobei sie sie auch nicht unterstützen (Maschke, 2017, o.S.). Sie distanzieren sich von der sozial entwerteten Gruppe der Frauen, indem sie besonders die Unterschiede zwischen sich und den anderen Frauen hervorheben. Damit werten sie sich und ihre Arbeit durch den Vergleich auf (Kurmeyer, 2018, S.271)

Was steckt dahinter?

In den 1990er Jahren wurde die Ursache für dieses von der „typischen Frau“ abweichende V erhalten noch vor allem bei den Frauen selbst gesucht. Es wurden ein geringes Selbstwertgefühl oder besonders traditionelle Rollenvorstellungen bei diesen Frauen als Ursache für das non-konforme, feindselige Verhalten gegenüber anderen Frauen vermutet (Cowan et al, 1998). Mittlerweile wird das Verhalten der Bienenköniginnen häufig so interpretiert, dass Frauen in professionellen Kontexten nicht solidarisch untereinander sind oder sein können, sondern ihre herausgehobene Stellung als einzige weibliche Führungskraft unter Männern als Alleinstellungsmerkmal behalten möchten (Gerpott & Lanwehr, 2021)

Ellemers vertrat bereits 2001 die These, dass das „Bienenkönigin-Syndrom“ vielmehr als eine Reaktion auf die Bedrohung der sogenannten „sozialen Identität“ der beschriebenen Frauen betrachtet werden müsse. So wie es auch als eine Reaktion auf ein besonders diskriminierendes Arbeitsumfeld gesehen werden könne (Ellemers, 2001). Frauen, die in männlich geprägten Arbeitsfeldern tätig sind und eher aus rollenkonformen Verhältnissen kommen, entfernen sich von den identitätsstiftenden Umgebungen. Sie erleben in ihrer Position eine Bedrohung ihrer sozialen Identität und eine Entwertung ihres Geschlechts. Somit können die gültigen Verhaltenserwartungen an Frauen wie beispielsweise Empathie und Fürsorge nicht mehr erfüllt werden, da sie sonst nicht den Rollenerwartungen einer Führungsposition entsprechen würden. Somit verhalten sie sich lieber „männlich“ und werden deshalb nicht mehr als „weiblich“ gesehen (Kurmeyer, 2018, S. 272; Ellemers, 2001).

Neuen Studien zufolge hat Derks eine zentrale Hypothese aufgestellt: Wenn Frauen im Arbeitsumfeld erhöhte geschlechterspezifische Diskriminierung erleben und negativen Vorurteilen gegenüber Frauen ausgesetzt sind, kommt es zu einer Assimilation und sie passen sich dem Team an, um so nicht weiter aufzufallen oder herauszustechen. Sie attribuieren sich selbst als männlich leistungsstark und diskreditieren andere Frauen dabei. Dies geschieht deshalb, da der Wunsch zur Zugehörigkeit der Gruppe so groß ist und sie sich so von der diskriminierten Personengruppe distanzieren können (Derks et al., 2011).

Fazit

Das Phänomen des Bienenkönigin-Syndroms beschreibt also das untypische Verhalten von Frauen in Führungspositionen gegenüber weiblichen Nachwuchskräften. Dabei bezieht es sich auf die negativen Aspekte wie beispielsweise, dass sie nicht für die Gleichstellung sind und andere Frauen nicht unterstützen, die nicht die gleichen Ziele oder Prioritäten haben. Dies geschieht dadurch, dass sie durch die immer noch vorherrschenden traditionellen Rollenbildern nicht als „typisch weiblich“ gesehen werden wollen und sich somit immer mehr als „männlich“ attribuieren und auch die „typisch männlichen“ Verhaltensmuster in Führungspositionen annehmen. Somit gehören sie mehr zur Gruppe der Erfolgreichen und Starken, als zu der diskriminierten Gruppe der „schwachen“ Frauen.

Quelle Beitragsbild:

https://pixabay.com/de/photos/biene-insekt-sonnenblume-gelb-1948684/

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